Der trifft sich ein bisschen mit dem, was ich meinte als es darum ging, dass Kinder nicht mehr lange Kind bleiben. Es kommt eben auch auf die Gesellschaft an. Wenn wir unserem Kind Leistung, eine stumpfe Art von Selbstdisziplin verordnen. Ihnen vorleben, dass sie sich schon (wenn auch nicht so) schon im zarten Alter darum bemühen sollen anständig auszusehen, dann werden daraus nun einmal auch kleine Erwachsene. Die nehmen das für sich an, auch schon vor der Zeit, wo uns das erst selbst irgendwann wichtig wurde.
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Mhm, ja. Das lässt sich, denke ich, noch weiter aufsplitten (danke, mir macht die Diskussion gerade echt Spaß):
Ich glaube (also ja, schier meine Ansicht), dass es gut ist, dem Kind sowas wie Disziplin zu vermitteln, wenn es das Konzept versteht. Denn Kinder tun eine Sache ganz besonders gerne: Lernen. Kinder lernen mit einer Begeisterung, die ihresgleichen sucht. Man kann ihnen, wie oben beschrieben, wünschenswerte Verhaltensweisen vermitteln, und sie werden diese erstmal so annehmen. Beständig durchhalten nicht. Aber grundsätzlich erstmal als gegeben anerkennen. Und wenn's nicht den ganzen Tag oder nicht länger als eine halbe Stunde am Stück klappt, so what?
Zu deinem Beispiel mit dem anständig aussehen würd ich sagen: Es ist möglich, einem Kind zu vermitteln, dass das rosa T-Shirt nicht zu der pinken Hose passt. Das Kind wird die Ansicht von seinen Eltern zwar übernehmen (wenn es recht klein ist), aber wenn es beide Stücke gern mag, trotzdem zusammen tragen wollen. Dass das rein kognitiv bei einem z.B. Dreijährigen noch nicht konstant zusammengeht, ist normal.
Ebenso wie die Aufforderung, sich nicht schmutzig zu machen. Die Verbindung "schmutzig = nicht gut" ist leicht gezogen. Trotzdem wird das Kind regelmäßig verdreckt über beide Ohren vom Spielen nach Hause kommen. Und das ist gut so, wie es ist. Es ist gut, wenn es diese Konventionen vergisst, wenn es mit seinen Freunden zusammen gegen Drachen kämpft oder sich auf fremden Planeten im Matsch versteckt, damit die Aliens es nicht finden. Bei Großtante Mimi, die so ein bisschen etepetete ist und wo die Eltern dabei sind, ist "mach dich nicht schmutzig" dann zumindest für eine Weile wieder abrufbar .
So, verstehste, wie ich mein'?
Ich glaube, Werte- und Normenvermittlung kann früh einsetzen. Das kleine Kind wird da auch erstmal keine Rebellion anzetteln, weil die Phase, wo es rausfindet, dass Mama doch nicht alles weiß und Papa in Wahrheit gar nicht der Stärkste ist, noch gar nicht eingesetzt hat. Das ist dann ein ganz anderes Fass.
Aber es wird die Regeln nicht die ganze Zeit durchhalten können. Es langweilt sich, wird knötterig, kann eben noch nicht 'ne Viertelstunde stillsitzen und keinen Mucks von sich geben. Aber die Regeln, die Normen, die sind schon im Bewusstsein, die prägen bereits die Vorstellungen von dem, was richtig und was falsch ist. Ich glaub manchmal, wir halten diese kleinen Würmchen für viel zu blöd, weil sie das, was sie eigentlich bereits verinnerlicht haben, noch nicht über Stunden umsetzen können.
Das ist keine... fundierte Analyse. Das sind so Dinge, die ich beobachtet habe und zu einem kleinen Teil Dinge, an die ich mich erinnere und als Kleinkind noch nicht artikulieren konnte. Also definitiv streitbar.
