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Thema: [Sky] Rollenspielthread #1 (Signatur aus)

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  1. #11

    Himmelsrand, Weißlauf

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    Mit straffen Schritten ließ sie die Drachenfeste hinter sich und stapfte die zahlreichen Stufen hinab zum Platz des Güldengrünbaums. Erst dort verlangsamte sie ihr Tempo und blieb bald darauf stehen, als sie die Traube von Leuten bemerkte, die sich am oberen Ende der Stiege zum Marktplatz versammelt hatte. Aufgeregt redeten die Menschen dort miteinander und reckten sich immer wieder in die Höhe um über die Köpfe derer zu spähen, die vor ihnen Standen. Noch immer wütend, dennoch auch neugierig geworden, näherte sich Vesana der Meute und schob sich an den Rand, um besser sehen zu können. Schnell klärte sich auf, warum sich so viele Leute hier zusammengefunden hatten.
    In der Mitte des kleinen Platzes, der von zahlreichen Ständen, der Taverne und den Läden der Alchemistin und Belethors eingerahmt wurde, stand ein einfaches Holzgerüst mit erhobener Plattform und einer Balkenkonstruktion darüber. Von dem Querbalken baumelte ein dickes Seil, das sich am unteren Ende in eine Schlinge formte. Drei hochgewachsene Männer, die unterschiedlicher nicht sein konnten, standen auf dem Galgenbau. Ein sehr gepflegter Nord in feiner Kleidung, nicht so aufgeblasen wie Elgryr, aber doch hochwertig. Augenscheinlich ein Beauftragter des Jarls. Der nächste trug zu seiner groben Lederkleidung eine einfache Stoffmaske, die seinen Kopf verhüllte – der Henker. Und der Letzte im Bunde mit den Händen auf dem Rücken gefesselt, nun den kannte die Kaiserliche nur zu gut. Zweimal war er ihr inzwischen begegnet. Einmal hatte sie ihn entkommen lassen und ein weiteres Mal sträubte er sich gegen seine Verhaftung. Seine Erscheinung wirkte inzwischen durch und durch gebrochen. Die Schultern hängend, der Kopf gesenkt und die Leinenkleidung, die den Verurteilten im Kerker des Fürsten zugeteilt wurde, von oben bis unten verdreckt und zerschlissen. Leichtes Zittern hielt den Straßenräuber in festem Griff.
    Wenigstens etwas Erfreuliches an diesem Tag, dessen Wetter sich inzwischen der Stimmung der Jägerin angepasst hatte und mit feucht-kühler Luft, sowie der Abwesenheit der Sonne aufwartete. Zwar vermochte es kaum, ihren Groll und die Lust, einen gewissen Nord seines Lebens zu berauben, zu besänftigen, doch wenigstens entlockte es ihren versteinerten Gesichtszügen vorrübergehend ein schiefes, gefälliges Lächeln. Der Mann in der guten Kleidung entrollte eine Schriftrolle und reckte sich der Menge entgegen. „Raindaal Wulfgar Bärenpranke, Ihr wurdet der folgenden Verbrechen für schuldig befunden“, rief er laut aus und hob anschließend kurz den Kopf, um über die Menge zu blicken. Diese grölte bereits. Eine Frau rief „Hängt Ihn endlich!“ von der Seite und andere stiegen ein. „Diebstahl!“, begann der Nord auf dem Podest die Liste. „Räuberei!“, setzte er fort und ließ jedes Mal einige Lidschläge Pause bevor er weiter aufzählte. „Mord in drei Fällen!“ Die Menge tobte. „Tod!“, riefen einige aus unterschiedlichen Richtungen. „Und Belästigung des Jarls!“, endete der Sprecher. Er senkte die Schriftrolle und blickte erneut über die versammelten Leute. „Ihr wurdet deshalb zum Tode durch den Strang verurteilt.“ Anschließend trat er etwas zu Seite und ließ den Henker den Verurteilten vorführen. „Habt Ihr letzte Worte, die Ihr uns mitteilen möchtet?“
    „Ich habe niemanden getötet“, sprach er so leise, dass es Vesana nicht vernommen hätte, wären ihre Sinne nicht bereits überempfindlich geschärft.
    „Was für eine Verschwendung letzter Worte“, spottete der gut gekleidete Nord, die Zuschauer stiegen in sein verhaltenes Lachen ein, und gab dem Henker per Handzeichen zu verstehen, dass er beginnen solle. Kraftvoll stieß er den Räuber nach hinten unter den Balken, legte ihm die Schlinge um den Hals und zog sie fest. Anschließend trat er zur Seite an einen Hebel und packte ihn mit beiden Händen.
