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Thema: R for Revolution 1872 - Vollversion

Baum-Darstellung

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  1. #8
    Ich bin gerade durch. Nun ja, gehen wirs an:


    Rezension:

    Wir spielen Davis, einen ehemaligen Arbeiter einer Ölraffinerie in Pittsburgh, USA, der gerade entlassen wurde, und daher einen mächtigen Hass auf
    Mr. Rockefeller schiebt, dem die Fabrik gehört, in welcher er bislang arbeitete. Vom eher einfachen Mapping mal abgesehen ein recht netter Anfang.
    Das hat Potential! Oder hätte es, wäre in der Folge ein anderes Spiel erstellt worden. Auf jeden Fall aber will Davis - der ab und an auch John genannt
    wird? - erst einmal nach Hause bevor er Rache Pläne schmiedet. Zu Hause ist in diesem Kontext Cleveland, dass mit heutigen Verkehrsmitteln noch
    immer dreieinhalb Stunden von Pittsbourgh entfernt liegt, aber das nur so am Rande. Dort angekommen stellen wir aber fest, dass wir unseren Schlüssel
    verloren haben,und müsse daher zu unserer Schwester nach Parma (2 Std. 33min laut Google Maps) laufen um unseren Ersatzschlüssel zu holen.
    Und damit fangen unsere Probleme an.

    Denn die Schwester ist gerade nicht da, sondern in Cleveland auf dem Friedhof um das Grab der Großeltern zu besuchen. Zu ihr gehen dürfen wir nicht,
    und sie wird partout nicht wieder kommen, bis wir ALLE (!) Nebenquests der Ortschaft abgeschlossen haben. Und von denen gibt es eine Menge. Was es
    mangels eines Questlogs nicht einfach macht alle Questgeber zu finden, da einem nur einmal gesagt wird, wer potentielle Questgeber sind. Wir Pokern
    also mit alen Leuten, und unterhalten uns mit ihnen darüber wie es früher unter der Konföderation war, wie selbst die "Neger", "Schlitzaugen" und sonstige
    "Gelbe Bastarde" (sic!) Krieg führen, und dass Krieg voll böse ist. Wir töten für einen Verwandten Hasen die seine Feldfrüchte essen, und tun das wohlgemerkt
    mit bloßen Händen, denn seine Schrotflinte mag er uns erst danach als Belohnung geben. Wir jagen im Auftrag eines alten Buffons (den man ewig nicht
    finden kann da er unten rechts im letzten Eck der viel zu großen Map steht einen besonderen Hasen, der sich als JESUS CHRISTUS (!!!) entpuppt und
    einem zum Dank, dass man ihn nicht erschoss und die Natur respektiert ein Replikatfell gibt. (Wie gut, dass Jesus nichts von der zuvorigen Quest weiß!)
    Wir wundern uns, dass sich beim Versteckspiel von Kindern so viel Mühe gegeben wurde das versteckte Kind versteckt ganz unten auf der Map einzufügen
    und, dass das ganze dennoch keine Quest ist, und schließlich geraten wir in die Hölle selbst: DIE JUDENQUESTE.

    Der Dorfpfarrer bittet uns, eine lokale jüdische Familie entweder zum Christentum zu bekehren, oder aber zum Umzug nach New York zu bewegen, da sie
    im mehrheitlich italienischen Dorf niemand mag. Oy Vey, das kann kann ja heiter werden! Im Gespräch mit dem Juden stellt sich schnell heraus, dass dieser
    vom Macher des Spieles recht negativ gezeichnet will. Er beschwert sich, dass das Dorf ihm keine Synagoge baut, und zieht mit unserem Hauptcharakter
    über die "Spaghettifresser" des Dorfes her (hatten wir in diesem Zusammenhang eigentlich schon erwähnt, dass die Schwester des Protagonisten mit
    einem Italiener verheiratet ist?). Die Frau des Klischeejuden hingegen ist einsichtiger, sagt uns, dass sie ihren glauben nicht aufgeben wolle, und so schaffen
    wir es dank ihrer Unterstützung den guten Mann zu überreden nach New York zu gehen. Von dort schreiben uns die Juden im übrigen, dass sie ganz nette
    Nachbarn gefunden hätten, die aus Österreich kämen und "Hitlers" hießen ... Man kann sehr gern auch harte Themen wie Antisemitismus in Spielen
    aufgreifen, aber so doch bitte nicht!