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Dazu kommt dann spätestens ab der Pubertät auch noch der eigene immanente Wunsch erwachsen zu werden oder Reife zu "beweisen" und man nimmt sich dann vermeintlich erwachsene Verhaltensweisen an. Ein schönes Beispiel brachte Gronkh einmal in einem seiner Lets Plays. Er musste sich da von 14/ 15jährigen immer mal wieder in den Kommentaren vorwerfen lassen, dass er Baby-Lets Plays mache, weil er wenig flucht, sich relativ gewählt ausdrückt und nicht ständig mit sexuellen Anspielungen oder Begriffen wie Penis um sich schmeißt. Die halten es einfach für erwachsen, dass man solche Worte benutzt bzw. benutzen darf. Das ist natürlich völliger Unsinn. Aber so ist die Wahrnehmung. Die Wahrnehmung ist aber nicht allein nur so, weil sie es von Erwachsenen so vorgelebt bekommen. Es hat auch eine gewisse emanzipatorische Qualität. Als Kind wurde man für diese Begriffe gescholten und man ist als Kind brav und beugt sich dieser Schelte der Eltern. Und man emanzipiert sich auch daraus, in dem man diese Gefolgschaft aufkündigt und sich wagt diese Worte zu verwenden und wird dadurch auch erwachsen, obwohl das eben damit auch nichts zu tun. Aber das legt man irgendwann wieder ab, weil man dann späterhin auch merkt, wie kindisch das eigentlich ist. Aber in dem Moment fühlt man sich damit eben auch erstmal erwachsen.
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Ah... ja . Das Alter, in dem man sich für unglaublich ironisch / sarkastisch und unangreifbar hält und selbstverständlich den totalen Durchblick hat, aber reagiert, als hätte man Flöhe in der Unterbuxe, sobald auch nur ein Hauch von Kritik kommt und der Sarkasmus einen selbst trifft . Klar. Haben wir alle durch. Ging zum Glück vorbei.
Ich glaub, es war meine ehemalige Chefin, die es schlussendlich auf den Punkt brachte, als ich mich über einen ehrenamtlichen Mitarbeiter geärgert hatte. Sie sagte: "*Dings* ist in der Pubertät. Denk dir einfach ein Schild an seiner Stirn: Wegen Umbaus vorübergehend geschlossen".
Natürlich hatte sie recht. Ich hätte es wissen müssen, aber ich brauchte wohl diese eine Erinnerung von ihr.
"Emanzipation" ist das Wort. Du und ich, wir mögen heute lächeln, wenn wir drauf schauen, was so Teenager umtreibt. Aber diese Phase ist so unglaublich wichtig. Schließlich wacht man nicht irgendwann als Dreizehnjähriger auf und ist kein Kind mehr.
Ich hab... *überleg* fünfzehn Jahre lang mit Jugendlichen gearbeitet. Seit meinem 15. bis zu meinem 30. Lebensjahr. Und mit jedem Jahrgang waren es die selben Fragen, Ängste und Probleme. Es verschob sich ein bisschen im Kontext der fortschreitenden Zeit, aber grundsätzlich blieben die Fragen gleich. Ebenso wie die Dinge, wo einfach keine Einsicht besteht: Eltern und Lehrer sind immer scheiße und ungerecht - wenn man es runterbricht, fühlen sich die Leute gegängelt, weil sie noch nicht ermessen können, wo die Grenzen liegen. Das war für mich übrigens auch so ein Prozess - wie gesagt, ich habe selber als Teen angefangen, diese Arbeit zu machen, und am Anfang war da einfach hilflose Wut und Empörung, wenn die Leute mir erzählten, wie gemein und unfair ihre Eltern z.B. doch zu ihnen sind. Mit der Zeit, fast unmerklich, hat die Perspektive dann begonnen, sich zu verschieben. Ich wurde älter und konnte mehr Distanz wahren und, so denke ich, auch brauchbarere Ratschläge geben. Es ist aber immer eine Gratwanderung geblieben: Zum einen die jungen Leute, die sich austoben, ausprobieren wollen, vor Kreativität sprühen und die Welt aus den Angeln heben wollen (and heck, es gibt welche, die haben das Zeug dazu!), zum anderen die Tatsache, dass die Leute normalerweise die Konsequenzen noch nicht überblicken können, die ihr Handeln hat.
