Frankenstein und Frankensteins Braut habe ich beide ja schon auf Seite 1 dieses Threads besprochen und kann ich nur nochmal jedem wärmstens ans Herz legen. Filmgeschichte pur mit den ganzen unendlich oft kopierten, kultigen Szenen, das sollte eigentlich jeder Fan von Sci-Fi, Fantasy oder Horror mal gesehen haben. Da ich in letzter Zeit aber noch ein paar weitere Universal Monster Filme begutachten konnte und auch in Zukunft noch einige vor mir habe, gibt es einiges nachzuholen.

Generell gilt für die Reihe, dass sie trotz des Alters imho sehr zugänglich ist. Die Filme gehen so gut wie nie länger als 80 Minuten, die meisten sogar nur gut ne Stunde, weil die Kinobetreiber damals so viele Vorstellungen am Tag wie möglich unterbringen wollten. Das heißt, in der Zeit, in der man sich einen der heutigen Streifen reinzieht, könnte man auch gleich zwei oder sogar drei Grusel-/Monsterfilmklassiker abchecken und entsprechende cineastische Bildungslücken schließen. Ich hoffe mit ein paar der nachfolgenden Beispiele zu zeigen, dass das ganz und gar nicht langweilig ist, sondern überaus unterhaltsam sein kann ^^

Theoretisch startete die Reihe schon mit Stummfilmen in den 20ern, aber so richtig rund ging es erst mit den viel bekannteren und populäreren Tonfilm-Sachen ab den 30er Jahren, auf die ich mich hier konzentriere und von denen noch heute viele recht beliebt sind. Gab auch eine Handvoll Crossover, die das Ganze mehr oder weniger lose zu einer Franchise verwebten, die Universal ja aktuell und in den kommenden Jahren nach mehreren gescheiterten Versuchen wiederbeleben möchte. Mit Alex Kurtzman als Schirmherr haben sie sich dafür meiner Meinung nach nur leider wieder genau den falschen ausgesucht, zumal der schon das selbe Vorhaben mit The Amazing Spider-Man vergeigt hat. Aber ich schweife ab...



Dracula (1931)
Von Dracula (englische Fassung), den ich vor ca. zwei Jahren zum ersten Mal sah, war ich sehr enttäuscht, was mich ziemlich überrascht hat. Von so einem ruhmreichen Klassiker, mit Bela Lugosi in der unsterblichen Hauptrolle, hab ich mehr erwartet. Handwerklich bzw. filmisch fühlte sich das viel zu sehr nach Theaterstück an, die Einstellungen komplett statisch, die Szenen zu langgezogen. Die meiste Zeit sitzen die Charaktere bloß zusammen und unterhalten sich ruhig. Nur wenig Spannung oder Dramatik, und natürlich erst recht keine Action. Um ehrlich zu sein, ich hab mich gelangweilt. Die spanische Variante soll im Großen und Ganzen der gleiche Film mit anderen Schauspielern sein - die selben Sets wurden verwendet sofort nachdem die englischsprachige Crew sie benutzt hat; Schnitt, Kamera und Pacing sind angeblich etwas besser, der Dracula-Darsteller kommt dafür aber nicht ansatzweise an Lugosi heran. Hab mal kurz reingeschaut aber war es mir nicht wert, den quasi komplett nochmal zu gucken. 5/10 Punkte von mir. Schade.


Der Unsichtbare /The Invisible Man (1933)
Hat mir gut gefallen. Wusste vorher gar nicht, was ich davon zu erwarten hatte. Geschichte basiert auf einem Roman von H. G. Wells - ein Wissenschaftler findet eine Möglichkeit, unsichtbar zu werden, aber kann sich nicht mehr in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen und wird allmählich verrückt und mordlustig, sodass er von Polizei und Bevölkerung gejagt wird. Der Absturz in den Wahnsinn wurde nett dargestellt, am Anfang hat man noch gewisse Sympathien für die Titelfigur, die eigentlich nur wieder normal werden möchte, aber das ändert sich mit der Zeit. Außerdem für 1933 sehr gute Tricktechnik! Einzig die grell kreischende Gastwirtin war ultra-nervig (gespielt von Una O'Connor, die schon in Frankensteins Braut eine ähnlich ätzende Rolle hatte), aber da sie nicht soo viel Screentime einnimmt, kann man leicht darüber hinwegsehen. 7/10


