So, es hat eine Weile gedauert, aber ich bin endlich fertig. Enthält Spoiler für alle Folgen inklusive Folge 10 und zu Gurren Lagann.

Seit dem Twist in Folge 7 bin ich nicht mehr sehr glücklich mit Samurai Flamenco. Ich bin Fan des DC Universums und bin vielen Helden aller Art gefolgt, habe auch Realserien mit Heldenthema gesehen (Arrow, Person of Interest), ich habe auch die ein oder andere Sentaiserie gesehen (damals natürlich Power Rangers und Sailor Moon, heutzutage Kamen Rider Wizard) und natürlich Gatchaman Crowds, dass sich auf eine andere Art und Weise als Sammunenco mit Sentai auseinandersetzt.

Was mich zunächst stört ist die Ausführung des Twists an sich. Es gab keinerlei Foreshadowing auf diesen Fluss der Ereignisse. Die Serie wurde sieben Folgen lang als bodenständige Sentai Rekonstruktion aufgebaut, deren verrückter Teil aus dem Mindset der Protagonisten kam, die ihre Sentai Fantasien auf die ein oder andere Art in die Realität projizierten. Es gab keinerlei Anzeichen auf irgendwelche überlegene Wissenschaft oder außerirdisches Leben, es wurde plötzlich einfach alles auf uns geworfen. Das war sogar unter Shyamalans Gürtellinie, weil es nichts was vorher passiert ist klarer gemacht hat, sondern einfach plötzlich da war. Und von da an ging es narrativ abwärts. Es liegt nicht am Inhalt, sondern wie damit umgegangen wird. Ich genieße verrückte Sachen wie Kill La Kill und NouCome, wo man immer wieder überrascht wird, ich habe die Twists in Bokurano und Madoka genoßen und ich mochte die Ernsthaftigkeit von Death Note und Steins;Gate (nach dem dortigen Twist), aber Samurai Flamenco hat nicht nur keinen Aufbau zu seiner ernsten dark&gritty-Seite, sondern geht auch nicht konsequent damit um.
Da haben wir auf der einen Seite Mari, der von King Torture auf die harte Tour beigebracht wird, dass die Realität keine TV-Serie ist und ein paar Szenen weiter Samurai Flamenco, der das volle Superheldenprogramm inklusive großer Rede über Freundschaft durchzieht. Da haben wir ein Monster, dass Äpfel kauft, während eine Folge vorher ein Haufen Polizisten von einem Monster getötet wurde. Ich habe Probleme die ernsten Themen der Serie ernstzunehmen, wenn sie andauernd von Parodie und Humor untergraben werden und vice versa Probleme über die Witze und seltsamen Ereignisse zu lachen, wenn ich im Hinterkopf daran denke, dass Leute sterben und die Serie das nicht Ernst nimmt.

Es gibt Serien mit anderen Themen, die aber auch zwischen Humor und Ernst jonglieren. Sehen wir uns eine Serie des gleichen Directors an: Baccano! Wir haben einerseits natürlich Isaac und Miria und die lieben Mafiosi und zum anderen die bösen Mafiosi und Szilard. Aber diese Serie schafft es beide Seiten gut zu balancieren, weil sie durchgehend einen Ton behält: leichtherzig mit ein paar Wolken, während Samunenco herumshiftet, als würde jemand durch einen Fahrradgang schalten. Baccano! brauchte keinen Twist, es war von Anfang bis Ende konsequent.
Aber wenn es um Twists geht, haben wir natürlich Madoka, eine Serie die ihrerseits ein bekanntes Genre auf eigene Art interpretiert. Dort war schon in den ersten Minuten zu sehen, dass die Serie nicht leichtherzig bleiben wird. Wer vorher schon Magical Girl Serien gesehen hat, wird auch schnell erkannt haben, dass da was faul im Busch ist.
Wem das zu eindeutig war, für den gibt es noch Gurren Lagann. Diese Serie hat Kamina als Protagonisten und scheint das Super Robot Genre zu parodieren, mit all den abgefahrenen Sachen die durch die Power of Awesome funktionieren. Alles scheint seinen Weg zu gehen, bis der Mann der bis dahin scheinbar unbezwingbare Plotarmor getragen hat, stirbt und die Serie einen etwas anderen Ton bekommt. Das war auf jeden Fall eine Überraschung, aber nicht aus dem Nichts. Die Monster und ihre Waffen waren schon immer da und schon immer gefährlich, wir als Zuschauer haben nur aufgehört sie Ernst zu nehmen, weil die Protagonisten sie immer überwinden konnten.

Wenn normale Straßenkriminelle keine Chance mehr gegen die Flamencos haben, dann ist die logische Konsequenz nicht Übernatürliches in ein bisher relativ realitätsnahes Sezanrio reinzuwerfen. Wenn ihnen da echt nichts besseres einfiel, um die Serie interessant zu halten, dann ist das einfach "Jumping the Shark", wie man so schön sagt.
In meiner Sicht wäre es natürlicher gewesen, wenn nach dem Auftauchen und der steigenden Popularität und Erfolgsrate von Samurai Flamenco irgendwann das kriminelle Verbrechen Sorgen gemacht hätte. Die Yakuza oder ähnliche kriminelle Organisationen hätten wohl Einfluss und Geld genug, um Schurken aufzubauen. Mit eigenen Gerätschaften und Ausbildung. Ex-Militärs und Mafia-Killer wären würdige Gegner für Samurai Flamenco und seine Gerätschaften. Nicht nur haben sie die Fähigkeiten, sondern auch ein anderes Mindset, dass Flamenco fordern kann. Es ist eine Sache Straßenschläger und Alltagsverbrecher einzuschüchtern, aber eine andere gegen ausgebildete Mörder zu kämpfen und sie dabei nicht zu töten, bzw. nicht selbst getötet zu werden.
An dieser Stelle hätte es auch sinnvoll eskalieren können. Die Schurken könnten herausfinden wo er wohnt, wen er kennt oder ihn einfach mit kleinen Verbrechen heraus locken und das dann zu Terrorakten steigern und dabei in a way zu Monstern werden. Ich denke da vor allem an den menschlichen Teil der Rogue Galleries von Batman und Spiderman.
Und mit Flamenco Girls Eifer hätte man den Plot von "Whats so funny about Truth, Justice and the American Way?" durchgehen können. Dies ist eine sehr gute Supermangeschichte in der Superman nicht Schurken, sondern Helden gegenüber steht, die der Meinung sind, dass Superman nicht konsequent genug ist. Sie wollen, dass er die Kriminellen tötet und nicht einsperrt. Und er wird an den Rand getrieben, wo er sich ernsthaft die Frage stellen muss, ob er das Problem lösen kann, ohne zu töten und warum er es nicht sollte.
Die Serie hat dieses Problem kurz angestoßen und ist dann zu folgenden Schluss gekommen: "nope, sind ja Monster, töten ist ok, yippie!", was wohl der billigste Weg ist, dieses Thema zu behandeln.

Und versteht mich nicht falsch, ich finde Samurai Flamenco nach dem Twist nicht per se schlecht, sondern Aspekte davon. Ich mochte die King Torture Szenen mit Flamenco Girl und Gotos Szenen, aber das beliebige herumswitchen zwischen den Stimmungen ist zu irritierend, als dass ich den Anime vollends genießen kann.
Noch ist die Serie nicht zu Ende und ich hoffe, dass sie mir noch Gründe und Erklärungen liefern oder mich anderweitig glücklich machen kann.