Ja, auch ich mit meiner Adam-Driver-Fanbrille finde, dass bezüglich Kylo Ren ein paar fragwürdige Entscheidungen getroffen wurden. Es wurde hier schon einmal gesagt, aber dennoch: da wir keine wirklichen Informationen zu seiner Hintergrundgeschichte, zu seinem Wechsel zur dunklen Seite und zu seiner Beziehung zu seiner Familie und zu Snoke bekommen haben, verlieren einige Szenen einfach an emotionaler Wirkung. Vor allem Han Solos Tod, wo von dem Moment an, in dem er seinen Sohn angesprochen hat, klar war, wie die Szene verlaufen wird. Die Dinge, die sie zu einander gesagt haben, waren klischeehaft und einfach leere Worte, und es ist schon irgendwo bedenklich, dass Hans Tod weniger emotionale Kraft hatte, als das Einfrieren in Carbonit. Der Sache hat natürlich auch nicht geholfen, dass zur selben Zeit so viel anderes Zeugs passiert ist auf der Base.
Dennoch muss ich sagen, dass ich Kylo Ren als Antagonisten sehr überzeugend fand. Mit Maske war er ziemlich furchteinflössend (diese total ruhige, fast schon Flüsterstimme...) und wirkte auch ziemlich kompetent und mächtig. Ich meine, ein Lasergeschoss in der Luft einzufrieren ist schon ziemlich cool. Und diese Foltergedankenkontrolle ist auch ziemlich unheimlich. Und in dem Moment, in dem er die Maske abnimmt, wird er verletzlich. Das fand ich toll. Die Maske ist repräsentativ für seine Verehrung für seinen Großvater und für die Rolle, die er sich selbst aufsetzt, in die er sich selbst zwingen möchte. Ohne Maske ist sein wirkliches Selbst entblößt. Er spricht anders. Er wirkt weniger autoritär. Er verliert das bisschen Kontrolle über sich, das er noch hat und auch mit Maske nur schwer aufrechterhalten kann.
Es ist schon wieder länger her, dass ich die Originalfilme gesehen habe, aber: Ist es nicht so, dass Luke, eine Figur die von Anfang recht klar auf der guten Seite der Macht positioniert wird, sich in Return of the Jedi der Verführung durch die dunkle Seite der Macht widersetzt, indem er im entscheidenden Moment seinen Vater nicht tötet? Kylo Ren wäre in dieser Hinsicht ein kompletter Gegenentwurf zu Luke: Durch den Mord an seinem Vater widersteht er der guten Seite und hat damit das, was es braucht, ein Sith zu sein.
Ich finde es gut, dass der Antagonist in diesem Film nicht über allem schwebt, nicht unverletzlich ist, nicht klar böse ist, und sich nicht immer unter Kontrolle hat. Das mag vielleicht manchmal als weinerlich herüberkommen (vor allem, wenn man nicht genügend Informationen über den eigentlichen Konflikt hat...), aber es ist (zumindest für mich) interessanter die bisherigen Star-Wars-Bösewichte
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Bezüglich des Endkampfes im Wald: Ein bisschen muss man dabei wohl seinen Kopf abschalten und nicht zu viel darüber nachdenken, warum Rey und Finn überhaupt eine Chance gegen Kylo Ren haben. Aber: er hat davor einen ordentlichen Treffer von Chewie einstecken müssen und ich meine, dass kurz zuvor noch gezeigt wurde, welche Kraft seine Armbrust hat. Die meisten Stormtrooper gehen schon nach einem Schuss zu Boden. Ich zumindest hab mich während des Endkampfes noch einmal richtig gruseln müssen, wie Kylo sich auf seine Wunde klopft und dann fast schon wie eine Bestie unbeirrt weiterkämpft.
General Hux als Space-Nazi fand ich übrigens auch super. Ich kannte Domhnall Gleeson bisher nur als den netten, etwas seltsamen Typen von nebenan. Die Propaganda-Rede vor dem Abschuss der Superwaffe war ein kleines Highlight für mich *__*
Die Kritik an Max von Sydows Auftritt kann ich zwar ein bisschen nachvollziehen, finde es aber gleichzeitig schon etwas surreal. Vor dem Film gab es ja nur ein paar wenige Gerüchte über seine Figur, sonst nichts. Und trotzdem haben sich die Leute mehr erwartet. Was sagt das denn aus, wenn sich Leute nur schon von dem Casting eines namhaften Schauspielers erhoffen, dass dieser eine verhältnismäßig wichtige und große Rolle erhält? Dass man gute Schauspieler nur casten soll, wenn sie auch was zu tun bekommen? Und gibt es unter den Star-Wars-Jüngern wirklich so viele Ingmar-Bergman-Fans (ich behaupte mal, dass er allein wegen Flash Gordon oder The Exorcist jetzt nicht als großartiger Schauspieler gelten wird)? Bei Gwendoline Christie finde ich das schlimmer, bei dem ganzen Captain-Phasma-Merchandise, das es im Voraus schon gab.
Zitat von Itaju
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Ich bin leider weder Mann vom Fach wie Enkidu, noch habe ich eine wirkliche Meinung zu den Lichtschwertduellen der bisherigen Filme. Aber: Ich fand das Duell in dem Film toll. Das war das erste Mal, wo ich wirklich geglaubt habe, dass die Schwerter "da" sind, konkret und berührbar, und dass das richtige Waffen zum Kämpfen sind. Liegt wahrscheinlich einmal an der Tatsache, dass zum ersten Mal mit, naja, "wirklichen" Schwertern gekämpft wurde? Also dass die Klingen tatsächlich in irgendeiner Form da sind, Gewicht haben und sogar Licht ausstrahlen, dass auf die Schauspieler und die Umgebung fällt. Und dann hat das auch mit der Choreographie zu tun, der ich wirklich gerne zugesehen habe. Und die Einstellungen, in denen Rey und Kylo ihre Schwerter vor ihren Gesichtern kreuzen, sahen einfach extrem gut aus