Der Wolfsmensch /The Wolf Man (1941)
Ein pragmatischer Mann kehrt aus den USA in seine Heimat zurück, wo er von einer seltsamen Kreatur attackiert und mit einer Art furchtbaren Krankheit infiziert wird, während er versucht, eine junge aber bereits verlobte Frau zu umwerben. Sein aufgeklärter Verstand sagt ihm, dass Werwölfe nicht existieren, aber wie sonst sind die schrecklichen Vorfälle zu erklären, in denen er der Täter zu sein scheint? Hach, wunderbarer Film. Ähnlich wie bei Frankenstein lohnt sich das alleine schon um zu erfahren, wo viele spätere Horror-Klischees eigentlich herkommen (obwohl das nicht der erste große Mainstream-Film mit diesem Thema war, diese Ehre geht wohl an "Werewolf of London", den Universal bereits 1935 drehte, aber der deu~tlich schwächer sein soll). Fahrende Zigeuner, nebelige Wälder, perfekt. Dazu ein tragischer Protagonist, in den man sich hineinversetzen und mit dem man mitfiebern kann. Bela Lugosi hat eine kleine Nebenrolle als erster Überträger. Neben den ersten beiden Teilen der Frankenstein-Reihe finde ich The Wolf Man bis jetzt mit am besten was die Universal Monster angeht. 8/10


Die Mumie /The Mummy (1932)
Hmmm. Nicht schlecht, aber andererseits auch nicht das, was ich mir davon erhofft hatte. Unachtsame Archäologen wecken in Ägypten versehentlich eine uralte Mumie, welche einige Zeit später hinter einem Mädel her ist. Weil ...Reinkarnation und so Zeug. Der Film wird oft für seine traumartige, hypnotische Atmosphäre gelobt, und die kann ich dem Werk nicht absprechen. Aber wer Abenteuer und Spannung sucht, der ist hier leider falsch. Was das angeht spricht es schon für sich, dass Boris Karloff als Mumie fast die gesamte Zeit über unerkannt in menschlicher Gestalt rumrennt und somit nicht allzu viel Monster-Feeling oder Exotik reinbringen darf. Der Film ist langsam und wenig aufregend. Dafür ist Zita Johann als Helen Grosvenor /Ankh-es-en-amon aber verdammt hübsch anzuschauen -_^ Man muss halt wissen, worauf man sich einlässt. Als Übung in Stimmung funktioniert Die Mumie fabelhaft, aber das sollte imho nicht alles sein. 6/10


The Mummy's Hand (1940)
Besser! Der zweite Teil der Reihe, wobei es sich nicht um ein richtiges Sequel handelt. Zwar wird kurz etwas Stock Footage aus dem Vorgänger verwendet, aber inhaltlich hängen die beiden Filme eigentlich nicht zusammen - im Gegensatz zu den nächsten paar Fortsetzungen, die an The Mummy's Hand anschließen. Das Verrückte ist, dieser Film hat ein viel geringeres Ansehen als der obenstehende. Die Mumie hat bei IMDb derzeit eine Userwertung von 7,2 und The Mummy's Hand nur 6,1. Meiner Ansicht nach sollte es geradezu andersherum sein ^^ Der Grund ist simpel: Diesmal hab ich alles bekommen, was ich mir für einen Film mit jener Prämisse in jenem Setting gewünscht hatte. Oder um es anders auszudrücken: Hierbei spürt man deutlich, dass es sich um einen Ahnen des späteren Stephen Sommers Remakes von 1999 mit Brendan Fraser und Rachel Weisz handelt. Es gibt eine "richtige" Mumie (hier taucht auch zum ersten Mal in der Filmgeschichte das später so typische "Schlurfen" des bandagierten Monsters auf *g*), toll umgesetzt mit unheimlich-schwarzen Augen, und generell einfach viel mehr Abenteuerlust. Eine Expedition von ein paar mittellosen Archäologen-Glücksrittern, einer wehrhaften Lady und ihrem Showmagier-Vater ins Unbekannte, zur unberührten Grabstätte einer Prinzessin, während ein Geheimkult die Beteiligten auf Schritt und Tritt überwacht und das Vorhaben zum Scheitern bringen will. Das Erforschen unheimlicher Ruinen in der Wüste, versteckte Gänge, ein magisches Gebräu uvm., und das alles in nur 67 Minuten o_O
Wallace Ford als etwas pseudo-cooler Comic-Relief-Sidekick Babe Jenson kann ab und zu etwas störend rüberkommen, aber nie so sehr, dass man hofft, er wird das nächste Opfer. Es tut dem Film sogar richtig gut, dass jetzt ab und zu ein kleinwenig Humor rüberkommt. Naja, und der Anfang braucht ein wenig, um in Fahrt zu kommen. Ernsthaft, mehr Negatives fällt mir hierzu nicht ein. Mag sein, die Ausstattung und Kameraarbeit reicht nicht ganz an den Vorgänger heran, der sich stellenweise ein wenig kunstvoller und wertiger anfühlt. Aber das hier ist um ein Vielfaches unterhaltsamer, spannender und interessanter! The Mummy's Hand verdient mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung. Eine Schande, dass der im Gegensatz zu den vier oben beschriebenen nicht auf Blu-ray verfügbar ist. Es gab offiziell sogar nie eine Veröffentlichung in Deutschland! Ähm, ich meine, schon klar, zeitnah war das kurz nach 1940 ausgeschlossen, aber dass in den 75 Jahren danach nie jemand auf die Idee gekommen ist, wundert mich schon. 7/10


