Fand ich auch sehr schön und es werden viele wichtige Punkte angeschnitten, darunter nicht nur Positives.
Uhm... nope. In keiner Weise verreißt Lucas den neuen Film. Er trifft nichtmal Aussagen über die Qualität des Endproduktes als Ganzes, sondern sagt lediglich, dass er bezogen auf diesen einen Aspekt generell einen anderen Weg bevorzugt, den ich überaus löblich finde, und den The Force Awakens nichtmal im Ansatz bieten konnte. Seine Kritik diesbezüglich ist vollkommen legitim und auch nicht neu, sondern hier und von namhaften Rezensenten der Branche bereits erwähnt worden - gerade auch von solchen, die mit Episode VII ansonsten weitgehend zufrieden waren.
Auch sonst glaube ich, Lucas wirre Gefühlslage einigermaßen nachvollziehen zu können. Nachdem er über zig Jahre hinweg in der Produktion dieser Reihe einmal so sehr drinsteckte und auch hart (und oft genug nicht zu Unrecht) einstecken musste für die Defizite der Prequels, wird es ihm umso schwerer fallen, jetzt komplett loszulassen und zu sehen, dass sich Star Wars weiterentwickelt, jedoch nicht immerzu in die Richtung, die er selbst gewählt hätte. Dass er trotz gemischter Emotionen großen Respekt für Disney, die neuen Macher und letztenendes auch für den aktuellen Film hat, halte ich für ehrliche und authentische Stellungnahmen. Er hat die Rechte schließlich nicht für den eigenen Gewinn verkauft, das Geld wurde komplett gespendet. Dass ihm Star Wars nicht egal ist, steht außer Frage. Daher hätte er nicht dieses Unternehmen gewählt, wenn er ihnen das nicht zutrauen würde.
Ein Teil von ihm wäre vermutlich gerne noch involviert, aber Lucas wusste, dass das niemals klappen würde, wenn er nicht das letzte Wort behalten könnte. Die ganze Arbeit wieder alleine übernehmen (und damit gewiss einige Fehler der Prequels wiederholen) wollte und konnte er aber ebensowenig. Ganz oder gar nicht. Er entschied sich für letzteres. Ob das langfristig besser für Star Wars war? Vielleicht. Wir werden es nie wirklich erfahren. Deshalb muss man aber nicht (für die einen mehr, für die anderen weniger schlimme) Mängel von The Force Awakens komplett unter den Tisch kehren. Denn was ausgehend von meinem eigenen Geschmack (und ich mutmaße: auch für Star Wars und dessen Fans) wirklich ein großer Verlust war und ist, ist die Tatsache, dass George Lucas keinen guten Team Player abgibt. Hätte er für die Prequels nicht alles alleine machen wollen, sondern stärker mit anderen zusammengearbeitet, wie er es für Empire Strikes Back und Return of the Jedi tat, wäre da unter Beibehaltung der Kerninhalte so unendlich viel mehr drin gewesen (nicht auszudenken, was vernünftige Dialoge, besseres Casting und ein paar Story-Tweaks hier und da alleine bereits ausgemacht hätten!) - und das gilt in meinen Augen auch für Episode VII, bei dem für das andere Extrem optiert und Lucas gleich ganz außen vor gelassen wurde.
Einen Star Wars Film, der auf eben den selben schöpferischen Fundamenten beruht wie jene Projekte, die die Saga in den 80ern so groß gemacht haben, werden wir nun nicht mehr bekommen. Dass die neuen Leute hinter den Kulissen zukünftig dort heranreichen können ist möglich, aber pure Glückssache. Ich hätte eine Kombination bevorzugt, die der von einst intensiver ähnelt und von der wir bereits wissen, dass sie funktioniert. Das hätte mir ganz nebenbei auch deshalb noch zugesagt, weil Lucas sich damit hätte rehabilitieren und seine Stärken als Filmemacher in den Vordergrund hätte stellen können, wobei seine deutlichen Schwächen von anderen, besseren Leuten aufgefangen worden wären. Doch wenn sich sowohl Lucas, als auch Disney diesbezüglich quer stellen, geht das eben zu Lasten des Ergebnisses. Imho schade, dass es nun bei der Entwicklung so einen Schnitt gegeben hat, anstelle einer kontinuierlichen Entwicklung hin zu einem anderen Modell ohne Lucas. Für das große Ganze hatte er immer überzeugende Visionen, und für viele der gestalterischen Elemente ein fähiges Händchen. Leider war die inhaltliche Umsetzung im Detail bisweilen miserabel.
Worauf beim Nostalgia Critic erneut hingewiesen wurde und was auch meine Hoffnung ist: Die Verantwortlichen mussten zuerst die Fanboys beruhigen. Wenn VIII und IX mutiger und kreativer sind, was absolut im Bereich des Möglichen liegt, dann dürfte das wohl auch Lucas eher zusagen. Doch ihm aus überzogener Prequel-Enttäuschung den Mund verbieten wollen? Find ich pietätlos. Gerade seine Meinung dazu ist aufschlussreich und interessant. Dass er in ein paar Sätzen sehr unglückliche Vergleiche brachte und sich gewählter hätte ausdrücken müssen, ist dann wieder ein anderes Thema, aber dazu ruderte er ja schon selbst zurück.
Die Gehässigkeit erscheint mir irgendwie unangebracht, insbesondere wenn ich bedenke, dass ich seine Kernaussage hundertprozentig unterschreiben würde. Hätte ebenfalls viel lieber neue Schiffe, Planeten, Konzepte uvm. in The Force Awakens gesehen, als nur einen gut gemachten Aufguss von schon Bekanntem.Zitat
@Wohan: Bleib mal auf dem Teppich![]()