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Deus
The Mummy's Curse (1944)

Fünfter und letzter regulärer Teil der Universal-Reihe. Wieder mit einem Flashback trotz Gesamtlänge von nur genau einer Stunde, auch wenn es nicht ganz so heftig war wie in The Mummy's Tomb. Entgegen meiner Erwartungen und anders als offenbar die meisten empfand ich den Film als minimalen Fortschritt gegenüber den letzten beiden. Das liegt einerseits am Setting in den Sümpfen, und andererseits daran, dass Konzept und Handlungsstruktur, wenn auch nicht wirklich neu, ein bisschen Variation gegenüber den vorherigen Geschichten aufweist. Bei einem Bewässerungsprojekt nahe Louisiana wird die Mumie Kharis wieder ausgebuddelt, und mit ihr taucht wenig später die wiedergeborene Mumien-Prinzessin Ananka zurück in normal-menschlicher Gestalt aber ohne Gedächtnis auf. Die dort lebenden Leute und Arbeiter nehmen sie kurzzeitig auf, doch wo immer sie hinkommt, Kharis folgt, will sie sich schnappen und hinterlässt dabei diverse Leichen ^^ Der altbekannte Priesterkult ist auch wieder zurück, und ein paar andere Typen mischen mit, die der Sache auf den Grund gehen wollen.
Nicht falsch verstehen: Gut war The Mummy's Curse sicher nicht. Auch waren einige Szenen viel zu dunkel, sodass man (erst recht in schwarz-weiß) kaum noch was erkennen konnte. Wenigstens die berühmte Auferstehung von Ananka, wie sie sich mit den Händen zuerst aus dem lockeren Erdreich schält, ist für damalige Verhältnisse ziemlich beeindruckend und stylish gemacht. Ach ja, fun fact: "Hand" spielte noch ungefähr zur Zeit seiner Entstehung, 1940. "Tomb" soll laut dem Film selbst 30 Jahre später stattfinden, "Ghost" ausgehend von den Angaben des Professors nur wenige Jahre danach. In "Curse" erfahren wir, dass seit den letzten Ereignissen weitere 25 Jahre vergangen sind, was bedeuten würde, dass dieser Film (von 1944) zwischen 1995 und ca. 1997 spielt
So viel zum Thema Continuity. Wundert mich nur, dass die diesmal noch nicht mit Raumschiffen durch die Gegend geflogen sind. 5/10
Abbott and Costello Meet the Mummy (1955)

Harmloser, aber auch belangloser Klamauk mit dem Comedy-Duo. Trotzdem will es schon was heißen, wenn sogar der offizielle Slapstick-Spoof der Reihe unterhaltsamer ist als die letzten drei richtigen Teile zusammen. Die Ausstattung ist bedeutend besser, die Sets sind nicht nur schick sondern auch erstaunlich zahlreich und abwechslungsreich! Keine Ahnung ob es davor nur an den schwierigen Umständen des Krieges lag und man jetzt, ein Jahrzehnt später, wieder richtig Geld ausgeben konnte, oder ob sich das Studio einfach weiterentwickelt hat. In jedem Fall gab es hier große Fortschritte bei den Äußerlichkeiten, sodass ich es schade finde, dass wir aus der Zeit nicht noch einen storymäßig ernstzunehmenden Mumienfilm mit entsprechend höheren Production Values bekommen haben. In der Handlung wird natürlich keines der alten Klischees ausgelassen. Bin ich eigentlich der einzige, bei dem Lou Assoziationen zu Patton Oswalt weckt? Nur komisch, dass er andauernd in die Kamera guckt. 6/10
Draculas Tochter /Dracula's Daughter (1936)

Direkte Fortsetzung von Dracula, die quasi fünf Minuten nach dessen Ende beginnt ^^ Bis jetzt bin ich mit Dracula ja nicht so recht warm geworden, aber was soll ich sagen, die offizielle Fortsetzung ist imho nicht nur überall sträflich unterschätzt, sondern auch besser als das Original selbst! Das hat besonders mit der originellen Grundidee ohne Literaturvorlage bzw. mit der neuen Hauptfigur zu tun. Während andere Sequels nur versuchen, den Vorgänger zu kopieren, trauen sich die Drehbuchautoren hier, andere Wege einzuschlagen und damit den Zuschauer zu überraschen. Denn Draculas Tochter alias Countess Marya Zaleska, gespielt von Gloria Holden, ist zwar gefährlich, aber auch durcheinander. Sie hatte gehofft, mit dem Tod ihres Vaters und dem Verbrennen seiner Leiche vom Fluch befreit zu sein, sie sehnt sich nach einem normalen Leben, aber leider dürstet es sie weiter nach Blut! Erlösung erhofft sie sich von dem Psychiater Jeffrey Garth, der zentralen männlichen Rolle. Das alleine macht sie als Protagonistin schon viel interessanter, es gibt einen inneren Konflikt. Wird aber noch besser: Der Film weist an einigen Stellen einen deutlich lesbischen Subtext auf, was eines der frühesten Beispiele für so etwas in dem Medium sein dürfte (zumindest definitiv wenn es um die Kombination mit Vampiren geht). Wobei die Gräfin durchaus an beiden Geschlechtern interessiert ist. Generell geht von der Geschichte eine subtile Erotik aus, zu der Holden maßgeblich beiträgt.
