Zitat von La Cipolla
Ich meine, ging es bei FFVII nicht im Kern darum, wie der Mensch (heißt im Spiel: jeder einzelne Schurke und jedes einzelne Gruppenmitglied, bevor es seine Charakterentwicklung vollendet) bereit ist, alles und jeden um sich herum leiden zu lassen, nur um seine Weltsicht – und damit seine tatsächlichen und selbst eingeredeten Privilegien – zu erhalten, so verdreht diese Weltsicht auch ist? Und dass das Schwierigste und trotz allem das einzig Lebenswerte am Leben ist, seine eigenen egoistischen Fehler anzuerkennen und zu verstehen, wie man auf seine Umwelt einwirkt, bevor man alles andere mit sich in einen destruktiven Tod reißt? Und in Erweiterung natürlich der Klassiker: Wie viel Terrorismus und Kollateralschaden okay sind, um sich der herrschenden Klasse zu entledigen, die nur auf diese eigenen Bedürfnisse und Privilegien achtet und bereit ist, die Unterprivilegierten dafür leiden zu lassen?
Ich befürchte, wenn man dieses Videospiel, in in dem man übrigens wortwörtlich Ökoterroristen im Kampf gegen eine faschistische Diktatur und ein paar wahnsinnige quasi-religiös-verklärte Egomanen verkörpert, für unpolitisch hält, ist man ein Teil des politischen Problems, das das Spiel anprangert. Selbst wenn man an dem Spiel oder seinem Remake arbeitet. ^_~
That being said, ich denke auch, dass wirklich starke Geschichten immer wieder erneuert werden können und in der Form gänzlich neuer Interpretationen aktualisiert und für eine neue Ära auf die Probe gestellt werden müssen ... aber nicht unbedingt dauerhaft? Und ganz bestimmt nicht von denselben Personen aller zehn Jahre? xD
FFVII ist heute ein guter Kandidat für ein Reimagining: Es hat einen starken, zeitlosen Kern. Aber, auch wenn mir da einige widersprechen, für Unbedarfte ohne Nostalgie ist es in seiner alten Form auf praktisch allen Ebenen der tatsächlichen Umsetzung hoffnungslos veraltet. Und vor allem: Heute, mit Neoliberalismus und dem Verleugnen des Klimawandels, mit Videospielen als technisch versiertem Mainstream und als anerkannter Kunstform, kommen die Relevanz des Kerns und die Möglichkeiten einer krassen Umsetzung absolut perfekt zusammen. Die Frage ist nur, ob es dem offensichtlich professionell gemachten Remake auch gelingen wird, den Kern als Kern des Ganzen zu erkennen und zu schätzen – und ihn nicht in Monetarisierung und Episodik, Fandom und Nostalgie, Zugänglichkeit und modernem Grafik-Glamour untergehen zu lassen. In diesem Sinne ist FFVII gerade heute natürlich auch ein überaus gefährlicher Kandidat für ein Reimagining.
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