Ich habe meinen Post über CGI in China-Filmen mal hierher verschoben, passt viel besser als im Nae-Nae-Thread:
...Das bisherige Maximum an westlichem Interesse hat Hongywood um die Jahrtausendwende und in den ersten Jahren danach generiert, mit Crouching Tiger Hidden Dragon, House of Flying Daggers, Hero und anderen erzählerischen Meisterwerken, bei denen CGI nie, und ich meine wirklich niemals, Mittel zum Zweck war.
Dazu dann noch 2004 der grandiose Kung Fu Hustle von Stephen Chow, den auch er selbst bislang nicht mal ansatzweise übertroffen hat. Der Film ist zwar CGI-wise ziemlich schlecht gealtert, dafür dass er gerade etwas mehr als ein Jahrzehnt alt ist, aber es geht immer noch klar, weil Chow damals richtig erkannt hat: CGI sollte für Landschaften und Effekte benutzt werden, aber nur so selten wie möglich für Kreaturen und erst recht für Menschen. Ein gutes Drehbuch ist umso wichtiger:
Leider scheint Chow der finanzielle Erfolg seiner Filme ein bisschen zu Kopf gestiegen zu sein in den letzten Jahren - ich sehe hier massive Parallelen zu Peter Jackson, der vor lauter CGI-Geilheit bei den Hobbit-Filmen vergessen hat, eine gute Geschichte zu erzählen (Auch wenn dort das CGI abgesehen von den Orks top-notch war). Chow selbst hat 2013 diese Interpretation des chinesischen Märchens Journey to the West (Ihr wisst schon... Affenkönig... Dude und und Mädel tun sich zusammen... ja, wir können's nicht mehr hören!) in die chinesischen Kinos gehauen (Ich verlink mal den ganzen Film!) :
Im Westen lief der meines Wissens gar nicht, und ich weiß auch warum. Der Film ist keineswegs unguckbar (Sehr geil ist etwa, dass mehrere Darsteller, die auch bei Kung Fu Hustle mitgemacht haben, hier wieder mit dabei sind), aber er hat massive erzählerische Schwächen, und die Dramaturgie versagt so gut wie auf der ganzen Linie. Hier mal ein Action-Setpiece gegen ein CGI-Ungeheuer, dann noch eins, und noch eins, und dann der Kampf gegen den Affenkönig, bei dem ganz dreist chinesische Crazy-Folklore (Mönch mit gigantischem Fuß, what the hell?!) mit Impressionen aus dem Spiel Asura's Wrath gemixt wurde (Es ist wirklich so, der Film klaut einfach den Kampf gegen Wyzen! ). Über all dem tosenden Krach und der CGI-Zerstörung (Die hier zugegeben sehr gut gemacht ist und sich wesentlich besser halten dürfte als die digitalen Bilder aus Kung Fu Hustle) vergisst der Film genau wie die Hobbitfilme eine echte Story zu erzählen, oder auch nur Figuren zu bieten, die den Zuschauer einen Deut scheren. Und Peter Jackson hat auch noch gesagt, hätte er 2000 die selbe Technologie gehabt wie 2011, wäre Der Herr der Ringe wie Der Hobbit geworden. Geht's noch? *Gasp*
Gerade Chow sollte sich meiner Meinung nach an seine Anfänge zurückerinnern, als er noch gezwungen war, ne gute Story und tollen Witz über Effekte zu stellen. Der Mann hat es drauf, wenn er ein gutes Drehbuch zur Verfügung hat. Ich erwähne da erneut Kung Fu Hustle, nenne im gleichen Atemzug den ebenso tollen Shaolin Kickers, und verweise hiermal auf seine Perle "The God of Cookery" von 1996, den ich auch mal vollständig verlinke:
Und was echtes Actionkino betrifft, da brauchen wir gar nicht drüber sprechen, ich bin heilfroh, dass das Hongkong Action Cinema mit John Woo's Hardboiled und Konsorten schon unglaublich tolle, bodenständige Streifen abgeliefert hat, die man sich auch noch in 20, 30 Jahren geben kann. Anders als Jet Li und das CGI-Baby. Würg. Die CGI-Krätze scheint deswegen im chinesischen Kino so durch, weil die dortige Industrie auf Teufel komm raus mit Hollywood konkurrieren will, aber halt überall die Erfahrung fehlt. So etwas wie das mit dem Baby ist einfach ein klassischer Fall von begrenztes Budget trifft auf absurdestmögliche Story und Größenwahn in der Produzenten-Etage.
Bodenständiges Kino in Südostasien scheint dieser Tage hauptsächlich aus Thailand, Vietnam und dem Rest der Region zu kommen, und da fokussiert man sich hauptsächlich auf brutale Actionklopperei á la Ip Man und Ong-Bak. Die haben ihre Daseinsberechtigung, aber bieten halt nur begrenzte Genre-Auswahl, wenn man der CGI-Flut aus Hongkong entkommen will.
Da kommt mir eben ein Gedanke.
Für mich persönlich wird CGI erst dann richtig schlimm, bzw erzeugt das Uncanny Valley Unwohlsein, wenn Kreaturen simuliert werden, die in wenigstens entfernter Weise Menschen darstellen sollen. Deswegen habe ich zum Beispiel (Du, Enkidu, wirst vielleicht überrascht sein) kein großes Problem mit den Teenage Mutant Ninja Turtles von Bay. Die sehen einfach nicht wie Menschen aus, und dementsprechend habe ich auch beim ersten Teil einen gewissen Spaß gehabt (Die Filme haben halt woanders Schwächen). Ähnlich war es bei diesen Schlümpfe-Filmen, wo ich den ersten regelrecht gefeiert habe wegen dem soliden Drehbuch und vor allem Hank Azaria als Gammelmehl, äh, Gargamel. Da war der zweite einfach nicht soo der Wahnsinn, aber furchtbar sind die beiden Filme nicht. Der erste kann eine Familie mit Kindern großartig unterhalten für zwei Stunden. Weil eben auch die Schlümpfe und Kater Azrael keine menschlichen Figuren darstellen. Da habe ich kein Problem, zuzugucken. Es passt für mich persönlich, aber ich kann durchaus verstehen, wenn andere da empfindlicher sind.
Wie gesagt, menschliche (Nicht "humanoide"! ) Figuren/Kreaturen sind bei mir die Krux. Alles andere geht üblicherweise, selbst wenn es nicht so gut gemacht ist.