This. Die Pauschalisierung, das Präteritum führe zu mehr Trägheit und Schwerfälligkeit, würde ich so nicht unterschreiben, da das zu sehr vom tatsächlichen Einsatz abhängt, aber generell wirkt es jedenfalls sehr gekünstelt, wenn ich mich vor den Küchentisch stelle und sage "Ich sah einen Küchentisch".
Um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen: Pauschal ist die Vergangenheitsform weder gut noch schlecht, aber ich würde sie nur dann verwenden, wenn ich einen Erzähler habe, der sich außerhalb der Binnenerzählung befindet. Das kann Simons Opa aus Vampires Dawn sein, der alte Ted Mosby, der seinen Kindern ein Ohr abkaut (beide übrigens super Beispiele für homodiegetische, intradiegetische Erzähler nach Genette), oder (für ein Horrorspiel) von mir aus auch der Pfadfindercampleiter am Lagerfeuer. Ist der Charakter aber unmittelbar Teil des Geschehens, macht die Vergangenheitsform da keinen Sinn.
Für ein Horrorspiel würde ich sagen solltest du dir überlegen, ob du eben diese Lagerfeuer-Atmosphäre möchtest, oder ob du den Spieler wirklich ins Geschehen versetzen möchtest. Da das Präteritum impliziert, dass der Erzähler bereits nicht mehr Teil des Erzählten ist, würde ich es da nicht verwenden, da es nur zusätzliche Distanz zwischen Spiel und Spieler schafft.
Tl;dr.: Frage dich, wer deine Geschichte erzählt und ob der Erzähler die Handlung selbst gerade erlebt.
Denen, die sich da näher mit beschäftigen wollen, würde ich Gérard Genette ans Herz legen. Ist deutlich komplexer als die Erzähltheorie aus der Schule, aber auch deutlich nützlicher, gerade bei solchen Sachen wie hier.