Okay, wenn die Story erst zu 60% beendet ist, dann ist wirklich das "Game of Thrones" des JRPGs. Ich hoffe nur, dass sich die Autoren dadurch nicht das Leben unnötig schwer gemacht haben. Letztenendes haben sie eine Welt erschaffen, die Glaubwürdigkeit, Detailverliebtheit und auch Innovation vereint. Aber... nun ja, das Ganze hat Joanne K Rowling mit ihren Harry Potter-Büchern auch angefangen, bis im 7. Band dann so viele Logiklücken, Fehler und Sinnprobleme aufgelaufen sind, dass die Auflösung der Handlung wie ein Kartenhaus in sich zusammengeklappt ist. Sie hatte wohl beim Schreiben der ersten drei Bände nicht daran gedacht, dass es irgendwann einen siebten Band gibt. Genau diese Gefahr sehe ich momentan bei dem Monumentalwerk "The Legend of Heroes: Zemuria". Alleine schon, dass man sich auch nach Lektüre der Crossbell und Liberl-Teile nicht vorstellen kann, was Ouroboros jetzt eigentlich macht und auch die einzelnen "Vollstrecker" nur Teile des "Plans" kennen und selbst komplett unterschiedliche Vorstellungen und Antriebe haben als "Er", führt mich zu dem Verdacht, dass sich Falcom vielleicht noch gar nicht alles zu Ende überlegt hat. Daher müssen sie sehr sorgfältig und behutsam an die Sache rangehen.
Ich habe jetzt (endlich) das erste Kapitel von Cold Steel 3 durch. Ich bin da etwas zwiegespalten. Am Anfang des Manövers hat mich die Handlung an die schwächsten Momente von Cold Steel 1 erinnert (Celdic), doch am Ende hat sich das umgekehrt. Auch wenn mich diese übertriebenen Animumumumu-Gepflogenheiten nerven. Die "Bösewichte" kann man doch einfach nicht ernst nehmen. Ich sage nur Duvalie, die Rasche - wobei sich ihr Beiname wohl vor allem auf ihr Mundwerk bezieht... Ich schlucke es runter und genieße dafür die vielen Verquickungen von den vorangegangenen "Legend of Heroes"-Teilen und die sonst richtig spannend geschriebene Handlung. Auch wenn ich den Leeves-Campus nicht mag, so war während des Manövers in der Region Sutherland die Atmosphäre richtig toll. Und ich hätte so gern Agate im Team. Blöder Name für einen Kerl, ich weiß, aber mal ein richtig cooler Badass-Typ, der einem zeigt, wo's langgeht. Wo der mit seiner schweren Klinge hinschlägt, wächst absolut kein Gras mehr und betäubt sogar Endgegner. Zudem fegt seine Kampfanweisung für vier Runden sämtlichen Rüstungsschutz der Gegner hinweg und macht diese kampfunfähig. Außerdem ist er einfach cool. So richtig cool! Warum kann ER nicht ständig in der Gruppe bleiben...?
Nichtsdestotrotz ist schon das erste Kapitel richtig spannend und die Charaktere sind, bis auf die "Bösen" (oder eher die "Blöden"), richtig gut in Szene gesetzt. Auch wenn ich die Schüler der neuen Klasse 7 am Anfang noch nicht so mochte, was daran liegt, dass sie in den ersten 15 Spielstunden ziemlich die Stereotypen abdecken wie ehrgeiziger Streber, boshafte Crossbell-Tussi und Altina Orion (Ja, eine Stereotype). Dennoch zeigen gerade sie im Laufe des ersten Kapitels schon eine fast nicht für möglich gehaltene Entwicklung. Auch unser Problemkind aus Klasse 8, Herr Ash Carbide, dessen Ausbilder Randy seine liebe Not mit dem Schützling hat, ist vor allem durch seinen schwierigen Charakter sehr schwer einzuschätzen und verunsichert so ziemlich alle anderen.
Die Handlung bohrt sehr tief und ihr zu folgen ist ein Hochgenuss und wirklich Storytelling at it's Best. Auch wenn es am Anfang nicht so aussieht, da auch die Landstraßen und "Dungeons" wie in den Vorgängern eher ziemlich fade sind. Allerdings werden diese faden Reisen jetzt regelmäßiger mit guten Dialogen durchsetzt als in Cold Steel 1 und 2, weshalb sie mich nicht gestört haben. Auch das Kampfsystem haben sie (sehr) angenehm erweitert und es macht bisher einfach Spaß, da es auch ein wenig anders funktioniert als in den ersten beiden Teilen, im Kern aber gleichgeblieben ist. Vor allem ist jetzt deutlich mehr Tiefe drin, da jeder Charakter sehr anders kämpft.
Der neue Campus ist nichts im Vergleich zum Alten. Ich mag ihn einfach nicht. Erinnert mich irgendwie an mein Schulzentrum - ein identitätsloser Zweckbetonklotz. Klar, das nervige "Alte Schulgebäude" mag hier fehlen, dafür haben sie es aber mit einem noch nervigeren überdimensionierten würfelförmigen Werkzeugkoffer der Firma Einhell ersetzt, der jetzt als Spielwiese eines bekannten soziopathischen Professors dient und gleichzeitig jeden freien Sonntag einen kampfreichen und faden Dungeon bereit hält. Wenn ich Rean gewesen wäre, hätte ich die Klasse 7 gepackt, die Stunde Zugfahrt nach Trista in Kauf genommen und doch lieber wieder im alten Schulhaus auf dem Hauptcampus trainiert. Aber sei's drum, auch wenn es mich jedes Mal graust, wenn die Tour durch das "Einhel(l) Keep" (Einhell-Verließ) ansteht...