It's HAMMER time!



Dracula /Horror of Dracula (1958)



So macht man Dracula! Quasi das komplette Gegenteil vom Universal-Original. Action und Spannung und Dramatik, nicht bloß bei den entscheidenden Konfrontationen zwischen Gut und Böse gemütlich im Wohnzimmer rumsitzen wie in dem sogenannten Klassiker! Die Story ist nicht so wirklich wie die Literaturvorlage, sondern hangelt sich lediglich grob an einigen Eckpunkten davon entlang. Es ist mehr eine eigene Geschichte, die sich verstärkt auf Van Helsing konzentriert. Zum Glück, denn Van Helsing rockt wie Bolle! Cushing, der spätestens jetzt zu einem meiner absoluten Lieblingsdarsteller aufgestiegen ist, spielt ihn exzentrisch, aber mit Charme und Würde, Entschlossenheit und Obsession - schlicht die beste Interpretation der Figur überhaupt. Aber auch Christopher Lees Blutsauger überzeugt. Er hat nicht allzu viel Screentime, aber dieser Dracula ist schnell und animalisch und den Leuten scheinbar immer einen Schritt voraus. Das macht die Handlung so fesselnd, weil man um die weiteren potentiellen Opfer bangt. Wenn der Graf erscheint, macht das Eindruck.
Überhaupt wird es niemals langweilig, immer passiert etwas und ein bedrohlicher Unterton bleibt permanent bestehen. Das Setting wurde stilvoll umgesetzt und ist teilweise äußerst atmosphärisch, das knappe Finale war saugeil. Bis jetzt der beste Dracula-Film, den ich gesehen habe. Hut ab! Eine BD-Veröffentlichung gibt es zwar in Schland, aber ist leider sowohl geschnitten als auch überteuert/vergriffen. Wäre zu überlegen, ob ich mir dafür die UK-Fassung kaufe. Wenn ich das richtig verstanden habe, kam Horror of Dracula schon leicht gekürzt ins Kino, aber die britische, restaurierte Heimvideo-Veröffentlichung hat im Gegensatz zu der deutschen die betroffenen zwei Szenen wiederhergestellt. 8/10




Dracula und seine Bräute /The Brides of Dracula (1960)



Wirkt insgesamt ein bisschen gemächlicher als der Vorgänger, vor allem am Anfang, aber immer noch ausgesprochen gut. Es dauert eine halbe Stunde, bis Van Helsing aufkreuzt - haha, aufkreuzt, get it? - Bis dahin handelt die Geschichte hauptsächlich von der jungen Lehrerin und weiblichen Hauptfigur Marianne und davon, wie der aktuelle Obervamp Baron Meinster befreit wird. Ja, richtig: Bis auf eine bloße Erwähnung zu Beginn taucht Dracula hier gar nicht auf und gilt zu recht als tot. Insofern ist der Titel mal wieder ein wenig irreführend, aber so lange der Inhalt was taugt, was soll's. In dem Zusammenhang soll es ein paar üble Banausen geben, welche diesen Teil nicht zur Reihe hinzurechnen, bloß weil Christopher Lee nicht mitspielt, was natürlich völliger Unsinn ist!
Helsing ist erneut total bad-ass, überhaupt ist es praktisch sein Film. Meine Lieblingsszene ist das späte erste Aufeinandertreffen zwischen ihm und Meinster. Dauert nichtmal eine Minute bevor letzterer entkommt, aber ist echt super, aufregend geschnitten und mit entsprechendem Soundtrack unterlegt. Die Sets und Umgebungen haben was, vor allem das Schloss; es wurde wunderbar mit Farben gearbeitet. Erwähnenswert ist außerdem der Höhepunkt in einer alten Windmühle voller Spinnweben, die auch noch in Brand gesteckt wird Brennende Windmühlen gehen bei mir spätestens seit Frankenstein immer. Die Fledermaus war das einzige, was zu billig aussah, ein wie an Fäden hängend wippendes Gummi-Tier, schade dass sie den Effekt nicht besser hinbekommen haben. Brides of Dracula kommt nicht ganz an den ersten Teil heran, der mir dann doch etwas zügiger und flüssiger vorkam. Das tut der Freude aber keinen Abbruch. War nach einer gewissen Warmlaufzeit ein richtig überzeugender Film, den ich nicht missen möchte! 7/10




