-
Held
@La Cipola: Würdest Du denn sagen, dass man das gut lesen kann, wenn einem speziell HeroAca gefällt? Oder sollte man schon eher ein Shounen Liebhaber sein (was man häufiger zu Black Clover hört)?
Golden Time
Anscheinend hat die Autorin von Toradora ein Faible für mental instabile weibliche Hauptpersonen, denn genau das bekommt man hier auch wieder serviert. Bevor ich meine Meinung niederschreibe ein kurzes Vorwort:
Die Zusammenfassung auf MAL ist mal wieder Müll, weil nicht auf den Punkt gebracht wird, worum es in dieser Show geht: Kouko, die obsessive Tsundere dieser Serie. Darum wird auch kein großer Hehl gemacht: das Poster hat sie im Zentrum, der Trailer enthält zu 80% Footage von ihr, beide OPs und EDs drehen sich größtenteils um sie und in der Show hat sie auch viel Screentime. Das bedeutet im Wesentlichen: wenn man ihren Charakter in den ersten paar Episoden nicht zumindest interessant findet, sollte man vielleicht die Reißleine ziehen.
Mir hat die Serie ziemlich gut gefallen, auch wenn sie einige Probleme hat. Es ist eine der wenigen RomComs, bei denen ich sogar gelacht habe (was übrigens auch auf Toradora zutrifft, also hat der Stil der Autorin wohl was^^) und die Serie hat einige wirklich effektive dramatische Momente. Zusätzlich verwendet die Show einige interessante Storylemente, auch wenn diese nicht immer komplett funktionieren.
Zu den Charakteren:
Kouko wird als Kindheitsfreundin von Mitsuo eingeführt, den sie stalked und so sein Leben zur Hölle macht. Sie gehört dem Typus reiches, gut behütetes Mädchen an. Kouko ist in dem Sinne faszinierend, dass sie anfangs kaum gute Eigenschaften hat, außer ein "cute anime girl" zu sein. Es ist ja recht normal, dass die Main Love Interests von RomComs ein paar (quirkige) Fehler haben, aber bei Kouko häuft sich das. Sie bekommt aber einen Großteil der Charakterentwicklung in der Show. Was sie immer behält ist diese obsessive Fixierung auf eine Person, die sie liebt / auf die sie einen Crush hat. IMO ist ihre Charakterisierung und - entwicklung super.
Der andere Mainchar ist Banri, unser recht generischer Lead mit Amnesie. Kouko sorgt etwa für 50% des Dramas in der Show, seine Amnesie für den Rest. Und grundlegend ist die Idee mit der Amnesie hier noch nicht mal schlecht: es wirft die Frage auf, ob Banri vor und nach seinem Unfall eine andere Person sein könnte. Was mehr ist, als 90% an anderen Shows damit machen und zu einer IMO recht interessanten Dreiecksbeziehung führt. Der Amnesie Subplot könnte aber auch ein Element sein, dass die Show für Leute bricht. Denn die Effekte davon werden in späteren Episoden... ein weng plot devicey verwendet.
Dann gibt es noch Linda, welche wohl für viele die "Rettung" vor Kouko ist. Denn sie ist ein wirklich nettes, bodenständiges Mädel. Quasi der dicke Kontrast zur instabilen Kouko. Andere Nebencharaktere haben zwar unterschiedliche Mengen an Screentime, aber hier hält die Show einen recht starken Fokus auf das Hauptpaar. Was ich damit sagen will: man sollte hier nicht *zu* viel an Closure für den Sidecast erwarten; was einem aber auch ein Blick auf die OPs und EDs verrät, in denen die Nebencharaktere nicht mal vorkommen. Dennoch sind die Nebencharaktere alle unterhaltsam und tragen viel zum Charme der Show bei.