    Nun gut. Wir sprechen also mit der Schwester, nehmen unseren Schlüssel auf, und wandern zurück nach Cleveland. Endlich wieder zu Hause angelangt
    stecken wir noch schnell eine Pistole aus dem Nachtkästchen unseres Hauses ein (die indes schlechter als unsere an diesem Punkt des Spieles bereits zwingend
    vorhandene Schrotflinte ist und sich nur tagsüber finden lässt) und legen uns zu Bette, da der Protagonist meint dann fiele ihm eventuell ein wie er es Rockefeller
    heimzahlen könne. Stattdessen wird es aber durch das ansprechen des Bettes nur Nacht. Da es unmöglich ist durch ansprechen des Bettes abermals die Zeit
    bis zum nächsten Tag vorzuspulen aber wir auch keine weiteren Questanweisungen erhalten, gehen wir vor die Türe. Eventuell sollen wir ja Rockefeller im
    Schutz der Nacht ermorden? Wir laufen also den ganzen weg zu seinem Haus, doch Einlass finden wir nicht. Das einzige was wir finden sind alle paar Meter
    nächtliche zufallskämpfe mit Kriminellen. Da man für jeden Kampf 10 Dollar erhält und wir somit einen 5 Sekundenlohn von 10 Dollar erhalten, wundern wir uns
    ein wenig, warum Davis sich so über seine Arbeitslosigkeit ärgert. Schlechter hat die Ölfirma sicher auch nicht gezahlt.

    Da wir noch immer nicht wissen was es zu tun gibt, uns langsam die Heilungs- Items ausgehen (die kann man nur tagsüber kaufen) und alle Türen verschlossen sind,
    marschieren wir zurück zu unserem Haus, nur um herauszufinden, dass man dieses Nachts nach verlassen nicht mehr betreten kann. Nach langer Sucherei
    finden wir aber ein bayerisches Pub das uns einlässt. HAHA! Die Hauptquest ist wieder gefunden! Dieser vermummte Mann in der Ecke hat doch sicher einen
    Auftrag! Nein, Pustekuchen: Der Mann gehört zwar zur Organisation New Sons of 1789, die bald noch wichtig wird, aber verlangt einen Mitgliedschaftsausweis
    um uns durch eine Tür hinter ihm zu lassen. In der ganzen nächtlichen Stadt ist aber niemand zu finden der einen solchen hat. Genervt setzen wir uns daher an den
    Tresen, um uns bevor wir das Spiel abbrechen wenigstens noch ein Bier zu gönnen ... und ... ES IST MORGEN. So funktioniert also der Tag & Nach Wechsel.
    Darauf muss man auch erst mal kommen.

    Tagsüber finden wir aber leider auch keinen Mitgliedschaftsausweis. Wir finden zwar einen Anwerber der New Sons, aber der lä uns zwar zu einem konspirativen
    Treffen hinter der verschlossenen Tür von letzter Nacht ein, aber meint unseren Ausweis müssten wir uns schon selber besorgen. Da wir aber nicht herausfinden
    wo man das könnte gehen wir zum Waffenhändler und verkaufen die Pistole und unsere Schrotflinte. Selbst durch eine der Waffen hätten wir bereits genug Geld
    um uns in der Folge die stärkste Pistole des Spieles zu kaufen, und uns mit endlosen Heilungs--Items einzudecken. Mit beiden lässt sich nur sagen: God Mode activated.

    Da wir noch immer keinen Ausweis haben schlafen wir bis zur nächsten Nacht, und durchsuchen die Stadt abermals nach Ausweishändlern. Diese finden wir nicht
    dafür aber eine zweite Kneipe am Hafen die voller Polizisten ist. Dennoch bedroht unser Charakter ohne unser Zutun einen der Gäste als wir ihn ansprechen mit der
    Waffe, und sagt ihm - einem gewissen Fabrikkantensohn namens Vanderbilt - er solle ihm ein Treffen mit seinem Vater organisieren, damit wir uns mit diesem zusammen
    an Rockefeller rächen könnten. Nach dieser überraschenden Konversation verdrücken wir uns aus der Kneipe (obwohl sich die Polizisten offenbar nicht an der ge-
    zückten Waffe gestört haben) und laufen hinüber zur bayerischen Verschwörerkneipe. Der vermummte Wächter ist verschwunden, aber durch die Tür gehen können
    wir dennoch noch immer nicht. Aus unserem Frust darüber saufen wir uns den Tag herbei.

