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Thema: Now Watching - Post Apocalypse Edition in 48fps

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Ich mochte Dunkirk sehr für das, was er war. Er hatte das Gefühl eines "Indiefilms", weil es eben kein episches Kriegsdrama mit vielen Schauplätzen und Helden war, sondern diesen ganz klaren Fokus auf drei Geschichten hatte, die keine Charakterentwicklung oder so etwas brauchten. Ihr Ziel ist klar, die Strapazen realistisch und alles wirkt einigermaßen authentisch.
    Das Problem des Films ist, dass er ein zu breites Publikum anspricht dafür, dass er so eine Nische bedient. Und da stimme ich zu, dass die vielen Stars eine Fehlentscheidung waren - es hätte den Charakter des Films gestärkt, wenn sämtliche Soldaten Laienschauspieler gewesen wären. (Und sämtliche aufwendigen Special Effects gefehlt hätten.)
    Ich überlege gerade, welche alten Kriegsfilme ähnlich gedreht wurden. Ich meine, es gibt da ein oder zwei. "Die Brücke" oder so. Für mich jedenfalls sehr legitim und effektiv, dieser Minimalismus.

    Ich habe gestern Abend "Darkest Hour" gesehen, der im Vergleich deutlich pompöser und "klassischer" war. Ein wirklicher Hollywood-Film, inklusive einiger Szenen, die die Realität des Charakters von Churchill aufgeben zugunsten von tränenrührenden Ereignissen und politischem Virtue Signaling. (Die Underground-Szene ist so unglaublich überladen mit Kitsch und falscher heiler Welt, dass es definitiv Absicht sein musste. Der schwarze Mann, der mehrere Momente in der Szene hat und zum krönenden Abschluss ein Gedicht mit Churchill rezitiert... too much, man. Und alles so offensichtlich Oscar Bait in seiner reinsten Form.)
    Er hat uns insgesamt trotzdem sehr gefallen, aber man muss sich auf diesen Stil einlassen, auf dieses klassische "ich drehe mir die Weltgeschichte so hin, wie sie am ergreifendsten wird" Hollywood. Meine Freundin und ich waren uns danach einig, dass sowas für uns einfach nicht mit einem "Spotlight" mithalten kann, der so schonungslos authentisch und nüchtern war wie kaum ein anderer Film und gerade dadurch eine viel stärkere Überzeugungskraft hat als ein Film von der Machart wie "Darkest Hour".

    Ich warte übrigens sehnlich auf den Fan-Edit, der Dunkirk und Darkest Hour zusammenschneidet. Kann ich mir ziemlich gut vorstellen.

  2. #2
    Hab die Tage mit The Leftoversangefangen und bin inzwischen bei Episode 5. Die Serie hat ja sehr gute Kritiken erhalten, daher meine Frage an jene, die sie kennen: Lohnt es sich, weiterzuschauen, wenn man die ersten Folgen stinklangweilig fand? Oder bleibt das auf dem Niveau? Steckt da irgendwie noch mehr dahinter, was die guten Wertungen rechtfertigt oder geht es tatsächlich hauptsächlich nur um diese alberne stumme, Kettenrauchersekte?

  3. #3
    Ich habe gestern Wonder Woman "endlich" nachgeholt.
    Wer hat diesen Film vom Management nur abgenickt?

    Langweilig, schlecht geschrieben (diese Dialoge >.<), furchtbare CGI und dann teilweise echt zum Fremdschämen wenn man super Helden Filme mag...

  4. #4
    Your Name

    Der Film lief überraschend diese Woche bei uns im Kino. Bin natürlich rein und war alles in Allem sehr zufrieden.

    Im Gegensatz zu Hayao Miyazaki oder Mamoru Hosoda konnten mich die Werke von Makoto Shinkai nie so 100%-ig überzeugen. Zu viel Leerlauf haben seine Filme meist. Und in der Regel behandelt er immer die gleichen Themen (daher mag ich Children Who Chase Lost Voices auch am Liebsten von ihm). Aber Your Name war super. Vor allem die Leichtfüßigkeit in der ersten Hälfte war sehr erheiternd, und gegen Ende wurde es dann erwartungsgemäß ernster.

