Die scharlachrote Blume /The Scarlet Pimpernel (1934)
Engländer rettet auf dem Höhepunkt der Französischen Revolution die dortigen Aristokraten vor der Guillotine. Seine Frau weiß zunächst nichts von seiner geheimen Identität. Handelt sich um einen Tonfilm. In dieser Frühzeit der ersten Talkies kam es leider mehrfach vor, dass die Filme zwar gesprochene Dialoge, dafür aber überhaupt keinen Soundtrack hatten. So auch hier. Wie sehr ich die Musik in dem Medium vermisse wenn sie mal nicht da ist, und wie viel die Kompositionen eigentlich zur Unterhaltung beitragen können, obwohl die Untermalung manchmal nahezu unbemerkt bleibt, wurde mir hier nochmal besonders deutlich. Bei Frankenstein (1931) hat das Fehlen noch ganz gut geklappt bzw. fiel nicht so sehr ins Gewicht, weil es zur Gruselstimmung passte. Aber einem Streifen, der als Abenteuer-Drama gilt, schadet das meiner Ansicht nach leider massiv.
Ist aber nicht so, als hätte der Film nicht noch genug andere Probleme. Ich hatte nach der Beschreibung irgendwie einen Swashbuckler erwartet, aber habe leider keinen bekommen. So absolut gar nicht. Es gibt keine Action, kaum Spannung, und der Spaßfaktor wird klein geschrieben. Ein Großteil der Spielzeit besteht lediglich aus langen und ehrlich gesagt meist langweiligen Dialogen unter Aristokraten im Inneren von schicken Gebäuden in England. Das heißt, die Handlung findet nichtmal hauptsächlich dort statt, wo es aufregend werden könnte >_> Teilweise kommt es eher rüber wie ein Theaterstück, und ich hasse es, wenn alte Filme in diese Richtung gehen und die Möglichkeiten des Kinos nicht zu nutzen wissen! Zumal es doch so viele gibt, die das bereits in den 20ern besser gemacht haben. Also nun eher Drama als Abenteuer. Ehrlich, wenn ich die Wahl habe, dann bevorzuge ich visuell geprägte Stummfilme mit toller Musik gegenüber solch trägem Dauergelaber ohne jede Originalität.
Zu allem Überfluss sind die meisten Charaktere auch ziemlich unsympathisch oder blieben zumindest für mich recht uninteressant. Die Story dreht sich quasi völlig darum, wie alle versuchen herauszufinden, wer sich hinter der Gestalt des "Scarlet Pimpernel" verbirgt. Das Publikum weiß aber längst bescheid, also wen kümmert's? Das gäbe ne brauchbare Nebenhandlung ab, aber bitte nicht als Hauptgang. Das Konzept verspricht so viel mehr. Warum nicht mehr todgeweihten Adel in Nacht und Nebel aus dem von Robespierre & Co kontrollierten Paris retten, mit fiesen Schurken an jeder Ecke und dem Helden dicht auf den Fersen? DAS hätte der Fokus sein sollen. Am Ende wird The Scarlet Pimpernel etwas besser, mit einer gestellten Falle und Konfrontation zurück in Frankreich, aber bis dahin war mir längst die Lust und Aufmerksamkeit vergangen. 5/10
Harakiri /Seppuku (1962)
Ein älterer Ronin kommt zum Anwesen eines Feudalherren und erbittet einen ehrenvollen Platz, um rituellen Selbstmord begehen zu können. Aber als der Ronin Fragen über einen jungen Samurai stellt, der dort eine Weile zuvor angekommen sein soll, nehmen die Ereignisse eine unerwartete Wendung. Der Ronin wirkt gefasst, doch verfolgt er eigene Absichten. Nach und nach entblättert sich in erzählten Rückblenden die bemerkenswerte Vorgeschichte, was später in einem stylishen Gemetzel gipfelt ^^ Der Film war gut, aber meiner Meinung nach nicht so ultramega unendlich awesome wie so ziemlich jeder sagt.
Schöne Tragödien-Story mit Mysterium und wie erwähnt packendem Showdown. Die Schauspieler sind vortrefflich, besonders die Hauptrolle. Visuell beeindruckt Harakiri mit einigen toll komponierten Bildern, vieles ist sehr geradlinig und minimalistisch gehalten, was eine ganz eigenartige Stimmung erzeugt. Der Film ist extremst dialoglastig! Wenn man dann noch Untertitel lesen muss, kann das echt anstrengend werden. Ich hab in diesem Fall jedoch nicht grundsätzlich was gegen das langsame Tempo und das viele Gelaber, so lange noch das Rätsel besteht und man die Hintergründe erfahren möchte. Doch schon vor Ablauf der Halbzeit ahnt man ziemlich genau, was Sache ist (natürlich haben wir es hier mit einer Rachegeschichte zu tun, das seh ich nichtmal wirklich als Spoiler, aber die korrekten Vermutungen gingen noch weit darüber hinaus), und daher hätte ich mir im späteren Verlauf etwas mehr Eile gewünscht, um das Drama und die Spannung zu erhöhen.
Sehenswerte Charakterstudie mit einer Handvoll erinnerungswürdiger Szenen. Angenehm auch, wie Harakiri mit den weit verbreiteten Klischeevorstellungen ehrenhaft-edler Samurai aufräumt. Allerdings sollte man für den Streifen ein wenig Geduld mitbringen. 7/10
Je nach dem, mit welchem Gerät man schaut, verschieben sich die Beiträge stark, sodass sie manchmal aussehen wie eine Wall of Text, weil man die Zeilenumbrüche nicht mehr erkennen kann. Denke, ich werde ab jetzt mehr volle Absätze machen, also ganze Zeilen freilassen, damit es angenehmer zu lesen ist. Habe damals darauf verzichtet, weil ich eine klare Abgrenzung zwischen Reviews wollte, sodass der Text zu einem Film zusammenklebt. Aber seit ich die Forenfunktion mit der horizontalen Linie entdeckt habe, hat sich das im Grunde erledigt. Ja, ich bin komisch.
Hey danke, das weiß ich zu schätzen
Als nächstes habe ich mir Notizen zu gut einem Dutzend weiterer Stummfilme gemacht, die ich hier eigentlich noch irgendwann verbraten wollte. Darunter auch ein paar echte Entdeckungen imho ^^ Schade, dass es so gut wie keine Antworten zum Thema gibt. Über Rückmeldungen freue ich mich immer. Wenn ohnehin kein Interesse besteht, werde ich das Projekt demnächst wohl einmotten und nur noch für mich selbst, ohne Rezensionen, die Liste updaten.