    Wir nehmen den Zug nach New York und reden dort mit Cornelius Vanderbilt. Er erklärt uns, dass es unter der Konföderation viel, viel besser gewesen sei, und dass
    die Hauptstadt nur deshalb gegen den Süden gekämpft hatte, weil sie einen zentralistischen Staat wolle, und es somit gar nicht gegen die Sklaverei gegangen sein.
    (Einschub: Der historische Vanderbilt war übrigens Republikaner - die damals im Gegenzug zu den damaligen Demokraten gegen die Sklaverei waren - und stellte den
    Nordstaaten im Bürgerkrieg sogar ihr Flaggschiff zur Verfügung). Er verspricht uns, dass er das Geschäft Rockefellers stark schädigen könne, wenn wir für ihn eine Raffinerie
    Rockefellers in Cleveland sprengen (samt aller Arbeiter darin), und das Parteihaus der New Sons nieder brennen (samt der New Sons darin).

    Gesagt getan: Wir reisen also nach Cleveland, vermöbeln die Wachen der Fabrik und des Parteihauses, und machen beide dem Erdboden gleich. Es folgt ein kurzes Gespräch
    mit Vanderbilt, eine Szene am Grab der Großeltern und ein Abspann, der uns erklärt, dass dank unseres Eingreifens der fiese Vanderbilt die USA zersplitterte, unter seine
    Kontrolle brachte, und dass schließlich seine Familie später zusammen mit Hitler einen weltweiten Sklavenhandel etablierte. Aber immerhin sei wegen des Umzugs der Juden
    vom Anfang als ein Nachfahre der Familie Bill Gates geboren worden der der Welt sein tolles OS schenkte, und Gott habe ob unseres Mitleides mit Hasi-Jesus die Welt mit
    vielen klugen Leuten bedacht, die gegen YOLO und SWAG vorgehen.

    Der Abspann klärt uns weiterhin auf, dass im echten Leben Rassismus, Antisemitismus und Austeritätspolitik voll doof sind, und dass griechische OXI toll ist (dem stimme ich
    sogar allem zu) nur leider ändert das nichts daran, dass ich viele Stellen des Spieles als relativ rassistisch und antisemitisch wahr nahm, und dass ich mich an mehreren Stellen
    während des Spielens fragte, ob der Ersteller nicht eventuell dreizehn Jahre alt sei. Auf jeden Fall nahm ich das Spiel weder als besonders kommunistisch noch als besonders
    historisch wahr, also als nicht von dem, was es behauptet zu sein.

    Kleinere Ärgerlichkeiten:
    - Man kann Nachts nicht mehr ins Haus zurück, wenn man es verließ, und die Zeit bis morgens nicht durchschlafen.
    - Die Pistole ist nur tagsüber auffindbar.
    - Rexi, der Hund, steht ohne jedweden Sinn auch in der Nacht dort wo er am Tage ist.
    - Dr. Tsipras verrät einem nicht wie viel die Behandlung bei ihm kosten soll. Wenn man (wie ich) davon ausgeht, dass sie folglich gratis sei, knöpft er einem aber 50$ ab.
    (So kommt man freilich auch zu Kreditgeldern. )
    - Wenn man sich beim Sprengen der Fabrik dem rechten Tile ihrer Türe nähert, kann man in diese "hinein" laufen, wenn man sich dem linken nähert muss man darauf
    kommen das nicht passierbare in der Luft anzuklicken.
    - Man kriegt sehr oft nicht gesagt, was man momentan überhaupt tun soll.
    - Die Schrotflinte spielt weiterhin die Schläge Kampfanimation ab.

    Positiv zu erwähnen:
    Das Spiel ist für ein mutmaßliches Erstlingswerk sehr umfangreich und auch technisch reichlich aufwendig.

    Geändert von Jerome Denis Andre (10.08.2015 um 03:52 Uhr)

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