    Das Gesicht des Verurteilten nahm nun trauervolle, kreidebleiche Züge an. Es sah von dort, wo die Jägerin stand, so aus, als würde er weinen. Das Zittern verstärkte sich und hätte ihn der Strick nicht daran gehindert, er hätte sich wohl vorgebeugt und wäre auf die Knie gefallen. Doch viel mehr gab es von ihm auch nicht zu sehen. Nach einem Kopfnicken des Sprechers zog der Henker an dem Hebel und eine Klappe im Boden des Podestes, direkt unter den Füßen des Räubers, sprang auf. Der kümmerlich erscheinende Nord fiel nicht sehr tief in den Strick und baumelte mit den Knien auf der Höhe der Luke.
    „Sein Genick ist nicht gebrochen!“ – „Ooh.“ – „Haha!“ Die Meute lachte ihn schallend aus, während sich das Blut im Kopf des Verurteilten staute und sein Gesicht rot anlaufen ließ. Die Beine stießen willkürlich in die Luft, als könnten sie so den Druck auf den Hals verringern. Der Todeskampf dauerte nicht lange. Bald hing er still und so schnell, wie sich die Menge versammelt hatte, löste sie sich wieder auf.
    Inzwischen fröstelnd ob der kühlen Windstöße und der unangenehmen Luftfeuchte, die die Eindrücke aus dem Kerker frisch hielt, machte sich Vesana schließlich auf den Weg nach Jorrvaskr. Die Vorstellung, wie Hrothluf bald an einem eigenen Strick baumeln würde, ließ das bitter-süße Schmunzeln auf ihren Lippen noch einige Zeit vorhalten, aber als sie die Eingangstür zur Halle der Gefährten erreichte, war es verflogen und die reine Wut blieb in ihrer Brust zurück, wie glühende Kohlen.
    „Da bist Du ja endlich!“, begrüßte sie sogleich Farkas, der mit seinem Bruder am zentralen Feuer der Halle saß und die sich gleichzeitig umgedreht hatten, als sie die Tür öffnete.
    „Hier bin ich.“ Die Erleichterung auf den gezeichneten Gesichtern der ungleichen Nord verflog in der Dauer eines Herzschlages.
    „Was ist passiert?“, wollte Vilkas wissen, doch hob die Kaiserliche abwehrend und ablehnend die Hände.
    „Ist der Übungsplatz frei?“, stellte sie eine Gegenfrage, der Nord wirkte etwas irritiert und zog die Augenbraue hoch, nickte dann aber. „Schnapp Dir ein Schwert.“ Sie musste sich abreagieren, bevor sie auch nur ein Wort über die Vorfälle in der Drachenfeste verlor. Schnurstracks verschwand Vesa nach unten in ihr Zimmer und entledigte sich ihrer Sachen. Anstatt der zierlich-weiblichen, saphirblauen Tunika warf sie sich eine einfache in beige über und band sie mit einem Gürtel fest. Statt der Sandalen nahm sie sich festere Lederschuhe und die Haare zähmte sie in einem Pferdeschwanz, den sie mit einem Lederband festschnürte. So gekleidet ging sie zur Waffenkammer und traf dort mit Vilkas zusammen, der bereits am Tisch mit den Übungswaffen stand. Da er es besser wusste, unterließ er eine weitere Nachfrage. Seine Gefährtin würde von selbst zu sprechen beginnen, wenn sie sich dazu bereit fühlte. Aber dafür mussten sie erst einmal einige Schläge austauschen.
    Ohne großes Überlegen nahm sich Vesana gleich zwei Übungsschwerter und wandte sich zum Gehen. Ihrem Kampfpartner schenkte sie ein knappes „Danke“ und wartete, bis er soweit war. Zwar hielt er bereits ein Schwert in der Hand, bei ihrer Waffenwahl griff er allerdings dann doch noch nach einem leichten Schild an der Wand und folgte ihr schließlich. Gemeinsam traten sie auf die Terrasse hinter der Halle der Gefährten, wo Farkas und Skjor, aber auch einige der übrigen Gefährten warteten. Aela kam hinter der Ecke des Hauses hervor und gesellte sich dazu. Offenbar hatte sich herumgesprochen, was gleich passieren würde. Es störte die Kaiserliche nicht. Sollten sie ruhig zuschauen.
