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Like Father, Like Son (2013) / そして父になる
Ich war schon länger an den Filmen von Hirokazu Koreeda interessiert und hatte immer das Gefühl, dass sie mich von ihrer Machart und Thematik sehr ansprechen würden. Endlich habe ich es auch mal geschafft, einen seiner Filme zu schauen.
Like Father, Like Son befasst sich mit der Frage, welche Bedeutung Blutsverwandtschaft hat – oder eben auch Familien ohne Blutsverwandtschaft. Die Geschichte dreht sich um zwei Familien, die herausfinden, dass ihre Kinder bei der Geburt vor sechs Jahren vertauscht wurden und nun mit der Frage konfrontiert sind, ob sie ihre Kinder „tauschen“ wollen.
Der Quasi-Protagonist, einer der beiden Väter, der diesem Tausch zugeneigt ist, ist dabei wohl die interessanteste Figur im Film. Er ist keineswegs jemand, das sein (bisheriges) Kind nicht liebt, aber durch viele seiner Äußerungen und Handlungen wird klar, dass sich doch sehr wünscht, seinen leiblichen Sohn bei sich zu haben, vielleicht auch, weil er sich selbst nicht in seinem nicht-leiblichen Sohn sieht. Zunächst für ein Wochenende, später auch länger verbringen die Kinder Zeit bei der jeweils anderen Familie. Die Familien sind sich dabei auch nicht unbedingt feindlich gesonnen. Besonders der Kontrast des Workaholic-Ehemanns, der der Protagonist ist, zum „Slacker“, aber leidenschaftlichem Vater der anderen Familie, ist sehr interessant.
Die Beschreibung mag ein relativ einseitiges Bild vermitteln, doch das ist im Film gar nicht der Fall. Auch wenn der Protagonist zweifelsohne sehr viel Unsympathie auf sich zieht, wird sein Konflikt und auch sein eigenes „Wachstum“ mit sehr viel Feingefühl dargestellt. Darin ist der Film nämlich generell sehr gut. Statt in richtig und falsch zu unterteilen, schafft der Film eher ein sehr realistisches Grauspektrum, in dem jede Figur nachvollziehbar wirkt, aber niemand perfekt ist.
Von der Machart ist Like Father, Like Son sehr ruhig. Ein minimalistischer Klavier-Soundtrack – darunter viele klassische Stücke – begleitet den Film sehr behutsam, und die dramatischen Höhepunkte sind von der Regie her so geschickt umgesetzt worden, dass sie sehr erinnerungswürdig sind, obwohl sie in puncto Musik, Kameraführung und Dialoge sich niemals darin schuldig machen, emotional zu manipulativ zu wirken. Entsprechend ist das auch kein Film, der einen hochemotional stimmt, aber durch seine Machart dennoch einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Ich bin auf jeden Fall ziemlich angetan von meinem ersten Koreeda-Film. Wer etwas mit Filmen der ruhigeren Machart anfangen kann, die auf sehr menschliche Weise darstellen, wie emotional kompliziert ein logisch doch sehr simples Problem sein kann, sollte ruhig mal einen Blick riskieren. Ich werde mir nun jedenfalls definitiv weitere Filme des Regisseurs anschauen.
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