Zu der Diskussion über nir-Kuns verlinkte Reportage hab ich mich bisher bewusst rausgehalten. So viel als Kurzfassung: Ich seh auch das etwas komplizierter.
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Ja von brauchen kann bei mir da auch keine Rede sein. Ich benutze meins seit sieben/ acht Jahren. Ich kann damit Simsen verschicken und telefonieren und soagr schon Farbbilder in winzigem Format und mieser Qualität machen, wenn ich das will, was ich aber nicht tue. Und das reicht. Ich komme eigentlich mit einer Aufladung von 20 Euro über das ganze Jahr, also ich habe da auch keine Flat. Internetfähig wäre das ding schon. Aber optimiert noch für ein Internet vor Web 2.0. Und ich habe eigentlich kaum das Bedürfnis das Ding zu ersetzen. Ich brauche nicht mehr. Internet bspw. brauch ich auch nicht ständig um mich herum. Da reicht es wenn ich es stationär an den Orten haben, an denen ich die meiste Zeit verbringe oder arbeite. Ich muss nicht ständig erreichbar sein und ich kenne auch keine Leute mit denen ich auf diese Art und Weise ständig in Verbindung bleiben muss.
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Ich weiß gar nicht, ob ich da vorhin genug differenziert habe. Wahrscheinlich nicht.
Im Bezug auf die lieben Kleinen: Man kann ihnen ja ein Handy mitgeben. Das also genau das tut, was du vorhin beschrieben hast - man kann damit telefonieren, SMS verschicken und es weckt einen notfalls morgens - ich hatte implizit eine Unterscheidung zwischen klassischem "Handy" und Smartphone gemacht.
Ich meine, klar: Meine Eltern wussten längst nicht immer, wo ich war. Wir waren 'ne kleine Bande Blagen, die sich halt im Wald und entlang eines Bachlaufs rumgetrieben hat - rückblickend betrachtet war das Ganze tatsächlich sehr idyllisch. Später war ich dann mit der Jugendgruppe unterwegs, mal schick auf einem Lehrgang oder 'ner Tagung, mal mit der Fresse im dicksten Matsch oder blöderweise nach einem missglückten Stunt in irgendeiner Brombeerhecke gelandet (Idiotin ich ).
Ist die Frage: War das wirklich gut? Klar fühlten wir uns als die Härtesten unter der Sonne, aber was, wenn wirklich mal was passiert wäre? Wir hatten Glück, nicht Verstand. Nur, weil wir kein Handy / Smartphone gebraucht haben heißt das nicht, dass es nicht von Vorteil gewesen wäre, eins dabeizuhaben .
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Ich spiele allerdings schon mit dem Gedanken mir vielleicht mal ein Nokia Lumia zuzulegen. Nicht weil ich unbedigt ein Smartphone brauche, aber es gefällt mir optisch zumindest ein gewisses Modell mit den klaren Ecken ^^ und weil ich Microsoft und Nokia ein wenig unterstützen möchte im Mobilmarkt.
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Nokia? Echt jetzt? Das sind die Pisser, die hier jede Menge Fördergelder abgegriffen haben um nach deren Auslaufen die Arbeiter in Bochum auf die Straße zu setzen, weil's sich im ehemaligen Ostblock billiger produzieren lässt .
Ich meine: Ist im Endeffekt egal, Dreck hat jeder am Stecken. Aber wenn du dir ein Lumia kaufst, dann lieber nicht mit der Begründung, dass der Laden unterstützenswert sei .
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