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Deus
War ganz gut und hatte auf jeden Fall seine Stärken, aber unterm Strich imho nur ein okayiger Bond. Skyfall ist meilenweit entfernt an Qualität, Spannung, Abwechslung, Look usw. und wird nun wohl mein Favorit der Daniel Craig Teile bleiben. Aber es gibt bei Weitem schwächere Filme in der Serie als Spectre.
Etwas Problematisch ist hier tatsächlich das Drehbuch. Der Film ist mit knapp zweieinhalb Stunden der längste Bond von allen, doch leider ist das nicht vollends gerechtfertigt. Während die erste Hälfte wirklich Spaß gemacht hat (der Prolog in Mexiko rockt mal wieder gewaltig, und der schattenhafte Part in Rom war auch interessant), zieht es sich in der zweiten zum Teil ein wenig. Fand ich zumindest. Da hätten zehn bis zwanzig Minuten weniger was ausgemacht, damit es sich tighter anfühlt.
Die Geschichte führt gewissermaßen die Fäden aller drei Vorgänger (Casino Royale, Quantum of Solace und Skyfall) zusammen. Das hatte ich mir so gewünscht und war einfach toll mit anzusehen. Dass sie die anderen Teile nicht unter den Teppich kehren (Quantum z. B. war eine Division von Spectre), sondern das alles jetzt noch eine gewisse Rolle spielt, und sogar bekannte Gesichter wieder auftreten (Mr. White, wie ja schon bekannt war). Allerdings kann das auch ein zweischneidiges Schwert sein, sodass ich mich frage, ob sie es damit nicht sogar ein kleinwenig übertrieben haben. Versteht mich nicht falsch, ich hab von diesen Verbindungen lieber ein paar mehr als zu wenige, aber einerseits verstehen Zuschauer, die die anderen Filme nicht kennen, nicht mehr alles, obwohl es ihnen ins Gesicht gerieben wird (es tauchen sogar Bilder und Namen fast aller wichtigen Figuren /Bösewichte aus den genannten Folgen auf), andererseits schmälert es doch ein wenig die Eigenständigkeit jener Geschichten und damit in logischer Folge Bonds Verdienste, von der Glaubwürdigkeitsfrage mal ganz abgesehen (Blofeld hatte alles von Anfang an geplant und seine Finger im Spiel, ohne dass auf die Details genauer eingegangen wird, naja). Andererseits ist es natürlich auch lohnend und befriedigend, dass dies nun zu einer vierteiligen Saga verwoben wurde, wodurch es sich größer anfühlt als die Summe seiner Teile. Wenn jedoch das Finale von Spectre nun das Finale der ganzen Reihe seit dem Reboot sein soll (und jetzt wieder ein neuer Darsteller mit ein paar Anpassungen und stilistischen Richtungswechseln folgt), dann fand ich es dafür ein wenig glanzlos - da wäre mehr Bombast und Spannung drin gewesen, und eine interessantere Location (als die Ruine des alten MI6 Gebäudes bzw. London generell) sowieso. Die over-the-top Meteorkraterbasis war geil und erinnerte an alte Zeiten. Warum hat man das nicht ausgebaut und das Ende dorthin verlegt?
Gefallen hat mir in dem Zusammenhang außerdem, wie sehr sie sich diesmal wieder auf die Mythologie der Franchise gestützt und eine entsprechende Ikonographie verwendet haben. Damit setzen die Macher konsequent das fort, was sie in Skyfall begonnen haben. Klar wirkte Bond in Casino Royale "frischer", aber ohne die ganzen klassischen Figuren, Gadgets, Verhaltensweisen, Sprüche usw. fehlte mir was. Es beschleicht einen aber das Gefühl, dass sich Spectre etwas zu sehr auf diesen, ich nenn es mal einfach Fanservice, verlässt, es dabei aber nicht so unterhaltsam ausgestaltet und mit Substanz füllt wie beispielsweise in Skyfall.
Symptomatisch ist dafür die Screentime diverser Charaktere. Oberhauser gibt (mitsamt dem Spoiler den man zehn Meilen gegen den Wind riecht, wie schon Khan in Star Trek into Darkness)eigentlich einen würdigen Bösewicht ab, wie immer klasse gespielt von Christoph Waltz, aber er taucht eben nur in drei Szenen auf. Das ist was völlig anderes als in Skyfall, wo es nicht nur super Foreshadowing, sondern auch sich steigernde Konfrontationen und am Ende eine große Genugtuung gab. Nicht so hier - die meiste Zeit über beschäftigt Henchman Mr. Hinx die 007, spricht dabei aber kaum mal einen Ton. Dass Oberhauser als dunkler Mastermind im Schatten bleibt, ist ja auch völlig nachvollziehbar, aber man wünscht sich einfach, dass seine Rolle noch etwas größer gewesen wäre (immerhin überlebt er den Film, ich hoffe die Figur taucht in kommenden Werken wieder auf, gerne auch weiterhin verkörpert von Waltz). Selbiges gilt nochmal hoch zehn für Monica Bellucci. Da ich kein Fan von ihr bin, hat mich das ja zugegebenermaßen irgendwie gefreut, doch ich kann verstehen, warum viele das negativ anmerken. Wenn man so jemanden schon einbaut, ganz zu schweigen von dem Werberummel im Vorfeld, dann sollte man doch möglichst mehr zu bieten haben als lediglich einen besseren Cameo-Auftritt bzw. Screentime von schätzungsweise fünf Minuten.
Newmans Musik war souverän, die Actionszenen konnte man gut verfolgen und Look und Ästhetik des Films waren solide. Auf technischer Ebene kann man hier nicht viel bemängeln. Durchaus sehenswert, und kein unwürdiger Abschluss für diese Ära. Doch ich würde lügen, wenn ich behauptete, ich hätte mir nicht doch noch ein wenig mehr davon erhofft. Die Verspieltheit, die Energie, das hat gegenüber dem Vorgänger merklich nachgelassen.
Btw., gewundert hat mich der "Gehirnbohrer" und dessen Auswirkungen. Bin ich da der einzige? Wurde irgendwann erklärt, warum Bond das ohne Weiteres aushält, keine Schäden davonträgt und danach sogar weiterkämpft, als wäre nie was gewesen? Dann hab ich das nämlich verpasst. Kam mir komisch vor.
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