Blut für Dracula /Dracula: Prince of Darkness (1966)



Entgegen der Warnung eines Mönchs, der sich ein wenig mit Vampiren auskennt, wollen zwei Paare, die Kent-Brüder Charles und Alan mit ihren Ehefrauen Diana und Helen, auf Bildungsreise das Schloss von Dracula besichtigen, das nur noch von einem merkwürdigen Diener instand gehalten wird. Dieser erweckt Dracula mit dessen übrig gebliebener Asche und vermengt mit dem Blut des getöteten Alan wieder. Da haben sie den Salat! Wären die vier Touristen nur mal nicht so neugierig gewesen. Die Frau des Ermordeten, Helen, verwandelt Dracula in eine weitere seiner Vampir-Bräute, das verbliebene Paar kann zu einem nahegelegenen Kloster flüchten, wo sie den Mönch vom Anfang wiedertreffen. Aber so leicht gibt sich der Graf nicht geschlagen, er will auch Diana für sich haben!
Hm. Beginnt hier schon der Abstieg? Ich fand das ehrlich gesagt relativ langweilig. Dracula tritt erst nach der ersten Hälfte in Erscheinung, wobei sich diese erste Hälfte fast mehr nach einer Haunted House Geschichte als nach einem Vampir-Abenteuer-Horror anfühlt. Die Handlung plätschert lange nur so vor sich hin und plötzlich ist ne Stunde vorbei, ohne dass wirklich viel passiert wäre. Manche Charaktere wie die weibliche Hauptrolle verhalten sich seltendämlich, und einige Nebenfiguren bleiben unheimlich blass (im übertragenen Sinne meine ich natürlich ) oder sind einfach nur nervig.
Es ist eine Sache, keinen Van Helsing mehr dabei zu haben (wenn man mal von einer kurzen Rückblende am Anfang mit Ausschnitten aus Horror of Dracula absieht, aber das zählt nicht), aber auf Lee als Blutsauger hatte ich mich ehrlich gefreut. Dieser hat jedoch nur minimale Screentime und überhaupt keine Sprechrolle bzw. Dialogzeilen bekommen! Ist also kaum zu sehen und bleibt in seinen wenigen Szenen diesmal auch noch komplett stumm. Lame. Das zuvor so beeindruckende visuelle Design ist nun erschreckend einseitig geworden, keine Spur von der schönen Gestaltung der Vorgänger mehr. Kein guter Film. 5/10




Draculas Rückkehr /Dracula Has Risen from the Grave (1968)



