King Arthur: Legend of the Sword fand ich ziemlich lame. Sehr sogar. Total überladen mit Computereffekten und auf die meisten Charaktere wird mal wieder kaum eingegangen, bleibt alles sehr unterentwickelt. Auch was das Casting angeht haute das nicht so ganz hin. Hab nichts gegen Charlie Hunnam, Jude Law oder Astrid Bergès-Frisbey (die ich bis jetzt lediglich als Meerjungfrau kannte o_O), aber nicht nur kann ich mir in der Titelrolle jemanden mit größerer Leinwandpräsenz vorstellen, diverse Darsteller wollten auch einfach nicht so recht mit ihren Figuren zusammenpassen.

Das größte Problem, glaube ich, war allerdings Regisseur Guy Ritchie. Der mag ein paar sehr brauchbare Gaunerkomödien gemacht haben und seine Sherlock Holmes Filme konnten mich gut unterhalten, aber seinen Stil mit einem mittelalterlichen Fantasy-Epos zu kombinieren ist eine ganz, ganz schlechte Idee meiner Meinung nach. Zumindest, wenn dieser Stil nicht stark angepasst wird, und das wurde hier leider bewusst nicht getan. Also wird der werdende König kurzerhand zum gerissenen Unterschichten-Straßenschläger-Underdog umfunktioniert, der viel zu lange gegen seine Bestimmung ankämpft. Der unfreiwillige Held, der die Dinge lieber auf seine Weise regelt - schon tausendfach anderswo besser gesehen und hier eindeutig zu dick aufgetragen. Die hyperaktive Kameraführung inklusive einer durchschnittlichen Einstellungslänge von gefühlt zwei Sekunden bis zum nächsten Schnitt provoziert in mir einen Brechreiz. Die ganze Erzählweise ist sowas von pseudo-cool. Die Handlung springt immer wieder wild hin und her. Nie lässt der Film der Geschichte mal Zeit zu atmen und die Charaktere auszuarbeiten.

Darüber hinaus war das gemessen am Titel eine grausam schlechte Neuinterpretation der alten Legende. Wenn etwas "King Arthur" genannt wird, dann bringe ich nunmal ein paar Erwartungen mit. Dieser Film hatte bis auf ein paar Namen und oberflächliche Elemente wie das Schwert Excalibur nur noch unheimlich wenig mit dem Mythos der Vorlage zu tun und wollte stattdessen lieber Herr der Ringe auf LSD sein. Was hatten 30 Meter hohe Riesenelefanten oder magische, wie aus einem Videospiel entsprungen scheinende Skelettschädelritter oder Superhelden-Schwertkräfte hier zu suchen? Fand ich alles total lächerlich. Für sich genommen mag es Geschichten geben, wo diese und viele andere hier vorkommende Dinge wunderbar Sinn machen würden, aber in der Artus-Sage, gerade auch aufgrund der in diesem Film hoffnungslos übertriebenen und CGI-verseuchten Darstellung, gewiss nicht.

Auch der Soundtrack hat mich tierisch genervt. War nur dazu da, dass man sich ständig gehetzt fühlt - wie schon gesagt, alles ganz so ausgerichtet, als handle es sich um einen Crime Actionfilm. Orchestermelodien oder irgendetwas, das die vermeintliche Größe unterstreichen könnte, sucht man vergebens. Und die Kostüme, oh Gott, die Kostüme! Jude Law als Schurke Mortigern kann ich einfach nicht ernst nehmen, wenn er ständig ein lässiges, modernes Hemd trägt. Arthur selbst hat schon auf dem Poster und Cover einen gefütterten Anorak an, oder im Laufe der Handlung zumeist ein helles und trotzdem blitzblank sauber bleibendes, leinenartiges Kleidungsstück.

Das Ganze soll in einer fiktiven Version des frühen Mittelalters spielen, aber ist trotzdem bis zum Rand angefüllt mit krassen Anachronismen. Nicht falsch verstehen - ich erwarte hier keine historische Genauigkeit, und darum scheren sich die berühmtesten und älteren Versionen der Sage ebensowenig. Anders ausgedrückt: Auf ein paar hundert Jahre kommt es nicht an. Aber wenn hier im Film das Meiste so gehandhabt wird wie heutzutage, dann stört das die Immersion nur zusätzlich.

Warum kann es nicht mal wieder eine ganz normale, klassische Neuerzählung dieser alten Geschichten geben? Bei Robin Hood ist es das Gleiche, mir grauts schon vor der kommenden Verfilmung dieses Jahr, und die Ridley Scott Version von 2010 war eine der schlechtesten überhaupt. Warum glauben Studios und/oder Filmemacher heute, dass so etwas nur noch geht, wenn man es radikal umarbeitet und irgendeinen "edgy" Kniff hinzufügt, oder gleich den ganzen Stil ändert oder die Hälfte der ursprünglichen Geschichte weglässt? Beim entmythisierten Ansatz von King Arthur 2004 war das auch schon so.