Draculas Tochter ist aber nicht der einzige spannende Charakter. Van Helsing ist auch wieder mit dabei, erneut gespielt von Edward van Sloan (der einzige, der noch aus dem ersten Teil geblieben ist). Der Vampir-Experte wird zu Beginn festgenommen, oben erwähnter Psychiater ist sein Freund und soll ihm aus der misslichen Lage helfen. Dann wäre da noch Sandor, der Diener der Gräfin. Der Hammer xD Sowas von trocken und negativ, stets mit versteinerter Miene, dass es schon wieder lustig ist. Die Sekretärin von Garth, die ständig streitlustig mit ihm flirtet und natürlich eifersüchtig auf seinen neuen aristokratischen Umgang ist, war darüber hinaus ganz süß.
Perfekt ist der Film allerdings nicht. Noch immer ist der Handlungsverlauf eher gemächlich und psychologisch-dramatischer Natur, wenn auch wesentlich angenehmer als im beweihräucherten Vorgänger. Aber warum nicht zusätzlich dazu noch auf mehr Horror und Action setzen (wie etwa bei Frankenstein)? Für das Finale geht es von London zurück nach Transsylvanien ins Schloss, und was eine epische Auseinandersetzung vor genialer Kulisse hätte werden können, wird in nur wenigen Minuten relativ schmucklos abgehandelt. Was passiert, ist immer noch cool und sehenswert, aber dafür hätten sie mehr Zeit investieren sollen, nicht nur für die vorangegangene Entwicklung einer Charakterstudie. Dafür, dass die Story so viele faszinierende Dinge und Fragen anreißt, bleibt sie uns viele Antworten schuldig. Gerne hätte ich auch mehr über Sandor erfahren oder einfach nur mehr von seinen zynischen Kommentaren gehört *g* Der Film dauert bloß 71 Minuten, da hätten ein paar mehr nicht geschadet, um all das weiterzuentwickeln. Dracula's Daughter hat anders als der Streifen von 1931 etwas Humor, der zwar eine willkommene Abwechslung bietet, aber nicht immer zündet und sich auch ein wenig mit dem ernsteren Selbsthass beißt, den die Titelfigur durchmacht.