    Gibt aber auch hier ein paar Sachen die mich gestört haben: Gegen Ende wurde es von der Story her etwas zu konfus; zudem nervte mich dieser öde J-Rock-Score zwischendurch immer wieder. Und das Ende war mir zu bequem und offensichtlich. Etwas mehr Mut zur Traurigkeit wäre hier besser gewesen.

    Dennoch hat er mir insgesamt sehr gut gefallen. Und optisch sah der Anime - wie sollte es auch anders bei Shinkai sein - sensationell gut aus.

    8/10

    Geändert von Cooper (08.02.2018 um 10:29 Uhr)

  5. #5

    Badass Freakin' Administrator
    stars_admin
    Jugend ohne Gott
    Eigentlich wollte ich mir den Film schon im Kino anschauen, jedoch lief zu dem Zeitpunkt ein für mich wesentlich interessanterer Film im Kino (keine Ahnung, welcher das war ). Daher habe ich den Film nun diese Woche nachgeholt und bereue es kein Stück, ihn nicht im Kino gesehen zu haben. Jugend ohne Gott ist eigentlich ein Roman aus dem Jahr 1937 und wurde im Laufe der Jahrzehnte bereits mehrfach verfilmt (diese Fassung hier ist die fünfte Verfilmung, jedoch nur die vierte deutsche Verfilmung). Man hat an der Story nur wenig geändert bzw. ist sie im Kern wie das Original aufgebaut. Eigentlich ist diese Verfilmung recht kurz, denn der Film startet mehrfach neu und zeigt die Ereignisse immer aus der Sicht eines anderen Charakters. Eine wirkliche Moral von der Geschichte kann der Film leider nicht vermitteln, obwohl es genau das versucht. Eigentlich schade, denn hier wurde viel zu viel Potential verschenkt.

    Straßen in Flammen

    Schaut euch mal dieses geniale Poster an! Ich habe den Film das erste Mal vor ein paar Jahren angeschaut und er ist so verdammt schön trashig (und hat einen genialen Soundtrack). Ich weiß gar nicht, was ich an dem Film alles schlecht finde (es ist SO verdammt auf die 50er getrimmt und wurde 1984 gedreht, so dass es schon damals so retro wirkte...). Die Dialoge sind so schön schwachsinnig, wie auch die Story, die Charaktere und eigentlich alles was man in dem Film zu sehen bekommt. Dennoch kann er mich begeistern, denn das Setting ist meiner Meinung nach bis heute noch immer total unverbraucht. Und wegen dem Soundtrack... jeder kennt das geniale Tonight is what it means to be young!

  6. #6
    Letztens 10 Cloverfield Lane und The Cloverfield Paradox gesehen. Ersterer war ein ganz guter Film, der ohne die Verbindung zu Cloverfield viel besser funktioniert hätte, da diese wichtige Elemente des Films vorabwegnimmt und ihn in den letzten 10 Minuten gegen die Wand fährt. Dennoch empfehlenswert. The Cloverfield Paradox, welcher vor kurzem auf Netflix veröffentlicht wurde und ebenfalls eher als Standalone-Film zu betrachten ist, ist ein eher mäßiger Science-Fiction-Streifen mit einigen guten Ideen, die in der mittelmäßigen Umsetzung jedoch untergehen. Die Verbindung zu Cloverfield ist hier total Banane und ich frag mich, was sich die Verantwortlichen dabei gedacht haben. Cloverfield hätte tatsächlich ein cooles Franchise werden können (auch wenn danach wahrscheinlich niemand wirklich verlangt hat), aber anstatt sich gute Konzepte auszudenken, klatscht man den Namen und ein paar Elemente einfach an völlig andere Filme dran und tötet dabei jede Chance, dass da was stichhaltiges herauskommt.

