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Thema: Sex in Geschichten, Lesen & Schreiben

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Zitat Zitat von Daen vom Clan Beitrag anzeigen
    Das verstehe ich jetzt nicht - wir reden doch von Szenen, also kurzen Abläufen und Abfolgen gewisser Handlungen. Also die vielen kleinen Teile aus der eine Geschichte sich letztlich formt.
    Die Beiden hatten doch offensichtlich Sex gehabt(!) und liegen nun kuschelnd (und hadernd) zusammen.
    Das ist sicher wieder die vielmals erwähnte Definitionssache. Erster Punkt: Wie definiert sich Sex? Ist das "Nachspiel" bis zu dem Punkt des Bartstoppel-Streichelns, an dem die tatsächliche, explizite Ebene verlassen wird, um Platz für eine gedankliche, philosophische Auseinandersetzung zu machen, nicht auch noch zum Sex zugehörig?

    Zweiter Punkt: Wie genau wird die Literatur als Medium innerhalb der bildenden Künste bewertet, gerade in Bezug auf die Benutzung eines Wortes wie "Szene" - einem Begriff, der meinem Verständnis nach aus den darstellenden Künsten wie Theater und Film stammt? Sehe ich den Text pragmatisch als das, was er ist oder übersetze ich ihn vor dem Hintergrund der Begrifflichkeit "Szene" in Bewegtbilder und frage mich selbst, welche Bilder in meinem Kopf erzeugt werden?

    Auf der ersten Ebene - der tatsächlichen - liegt der Protagonist im Bett (was bildhaft keine Rolle spielt) und philosophiert -fix zusammengefasst - über Sex. Nur die Gedanken werden beschrieben, eine räumliche Präsenz gibt es nicht, bis auf die zuvor (bis zu eben jenem Bartstoppel-Streicheln) festgelegte.

    Auf der zweiten Ebene - der in eine tatsächliche (darstellende) Szene übersetzten - spielen sich beim Lesen genau die Einstellungen in meinem Kopf ab, über die der Protagonist nachdenkt. Lese ich das Wort "Kuschelsex" hat der Charakter, dem meine Gedanken unter Zutun der Beschreibung des Autors ein Äußeres verleihen, eben genau diesen Kuschelsex mit Ela in meinem Kopf, denkt er an "schmutzigen Sex" verändert sich das tatsächlichere Bewegtbild auch beim Lesen und so entsteht - zwar nie ausdrücklich genannt - eine (oder mehrere) Szene(n).

    Ein Medium wie die Literatur (gerade in der Belletristik), welches sich nur über das Pflanzen von Bildern im Kopf des Lesers tragen kann und im Gegensatz zu Filmen und Co. nicht mit selbst erschaffenen, tatsächlich Visuellem arbeitet, kann dann auch auf dieser zweiten Ebene bewertet werden, weswegen ich finde, dass es sich nichtsdestotrotz um eine Sexszene handelt, sofern schriftliches Werk denn überhaupt Szenen beinhaltet.

    Geändert von MeTa (28.01.2014 um 22:09 Uhr)

  2. #2
    Zitat Zitat
    Was haltet ihr von Sex in Büchern? Cool? Okay? Lieber nicht? Was sind eure Erfahrungen als Leser?
    Unheimlich schwierig, dass ich das so erklären kann, weil ich von vielen Büchern vielleicht höchstens ein paar wenige habe, bei denen so etwas wenn auch nur über wenigere Seiten oder an bestimmten Stellen thematisiert wird. Solange es ansprechend geschrieben ist und diese Szene meinen persönlichen Geschmack trifft, ist es immer cool. Persönlich. Fachlich hingegen sieht die ganze Sache da schon ein wenig anders aus. Es gibt für mich dort kein wirkliches "richtig" oder "falsch", vor allem, weil ich recht häufig den Standpunkt vertrete, dass ein Autor immer ein bisschen eigene Erfahrung mit einfließen lässt, in welchem Maße, das sei erst mal dahingestellt. Es gibt Szenen, die werden eher oberflächlich beschrieben, bei denen das Risiko entsteht, den Leser zu langweilen und es gibt Szenen, wo jeder Handgriff, Körperkontakt und einfach jedes Detail präzise und genau beschrieben wird, bei denen die Gefahr besteht, dass man da über das Ziel hinausschießt und man beim Leser am Ende nur einen "So-genau-wollte-ich-das-eigentlich-jetzt-auch-wieder-nicht-wissen"-Effekt erreicht. Was richtig und wichtig für die Szene ist, das ist sicher eine Momentaufnahme, hängt von der gegenwärtigen erzählten Situation ab und kann eigentlich nur der Autor selber wissen.

    Zitat Zitat
    Benutzt ihr als Autoren Sex? Wenn ja, wann, und warum, und vor allem wie? Wenn nein, warum nicht?
    Da ich noch nie professionell Bücher mit normalen Handlungen geschrieben und verkauft habe, kann ich da gar nicht so genau drauf eingehen. Vermutlich könnte ich es mir sicher vorstellen, zwei Protagonisten näher kommen zu lassen. Aber das ist halt wie gesagt nach wie vor eine Frage der gegenwärtigen Situation in der Geschichte.

    Zitat Zitat
    Wie steht ihr zu Sex als Genre? Lest ihr Erotikkram / würdet ihr ihn lesen, schreibt ihr ihn vielleicht sogar?
    "Sex" als Genre gibts für mich nicht. Ich nehme hierfür mal den "Erotikkram" Also, der Erotikkram ist halt so eine Sache, die ich weder komplett verurteilen noch befürworten würde. Das ganze Feld ist nach wie vor ziemlich schwierig zu thematisieren. Grundsätzlich hätte ich als Genre kein Problem damit. Wenn ein Autor meint, ein paar laszive Szenen in sein Werk einzubauen, dann ist das seine Sache. Wenn er daraus aber gleich ne komplette Bums-Saga machen will, bei der sich jeder Hobbit ohne Sinn und Verstand irgendwie durch die Gegend poppt, dann ist das auch seine Entscheidung. Es kommt sehr stark auf den Leser drauf an, ob und wie er sich in so etwas hineinversetzen kann.

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