Trotzdem war ich unterm Strich äußerst zufrieden und bin froh, den Film überhaupt doch noch geguckt zu haben. Hatte nicht erwartet, dass er mir gefallen würde. Weiß nicht, wie sehr die Zwangsthematik bei meinem Urteil mit hineinspielt, denn mit so einem Konzept kann ich was anfangen. Diesmal ist es erneut eine Schande, dass der Film nicht auf BD verfügbar ist. Hat die High Definition Behandlung meiner Auffassung nach weit mehr verdient als gewisse andere Werke. 7/10
Der Glöckner von Notre Dame /The Hunchback of Notre Dame (1923)

Stummfilm-Klassiker. Hmm. War davon jetzt nicht so begeistert wie beim Phantom der Oper. Einerseits wird man mit Charakteren überschüttet, die alle erstmal mühsam vorgestellt werden müssen, und dann fehlt es an Fokus in der Handlung weil so vielen davon einzelne Szenen gewidmet werden, anstatt das Ganze fließender zu gestalten und besser miteinander zu verbinden. Ich habe die Romanvorlage mal wieder nicht gelesen. Der Film hält sich offenbar wesentlich enger daran als beispielsweise der Disney-Animationsfilm, den hier mehr Leute kennen dürften. Aber ich sehe das als ein Beispiel dafür, dass es oft sinnvoll ist, bei der Übersetzung in ein anderes Medium bestimmte Dinge abzuändern oder zu vereinfachen. Gewundert hat mich vor allem, dass der von Lon Chaney in beachtlicher Aufmachung dargestellte Quasimodo verhältnismäßig wenig Screentime hat und über weite Teile der Geschichte kaum mal auftaucht. Viel mehr geht es um Esmeralda und ihr Schicksal. Der Film ist natürlich schon noch ne Glanzleistung, alleine bereits was die aufwändigen Kulissen und Kostüme angeht. Manche Szenen brennen sich auch irgendwie ins Gedächtnis ein, wie etwa der Glöckner am Pranger. Im Buch sterben sowohl Quasimodo als auch Esmeralda. In dieser Filmversion stirbt Quasimodo, aber Esmeralda überlebt und wird am Ende mit Phoebus wiedervereint. Gelungene Adaption aber gewiss nicht optimal gealtert und daher ggf. ein bisschen anstrengend. 6/10
Der Glöckner von Notre Dame /The Hunchback of Notre Dame (1939)

Gilt allgemein als die beste Verfilmung des Stoffes. Mit Dialogen, aber ohne Farbe :P Wurde zwar nicht von Universal sondern von RKO produziert, aber da es grade so gut reinpasst... Guter Film. Deutlich angenehmerer Umgang mit den Figuren bzw. durchdachter wirkendes Pacing als beim Obenstehenden, wenn man das denn überhaupt vergleichen kann. Charles Laughton, der hier souverän die Titelrolle übernimmt, kannte ich schon aus Meuterei auf der Bounty (1935er Version) und Unter schwarzer Flagge (1945) - komisch btw., hätte schwören können, die beiden Streifen hier irgendwo schonmal behandelt zu haben; muss dann wohl eher noch kurz vor der Threaderöffnung gewesen sein o_Ô Oh, und die immer willkommene Irin Maureen O'Hara, diesmal zu sehen als Esmeralda, ist natürlich auch stets ein Pluspunkt. Sie mag ich alleine schon, weil sie sich um so viel piratigen Kram wie Der Seeräuber (1942) oder Gegen alle Flaggen (1952) verdient gemacht hat.
Die Geschichte dürfte im Wesentlichen bekannt sein. Gefreut hat mich, dass sie dem Charakter Phoebus in dieser Version weit weniger Platz eingeräumt haben. Die erste Hälfte hat mir allerdings besser gefallen als die zweite. Am Anfang war es noch richtig aufregend, als würde man eine andere Welt kennenlernen. Besonders die Szenen im Wunderhof mit Gringoire und Clopin wirkten mehr wie aus einem waschechten Abenteuerfilm entsprungen, was ich super fand. Im späteren Verlauf kann sich die Handlung ein kleinwenig ziehen und ein paar kleinere Handlungsschnipsel kamen unsinnig rüber oder hätten eleganter gelöst werden können. Macht aber nix. Übrigens: Ähnlich wie im Disneyfilm überleben hier beide Hauptfiguren. Stimmt zwar versöhnlicher, aber aus dramaturgischer Sicht eigentlich eine verpasste Chance. Gibt sogar eine deutsche Veröffentlichung auf BD, die ich mir demnächst wahrscheinlich irgendwann zulegen werde. 7/10
Der Mann, der lacht /The Man Who Laughs (1928)

Wow, saugut! Der vorerst letzte Stummfilm, den ich hier behandeln werde (zumindest steht diesbezüglich sonst erstmal nichts mehr auf meiner Liste), aber vielleicht mein neuer Liebling was diese frühe Phase angeht! Mit dem Phantom der Oper auf jeden Fall mindestens auf einer Stufe. Wobei "stumm" nicht ganz stimmt, viel mehr fällt das Werk in die Übergangszeit und verwendet das Movietone Sound System, sodass auch ein Lied mit Gesang sowie Soundeffekte neben dem normalen musikalischen Score dabei sind. The Man Who Laughs vereint praktisch das Beste vom deutschen Expressionismus - Paul Leni führte Regie - und Hollywood.
