Black Panther fand ich ganz gut aber nicht überragend. Würd ich irgendwo so im unteren Mittelfeld des MCU einordnen, denke ich. Die folgenden Zeilen enthalten, sofern nicht markiert, keine dicken Spoiler, aber einige allgemein gehaltene Handlungspunkte. Wer vor dem Schauen gar nichts über den Film wissen möchte, der sollte das hier besser auch nicht lesen.
Was mir gefallen hat:
Die ganze erste Hälfte. Der Ausflug nach Südkorea und die Szenen in dem dortigen Etablissement waren klasse und erinnerten mich teilweise eher an James Bond. Der Vergleich ist vielleicht gar nicht so weit hergeholt, denn die kleine Schwester unseres Protagonisten, Shuri (Letitia Wright), übernimmt im Prinzip die Rolle des Q und stattet den Helden mit allerlei futuristischen Gadgets aus. Dazu betreibt der Film sehr souveränes World Building - anders als in anderen Geschichten dieser Art, wo das Setting wirklich nur die Hintergrundkulisse ist, wurde Wakanda tatsächlich entwickelt und man bekommt etwas von dieser Gesellschaft mit. Wie sie aufgebaut ist, was für Technologien sie haben, was die Staatsführung beschäftigt, welche althergebrachten Traditionen vorhanden sind usw. Und die Kostüme waren schick, auch sonst viele tolle Designarbeiten vorhanden, zum Beispiel was Architektur angeht. Am Ende hat man das Gefühl, an diesen fiktiven Ort gereist zu sein und glaubt beinahe, er würde existieren. Davon können sich andere Filme eine Scheibe abschneiden.
Die schauspielerischen Leistungen waren soweit ich das beurteilen kann alle sehr zufriedenstellend. Bei der Musik hatte ich im Vorfeld Angst, dass uns Hip-Hop in Dauerbeschallung vorgesetzt werden würde, das blieb glücklicherweise aus. Stattdessen wurden in der Tat musikalisch diverse afrikanische Motive aufgegriffen, die der Geschichte zwischendurch immer wieder in kurzen Schüben einen besonderen Rhythmus geben. Gelungen. Martin Freeman ist wieder dabei und funktioniert als Semi-Comic-Relief-Charakter überraschend effektiv, ohne zu nerven.
Auch gefreut hat mich, dass das hier endlich wieder ein richtiger Stand-alone-MCU-Film war. Klar, es gibt zwischendurch mal eben ein paar Sekunden Rückblende zu Civil War, zwei Nebencharaktere die wir zuvor schonmal getroffen haben tauchen hier wieder auf, und die Post-Credits-Szene mit obligatorischem Cameo darf natürlich auch nicht fehlen. Aber sonst gab es echt so gut wie keine Verbindungen zu den Vorgängern und das war erfrischend und auch nötig, um einen neuen Superhelden einzuführen.
Was mir nicht so gut gefallen hat:
Die ganze zweite Hälfte, in der die Handlung auf diverse ausgelutschte Klischee-Standards zurückgreift, und insbesondere das Finale, das mich ziemlich enttäuscht hat, da es gefühlt zu 90% aus dem Computer kam... und sich leider auch so anfühlte. CGI hat seine Berechtigung, und über weite Strecken des Films hatte ich damit kein Problem, auch wenn es oft hervorstach. Aber der Endkampf? Boah. Da sah irgendwie gar nichts mehr überzeugend aus meiner Meinung nach. Und dann wird nochmal die Extraportion Lächerlichkeit obendrauf gegeben, indem animierte, berittene, gepanzerte Kriegs-Nashörner herbeigerufen werden o_O WTF? Das war ein bisschen zu dick aufgetragen und sah bescheuert aus.
Michael B. Jordans Killmonger Bösewicht wurde in Reviews häufig hochgelobt. Dem kann ich mich leider nicht anschließen. Ja, seine Motivation ist besser als andere, aber sein Hass ganz spezifisch auf T'Challa war überaus irrational. Außerdem hält sich seine Screentime stark in Grenzen, und er hat nicht gerade einen ausgeklügelten Plan zur Hand oder so etwas. Im Prinzip einfach nur ein Kind auf Rachefeldzug, das jetzt auch mal mit den Spielsachen spielen möchte und sich deshalb an die Spitze setzt. Und den Trope, dass der Gegner ein verdrehtes Spiegelbild des Helden mit ähnlichen Fähigkeiten und ähnlicher Aufmachung ist, hatten wir im MCU auch schon viel zu oft. Zählt für mich nicht zu den besseren Schurken der Franchise, da er keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Da war der wieder von Andy Serkis gespielte Ulysses Klaue wesentlich interessanter und ausgefallener, spielt aber leider nur eine vergleichsweise kleine Rolle. Eine Schande, dass er so früh abgemurkst wird.
Die Kämpfe und Actionszenen waren hin und wieder blöd schnell geschnitten oder zu wackelig, sodass ich mehrfach Schwierigkeiten hatte zu erkennen was passiert. Gut, dass ich in 2D geschaut habe und nicht in 3D, sonst wäre das wahrscheinlich noch übler geworden. Vom Black Panther in Action ist eigentlich auch überraschend wenig zu sehen, und wenn, dann blieb er hinter meinen Erwartungen zurück. In Civil War waren seine Szenen noch so direkt und körperlich, choreographiert, eine wendige Raubkatze mit scharfen Krallen eben. Vielleicht dank CGI-Overkill ist davon in diesem Film nur noch wenig geblieben. Sieht nicht schlecht aber sehr standardmäßig aus. Sein altes Kostüm hat mir auch besser gefallen.
Unter'm Strich:
Alles in allem solide, aber mit mehr Mut zu praktischen Kulissen und Effekten und etwas mehr Zurückhaltung und Konzentration auf das Wesentliche in der Endschlacht hätte das echt großartig werden können. Finde irgendwie die "abstrakten" Elemente, die der Film einführt, wie etwa bestimmte neue Charaktere oder Wakanda oder die Vibranium-Technologien, um einiges bestechender als die Geschichte und Handlung des Films an sich, die ich in Nullkommanichts wieder vergessen haben werde, weil da echt nicht viel hintersteckte. Große Überraschungen oder Wendungen hat der relativ vorhersehbare Black Panther keine zu bieten. Dafür aber eine schöne, neue, fremdartige Filmwelt für das MCU, von der wir in Zukunft bestimmt noch mehr sehen werden.





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Da hab ich mich nicht mehr eingekriegt.