  7. #7
    Zitat Zitat von Kadaj Beitrag anzeigen
    Hab die Tage mit The Leftoversangefangen und bin inzwischen bei Episode 5. Die Serie hat ja sehr gute Kritiken erhalten, daher meine Frage an jene, die sie kennen: Lohnt es sich, weiterzuschauen, wenn man die ersten Folgen stinklangweilig fand?
    Nein. Wobei ich sagen würde, dass du die erste staffel noch zu ende schauen kannst, wenn du es wölltest. ich habe die serie nach der zweiten staffel abgebrochen, durch die ich mich gequält habe weil ich fast jede folge furchtbar fand. Die erste staffel mochte ich. Die folge mit pater nick ist mein favorit. ein toller charakter. aber am besten hört man nach S1 auf.

    Euch einen schönen abend

  8. #8
    The Ritual



    Ok, dieser Film hat mich wirklich positiv überrascht. Ich hab von dem Film schon letztes Jahr gehört, er ist aber total in Vergessenheit geraten. Jetzt hab ich ihn auf Netflix entdeckt.

    Plot ist ziemlich generisch: Vier Freunde gehen in Gedenken an einen ermordeten Freund in Schweden wandern. Als einer von ihnen sich verletzt, wollen sie eine Abkürzung durch den Wald nehmen, wo sie ein nächtliches Unwetter erwischt. Sie beschließen in einer alten Hütte die Nacht zu verbringen. Alle werden von Albträumen heimgesucht und stellen schnell fest, dass sie etwas im Wald verfolgt. Hat wahrscheinlich was mit dem allgemeinen Hexenkult im Wald zu tun, aber wer weiß das schon...!

    Wie gesagt, generisch. Der Film punktet aber unheimlich in der Umsetzung. Die Schauspieler schaffen es wirklich, dass man sich für die Charaktere interessiert ohne über sie irgendwas zu wissen (Außer dem Hauptcharakter natürlich, aber mit ihm fühlt man umso mehr mit.). Außerdem hat der Film wirklich begriffen, dass es viel gruseliger sein kann, wenn man etwas nicht sieht. Dadurch, dass der Hauptcharakter ständig sehr cool designte Visionen hat, zweifelt man auch an seiner Wahrnehmung und sucht überall nach Hinweisen, was sie verfolgt. Die Atmosphäre ist also top.

    Ich glaube aber, dass sich am Ende die Geister scheiden.

  9. #9
    Kann dir da voll und ganz zustimmen, mir hat der Film auch sehr gefallen. War mal wieder ein sehr stimmungsvoller Horrorfilm, der besonders in Atmosphäre und Sound punktet.

    Aber die eine Szene am Schluss hat mich anfangs etwas irritiert, vllt. weißt du ja mehr:


  10. #10
    @Rusk:

  11. #11
    Zitat Zitat von Pacebook Beitrag anzeigen
    Nein. Wobei ich sagen würde, dass du die erste staffel noch zu ende schauen kannst, wenn du es wölltest. ich habe die serie nach der zweiten staffel abgebrochen, durch die ich mich gequält habe weil ich fast jede folge furchtbar fand. Die erste staffel mochte ich. Die folge mit pater nick ist mein favorit. ein toller charakter. aber am besten hört man nach S1 auf.

    Euch einen schönen abend
    Ja, den Pater fand ich auch ganz cool. Der restliche Cast ist bescheiden. Werd nicht weiter schauen, entweder eine Serie packt mich in den ersten Folgen, oder eben nicht. Hab stattdessen mit Hannibal angefangen. Staffel eins geht mir noch ein bisschen zu sehr in die Richtung Criminal Minds, aber die zweite find ich super.

  12. #12
    Warcraft (2016) konnte mich nicht überzeugen. War noch halbwegs ok und es gibt gewiss schlechtere Videospielverfilmungen, aber als Fantasy-Epos war das meiner Meinung nach leider allenfalls unter Durchschnitt. Ich habe die Spiele nicht gespielt und bekam oft das Gefühl, dass das bei diesem Film ein großer Nachteil ist. Als wenn Wissen vorausgesetzt werden würde.

