Ich finde Giovannis Insel klasse – von Anfang bis Ende. Fand gerade die erste Hälfte auch unglaublich herzerwärmend – die Gesangs- und die Eisenbahnszene vor allem. Jetzt nicht permanent, aber in einigen Szenen eben umso intensiver – bei der Gesangsszene kamen mir direkt ein paar Tränen.
Es stimmt allerdings, dass einige Themen, die man im Mittelpunkt der Handlung erwarten würde, später gar nicht mehr thematisiert werden – insbesondere die Rolle von Tanya. Was ich aber wiederum auch mochte, da es eben auf einer echten Geschichte beruht. Das ist halt auch eine Art von Reue, die in den meisten Geschichten nur selten thematisiert wird, weil es dramaturgisch unbefriedigend ist, wenn ein Handlungsstrang irgendwo einfach abreißt – aber im echten Leben eigentlich ständig passiert. Gerade das erzeugt eine subtile Tragik, die ich sehr wirkungsvoll finde.
Auch dass das Kriegsthema, der Name der Insel usw. nicht so im Vordergrund stehen, fand ich nicht schlimm. Eigentlich sogar gut, denn der Film ist ja aus Kinderaugen erzählt. Kinder interessieren sich nicht einmal nicht so stark für solche Dinge. Man kriegt nur über den Vater und andere Figuren mit, was für Spannungen und Probleme es eigentlich gibt, aber das ist halt nichts, worin man als Erwachsener Kinder involvieren würde, wenn es sich vermeiden lässt. In dem Sinne hat der Film auch keine Dokumentationscharakter – will er aber auch gar nicht haben. ^^
Das kann ich durchaus verstehen. Aber ich fand das insbesondere als Referenz auf Ginga Tetsudō no Yoru (Night on the Galactic Railroad) ziemlich intensiv. Ich weiß nicht, ob du mit der Geschichte vertraut bist – in Japan ist das ja eines der bekanntesten Kinderbücher überhaupt und wird auch entsprechend oft in Animes referenziert oder als Inspiration genommen. Im Buch war es so, dass Giovanni und Campanella die meiste Zeit über mit der galaktischen Eisenbahn reisen. Am Ende merkt Giovanni aber, dass er nicht weiterfahren kann, weil das eigentlich ein Zug ins Reich der Toten ist. Campanella ist zu Beginn der Handlung gestorben, aber das erfahren weder Giovanni noch der Leser. Erst, nachdem die Geschichte ihr Finale erreicht, wird das klar.Zitat von Enkidu