Ant-Man war gut. Kein großer Überflieger imho (manche im Netz sind ja voll des überschwänglichen Lobes), aber ein sehr sympathischer Superhelden-Film, der tonal mal wieder in eine etwas andere Richtung geht. Letzteres war zugleich Fluch und Segen. Am besten hat mir gefallen, dass hier endlich mal wieder kleinere Brötchen gebacken werden, was total gut tat nach dem ganzen Weltenrettungsgedöns der Avengers. Dazu waren die Hauptfiguren voll in Ordnung und die Family-Angle als emotionales Zentrum echt wirkungsvoll, die Rückblende zu Pyms und Wasps Vergangenheit bewegend. Insgesamt war es mal etwas anderes, das Ganze wie einen Heist-Film aufzubauen. Weitere Bonuspunkte wurden dadurch gesammelt, dass sie wirklich ein bisschen was mit der Schrumpftechnik anstellen, sowohl erzählerisch, als auch bei Action oder Effekten. Es wäre so leicht gewesen, das billig umzusetzen, aber die haben sich mehr als einmal was dabei gedacht. Humor war zurückhaltender als erwartet, aber durchaus in angenehmer Menge vorhanden und reiht sich in dieser Beziehung nicht allzu weit über den meisten anderen MCU-Filmen ein. Außerdem möchte ich positiv hervorheben, wie gut sich der Film in die gesamte Franchise einfügt. Vor der Veröffentlichung konnte man ja eher vermuten, dass das hier mehr stand-alone wäre, eine Art Afterthought nach Avengers 2. Tatsächlich aber ist es an mehreren Punkten intelligent mit dem Rest des Universums verknüpft, führt einige wichtige neue Elemente und Charaktere ein und zeigt sogar wieder ein paar alte Bekannte. Musste mich erst an den Gedanken gewöhnen, dass Ant-Man die zweite Phase der Reihe abschließt, aber inzwischen finde ichs klasse. Hehe, darüber hinaus mochte ich die kleinkriminellen Homies des Protagonisten.
Dadurch, dass es sowohl ein Heist-Film als auch weitestgehend eine Superhero-Origin-Story ist, tritt der Film aber auch in einige klassische Fettnäpfchen bzw. hält sich eng an die Spielregeln beider Elemente. Das soll nicht heißen, dass das schlecht wäre, es funktioniert einwandfrei, wirkt dadurch aber auch ein wenig formelhaft und standardmäßig. Die obligatorische Trainings-Montage zum Beispiel. Tut, was es soll, aber hat man so oder so ähnlich schon abertausendmal gesehen. Hätte mich gefreut, wenn sie hier die gleiche Kreativität und Originalität gezeigt hätten wie in anderen Bereichen. Auch dauert es sehr lange, bis der fertige Titelheld in Aktion tritt. Hinzu kommt, dass mir durch diesen Ansatz ein wenig die Abwechslung beim Setting gefehlt hat. Sicher, es ist insgesamt eine kleinere Geschichte, aber im Nachhinein kommt es mir fast so vor, als würde der Film zu 98% in Pyms Haus sowie im HQ der Firma stattfinden (zumal der willkommene aber kurze Abstecher zu den Avengers fast wie nachträglich eingefügt wirkte - wichtig für die übrige Handlung war das eigentlich nicht). Die meisten Gags und Kniffe haben gezündet, aber längst nicht alle. So offensichtlich wie die Kamera mehrfach auf den Panzer-Schlüsselanhänger zeigte, war mir sofort klar, was später noch passieren würde ^^
Unterm Strich bin ich zufrieden mit Ant-Man. Marvel hat erneut bewiesen, dass sie kaum völlig daneben liegen können. Noch vor einigen Monaten fand ich die bloße Idee eines solchen Filmes irgendwie... abwegig. Jetzt passt es als weiterer Baustein im MCU-Puzzle wunderbar zusammen und mit dem zurückgenommenen Rahmen zeigen sie, dass auch persönlichere Stories noch ihren Platz in der Franchise haben. Es muss nicht immer um den ganz großen Kaboom gehen. Mir fällt es schwer, den Film in meiner Favoritenliste der Reihe einzuordnen, landen würde er wohl irgendwo im Mittelfeld. Worauf ich jetzt allerdings echt heiß bin ist, Evangeline Lilly als Wasp zu sehen! Der Mid-Credits-Teaser dazu hat diesmal derbe gerockt imho. Was sich außerdem gar nicht übel machen würde, wäre ein Prequel mit Pyms früheren Abenteuern. Das Setting im Kalten Krieg brächte als Period-Piece etwas frischen Wind rein, daran hat sich bisher ja ausschließlich Captain America 1 versucht.
Ach ja, 3D hat sich diesmal in der Tat etwas mehr gelohnt als sonst üblich, speziell durch die Schrumpf-Szenen. Trotzdem schade, dass nur nachträglich konvertiert worden ist. Wäre der Film komplett in 3D gedreht worden, so vermute ich, hätte das noch viel beeindruckender werden können.