    Leichtfüßig, beinahe springend und auf die Zehenspitzen gestellt nahm die Kaiserliche die Stufen hinab zum Übungsplatz und rüttelte so gleich die Beinmuskulatur wach. Während sich die Schaulustigen an Pfeiler und Tische auf der Terrasse lehnten oder die Stühle zurechtrückten und sich setzten, brachten die beiden Kontrahenten einige Schrittlängen Abstand zwischen sich. Die Knie gebeugt, das Gewicht auf den Zehenspitzen und die Schwerter links und rechts der Hüfte lockend kreisend wartete die Jägerin darauf, dass ihr Gefährte ebenfalls das Zeichen gab, bereit zu sein. Lauernd wie ein hungriger Wolf, der seine Beute im Visier hat, und für den der richtige Moment wie ein Leuchtfeuer zum Angriff einlud, ging sie ohne auch nur einen Moment zu zögern direkt in den Angriff über als Vilkas den Schild ob und seine Waffe zum Stich bereit über dessen obere Kante hielt.
    Seinen Gegenangriff aus der Deckung der Holzscheibe heraus lenkte die Kaiserliche mit einem Schlag des rechten Schwertes ab und drehte sich einmal um die eigene Achse um aus der Bewegung heraus mit dem Linken auf ihn einzudreschen. Er blockte mit dem Schild und der erste Abtausch endete damit, dass sie genau andersherum wieder auf Abstand gingen. Ihr Herzschlag hatte sich adrenalingeladen in den wenigen Augenblicken schmerzhaft beschleunigt und sie musste sich dazu zwingen, ruhig zu atmen. Ihrem Kumpan erging es nicht anders, wie sie an seinem leicht geöffneten Mund erkannte. „So. Vesa“, begann er zwischen den Atemzügen abgehackt zu sprechen. „Was genau-“, weiter kam er nicht, bevor die Kaiserliche wieder auf ihn zueilte.
    Unter dem hoch angesetzten Stich des einen Schwertes drehte sie sich durch und hieb aus der Deckung ihres Körpers mit dem anderen tief. Der zweite Block kam hastig und unsauber geführt ob der hohen Geschwindigkeit, in der die Schläge folgten, und so taumelte Vilkas einen Schritt nach hinten und kam gar nicht dazu, einen Gegenangriff zu starten bevor die Jägerin ihre Drehung abrupt stoppte und mit dem nächsten Schritt in seine Richtung genau in die andere Richtung um die eigene Achse wirbelte. Beide Waffen gleichauf führend, musste der Nord sowohl hoch, wie auch tief die hölzernen Klingen abwehren. Dem auf Kopfhöhe entging er, indem er sich duckte. Den auf seinen Oberschenkel zielenden Hieb fing der Schild ab. Der ungebremste Schwung des oberen Schlages brachte die Kaiserliche aus dem Gleichgewicht und so strauchelte nun sie an ihrem Kontrahenten vorbei. Der brachiale Stopp ihrer zweiten Waffe verstärkte das Ungleichgewicht in ihrer Balance noch mehr und genau das nutzte Vilkas.
    Nur knapp wich sie seinem Schildschlag aus und fing sein Schwert mit den gekreuzten ihren ab. So verkeilt hielten die Beiden vorrübergehend inne, bevor sie sich gegenseitig wegzustoßen versuchten und abermals Abstand nahmen. Sie keuchten und Schweiß rann ihnen trotz der frischen Luft in Strömen über die Haut. „Also“, setzte der Nord erneut an. „Was genau – ist in der – Drachen-feste – geschehen?“, fragte er.
    „Hrothluf“, stieß sie aus und suchte fieberhaft eine Lücke in seiner Deckung. Der hohe Blutdruck, der in ihren Ohren rauschte und die Umgebungsgeräusche trotz ihrer Überempfindlichkeit übertünchte, brachte außerdem ihre Kopfschmerzen zum Anschwellen. Heftige Stiche durch die Schläfen ließen sie leise aufstöhnen und die Sicht einseitig kurzzeitig verschwimmen.
    „Wie, Hrothluf?“, hakte Vilkas in der Zwischenzeit nach.
