Wer wer wer geht hier in Mannheim ins Kino und gibt mir nicht Bescheid??? Wir haben hier in Heidelberg doch kein Kino, da muss ich nach Mannheim oder Karlsruhe ausweichen ;______;.
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Wiesloch? Ich war eben im Luxor, das ist doch ein ausgezeichnetes.
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So, jetzt hab ich ihn also gesehen. Lasst mich rekapitulieren, was ich da gerade gesehen habe. Ein Vorabfazit: Der Film ist gut, aber nicht Nolan's bester. Er ist besser als der enttäuschende Dark Knight Rises, aber um einiges schlechter - weil unspektakulärer - als Inception oder Prestige. Mit dem Drehbuch hat er in Teilen sehr zu tun, an anderen Stellen nur noch rudimentär, wieder anderes wurde komplett gelöscht, was nicht immer gut ist (überraschenderweise, dazu weiter unten mehr). Vor allem das zweite und dritte Drittel - das Ende ausgenommen - sind ganz offensichtlich mehr oder weniger neu geschrieben worden. Es ist ein bisschen schwierig, auf diese Weise zu schreiben, ohne dass man etwas von dem letzendlichen Film spoilert. Insofern versuche ich es jetzt mal so: Ich zähle auf, was nicht im fertigen Film ist, aber im Drehbuch stand. Dadurch wird niemandem geschadet. Jetzt über das ursprüngliche Drehbuch zu reden, ist ja kein Spoiler.
- Es gibt keine Bakterienaliens
- Es gibt keinen Neutronenstern
- Es gibt kein Rumgehopse zwischen zwei Schwarzen Löchern, um schneller zu sein
- Es gibt keinen chinesischen Außenposten in der Tiefe des Alls
- Es gibt keine gigantische Raumstation außerhalb von Raum und Zeit, die von den Chinesen innerhalb von 5000 Jahren erbaut wurde
- Es gibt keinen Wurmloch-Friedhof
- Es gibt kein Milchstraßen-Vista á la Mass Effect's Karte (Leider. Das wär sicher schön gewesen.)
Außerdem fehlen noch folgende Dinge - diese pack ich allerdings in einen Spoiler für die, die den Film schon gesehen haben, weil sie die Charaktere betreffen:
Nun, wie gesagt. Ist der Film gut? Ja. Ist er oscarwürdig? Nein, abgesehen von Hans Zimmer's Musik. Ist er so furchtbar wie das ursprüngliche Drehbuch? Zum Glück nicht. Aber Achtung: Jetzt kommt ein scheinbarer Widerspruch: Ich sagte, der Film ist gut. Das meine ich ernst. Trotzdem bin ich der Meinung, dass ich eine Version des ersten Drehbuchs fast schon lieber gesehen hätte als das hier. Wie kann das sein? Wie kann ich sagen, ich hätte das miese Script lieber gesehen als das hier, finde das hier aber trotzdem gut? Ganz einfach. So heftige, fiese, beknackte Logiklöcher das ursprüngliche Script auch hatte, es hatte einige tolle erzählerische Ideen. Dazu zählten einerseits die Bakterienaliens, die schlussendlich die Menschheit auf der Erde ersetzten, und die damit verbundene konsequente Verschlimmerung der Situation (Sprich: Auf der Erde vergehen bis zu 300 Jahre, und die Menschheit stirbt aus), andererseits die interessante Sache mit der großen Citadel-esquen Raumstation außerhalb der Milchstraße. Dazu dann noch die Sache mit den Bösewichten, die im Spoilertag erwähnt werden. Diese drei Elemente des ursprünglichen Buchs hätten dem Film... ich weiß nicht. Gut getan. Farbe verliehen. Abwechslung. Wie gesagt: Ideen wie Beschleunigung durch Black-Hole-Bungee wurden zum Glück nicht übernommen, hätten den Film auch zum totalen Flop gemacht. Dass sich Nolan dann aber zu so einer starken Veränderung entschlossen hat, hat dem Film nicht nur gut getan. Die Schwächen wurden elimieniert, doch Ideen mit Potenzial gleich mit - dadurch wird die zweite Hälfte des Films auch weniger ereignisreich, oder besser: Weniger wendungsreich. Alles geht nur in eine Richtung, alle offenen Fragen werden auf Teufel komm raus geklärt (Zum Ende hin auch massiv auf Kosten des von Nolan so geliebten Realismus - das Finale ist echt ins arg abstrakte umgeschrieben worden, und gefällt mir nicht wirklich), und fantasievolle Ideen wie die plötzlichen Bösewichter oder die Bakterienaliens fehlen, sodass der Film niemals wirklich an Farbe gewinnt. Es bleibt alles etwas unspektakulär. Dafür drückt Nolan am Ende mächtig auf die Tränendrüse, lässt aber überhaupt keinen Zweifel daran, dass alles gut ausgeht. Und genau das unterscheidet Interstellar von anderen Nolan-Meisterwerken wie eben Inception oder Prestige. Inception war atemlos, kreativ, bildgewaltig, und man wusste bis zum Schluss nicht, wie die Sache ausgeht. Und das Kreisel-Ende relativierte die Auflösung bekanntlich auf höchst epische Art und Weise. Prestige war ähnlich - mit einer Auflösung, die so simpel war (Und vor allem im Rahmen des möglichen), mit der aber niemand rechnete. Das alles gibt es bei Interstellar nicht. Stattdessen baut der Film zunächst auf Kip Thorne's Theorien, nur um sie am Ende gegen die absolut unmögliche Space-Fantasy zu tauschen, wo Zeiten auf Zeiten und Dimensionen auf Dimensionen liegen, und Lebewesen trotzdem noch miteinander kommunizieren können. Besser kann ich es nicht beschreiben, ohne zu spoilern wie Sau, und infolge dessen gelnyncht zu werden.
Damit fällt er in Nolans Vita ab, leider. Dass er trotzdem guckbar ist, hat er aber nicht der Story zu verdanken, sondern vorrangig der netten Optik. Einfach, weil er zu konventionell, zu unspektakulär bleibt, dabei das Finale aber ins absolut krass abstruse gesteigert wurde. Kein Mindfuck, über den man ewig grübeln kann, sondern - tja. Einfach abstrus eben. "Sci-Fi" ist das jedenfalls nicht mehr. Ich möchte fast sagen, dass Interstellar zum Ende hin ein Fantasydrama im Weltall ist. Ein guter Film, der leider öfter mal unentschlossen wirkt, und am Ende beinahe über seine eigenen Füße stolpert. Es wäre mehr drin gewesen.
MIO'S URTEIL: 7/10 SCHNÜSSEN
DIE STRAFE: KÄLTESCHLAF (OHNE WECKDATUM)
Ich freu mich auf weitere Meinungen. Und möchte gerne wissen, ob ich Recht hab oder total daneben liege.