Warum muss heute über alles mit einem ekelhaften Farbfilter drübergebügelt werden? Der vorliegende King Arthur: Legend of the Sword ist weitgehend grau und eintönig gehalten. Ich vermisse die bunten Technicolor-Kostüme, die Fahnen und das Knallige der alten Ritterfilme. Wo die Schönheit noch richtig zur Geltung kommen konnte und nicht in Schatten und digitalen Effekten ertränkt wurde. Wo sind die aufwändigen Kulissen oder handverlesenen Drehorte geblieben? Diese Arthur-Version fühlte sich an, als sei mindestens die Hälfte davon vorm Greenscreen entstanden, und das wirkt sich sehr negativ auf den Gesamteindruck aus. Weite Strecken der Handlung spielen an den selben Orten, aber trotzdem bekommt man nie ein Gefühl für deren Lage, Aufbau oder Geographie. Das ist etwas, das sogar schon Filme in den 1960ern und früher genial hingekriegt haben. Und wenn selbst das, was tatsächlich an Landschaften etc. gefilmt worden ist, in der Realität tausendmal besser aussieht als im fertigen Streifen, dann haben die Verantwortlichen meiner Ansicht nach irgendetwas gehörig falsch gemacht.

Ich bin ganz ehrlich der Meinung, dass Neuverfilmungen von König Artus oder auch Robin Hood mit konventioneller Herangehensweise an die bzw. Respekt gegenüber der Geschichte, aber eben mit diversen talentierten Schauspielgrößen Hollywoods, einem namhaften Regisseur und einem klasse Komponisten sowie mit modernen filmtechnischen Mitteln (und dezent und größtenteils unsichtbar eingesetzten Computereffekten da, wo es wirklich nötig ist) heutzutage nach wie vor erfolgreich und beliebt sein könnte. Aber solche Projekte müssen den Kern dessen, was sie erzählen wollen, begreifen und beherzigen, nicht davor wegrennen und versuchen es so zu drehen, dass etwas völlig anderes dabei herauskommt! Die Filmschaffenden und Studios sollten versuchen, die definitive Fassung des jeweiligen Stoffes auf die Leinwand zu bringen, zumindest für die jeweils aktuelle Generation, und nicht eine Variante, der ein ganz ausgefallener und andersartiger Stempel aufgedrückt wird. Letzteres ist eine billige Methode, dem Publikum etwas "Altes" schmackhaft zu machen, und bis jetzt meistens folgerichtig gescheitert.

Der Kern, von dem ich sprach, würde für Robin Hood bedeuten, ein Swashbuckler und Abenteuer zu sein. Unterhaltsam und kurzweilig, es sollte Spaß machen und die Hauptfiguren sollten optimalerweise sympathisch wirken. Das haben unter anderem die Versionen von 1922, 1938, 1973 und 1991 souverän gemeistert. Drama ist okay und berechtigt, irgendwo auch wichtig, aber sobald es jemand in ein "dark & gritty" Kriegsepos verwandeln will, dann hat dieser jemand keine Ahnung, worum es eigentlich geht, und drückt lediglich bekannte Namen und Versatzstücke seiner eigenen Idee auf. In einem vollwertigen Epos über König Arthur hingegen hätte ich gerne wenigstens die Basics hiervon verbraten. Es kommt nicht auf die Details an, aber sowas wie Merlin, Tafelrunde, Turniere, Lancelot & Co wäre schon schön. Ein Ritterfilm eben. Als solchen kann ich Guy Ritchies Machwerk beim besten Willen nicht bezeichnen.

Nun gut, letzteres sollte wohl auch erstmal nur eine Ursprungsgeschichte sein. Die Rede war einmal von sechs Teilen insgesamt. Aber das zeugt nur mal wieder davon, dass man nicht schon fünf Schritte weiterdenken sollte, bevor man nicht wenigstens den ersten Film kommerziell und kritisch erfolgreich absolviert hat. Sich manche Storypunkte und wichtige Figuren (unter anderem Merlin) nicht bis zu den hypothetischen Sequels aufzusparen, die es jetzt niemals geben wird, hätte dabei helfen können. Legend of the Sword war ein Flop, und das voll zu recht.

Ich erwähnte die Gegenüberstellung mit Robin Hood auch deshalb, weil Joby Harold sowohl Robin Hood (2018) und Ritchies Legend of the Sword geschrieben und beide als Origin-Story angelegt hat. Wenn ich jetzt auch noch lese, dass der kommende Flashpoint-Film aus dem DC-Universum aus seiner Feder stammt, erfüllt mich das nicht gerade mit Zuversicht. Warner Bros. lernt anscheinend nie aus den eigenen Fehlern. Warum sie jemanden engagieren, der in dem Bereich offenbar kaum Talent oder Erfahrung hat (davor hat er nur einen einzigen anderen Film geschrieben) und der beim letzten Mal maßgeblich dazu beitrug, dass das eigene Studio mutmaßlich über 100 Millionen USD verliert, bleibt mir ein Rätsel.

King Arthur: Legend of the Sword jedenfalls war alles in allem sehr schwach und inkohärent. Ein missratener Mix, in dem Ritchie schon durch seinen von Anfang bis Ende durchgezogenen, unnötig hastigen und abwechslungsarmen Stil praktisch alles auslöscht, was diese Erzählung ursprünglich zu so einem immer wieder adaptierten Klassiker gemacht hat. Über die zugrundeliegende Geschichte schert sich dieser Film reichlich (schmerzlich) wenig. Als ultra-seichte Popcorn-Unterhaltung kann man sich jenes filmgewordene ADHS schon noch angucken, wenn einem denn wirklich langweilig ist, man seine Erwartungen minimiert und kein Problem mit Turbo-Schnitt und düsterem Videospiele-Look hat. But King Arthur it ain't.