    Von den Schmerzen im Schädel nur noch weiter aufgebracht, versuchte Vesana aber gleich darauf noch einen Angriff. „Er“, presste sie heraus, während sie einen Schlag gegen sein Knie führte. „Bezichtigt“, folgte mit dem nachgezogenen zweiten Schwert auf gleicher Höhe. „Mich“, sie rollte sich unter seinem Hieb auf die Brust hindurch ab. „Der“, noch im Aufstehen trat sie ihm von hinten in das rechte Knie. „Mittäterschaft!“ Vilkas sackte zusammen und ließ sich weiter nach rechts fallen, um die parallel geführten Schwerter, die auf seinen Hals zielten, mit dem Schild abzufangen und nach einer aus der Bewegung folgenden Rückwärtsrolle wieder auf die Füße zu kommen. Eine Pause hielt Einzug.
    „Absurd!“
    „Das sagte ich Elgryr auch.“
    „Elgryr?“
    „Der Justiziar des Jarls.“
    „Aber?“
    „Er scheint nicht überzeugt und ließ mich nur gehen, weil Hrothlufs Aussage allein steht, meine jedoch dank euch hier und Zeugen auf dem Weg überprüfbar ist.“
    „Hmpf.“
    Diesmal war es der Nord, der attackierte. Mit dem Schild frontal zustoßend sah sich die Kaiserliche gezwungen näher an die Außenmauer Weißlaufs auszuweichen, die ihre nötige Bewegungsfreiheit erheblich einschränkte. Den Hieb ihres Kontrahenten lenkte sie im letzten Moment am, doch baute sich Vilkas gleich darauf wieder vor ihr auf und streckte ihr den Schild entgegen. Bevor er ein weiteres Mal nach ihr zu schlagen vermochte trat sie nach hinten aus gegen die Wand, hieb gleichzeitig gegen seinen Kopf und zwang ihn das schützende Stück Holz zu heben. In dem Moment drückte sich die Jägerin von einem der groben Steine in der Stadtmauer ab und warf sich auf den über sein Haupt erhobenen Rundschild. Mit dem Rücken darüber rollend kam sie hinter dem Nord auf die Füße und brachte schnell einige Schrittlängen zwischen sie beide.
    „Stehen denn Zeugen in Aussicht, die Hrothlufs Geschichte unterstützen?“
    „Nicht, wenn er den Empfänger der Waren nicht preisgibt.“
    „Mich wundert, dass der Justiziar überhaupt soweit mitgeht, seine Geschichte für möglicherweise wahr zu halten.“
    „Hrothluf hat einen Brief.“
    „Was für einen Brief?“
    „Keine Ahnung, von wem – vielleicht sein Geschäftspartner, wie weiß. Er ist mit N. unterzeichnet und besagt, dass Hrothluf den Absender in einer Woche in Windhelm treffen soll“, berichtete die Kaiserliche.
    „Und was hat das mit Dir zu tun?“
    „Du weißt, wie ich mich auf Reisen nenne.“
    „Oh.“ Für einen kurzen Moment erschlafften die Muskeln des Nords sichtbar, als er die Überraschung dieser Nachricht verdaute. Vesana nutzte diese Gelegenheit nicht, sondern ließ ihr Gespräch zunächst fortlaufen. „Und ich nehme an, er hat sich bereits eine ansonsten ganz gut passende Geschichte ausgedacht?“
    „Das hat er in der Tat. Besonders, da er auf der Reise mehr Fragen gestellt hat, als ich zu ignorieren in der Lage war.“ Mit neuerlich aufquellender Wut und einem tiefen, animalischen Grollen in der Kehle ging sie abermals ohne Vorwarnung in den Angriff über. Erst sprang sie hoch und stach nach Vilkas. Der blockte, geriet jedoch ob der Wucht aus dem Gleichgewicht und taumelte. Nach der Landung wirbelte Vesa fast ausschließlich um die eigene Achse, dass die Umgebung zu einer einzigen Masse verschmolz. Umdrehung für Umdrehung prasselten ihre Holzklingen gegen Schild und Schwert ihres Freundes, der nicht einmal daran denken konnte, anzugreifen und in der Defensive festgenagelt war. Sie entließ den Zorn, der in ihr aufquoll, baute den Druck ab und befreite sich von der emotionalen Fessel, die sie seit der Befragung gefangen hielt. In diesem Sturm blieb nichts von der sonstigen Finesse und tänzerischen Eleganz, die die Jägerin normalerweise in ihre Kampfbewegungen legte und sich so geschickt an ihren Widersachern vorbeidrehte um von allen Richtungen anzugreifen. Lange ließ sich dieser Wirbelwind aus Hieben allerdings nicht aufrechterhalten, denn durch die zahlreichen einseitigen Drehungen setzte alsbald der Schwindel ein und sie taumelte vor ihrem Kontrahenten zurück. „Erinnere mich daran, Dich niemals wütend zu machen“, keuchte Vilkas nach Ende des Hagels und holte seinerseits zu einem hohen Hieb aus. Mit den gekreuzten Klingen fing Vesa ihn ab, musste jedoch auf ein Knie hinabgehen, um gleichzeitig noch das angeschlagene Gleichgewichtsempfinden zu kontern.