    Optimalerweise sollte Exposition fließend in der Handlung untergebracht werden, wann immer es nötig ist. Nicht zu offensichtlich, nicht zu viel und nicht zu wenig. Das ist besonders wichtig bei Geschichten, die gleich eine ganze Welt mit eigenen Gesetzmäßigkeiten etablieren müssen, was bei Fantasy ja meistens der Fall ist. Ansonsten gilt eher "show, don't tell". Es gibt Filme, die haben zu viel Erklärungskram, sodass es irgendwann nur noch nervt. Und dann gibt es Filme, die einen in ihr Universum hineinwerfen und sich gar nicht erst darum scheren, dieses dem Publikum behutsam näher zu bringen. Ich fand, dass Warcraft zu dieser letzteren Kategorie gehört.

    Zig Orte, Kreaturen und Begriffe prasseln auf einen ein, aber kaum etwas davon wird mit Details und Leben gefüllt, unter anderem weil das meiste nur kurz zu sehen ist und in der Handlung keine zentrale Rolle spielt. Hier wäre weniger wirklich mehr gewesen. Ich habe jedenfalls kein Gefühl dafür bekommen, wer diese Magiertypen auf fliegenden Inseln im Himmel waren, die einen schwarzen Zauberwürfel haben, in dem eine alte Frau den Lehrling mit mystisch-kryptischem Bullsh*t anquatscht, oder wie genau das jetzt mit dem vordergründigen Konflikt zusammenhängt. Und das war nur eines von diversen Beispielen. Wenn nur in Ausnahmefällen etwas passiert, worauf man sich nicht so recht einen Reim machen kann und worauf auch nicht weiter eingegangen wird, dann kann man das noch so hinnehmen. Aber wenn das immer wieder vorkommt und man mir random Fantasy-Orte zeigt, ohne wenigstens mal zwei Sätze einzuwerfen, die mir eine Vorstellung davon geben, dann ist das ein Problem.

    Nicht ganz unähnlich verhält es sich mit den Charakteren. Ich glaube, die Hauptfigur hieß Lothar, an andere Namen kann ich mich nichtmal mehr erinnern - immer ein schlechtes Zeichen. Die meisten Nebenfiguren werden nur halbherzig eingeführt und bleiben recht blass. Die Königin etwa hatte kaum etwas sinnvolles zu tun und war nur hübsches Beiwerk. Hier fehlte es an mitreißenden Dialogen, an glaubwürdiger Interaktion. In der zweiten Hälfte wird das generell ein bisschen besser, weil man sich an die Figuren gewöhnt, aber abgesehen von Lothar, Magier-Lehrling und Ork-Mädel ging da trotzdem kaum was. Was kümmert mich der Tod vom Sohn des Protagonisten, wenn wir diesen nie wirklich kennengelernt haben? Die dramatische Darstellung jener Szene hatte sich der Film an dem Punkt noch lange nicht verdient. Insgesamt kein gutes Ergebnis für eine Geschichte, die sofort im Eiltempo gleich eine ganze Welt einführen möchte. Hätte lieber mehr Charakterentwicklung und dafür weniger häufige Ortswechsel gehabt.

    Hinzu kommt der visuelle Aspekt. Da mag mir manch einer widersprechen und es ist wohl auch eine Geschmacksfrage, aber egal wie weit sie mit der Technik gekommen sind, für mich waren das stellenweise viel zu offensichtliche CGI. Sowohl bezogen auf Charaktere wie die meisten Orks, als auch - und das empfinde ich immer als ganz besonders störend - unheimlich viele Umgebungen und Kulissen aus dem Computer! Gute Filme enthalten einen steten Mix aus echt und animiert, um das Auge zu täuschen und die Illusion aufrecht zu erhalten. Warcraft hingegen war ein absoluter Effekte-Overkill.