Im England des ausgehenden 17. Jahrhunderts. Weil ein Adeliger sich weigert, König James die Hand zu küssen, wird er brutal hingerichtet und sein Sohn Gwynplaine von einer sadistischen Zigeunerpiratenkinderhändlerbande entstellt (that's a thing, apparently). Chirurgisch wird dem Kind ein ewiges breites Lachen ins Gesicht geschnitten! Als Zehnjähriger bleibt er zurück als die Peiniger im bitterkalten Winter mit dem Schiff ablegen. Er rettet ein Baby aus den Armen einer erfrorenen Mutter am Wegesrand und die beiden werden von einem gutherzigen Schausteller namens Ursus aufgenommen, bilden eine Art sonderbare Familie. Jahre später ist das Baby zur schönen aber blinden und zerbrechlichen Dea herangewachsen (Mary Philbin, die in Phantom der Oper bereits die Rolle der Christine Daae übernahm). Gwynplaine und Dea sind ineinander verliebt und fahren mit Ursus übers Land, treten zusammen auf. Der junge Mann mit der grotesken Fratze wird gar zu einer kleinen Berühmtheit, aber hat Komplexe gegenüber Dea wegen seines Aussehens. Die junge und sensationsgeile Aristokratin Josiana, die inzwischen den Besitz von Gwynplaines Vater übernommen hat, interessiert sich für ihn und bekommt bald darauf die Nachricht zugespielt, dass der rechtmäßige Erbe noch lebt. Da die inzwischen regierende Queen Anne ihr wegen einer Lappalie noch eins auswischen möchte, will sie die beiden zur Heirat zwingen...
Beschrieben wird der Film als "Romantic Melodrama", aber ich finde nicht, dass das The Man Who Laughs gerecht wird. Zwar gibt es darin auch so rührende Szenen wie diese, aber der Anfang war richtig düster-atmosphärisch in a gothic kind-of way (zieht euch zum Beispiel hiervon nur mal die ersten zwei Minuten rein!) und auch später gibt es diverse Stellen, die mehr was von einem skurrilen Horror-Swashbuckler haben. Sogar eine einzelne Einstellung mit Schwertkampf auf der Flucht, wünschte das hätten sie ausgebaut ^^ Generell ist die Grundidee aber echt abgefahren. Wann immer man das Gesicht sieht, und anhand der Situation erkennt, welche Emotionen eigentlich dahinterstehen, aber der Eindruck die ganze Zeit durch dieses Grinsen krass verzerrt wird, ist das schon einmalig und man weiß nicht ob man mitlachen oder mitweinen soll.
Fun Fact: Gwynplaines Aussehen war die Hauptinspiration für Batmans Erzfeind, The Joker
Food for Thought: Diese frühen Universal-Filme werden zwar oft zur Monsters-Metareihe gerechnet, aber genau genommen handelt es sich weder beim Glöckner, noch beim Phantom oder dem Lachenden Mann um übernatürliche Ungeheuer irgendeiner Art, sondern um tragische, entstellte Menschen. Hm. Außerdem wäre dieser Film perfekt geeignet für ein Remake von Tim Burton (dem Tim Burton, der es noch drauf hatte, meine ich)! Gab zwar ein französisch-tschechisches Remake von 2012, aber das taugt anscheinend nichts. Das Original gibts nicht auf BD :-/ 8/10
Grundsätzlich hier ein Tipp, wenn ihr euch für ältere Filme interessiert: Im gemeinnützigen Projekt Internet Archive, erreichbar unter der Adresse https://archive.org/, sind diverse Klassiker hochgeladen, die man dort kostenlos anschauen kann, weil deren Copyright längst abgelaufen ist. Darunter auch viele, die ich hier schon beschrieben habe.
Geändert von Enkidu (27.02.2017 um 06:17 Uhr)
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