Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
Film Critic Hulk hat einen extreeem guten Artikel über Force Awakens geschrieben und damit für mich das erste Mal in Worte gefasst, was das Problem des Films war (auch wenn man sich sicherlich streiten kann, wie groß dieses Problem ist). Wer also keine Probleme damit hat, einen massiv langen Text in Großbuchstaben zu lesen ... lohnt sich!
Ja, guter Artikel der fast alle wichtigen Punkte anspricht und sehr gut zusammenfasst Stimme da voll zu (auch wenn das mit dem Caps Lock wirklich nicht hätte sein müssen >_<).

Beschreibt letztenendes auch gut die Gefühle, die ich bei dem Film hatte. Habe ihn kürzlich zum zweiten Mal gesehen und das hat diese Eindrücke nochmal bestätigt: Wenn ich ihn schaue, wirkt er nicht übel und ganz unterhaltsam, aber ansonsten ist da einfach nicht viel, was bleiben würde oder von Bedeutung wäre. Die Geschichte fühlt sich trotz filmischer Professionalität oberflächlich und die Momente, die pointiert sein müssten, unverdient und lieblos reingeworfen an. Bei der Endschlacht um die Starkiller Base habe ich NICHTS empfunden. Da gab es nur das schicke Effektgewitter zu bestaunen. Bei der Originaltrilogie und ehrlich gesagt in vielen Fällen sogar bei den Prequels war dem nicht so, denn dort wusste ich, worum es geht und was auf dem Spiel steht - sowohl bezüglich der Charaktere, als auch im Hinblick auf die Welt. The Force Awakens hat einfach ein Mangel an Exposition als Problem, was in himmelschreiend schwachem World-Building resultierte. Und die übertriebene Nutzung des Nostalgia-Buttons, der hier und dort ja durchaus seine Berechtigung hat, sollte darüber hinwegtäuschen, was für mich gewiss nicht funktioniert.

Trotz einiger wertvoller Qualitäten ist Episode VII für mich mit Abstand der farb- und ausdrucksloseste Film der ganzen Reihe, forgettable, borderline nichtssagend und mit einem Wort: bland. Das Pacing lässt den Charakteren gar nicht genug Zeit, um sich zu entwickeln und ein Beziehungsgeflecht zu etablieren, das über die gröbsten Basics hinausgeht, weil die Handlung viel zu sehr damit beschäftigt ist, mittels abenteuerlicher Hindernisse vom Publikum geliebt werden zu wollen (als würde die Leinwand einem permanent ins Gesicht schreien "See? It's fun, isn't it?! You like this, don't you? You waited for this like ages!"). Filmgewordene Anspielung, Rückbezug und Selbstreferenz, ohne den Mut, irgendetwas sinnvolles Neues hinzuzufügen und ohne ein rundes Gesamtpaket zu sein, das ohne Vorkenntnisse funktioniert. Sogar James Cameron hat diesbezüglich neulich ein paar kleine Seitenhiebe verteilt, denen ich nur beipflichten konnte. Ein Film über Star Wars, ein Film über gar nix. Hübsch anzusehen, brauchbare Dialoge, Humor und Action, aber letztenendes hohl, unauthentisch, ohne eigene Seele.

Und das stört mich immer noch sehr ob der vertanen Chance, einen ehrlichen Klassiker draus zu machen, denn die Zutaten und Möglichkeiten waren auf jeden Fall da. Ich sehe die Schuld diesbezüglich einerseits bei Abrams, vor allem aber auch bei der Disney-Leitung, die eine krasse und unangemessene Angst vor der Wirkung der Prequels hatte und sich, wenn schon nicht an Lucas Vorstellungen im Detail, so doch wenigstens an seinem Grundsatz hätte orientieren müssen, neue Wege zu gehen. Null Risiko, null Kreativität, alles auf Nummer sicher. Hoffe sehr, dass Episode VIII besser wird und ein schlüssigeres Bild der Welt und Figuren zeichnet.