Wieder besser. Viel besser sogar! Dracula ist verdammt stinkesauer, weil sein Schloss dicht gemacht wurde mit einem "Absperrband" in Form eines fetten, goldenen Kreuzes. Jetzt will er sich an dem Geistlichen rächen, der es dort deponiert hat, indem er diesem in seine Heimatstadt folgt und die junge Nichte (glaube ich) des Monsignore zu seiner neuen Braut kürt. Die Handlung knüpft - wenn auch mit neuen Charakteren - dort an, wo der letzte Teil aufhörte: Dracula taut unweit des Ortes auf, wo er zuletzt ins Wasser gefallen ist. Die Reihe hängt also ausnahmsweise mal lose zusammen (yay!), und dieses Aufgreifen seines Abgangs und die anschließende Wiederbelebung wird uns in den folgenden Filmen noch häufiger begegnen.
In der Geschichte passiert auch mal was. Nicht ganz so spannend wie der erste Teil, aber immerhin. Viel besser als der dritte. Die Figuren sind interessant und weitgehend sympathisch, deren Nebenhandlungen, vor allem eine problematische Liebesgeschichte zwischen dem oben genannten Mädel und einem allzu ehrlichen Burschen, angenehm mit dem vordergründigen Geschehen verknüpft. Genau das ist doch der Punkt, der diese Filme gut machen kann, aber leider in vielen Fällen (siehe unten) nicht hinreichend beachtet wird! Um als Zuschauer in das Geschehen investiert zu sein, müssen einen die Charaktere kümmern, und das erreicht man nur, indem man sie entwickelt und ihnen etwas Platz einräumt. Apropos Platz, Christopher Lee in seiner Paraderolle hat diesmal ein bisschen mehr Screentime, ein paar überaus stylishe Auftritte, und vor allem darf er wieder sprechen!
Mit das Beste an Dracula Has Risen from the Grave habe ich aber noch gar nicht erwähnt, nämlich die visuell tolle und auffällige Farbgestaltung, wunderbare Einstellungen mit manchmal faszinierend unkonventionell gewählten Kameraperspektiven sowie atmosphärische Sets. Wo der Vorgänger total blass blieb, überzeugt dieser Film auf ganzer Linie. Hat mir überraschend gut gefallen, und das will für den vierten Teil einer so alten Reihe schon was heißen! 7/10




Wie schmeckt das Blut von Dracula? /Taste the Blood of Dracula (1970)



Drei vergnügungssüchtige, reiche, alte Säcke auf Tour, einer davon ein fieser Choleriker und autoritärer Vater, sind zusammen auf der Suche nach neuem Nervenkitzel, und finden diesen in einem Typen, der einen Kult schwarzer Magie praktiziert und sie überredet, die Überreste von Dracula zu kaufen. Darunter auch sein Blut in Pulverform, das bei einem Ritual getrunken wird. Den drei Herren ist das nicht mehr geheuer und sie prügeln den Kult-Kerl zu Tode. Dieser verwandelt sich wegen des Blutes aber in Dracula selbst, der sich nun daran macht, das Trio auszuschalten, das bereits damit beschäftigt ist, ihre Tat zu vertuschen. Zusätzlich dazu wurde ein Subplot verbotener Liebe zwischen der Tochter des Cholerikers und einem jungen Mann eingebaut. Deren Szenen sind zunächst etwas kitschig, später gibts dafür Kontrastprogramm und so einige Figuren gehen unerwartet drauf oder werden gebissen.
Hmm. Die Handlung hat viele Arschkekse bzw. ist der Vater zu übertrieben und oberflächlich böse, was ich nicht so mag. Wären die jüngeren und unschuldigen Leute nicht in Gefahr, könnte man glatt Dracula anfeuern. Überhaupt ist der Film tonal zu zynisch für meinen Geschmack. Man merkt den Regiewechsel deutlich. Das Setdesign ist längst nicht mehr so visionär und ausgefallen, wirkt alles etwas trister und alltäglicher. Haha, dieser Moment wenn einem Kulissen auffallen, die in anderen Hammer-Filmen schonmal verwendet wurden ^-^' Action gibts auch nicht viel, wobei Christopher Lee immer noch eiskalt toll ist. Taste the Blood of Dracula ist zwar nicht so langweilig wie der dritte Teil, aber irgendwie unangenehm und mit nur wenig Fun und Grusel. 5/10




Dracula - Nächte des Entsetzens /Scars of Dracula (1970)



