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Thema: Herz oder Hirn - Ab wann wir es "schnulzig"?

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  1. #1
    Zitat Zitat von Demo-Boy Beitrag anzeigen
    Ich denke mal wir lieben es alle, wenn eine Geschichte nicht nur ein "gutes" sondern sogar ein "schönes" Ende für uns bereit hält.
    Ab wie stellt man es an, das es wirklich als "schön" (im Sinne von herzerwärmend) empfunden wird und nicht als "kitschig" und total überzogen?
    Ich bin mit jedem Ende zufrieden, dass auf mich "rund" wirkt. Ein schönes Ende kann, muss das aber nicht sein. Schlimm finde ich, wenns direkt am Ende alles auf Biegen und Brechen zu Friede-Freude-Eierkuchem umgebogen wird, vor 2 Minuten haben sich alle gehasst, plötzlich ist jeder froh und zufrieden. Das ist was für Kinderfilme.

  2. #2
    Ja, bezüglich dem "rund" muss ich Corti zustimmen. Ist aber schwer zu erläutern. Sicherlich nimmt das jeder anders wahr. Was ich generell nicht mag sind diese Überlebensgeschichten, bei denen eine Gruppe von Menschen irgendwo sich in einer Notlage befindet und am Ende dann genau 1 Mann und 1 Frau überleben und alles darauf gestrickt ist. Dieses aus Marketinggründen reingezwungene Liebesgedöns passt da selten gut rein. Vor allem da man sowieso weiß, wie es ausgehen wird und deswegen sich nen Film nicht anguckt sondern eigentlich wegen der restlichen Handlung bzw. Action, die dann darunter leidet. Bestes Beispiel solcher Zombiekram. Erinnere mich dass es mal vor nicht zu langer Zeit einen Film gab, da habe ich die Kurzbeschreibung gelesen und dann hab ich mir gedacht "ah, klingt so als würden X und Y am Ende überleben und der Rest verrecken" und dann mir bei Wikipedia die komplette Zusammenfassung der Handlung durchgelesen... dann musste ich das auch nicht mehr gucken.

    Das im ersten Post erwähnte Problem mit dem Helden der die Feinde entweder totschlagen kann oder Freundschaft schließen kann muss halt auch "rund" sein. Da sollte es in erster Linie - wie Corti anmerkt - nicht so plötzlich passieren, dass ein Sinneswandel eintritt. Wenn langsam sich irgendwie ein brutaler Kerl zum Guten wandelt, dann ist das vollig okay.

    Aber das Problem hat man in allen Bereichen: Die Charakterentwicklung muss nachvollziehbar sein, sonst wirkt die Geschichte schlecht.

  3. #3
    Ich kann IronChefs Posting nur unterstreichen. Selbst wenn man mal intersubjektiv (auch wieder so ein blödes Wort) auf einen Nenner kommt, heißt Kitsch letztendlich nichts anderes als "das ist mir zu gefühlsbetont". Ich hab außerdem die Erfahrung gemacht, dass Gefühle sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Der eine findet eine Szene sehr bewegend, der andere findet sie wegen der Gefühlsduselei schon unfreiwillig komisch. Also würde ich mich, wie IronChef schon vorschlug, nach dem richten was dir selbst gefällt. Es wird immer seine Spieler finden.

  4. #4
    Die meisten Spieler hassen traurige oder allzu offene Enden, schließlich will man für die Zeit, die man in das Spiel investiert hat, auf irgendeine Weise belohnt werden. Das lässt sich auch gut an kommerziellen Spielen sehen, die bewusst auf ein Happy End verzichtet haben und dadurch den Unmut der Fans auf sich gezogen haben.

    Persönlich würde ich mich gar nicht darauf festlegen wollen, welche Art von Ende am besten ist. Selbst das bewährte Schema "Held opfert sich" kann kitschig wirken. Ich denke eine gute Geschichte sollte an einem Punkt enden, an dem man als Autor die Charaktere guten Gewissens allein lassen kann. Solange man seiner Erzählweise und seinen Charakteren treu bleibt, sollte auch das Ende entsprechend passen. Es ist doch ohnehin so, dass man sich als Schreiber oftmals schon von der ersten Idee der Geschichte an im Klaren ist, wohin diese führen soll. Meist steht das Ende vor dem Mittelteil fest, denn man will als Autor ja darauf hinarbeiten. Sollen die Charaktere eine Entwicklung durchmachen? Wie kommt es von der Ausgangslage zur Endsituation?

    Was ich damit sagen will: Jemand der einen tragisches Ende plant, wird wahrscheinlich bereits während der Geschichte Hinweise darauf geben. Jemand der einen Epos plant, hat ein ganz bestimmtes Bild vor Augen, wie der Protagonist zum Helden wurde. Macht euch keine Gedanken darüber, ob ein Ende kitschig wirken könnte, sondern lieber, ob es mit eurer erschaffenen Welt konform ist.

  5. #5
    Bad Endings - wie zum Beispiel bei "Jin Roh" - lassen mich bei emotionalen Werken mit einem dicken Stein im Bauch sitzen, bei Horror-Filmen & Spielen aber denke ich inzwischen "war ja klar" - außer da kommt nicht nur das obligatorische "oh nein, er lebt doch noch", sondern es geht noch mal richtig ab, wie zum Beispiel in "Poltergeist" oder Intruder (wobei Letzteres ein Buch ist) - und ansonsten bleiben Bad Endings mir eher mehr im Kopf, vielleicht wiel ich schon zu viele Happy Endings gesehen habe.
    Zum Beispiel wenn man viele Shonen-Mangas liest und auf ein Mal "School Days" dazwischen hat und sich denkt "BÄM, ist das geil!!", bleibt mir das eher im Kopf, als das übliche Hin und Her.
    Was ich bei Happy Endings übertrieben finde, ist wenn alle glücklich sind, alle Gestorbenen auf einmal wieder leben und die durchgemachte Spannung des Films quasi zur Trivialität verpufft, da ja eh am Ende ALLES wieder gut wird.
    Dämlich.
    Ansonsten ist so 'n bisschen Schmalz ja auch ganz cool.