    Sicher, einige der Zauber sahen richtig cool aus und auch die angenehm übertriebenen Kostüme waren irgendwie nett, aber das nutzt mir alles wenig wenn die ganze Immersion unter dem Greenscreen und der permanenten, knallig-leuchtenden Reizüberflutung leidet. An so vielen Stellen, ja praktisch zwei Drittel des Films hindurch dachte ich, dass es mehr wie vorgerenderte Cutscenes aus den Spielen und weniger wie ein Realfilm aussieht. Hier hätte ich mir wirklich eine konventionellere Herangehensweise gewünscht. Auch als die Orks unter sich waren ging mir die Glaubwürdigkeit flöten. Denke, da hätte man mit modernen Masken, Prothetik und zurückhaltender digitaler Nachbearbeitung etwas authentischeres hinkriegen können.

    Und dann war da noch das Ende, das ich besonders enttäuschend fand. Alles, was dieser Film wirklich hatte, war sein zentraler Konflikt zwischen Menschen und Orks. Deshalb war es für mich äußerst unbefriedigend, dass dieser nicht einmal vorerst und mit einer angemessenen Zäsur beendet worden ist. Der große böse Obermotz wird nicht besiegt und bleibt einfach im Amt. Dass Ork-Mädel jetzt eventuell ein bisschen zu sagen hat ändert wenig. Es fehlte ein richtiger Abschluss, es war mehr eine Art Cliffhanger, ganz darauf ausgerichtet, mit einer Fortsetzung weiterzumachen, die nun aber niemals produziert werden wird, sodass wichtige dramatische Elemente (besonders zwischen Lothar und Ork-Mädel) niemals aufgelöst werden. In Deutschland haben sie dem Titel nicht umsonst den Zusatz "The Beginning" verpasst. Hasse es, wenn die Verantwortlichen so etwas tun - gleich alles auf eine Franchise ausrichten, noch bevor bewiesen ist, dass das Konzept überhaupt funktioniert. Schon an übermorgen denken, anstatt alles daran zu setzen, dieses eine Projekt rund und vollständig zu machen.

    Der Soundtrack von Djawadi ging in Ordnung, aber bot wenig Abwechslung und erst recht keine eingängigen Melodien. Wenn ich es mir recht überlege, gab es an diesem Film nichts, was mich wirklich begeistert hat. Manches war brauchbar, manches störend. Warcraft ist irgendwie weniger als die Summe seiner Teile. Vielleicht wurde der Film hauptsächlich für die Fans gemacht.

    Wenn ich mich recht erinnere, ist Regisseur Duncan Jones selbst ein großer Fan. Es war ein ehrenhafter Versuch, das Material ernst zu nehmen und sich eng an die Vorlage zu halten. War nicht sogar auch Blizzard in die Entwicklung involviert? Viele Videospielverfilmungen scheitern, weil sie sich zu weit von dem entfernen, was die Ideen und Geschichten und Welten der Spiele gut und interessant machte. Ich würde argumentieren, dass wir hier (ähnlich wie bei Ratchet & Clank aus dem selben Jahr) einen der Fälle haben, wo das Gegenteil das Problem ist: Eine zu sklavische Interpretation, die zu viel auf einmal will und welche es verschläft, die Essenz des Spiels bei der Übertragung in ein komplett anderes Medium entsprechend anzupassen.

    Denn das ist unbedingt erforderlich. Auch eine Game-Adaption hat meiner Ansicht nach in erster Linie immer noch ein guter, in sich runder und funktionierender Film zu sein und erst danach eine gute Repräsentation des Ursprungsmaterials. Nicht alles, was in den Spielen geht, kann oder sollte man eins zu eins auf die Leinwand übertragen. Wenn Änderungen für einen besseren Film sorgen, dann sind diese gerechtfertigt. Eine Balance zwischen diesen Extremen sollte immer angestrebt und nicht aus dem Blick verloren werden. In dem Zusammenhang mangelte es dem Drehbuch an Tiefe. Aus dem Drama und den kulturellen Missverständnissen zwischen den verschiedenen Spezies hätte man so viel mehr herausholen können. Bleibt alles sehr oberflächlich.

  13. #13
    Um an Enkidus Post anzuschließen - weiter geht es mit Enttäuschungen von Duncan Jones!