Als der Schwerenöter Paul auf der Flucht vor den Behörden notgedrungen eine Nacht in Draculas Schloss verbringt, verschwindet er spurlos. Sein vernünftigerer Bruder Simon und seine Freundin machen sich auf die Suche nach ihm und finden in der näheren Umgebung eine verängstigte Bürgerschaft, die sie kurzerhand aus dem Gasthaus wirft. Pauls Spur folgend machen sie sich ebenfalls auf den Weg zum finsteren Schloss und begegnen dem untoten Gastgeber...
Eigentlich eine ganz solide Dracula-Story, die allerdings etwas an der zweitklassigen Umsetzung mit weniger aufwändiger Gestaltung von Kulissen und nicht gerade den besten verfügbaren Schauspielern leidet. Es mangelt an Talent. Die hier wieder prominent vertretenen "Gummifledermäuse" überzeugen noch immer nicht, sorry. Dafür darf der Vampir wieder mehr labern, juchhu, und es gibt mehr Sex und Gewalt mit einigen echt fiesen Momenten. Dafür, dass es so relativ heiter beginnt, wird der Abstieg umso düsterer. Die Kontinuität bleibt weiter erhalten, noch immer wird das Ergebnis des vorherigen Filmes und eine neue Wiederbelebungsszene gezeigt. Wie der Graf diesmal zerstört wird, ist mal was anderes, wenn auch ein wenig random ^^ Oh, und ich finds irgendwie amüsant, wie die Charaktere im englischen O-Ton ständig "Börgamaster" sagen. Das fiel mir schon in einigen Frankenstein-Teilen auf. Seltsamer Denglisch-Mix. Ich mein, wenn schon nicht Mayor, warum dann nicht wenigstens beim deutschen Begriff bleiben? Sehe gerade, dass es tatsächlich die Bezeichnung "burgomaster" gibt/gab, aber glaube das bezieht sich mehr auf niederländische oder flämische Städte. The more you know *schulterzuck*
Eine Sache habe ich nicht verstanden und halte ich für ein dickes Loch im Skript. Dracula beißt das Gasthaus/Bar-Mädchen, das auf seine explizite Anweisung von seinem Diener und natürlich gegen ihren Willen zum Schloss gefahren wurde. Aber dann wird auf sie überhaupt nicht mehr eingegangen, obwohl sie davor durchaus eine Rolle spielte und mehrfach vorkam. Hatte fast das Gefühl, da würde eine Szene fehlen. Ich mein, die hätte im Finale doch glatt noch dem männlichen Protagonisten begegnen können, aber nöö. Sofern ich nichts übersehen haben sollte also spurlos verschwunden, ergo Verschwendung (und wir müssen davon ausgehen, dass sie als Vampir weiter eine Gefahr ist).
Gelungen war hingegen, wie die Geschichte den Zuschauer ähnlich wie im ersten Teil am Anfang auf die falsche Fährte lockt und einen vermeintlichen Protagonisten präsentiert, der schnell das Zeitliche segnet. Man behält aber eventuell noch etwas Hoffnung, was es umso schockierender macht, wenn man sieht, was wirklich passiert ist. Alles in allem hätte der Film mit mehr Geld und Schauspielkunst das Zeug zu einem der besten Teile der Serie gehabt, obwohl man dann doch langsam den Eindruck bekommt, das alles irgendwie schonmal gesehen zu haben. 6/10




Dracula jagt Mini-Mädchen /Dracula A.D. 1972 (1972)