So, ein paar Sachen, die ich wirklich gut fand:
- es spielt mal nicht an ner Schule, sondern an der Uni (HOLY SHIT!). Hab die Kritik gelesen, dass sich die Charaktere trotzdem öfter wie dumme Schüler verhalten, aber ein Studentenausweis gibt einem ja nicht automatisch Lebenserfahrung mit

- die Hauptbeziehung beginnt schon relativ früh, was mal ein wenig Raum lässt, dass Charaktere IN einer Beziehung gezeigt werden
- Koukos psychische Probleme werden von der Show an einigen Stellen aufgegriffen und IMO gut dargestellt
- Banris Amnesie wird an manchen Stellen effizient eingesetzt ( z:B. um Linda überhaupt in die Dreiecksbeziehung zu kriegen, um ein paar Flashbacks mit Linda einzuführen)
- Banris und Koukos Probleme "ergänzen" sich ziemlich gut, um Drama zu erzeugen ( z.B. Episode 12, wo Kouko durchdreht weil sie Linda und Banri auf der Party sieht und sie danach über ihre Probleme reden )
- die Nebencharaktere sind sympathisch (vor allem Nana
) - die Show ist lustig (denke, wenn man den Humor von Toradora mochte, kann man hier auch lachen); gibt auch ziemliche random Momente, die abgefahren sind (z.B. gleich in Folge 2)
Leider gibts auch ein paar Counterpoints:
- die Beziehung wird mit so viel Scheiße beworfen, dass man hier kaum von "normal" reden kann. An manchen Stellen ist der Dramafaktor daher künstlich hoch und manche "Twists" wären nicht mal nötig gewesen
- die Amnesie sorgt für einige der größten Probleme. So wird sein altes Ich durch einen Geist visualisiert, welcher am Ende sogar ein eigenes Finale mit Linda bekommt. Und ein no-go IMO: die Amnesie wird wie eine gespaltene Persönlichkeit präsentiert. Gerade später ist das extrem, weil seine "Persönlichkeit" regelmäßig wechselt und die Erinnerungen beider unabhängig sind. Von sowas hab ich bei Amnesie noch nie gehört, aber vielleicht kennt sich da jemand besser aus.
- das Pacing ist extrem ungleichmäßig und an wichtigen Punkten zu schnell. Ein Beispiel wäre zwischen dem Zeitpunkt, wo Mitsuo Kouko sagt was er von ihr hält und ihrer Liebeserklärung an Banri .
- Animationsqualität lässt in der zweiten Hälfte nach und es gibt einige Szenen, die "off" sind
Die Show wird vor allem dafür kritisiert, dass vielen das Ende nicht gefällt. Die 24. Episode ist definitiv kein Meisterwerk. Die Auflösung ist zu "angenehm", sie hat ein paar fragwürdige Elemente ( Gespräch mit Ghost Banri auf der Brücke, und Lindas Liebeserklärung an Banris altes ich, die ich *wirklich* nicht für nötig gehalten hatte; aber zumindest ihrem Charakter wohl nen gewissen Abschluss geben sollte) und sie lässt bei den Nebencharakteren sehr viel offen. Dass sich Banri doch noch an Kouko erinnert sehe ich hier als gegeben an, weil ich den ganzen Twist mit "er wird zu seinem alten Ich und vergisst alles in Tokio" für absoluten Blödsinn halte und froh war, dass sich das nicht länger hingezogen hat.
Aber: Wie am Anfang erwähnt, hat die Story einen sehr starken Fokus auf Kouko und schließt IMO ihren Arc sinnvoll ab. Daher erfüllt das Ende durchaus seine Funktion.
Insgesamt ist Golden Time eine gute RomCom, WENN man mit Kouko klarkommt. Dann wird man mit einer der wenigen Beziehungen belohnt, welche nicht erst am Ende eines Anime zustande kommen, mit effektiven dramatischen Momenten und lustigen Szenen. Vielleicht besonders empfehlenswert für Leute, die Toradora mochten, obwohl die beiden sich bis auf ihr Grundkonzept nicht *zu* ähnlich sind.
Geändert von Sylverthas (07.01.2018 um 01:38 Uhr)
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln