Das ist leider so ein Problem des Internets.
In meiner Firma mucke ich sogar recht häufig auf, wenn mir was programmiertechnisch nicht passt, oder man meint, man müsse für ein hoch komplexes Thema ein Hotfix rausschmeißen, was so dermaßen in die Hose gehen wird, weil keiner den Überblick über die gesamten Auswirkungen hat. Auch stichel ich gerne meine Vorgesetzten mit meinen Forderungen für ein Refactoring, weil ich der Meinung bin, dass wir so was in einigen Stellen schon bitter nötig haben, aber das bezahlt kein Kunde, und deswegen wird es nicht gemacht. (Die Software ist 13 Jahre alt und ist historisch gewachsen). So etwas lässt sich aber besser persönlich unter vier Augen klären bzw. sagen, als über das Internet. Per Chat starrt man lediglich nur Buchstaben an, und man weiß gar nicht, wie der Gesprächspartner überhaupt reagiert. Es fehlt einfach die Mimik und die Gestik, die in einem Gespräch sehr bedeutsam sind. Wenn man den Gesprächspartner gegenüberstehen hat, reagiert man schon automatisch ruhiger, weil man den Partner ansehen kann, ob er die Problematik überhaupt verstanden hat, oder nicht.
Wenn man ein Projekt richtig plant, dann kommt so was auch nur sehr selten vor.
Aber ich kenn es von meiner Kindheit/Jugend selber: Man zäumt oft das Pferd oft von hinten auf. Man plant und entwickelt gleichzeitig das Spiel. Das wäre so, als ob man das Drehbuch zu einem Film schreibt, während man den Film dreht, und das kann nur in die Hose gehen. Ein weiteres Problem ist halt, dass hier noch viele recht jung und unerfahren sind, was die Teamarbeit und die Entwicklung angeht. Es kann nicht funktionieren, wenn das gesamte Team am Design, an den Grafiken und am Scripting rumfummeln. Selbst in der professionellen Spieleentwicklung gibt es nur ein sehr kleines Designer-Team, das nichts anderes tut, als sich wirklich um das Design zu kümmern, und um nichts anderes. Auch braucht man jemanden, der das gesamte Projekt koordiniert. Die Programmierung und das Scripting ist eigentlich nur ein sehr kleiner Teil, wenn die Werkzeuge bereitstehen. Soundeffekte werden eigentlich immer nur mal sporadisch eingebaut, wenn man meint, dass das jetzt mal eine gute Gelegenheit wäre. Auch Grafiken müssen nicht immer gleich verfügbar sein. Wenn es keine gibt, dann bastelt man sich halt schnell ein paar Dummy-Grafiken und arbeitet erstmal damit. Einfarbige Rechtecke reichen meist schon aus.
Das Problem, was ich aber sehe, ist die Kommunikation. Das Internet ist keine tolle Kommunikationsplattform, für die Koordination eines Teams. Das erfordert schon sehr viel Disziplin, und regelmäßige Meetings, damit jeder auf den neuesten Stand ist. In einer Anime-Fansub-Gruppe, wo ich mal aktiv war, haben wir dafür sogar ein Benachrichtigungssystem gebastelt, wo wir mitteilen können, wie weit wir unsere Arbeit erledigt haben, und was noch fehlt. Wenn jemand dann mit seiner Arbeit fertig war, bekam der nächste in der Kette dann Bescheid, dass er loslegen kann und wo er dann die erforderlichen Daten finden kann. Also eine Art Product-Lifecycle-Management. In der Softwareentwicklung nennt man das Application-Lifecycle-Management (ALM). Ich nehme auch mal an, dass die wenigsten hier mit einer Softwareverwaltung ala SVN oder Git arbeiten. Solche Hilfsmittel erleichtern das Leben ungemein, wenn es einen gemeinsamen Ort gibt, wo die Daten verwaltet werden, und man auch den Werdegang der Daten beobachten kann. So kann man auch wieder ein paar Schritte zurückgehen, wenn die Entwicklung doch nicht so wird, wie man es sich vorgestellt hat.