  6. #6
    Wow, vielen Dank für die vielen, tollen Tipps und Antworten.

    Ich denke ich weiß nun eher, worauf ich achten muss und wie ich mit dem Thema Kitsch umgehen sollte.
    Mal sehen, wie viel ich von euren Wissen umsetzen kann.

    Wenn sonst noch jemand einen Tipp für mich hat, nur zu.
    Ich freue mich über jeden, der mir bei diesen, für mich, sehr komplizierten Thema weiterhelfen kann.

  7. #7
    Ein bisschen Schmalz darf sein... nee ehrlich, ich mag emotionale Wandlungen zwischen den Charakteren. Gefühle sind was uns Menschen (und unsere Fehler) ausmachen. Hass, Liebe, Verrat, Eifersucht- es sollte halt aus den "Emotionen" hervorgehen. Sprich, wer mit aussagekräftigen Facesets und Artworks arbeitet macht es meist richtig. In endlosen Wall of text Beweggründe zu erklären mag ich nicht. Oder wie mal über den Autor Ken Follet und sein Storywriting gesagt wurde: Schreib nicht, dass XY böse ist, zeig es!

  8. #8
    Zitat Zitat von Demo-Boy Beitrag anzeigen
    Wenn sonst noch jemand einen Tipp für mich hat, nur zu.
    Ich freue mich über jeden, der mir bei diesen, für mich, sehr komplizierten Thema weiterhelfen kann.
    Sorge für Identifikation mit den Figuren und für Glaubwürdigkeit.
    Alles Schlechte ist schlimmer wenn man die Figur mag, alles Schlimme ist besser, wenn man die Figur nicht mag.

  9. #9
    Ach, ich denke mal, dass es gar nicht so schwer ist dies hier zu schaffen. Ich gebe allerdings keine Garantie, dass meine Aussage auch 100%ig zutreffend ist. Schließlich konnte Twilight sich ja auch eine kreischende Gemeinde von Mädchen als Fans aneignen. Und das ist nur die spitze des Eisberges.

    Ich würde sagen, dass man darauf achten sollte nicht zu viele kitschige Elemente gleichzeitig zu verwenden und auch weitere Elemente einzubinden. In etwa versuche blanken Kitsch etwas bunter zu machen, indem du andere Elemente einbindest. Humor, Beziehungsprobleme, private Tragödien, persönliche Ambitionen, etc. Ein gutes Verhältnis dieser Elemente ist es was du haben willst.

    Ich kann dies etwas präzisieren. Nehmen wir mal an du hast zwei Charaktere, die in einer Beziehung enden sollen. Liebe, und damit meine ich nicht reine sexuelle Anziehung, benötigt für gewöhnlich eine emotionale Komponente.Also benötigst du die Komponenten, die die beiden an dem jeweils anderen gefallen. Charakter A ist zum Beispiel humorvoll und Charakter B ist selbstbewusst. Natürlich gehen auch andere Eigenschaften in ihren Kombinationen... außgenommen solche, die sich explizit nicht ergänzen lassen. Wobei auch dies unter Umständen funktioniert, aber eher nicht.
    Dann wollen wir aber keine perfekte Liebe. Das wäre auf Dauer langweilig. Anfangs dürfte alles gut und perfekt aussehen, aber Probleme sind nahezu unvermeidlich. Die Realität ist nunmal so, dass Menschen auch dann Konflikte miteinander haben, wenn sie sich eigentlich mögen. Und manchmal sind diese Konflikte deswegen entstanden, weil Charakter As Schwiegermutter zu Besuch kommt... oder im Falle eines Rollenspieles vielleicht Charakter B betrogen hat... das echte Leben hat schon eine gewisse Bandbreite an Beziehungsproblemen, die man nehmen kann. Und daraus ergibt sich schon eine heterogene Beziehung, welche man als authentisch erachten dürfte.
    Nun zur allgemeinen Charakterentfaltung. In erster Linie sollte man darauf achten, dass man ein gutes Verhältnis von Eigenschaften hat. Zu viele gute Eigenschaften, wie Unverwundbarkeit, Attraktivität, sexuelle Überlegenheit, Superintelligenz, Superstärke, Supergeschwindigkeit und telephatische und telekinetische Eigenschaften (kurzum: Teeny-Vampire) sind eine tödliche Überdosis. Und ebenso braucht man Eigenschaften, die den Charakter etwas mehr Farbe geben. Also vielleicht etwas wie eine ziemliche schlimme Phobie oder eine Eigenschaft, die nicht so nett ist, wie zum beispiel Arroganz. Man muss beide Seiten mischen um einen authentischen Charakter zu erstellen. Natürlich ist dies kein 50/50 Verhältnis. Normal wären eher ein paar wenige Makel für den gewöhnlichen Helden und viele Makel für den Anti-Helden.

    Also kurzum: Vermeide Extreme und schätze die Verhältnisse gut ab. Mehr gibt es eigentlich nicht zu beachten.

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