    Ich habe gerade Mute auf Netflix gesehen. Und es bricht mir das Herz, aber sein Traumprojekt (Duncan Jones hat diesen Film seit über 15 Jahren machen wollen) ist einfach nicht gut. Der Film ist konfus und hat keine einzige interessante Idee. Das Sci-Fi-Setting ist komplett drangeklebt, ohne jeglichen Sinn und Verstand dahinter. Auch der Bezug zu Moon ist letztendlich nur eine einzige enttäuschende Szene. Nicht einmal ästhetisch erinnert er auch nur im entferntesten an den schönen Hard Sci-Fi Look von "Moon", sondern verwandelt mit billigem CGI Berlin in eine kaum mehr zu erkennende Neon-Overload-Metropole, die in meinen Augen kein bisschen in die ruhige, kalte Welt von "Moon" passt.

    Aber was mich wirklich stört, ist die fehlende Relevanz von oder philosophische Auseinandersetzung mit Stummheit (oder generell Behinderung in einer modernen Welt).
    Der Hauptcharakter des Films ist stumm. Der Film heißt "Mute". Und trotzdem ist Stummheit kein Thema des Films, sondern einfach nur ein Hindernis für den Hauptcharakter, der dadurch Probleme hat, mit anderen zu kommunizieren. Die Leute wundern sich, warum er nicht redet, vor allem weil Stummheit in dieser Zukunftswelt eigentlich kein Thema sein sollte - aber darüber hinaus wird es nicht thematisiert. Wenn ich einen Film über einen stummen Charakter in einer Cyberpunkwelt machen will und mir diese Eigenschaft so wichtig ist, dass ich den Film sogar danach benenne, dann mache ich mir doch Gedanken darüber, welche Handlung ich darum stricken könnte? Aber die Handlung hat nichts mit Stummheit zu tun, sondern ist letztendlich ein Liebesdrama in der schmuddeligen Unterwelt einer Großstadt. Kein Bezug zu Stummheit, und eben auch kein Grund für ein Sci-Fi-Setting.
    Hätte ich diesen Film gemacht, dann hätte ich eine Cyberpunkwelt gezeigt, in der alle Menschen darauf erpicht sind, ihre eigenen Makel zu entfernen und nicht verstehen können, wie jemand freiwillig stumm sein will. Eine Frage des Films wäre gewesen, warum der Protagonist seine kaputten Stimmbänder nicht reparieren lassen will, und er würde nie so recht darauf antworten. Irgendwann aber, in einer Schlüsselszene, würde die Sache erklärt werden: er will stumm bleiben, weil diese moderne Welt mittlerweile so am Arsch ist, und jeder so fake und oberflächlich ist, dass sich eine Stimme gar nicht mehr lohnt, und dass Stummsein ihm letztendlich hilft, tiefere Verbindungen mit einigen wenigen Menschen einzugehen. Das würde ihn als freiwilligen Außenseiter, als Loser aus Überzeugung markieren, und ein guter Drehbuchautor könnte daraus sicher irgendwas machen (diese Idee ist offensichtlich gerade ziemlich halbgar). Aber das Thema Stummheit wäre zentral für den Charakter. Darum geht es mir, und das ist meiner Meinung nach die eine große Sünde von "Mute". Der Film geht nicht darum, dass der Hauptcharakter stumm ist. Der Charakter spricht einfach nur nicht.

    Ach ja, und aus irgendeinem Grund sind die Amish nach Deutschland gekommen, und fahren dort Motorboote und benutzen Smartphones, aber lassen sich aus religiösen Gründen nicht an den Stimmbändern operieren. Das wirkte vor allem wie ein vorgeschobener Grund, warum der Charakter in einer medizinisch fortgeschrittenen Welt trotzdem stumm sein kann, aber die Bedeutung des Amish-seins des Protagonisten wird nie tiefer klargestellt oder gezeigt, außer dass er gut schnitzen und zeichnen kann und Technologie nicht so sehr mag. Man fühlt an keiner Stelle seine einzigartige Situation, dass er als Technologie ablehnender Mensch in einer hochtechnisierten Welt lebt. Er hat meistens nicht einmal ein Problem damit, Technologie zu benutzen - außer, wenn der Plot es gerade so will, z.B. wenn im Hintergrund ein Fernseher läuft und ein Typ ihn fragt "du hast dich weggedreht, weil du Amish bist und keine Technologie magst, richtig?" Solche Szenen fühlen sich einfach nur doof und unverdient an, wenn der Charakter kurze Zeit später ein Auto klaut (wieso auch immer) und durch die Straßen fährt, dann später sich Essen per Drohne liefern lässt usw. Herrgott, am Anfang des FIlms arbeitet er in einem Roboter-Stripclub.