    Als Folge gingen sie wieder auseinander, nur um im Anschluss gleichzeitig aufeinander los zu spurten. Mit der linken Waffe lenkte sie den Stich des Nords ab während sie mit der Rechten ihrerseits zustach und unglücklicherweise an der Hand des Mannes vorbei in den Griff an der Innenseite seines Schildes einfädelte. Die so verkeilten Kampfmittel ließen sie fallen und standen sich deshalb nur noch mit jeweils einer einfachen Holzklinge ausgestattet gegenüber. Die Kaiserliche, die mit beiden Händen gleichermaßen gut umzugehen vermochte und sogar ohne Probleme mit Links eine Feder führte, behielt ihre Waffe vorläufig in der Linken und hob sie hoch über den Kopf. Vilkas packte den Griff der seinen mit beiden Händen. Nun gleichstark bewaffnet lag der Vorteil auf seiner Seite und so nutzte er in auch aus. Vesa fand sich in der Defensive wieder und musste mehr parieren, als sie anzugreifen vermochte.
    Beide wirbelten nun umeinander und tauschten ohne Unterlass Schläge und Paraden aus. Die Kaiserliche wechselte gelegentlich noch die Schwerthand und die Führungsrichtung ihrer Klinge, aber der trotz seiner vergleichsweise geringen Größe kräftigere Nord verfügte über die bessere Kraftausdauer, während sie sich zuvor bereits erheblich verausgabt hatte. Seine Schläge waren zwar gröber, aber dafür auch wesentlich kraftvoller und mehr als einmal musste sie im letzten Moment zu Seite wegtauchen, weil ihre Deckung aufbrach.
    Abermals wechselte sie zur linken Hand und führte das Schwert am Unterarm entlang. Aus der Rechtsdrehung heraus schlug sie seine Klinge zur Seite und schob ihr Bein zwischen seine, den Fuß als Stolperfalle hinter den seinen stellend. Unglücklicherweise packte er sie in diesem Moment aus Reflex am freien Arm und zog sie mit sich, so dass sie auf ihm landete. Ihre Waffe saß an seiner Kehle als sie zum Liegen kamen, die Gesichter nah genug, dass sie seinen heißen Atem spürte. Die Rechte ruhte auf dem Boden neben seinem Kopf. Linksseitig über seinem Bein kniend, hielt sich das rechte lang gestreckt und unter seinem begraben. Für einen Moment blieben sie in der Überraschung regungslos und starrten sich an. Seine grauen Augen weit aufgerissen und das zerfurchte Gesicht mit dem stoppeligen Bart glitzerte vor Schweiß. „Gewonnen“, presste Vesana schließlich als erste hervor und wollte sich erheben, doch packte sie der Nord schnell und bestimmend am Arm.
    „Nicht so voreilig“, sprach er nur und plötzlich spürte die Kaiserliche einen unangenehm spitzen Druck in der linken Flanke. Schnell wandte sie den Blick dorthin und bemerkte erst jetzt, dass ihr Kumpan sein Schwert im Fallen nochmal erhoben haben musste, denn die Spitze seiner Klinge wies von unten auf ihren Brustkorb. Überrumpelt richtete sie ihre Augen wieder auf das Gesicht des unter ihr liegenden Mannes. Der zog amüsiert eine Augenbraue hoch. „Unentschieden“, mahnte er und ließ ihren Arm los. Es wäre auch zu schön gewesen, endlich einmal gegen den Nord zu gewinnen.
    Ein kurzes Schmunzeln stahl sich auf Vesas Lippen und sie ließ sich nach rechts neben Vilkas in den Dreck fallen. Schwer atmend blieben sie nebeneinander liegen und schauten in den Himmel. Die Wut war verflogen und räumte das Feld für eine Reihe anderer Gefühle, von denen sie nicht sicher zu sagen vermochte, ob sie ihr lieber waren. „Besser?“, wollte der Nord schließlich wissen.



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    Geändert von Bahaar (01.02.2014 um 18:22 Uhr)

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