Im Jahre 1872 vernichtete Professor Van Helsing endlich seinen Erzfeind ("töten" ist, wie wir inzwischen gelernt haben, übrigens die falsche Terminologie - Vampire kann man nicht töten, nur zerstören, weil sie bereits tot sind!). Genau einhundert Jahre später hält es eine junge Clique in London für eine fabelhafte Idee, eine schwarze Messe abzuhalten. Weil man hat ja sonst nichts zu tun. Ohne dass die anderen davon wissen, ist ein Mitglied der Gruppe ein Abkömmling von einem von Draculas Jüngern und hat nur auf eine solche Gelegenheit gewartet, um seinen Meister wiederzuerwecken. Abermals sinnt Dracula nach der ultimativen Rache an der Van Helsing Familie und plant, die jugendliche Jessica Van Helsing, ebenfalls Teil des Freundeskreises, zu einer der seinen zu machen.
Haha, okay, WTF is happening?! Eine total durchgeknallte Mischung, muss man gesehen haben, um es zu glauben Da sind Peter Cushing als (Nachfahre von, aber praktisch identisch mit dem alten) Van Helsing und Christopher Lee als Dracula endlich wieder in einem Film vereint, und dann spielt das Ganze ausgerechnet in den 70er Jahren, also der damaligen Gegenwart, und trägt diesbezüglich so dick auf, dass der Streifen drei Monate später wahrscheinlich schon wieder wie von vorgestern wirkte! Das Setting ist echt unheimlich schlecht gealtert. Dracula A.D. 1972 ist groovy, funky, bizarr. Und ja, das schlägt sich tatsächlich auch im Soundtrack nieder, der kaum weiter von dem entfernt sein könnte, was man normalerweise unter "Musik in Horrorfilmen" versteht xD Das passt meist echt null mit dem zusammen, was gerade in der Handlung passiert, was es so unfreiwillig komisch macht. Dazu seltendämliche Dialoge zum Fremdschämen inklusive pseudo-hipper Jugendsprache ^__^ Der furchtbare deutsche Titel bezieht sich wohl auf die Röcke als Kleidung, was ich erst voll nicht geschnallt habe.
Und das Irritierende ist, all diese Dinge sorgen für einen gewissen Charme. Dieses Werk von Hammer ist objektiv gesehen definitiv nicht gut, und ich kann jeden verstehen, der davon enttäuscht war, gerade wenn man die guten ersten paar Teile der Reihe im Hinterkopf hat, aber für jeden, der für idiosynkratische Franchise-Auswüchse offen ist, lässt sich trotzdem eine vorsichtige Empfehlung aussprechen. Ein Rezensent bezeichnete den Film als The ultimate unintentional "feel-good" horror movie, und das trifft es eigentlich recht genau.
Erinnert sich noch jemand, wie ich mich über Son of Dracula von 1943 lustig gemacht habe, weil der so überdeutlich auf Alucard = Dracula rückwärts gelesen hinwies? Boah, diesmal ist eine Szene dabei, die das hoch zehn konzentriert! Der hochgebildete Professor Van Helsing am Schreibtisch mit einem Zettel in der Hand, auf dem beide Namen stehen, er ernsthaft in Seelenruhe mit einem dicken Stift alle entsprechenden Buchstaben miteinander verbindet und dann erst am Ende ganz erstaunt tut, als wäre das eine erschreckende Offenbarung xD Ich mein, selbst wenn wir mal davon ausgehen, dass in dieser Welt noch nie jemand "Alucard" gehört hat - in dem Moment, wo man auf die Idee kommt, dass das rückwärts gelesen etwas anderes ergeben könnte, liest man es verdammt nochmal einfach rückwärts, anstatt auf einem Papier herumzukritzeln, als handle es sich um eine wissenschaftliche Nachforschung ^^ Als ich das gesehen hab, musste ich echt laut lachen, wie auch an ein paar anderen Stellen, was bei mir in dem Medium gewiss nicht andauernd passiert.
Den Schreibern gingen in dieser Spätphase wohl endgültig die Ideen aus, da erschien es fast naheliegend, die Handlung in die Gegenwart zu versetzen, um neuen Schwung reinzubringen. In gewisser Hinsicht hat das auch geklappt, nur bestimmt nicht so, wie sich die Verantwortlichen das vorgestellt haben. Normalerweise mag ich solche Änderungen am Setting in einer laufenden Reihe nicht, und Vampire funktionieren imho grundsätzlich am besten in der Frühen Neuzeit, doch gerade weil sich die Geschichte selbst immer noch relativ ernst nimmt und Cushing und Lee mit ihrem Können und ihrer Würde inmitten all des Wahnsinns nochmal aufeinander losgehen dürfen und wie ein aus gänzlich anderen Tagen entrücktes Element hervorstechen, wird diese möchtegern moderne Mär so aberwitzig geil. 6/10