    Von dem merkwürdigen Pädophilie-Handlungsstrang will ich gar nicht erst angefangen. Einfach ein überaus enttäuschender Film. Ich weiß nicht, was Duncan Jones sich da gedacht hat, aber so langsam habe ich das Gefühl, dass er nicht die treibende Kraft hinter "Moon" war, oder dass er den Reiz seines eigenen Erstlingswerks überhaupt nicht verstanden hat.

    Geändert von Schattenläufer (24.02.2018 um 00:17 Uhr)

  14. #14
    Apropos Thematisieren von Stummheit: Habe die Tage The Shape of Water gesehen und fand den sehr gut! Wie erwartet, ein typischer Guillermo del Toro ^^'

    Die Prämisse ist genial einfach, aber was sich auf dem Papier wie eine verrückte Idee anhört, gewinnt durch die Umsetzung eine ganz eigene Magie. Der Film ist sogar irgendwie ein bisschen romantisch und hat viele offensichtliche und weniger offensichtliche Einflüsse. Vordergründig ein 50er Jahre Creature Feature wirkt es im Nachhinein fast mehr wie ein modernes Märchen für Erwachsene. Sally Hawkins ist hinreißend und liebenswert in der Hauptrolle der stummen Elisa (deren vermeintliches Handicap ist nebenbei bemerkt enorm wichtig, falls das irgendwem nicht klar war). Michael Shannon wie meistens mal wieder der fiese Schurke der Geschichte und in diesem Fall das eigentliche Monster, ebenfalls klasse gespielt und vor allem deshalb so wirkungsvoll, weil es nicht bei Oberflächlichkeiten bleibt - wir lernen diesen Antagonisten wirklich kennen, wie er tickt, wie er sich selbst sieht usw.. So etwas würde ich mir für unendlich viele andere Streifen mit ihren lahmen, eindimensionalen Bösewichtern wünschen! Das 60er Jahre Setting im Amerika während des Kalten Krieges kommt stylish und trotzdem glaubwürdig herüber, mit der Gestaltung der Kulissen und der Farbgebung wurde großartige Arbeit geleistet. Insofern lebt das Geschehen auch von seiner dichten Atmosphäre, ich fühlte mich in diese Welt hineinversetzt.

    Ist seltsam schwierig einzuordnen, das Werk. Erwartet nur keine waghalsigen Actionszenen, The Shape of Water ist viel mehr eine intensive Charakterstudie, die zum Träumen einlädt, über weite Strecken eher ruhig daherkommt und die behutsam stetig ihre Spannung aufbaut. In den drastischeren Momenten hat das eher etwas von einem Thriller. Ja, ein Drama-Fantasy-Abenteuer-Thriller-Märchen. Nur Horror, der war überraschenderweise gar nicht zugegen, wenn man mal von den menschlichen Abgründen absieht, von denen unter anderem erzählt wird.

    Jetzt ist mir übrigens auch klar, wieso der Film für 13 Oscars nominiert ist, was, möchte ich behaupten, nicht ausschließlich mit der lobenswerten filmtechnischen und darstellerischen Qualität zu tun hat - dezent wurde da ganz nebenher die heilige Dreifaltigkeit der Oscar-Bait-Elemente eingebaut Afroamerikaner/Rassismus (logische Konsequenz aus dem Setting), Homosexualität und Kino-Selbstbeweihräucherung werden durchaus angesprochen. Im Gegensatz zu manch anderen Academy-Lieblingen vergangener Jahre sind das aber alles nur kleine Aspekte, welche die Geschichte bereichern und die zentralen und universellen Themen vertiefen helfen und eben nicht wie ein triefend moralisierender Zeigefinger wirken. Ein Fuchs, dieser del Toro -_^

    Möchte ich euch ans Herz legen. Wird beizeiten definitiv in meine Blu-ray-Sammlung wandern. Erwähnte ich schon, dass ich Wasser mag?