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So viel erstmal von den Monstern. Hier noch ein paar andere alte Schinken von leider eher zweifelhafter Qualität:


Invasion of the Saucer Men (1957)
Lame. Hatte das Bild der Aliens hier draus immer wieder in irgendwelchen B-Movie-Zusammenhängen aufgeschnappt und wollte endlich mal erfahren, worum es sich dabei eigentlich handelte. Dass ich kein Meisterwerk zu sehen bekäme war mir schon klar, aber die Außerirdischen, die ihre Opfer mit Injektionsfingernägeln stark alkoholisieren können (ja, richtig, WTF?) sind hier überhaupt nur gefühlte drei Minuten zu sehen, die meiste Zeit über langweilt die sich selbst nicht wirklich ernst nehmende Handlung mit von Erwachsenen missverstandenen Teenagern. Als Komödie nicht lustig, als Sci-Fi zu einfallslos. Plot holes und nervige Hauptfiguren. 3/10


Die Stadt unter dem Meer /The City Under the Sea /War-Gods of the Deep (1965)
So viel verschenktes Potential. Der Film startet ganz beschaulich und verspricht eines dieser angenehm altbackenen Sonntag-Nachmittag-aufm-Sofa-mit-der-Family Abenteuer zu werden, aber säuft dann schnurstracks ab. Als Problem sehe ich bereits, dass das unterirdische Reich hier kaum mehr als drei verschiedene Räume umfasst und deshalb einfach unschön anzuschauen ist. Wäre was ganz anderes gewesen, wenn man diesbezüglich wenigstens visuell etwas geboten bekommen hätte. Hinzu kommen grenzdebile Charaktere (besonders facepalm-würdig war Harold, der ständig ein Huhn mit sich herumschleppt, was wohl mal als liebenswerte Marotte gedacht war *rolleyes*), Dialoge die zu nichts führen in unnötig langen Szenen, und vor allem ein grausig-schlechtes Finale, in dem die Helden eine Viertelstunde lang (oder so) über den Meeresboden entkommen müssen, was allerdings dermaßen wirr gefilmt ist, dass man absolut nichts erkennen kann und spätestens da die Lust verliert. Bei alledem werden eigentlich ziemlich spannende Elemente einer Hintergrundgeschichte angeteasert, die aber überhaupt nicht näher gezeigt oder erläutert, sondern nur am Rande erwähnt werden. Diesen Schund konnte nichtmal der legendäre Vincent Price retten, hier zu sehen als größenwahnsinniger Herrscher und Captain Nemo für Arme. 3/10


Insel am Ende der Welt /The Island at the Top of the World (1974)
Disney-Realfilm-Abenteuer über einen Mann, der mit Hilfe eines französischen Luftschiffkapitäns und eines Wissenschaftlers eine Expedition in die Arktis unternimmt, um dort nach seinem verschollenen Sohn zu suchen. Angeblich gibt es dort einen Ort, an den die Wale zum Sterben kommen. Unterwegs nehmen sie einen ortskundigen Eskimo-Mann mit. Sie finden ein isoliertes grünes Tal, in dem noch immer eine Zivilisation von Wikingern lebt, und müssen alsbald mit dem Sohn und seiner Verlobten vor der meuchelwütigen Meute fliehen. Ewiges Eis, ausbrechende Vulkane mit Lavamassen, Killerwale, ein Luftschiff, Wikinger... Klingt alles toll, war aber nur mittelmäßig in der Umsetzung. Der Film hat zu viele Längen und macht zu wenig aus seinem interessanten Konzept. Für Fans von Jules Verne vielleicht trotzdem einen Blick wert. Einer dieser Fälle, wo ich mit dem Film zwar nicht so wirklich zufrieden war, aber mir vorstelle, dass ein modernes Remake der Hammer sein könnte. 5/10


Habt ihr irgendeinen dieser Filme schonmal gesehen?