Dracula braucht frisches Blut /The Satanic Rites of Dracula (1973)



Direkte Fortsetzung von A.D. 1972, spielt nur zwei Jahre danach oder so. Fühlt sich viel zusammenhängender an, weil mehrere Charaktere aus dem Vorgänger wieder auftauchen, darunter neben Dracula und Helsing auch Michael Coles als Inspector Murray sowie Helsings Enkeltochter Jessica (diesmal aber von einer anderen Darstellerin gespielt). Glaube das ist sogar das erste und einzige Mal in der Reihe, dass Nebenfiguren aus dem Vorgänger wiederverwendet wurden. Außerdem wird kurz auf die früheren Ereignisse eingegangen. Die Handlung dreht sich um einen bösen Kult, der mit einer Seuche die Zivilisation auslöschen will, bla bla bla, und hinter alledem steckt, wer hätte es geahnt, Dracula. Jetzt als fieser Firmenboss getarnt. Van Helsing und ein paar mäßig kompetente Polizisten versuchen die Verschwörung aufzudecken und Armageddon aufzuhalten.
Dafür, dass es ein Sequel in der gleichen Zeit ist, hat sich tonal aber einiges geändert. Unfreiwillig komisch wirkt es jedenfalls nicht mehr so sehr, aber ich befürchte, das war der einzige Weg, wie ich mit dem "modernen" Schauplatz in den 70ern überhaupt klarkommen konnte. Die ernstere Grundstimmung gereicht dem Film nicht zum Vorteil und sorgt für weniger Unterhaltung. Mann, und ich dachte, A.D. 1972 wäre der einzige Teil, der in diesem Setting spielt! Hier haben sie es noch einmal versucht und es passt noch immer nicht zusammen, irgendwie sogar noch viel weniger. Aber Hauptsache nackte Haut, Brüste und Blut zeigen, wie diesmal gleich am Anfang, nicht? *seufz*
Schlechtes Drehbuch, größtenteils schlechte Schauspieler, übelster Schnitt und Kamera (gerade so TV Niveau), ultralangweilig-monotones Szenenbild, nervige Musik, Dracula erneut mit kaum Screentime. Kurz: Für mich eindeutig der mieseste Teil der ganzen Reihe. Wenn nichtmal Cushing und Lee das Werk retten können, dann weißt du, dass der Film wirklich schlecht ist. Dracula verreckt sogar im Wesentlichen durch ein bescheuertes Deus ex Machina Zufalls-Ende >_> Von der Idee her ganz nett war der Keller mit rot gewandeten, angeketteten Vamp-Mädels (die später per Sprinkler-Anlage gekillt werden), aber da das filmisch alles so geistlos und schwach umgesetzt wurde, können diese Szenen ihre Wirkung nicht entfalten und schon gar keine Spannung erzeugen. Weiß nicht, ob es nur an mangelnder Tonqualität oder vielleicht gar meiner Unkenntnis hinsichtlich britischer Dialekte lag, aber die Schauspieler nuscheln scheinbar extrem, sodass man sie an ein paar Stellen kaum verstehen konnte. 4/10




Die sieben goldenen Vampire /The Legend of the 7 Golden Vampires (1974)



