Edit: Also FÜR MICH war es x-fach mehr RPG als Kingdom Hearts, aber gut, vielleicht durch den West-RPG-Anteil durch die (guten) Sidequests und die inhaltliche Exploration.

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So, ich bin auch endlich durch. Hat doch etwas länger gedauert, weil ich solche Spiele eeeeigentlich eher für den Inhalt spiele (und dementsprechend durchrushe), dann aber doch überraschend viel Spaß am Gameplay gefunden habe. Es ist wahnsinnig toll, die Chips noch ein wenig zu optimieren, mit den Waffen und Pod-Programmen rumzuprobieren usw. Dass durch die Waffenstories und die durchweg interessanten Nebenquests auch noch inhaltliche Motivation dazukommt, hilft natürlich auch.
Habe am Ende sogar ein bisschen bereut, nur streckenweise auf einem härteren Schwierigkeitsgrad als normal gespielt zu haben, was im ersten Teil noch eine objektiv DUMME Entscheidung gewesen ist. xD Hier bin ich eh den meisten Angriffen ausgewichen, weil es sich so. gut. anfühlt! :3

Inhaltlich ... puh, gar nicht so einfach, das auf einen Punkt zu bringen. Ganz leichte Spoiler, aber ich halte mich definitiv zurück!
Fangen wir mit den Charakteren an. Die sind Wahnsinn. 9S hatte durch sein lächerlich-peinliches Schuljungen-Outfit die schlechtest-möglichen Voraussetzungen (meine Hormone bevorzugen Höschen-Roboter) und TROTZDEM mochte ich ihn am Ende sehr gern. 2B ist zwar irgendwo standard, aber die Tragik, die sich mit der Zeit offenbart, wirft ein zunehmend spannenderes Licht auf den Charakter, ebenso wie ihr Hin und Her, das anfangs noch so inkonsistent wirkt. Selbst die Augenbinde trägt coolerweise zu ihrem Charakter bei, im Gegensatz zu ihrem restlichen Outfit. A2 wiederum ... interessanterweise hatte meine Freundin null Interesse an ihr, aber für mich hat alles, was ich nicht wusste, zur Figur beigetragen, gerade zusammen mit ihrem Alter, ihren Handlungen ... einfach ein ganz typischer Fall von "Leerstellen faszinieren", für mich jedenfalls. Die Nebenrollen waren auch unterhaltsam, insgesamt sehr starker Cast für ein japanisches Spiel, das nicht zu einem Drittel aus Dialogen besteht.
Story. Brechen wir es mal auf zwei Ebenen runter, was dem Spiel wahrscheinlich nicht ganz gerecht wird. Die Hauptstory um die Androiden und den Krieg war überraschend, emotional und einfach so charakterzentriert, dass sie mit dem Cast eigentlich nur funktionieren kann. Hervorragend. Etwas weniger überzeugt war ich von der Metaebene, die zwar konzeptuell gut gepasst hat, aber ein bisschen unter dem Taro-typischen World-Building-Mystery-Chaos gelitten hat. Ich musste bei dem ganzen Pod-Geplapper einfach so viel überlegen, was zur Hölle gerade passiert, dass die Emotionen nicht mehr so gut eingeschlagen haben wie bspw. in Bravely Default, was ja ein sehr ähnliches Ende hat, ebenso wie das erste Nier. Aber das ist wirklich nur das "True Ending", und selbst das war nicht schlecht oder so – ich denke tatsächlich, meine Erwartungen haben mir hier das eine oder andere Bein gestellt.

Konzept, Atmosphäre und, ja, sagen wir mal "Bedeutung" und Umsetzung? – das war alles Wahnsinn. Die Welt kotzt förmlich Konzept, alles passt, alles ist rund, kein Vergleich mit Nier oder anderen Yoko-Taro-Spielen, die gern mal fröhlich mit Ideen und Tonfällen jonglieren. Menschlichkeit, Daseinszweck, Emotionen, alles ständig präsent, auf allen Ebenen, und alles drumherum passt dazu, bis hin zum Charaktersystem. Selbst der Humor und die Schockmomente schienen mir hier gut durchdacht, oftmals ernsthaft überraschend, weil sie nicht einfach nur aneinandergereiht wurden (Stichwort "fuck"). Außerdem ist das Spiel voll mit eingängigen Szenen, wirklich VOLL damit, gerade im Endgame. (Uh, ich gushe. Nice!) Und letztendlich bin ich auch einfach froh, dass es trotz aller heftigen Negativität auf so einer positiven, hoffnungsvollen Note endet. Gerade bei Yoko Taro ist das eine nette Überraschung, die den Mann deutlich über die "Edge-auf-alle-Kosten"-Position erhebt, in der ich ihn gern mal sehe.

Und ganz toll: Er hat es wieder geschafft, es Spiel mit mehreren Endings zu machen, in dem jedes Ending auch ein tatsächliches Ending ist. Gerade A und C sind imho hervorragende Abschlüsse für dieses Spiel, und mich würde nicht wundern, wenn ein eventueller Nachfolger auf Ending C aufbaut. Nice.

Kurzum Hammer, sowohl spielerisch als auch inhaltlich. <3 Ich habe viele Rollenspiele abgebrochen dieses Jahr, aber das war neben Persona 5 mal wieder eins, bei dem ich selbst in den späteren Durchgängen nur selten dran gedacht habe.