Verrückte Idee mal wieder. Dracula geht 1804 nach China. Hundert Jahre später ist Van Helsing dort und macht sich zusammen mit seinem Sohn, einer Skandinavierin und ein paar Kung-Fu Heinis auf den Weg in ein abgelegenes Dorf, um Vampire aus einer alten Legende zu zerstören. Die seltsame Mischung, die nie so recht zusammenpassen will, geht wohl auf den Martial Arts Craze der 70er zurück. Ein paar Titten wurden ohne Belang für die Story wie selbstverständlich auch eingebaut xD Die eingestreuten Kampfszenen sind ja eigentlich ganz nett, aber wirken teilweise merkwürdig losgelöst vom Rest der Handlung und reißen daher kaum mit. Dürfte hauptsächlich damit zu tun haben, dass die europäischen Hauptfiguren meist nur dumm rumstehen und die Asiaten die Drecksarbeit übernehmen lassen. Hm.
Die Sets und Umgebungen sind jetzt wieder abenteuerlicher und ausgefallener, was ich trotz auffällig niedrigem Budget sehr gemocht habe. Die Effekte sind nicht immer die besten aber wenigstens gibt es diesmal überhaupt wieder mehr in der Richtung zu begutachten. Wenn die Vampire zu Staub zerfallen sieht das ziemlich cool aus. In der Hinsicht alles besser als in den beiden Teilen davor, die in der damaligen Gegenwart der 70er spielten. Nur schade, dass Lee nicht mehr mitmachen wollte, nachdem er das Drehbuch gelesen hatte, aber ich kann es ihm nicht verübeln. Ziemlich uninteressante neue Charaktere, die kaum entwickelt werden, recht schwache schauspielerische Leistungen, sehr simple Dialoge die sich aufs Wesentliche konzentrieren aber genau das ständig zu wiederholen scheinen usw. Extrem cheesy, aber andererseits auch nicht gänzlich ohne Charme, was zu einem nicht unwesentlichen Anteil mal wieder Cushing zu verdanken ist.
Was im Finale passiert erschien mir allerdings reichlich unnötig: War es bisher nicht immer so, dass die Verwandlung zum Vampir mindestens eine Nacht dauert und dass der Fluch vergeht, wenn der entsprechende Obervamp rechtzeitig zerstört wird? Letzteres passiert hier direkt nach einem Biss aber trotzdem verwandelt sich die oben erwähnte Skandinavierin sofort! Der anschließende Freitod ihres chinesischen Verehrers war ebenfalls unnötig und gemessen an der vorangegangenen Handlung (wie lange kannten die sich? Ein paar Tage?) völlig übertrieben. Generell hab ich das Gefühl, dass dieser letzte Film etwas aus der Reihe fällt und sich anders als die anderen nicht allzu sehr um ein Mindestmaß an Kontinuität schert. Auch ist es leider weit mehr ein Martial-Arts-Streifen als ein Blutsauger-Epos, andersherum wäre das imho interessanter geworden. Übrigens, neulich hat Brandon Tenold The Legend Of The 7 Golden Vampires auf seinem Kultfilm-Reviewchannel behandelt und unterhaltsam kommentiert und zusammengefasst. Perfektes Timing! Die Show kann ich euch echt ans Herz legen, vor allem wenn ihr Trash mögt ^^ Wie dem auch sei, ein würdiger Abschluss war das leider nicht, aber hey, hätte schlimmer kommen können. 5/10









Endlich! Zum Fazit der Dracula-Reihe bin ich überglücklich. Hatte schon befürchtet, dass die Briten überhaupt nicht mehr meinen Geschmack treffen würden. Frankenstein ging so und die Mumienfilme waren unterm Strich eher lahm und billig. Aber hier mit dem Prinz der Dunkelheit hat es endlich wieder richtig Spaß gemacht. Sicher, ein Großteil von den Neunen ist immer noch ziemlicher Schund, aber wenn ich ein Drittel wirklich toll fand bzw. in meiner Sammlung haben möchte, und zwei oder drei weitere wenigstens als Kuriositäten einen Blick wert waren, dann hat sich das absolut gelohnt. Weit mehr als ich es mir zunächst erhofft hatte. Würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass Christopher Lee der wahre Dracula ist, noch weit vor Lugosi. Bei Frankenstein und selbst bei der Mumie würde ich den Schwarzweiß-Universal-Klassikern nach wie vor ohne Zögern den Vortritt lassen, aber den Blutsauger mit dem ganzen Drumherum - nicht zu vergessen Van Helsing! - hat Hammer um ein Vielfaches besser und stilvoller hinbekommen. Die ersten beiden Teile sind meine Favoriten, die sollte man mal gesehen haben