  15. #15
    Zitat Zitat von Enkidu Beitrag anzeigen
    Jetzt ist mir übrigens auch klar, wieso der Film für 13 Oscars nominiert ist, was, möchte ich behaupten, nicht ausschließlich mit der lobenswerten filmtechnischen und darstellerischen Qualität zu tun hat - dezent wurde da ganz nebenher die heilige Dreifaltigkeit der Oscar-Bait-Elemente eingebaut Afroamerikaner/Rassismus (logische Konsequenz aus dem Setting), Homosexualität und Kino-Selbstbeweihräucherung werden durchaus angesprochen. Im Gegensatz zu manch anderen Academy-Lieblingen vergangener Jahre sind das aber alles nur kleine Aspekte, welche die Geschichte bereichern und die zentralen und universellen Themen vertiefen helfen und eben nicht wie ein triefend moralisierender Zeigefinger wirken. Ein Fuchs, dieser del Toro -_^
    Vergiss nicht die Musicalnummer! Mehr Oscar Bait ging nicht.


    Hab ihn gerade gesehen und hat meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Das ganze fühlt sich an, wie eine Mischung aus Fabelhafte Welt der Amelie (Style) und E.T., nur halt für Erwachsene. Ich steh immer drauf, wenn Filme ein bisschen schräg sind, z.B. hat der Film überraschend viel Sexualität thematisiert. Quasi den Part, den andere Romanzen auslassen.

    Trotzdem hat mich der Film auf einer emotionalen Ebene nicht abgeholt. Bei mir sind da einfach keine Funken übergesprungen. Ich wirkte sogar etwas verstört, ob dem, was ich da vor die Nase gesetzt bekomme. Sodomie. Hust.

    Die Musik fand ich auch ein bisschen nervig, zumindest am Anfang. Solide Schauspielerische Leistung von Sally Hawkins, die richtig niedlich wirkte. Erinnerte mich dann aber auch ein bisschen an Eddie Redmayne in Danish Girl (not my proudest fap trigger warning). Olivia Spencer war ein wandelndes Klischee und bereitet mir ob ihrer Oscarnominierung Kopfzerbrechen über die Befangenheit der Berurteilung schauspielerischer "Leistung".

    Aber Michael Shannon hat wie in bisher jedem Film (außer Man of Steel) noch mal so einiges rausgerissen. Gott, was für ein Szenendieb, dieser Schlingeln.


    Doug Jones und Sally Hawkins trennen fast 40 Zentimeter Körpergröße. Wie haben sie es geschafft, dass sie bei der Tanzszene fast gleichgroß aussehen? Ich hab keine Ahnung.

  16. #16
    King Arthur: Legend of the Sword fand ich ziemlich lame. Sehr sogar. Total überladen mit Computereffekten und auf die meisten Charaktere wird mal wieder kaum eingegangen, bleibt alles sehr unterentwickelt. Auch was das Casting angeht haute das nicht so ganz hin. Hab nichts gegen Charlie Hunnam, Jude Law oder Astrid Bergès-Frisbey (die ich bis jetzt lediglich als Meerjungfrau kannte o_O), aber nicht nur kann ich mir in der Titelrolle jemanden mit größerer Leinwandpräsenz vorstellen, diverse Darsteller wollten auch einfach nicht so recht mit ihren Figuren zusammenpassen.

    Das größte Problem, glaube ich, war allerdings Regisseur Guy Ritchie. Der mag ein paar sehr brauchbare Gaunerkomödien gemacht haben und seine Sherlock Holmes Filme konnten mich gut unterhalten, aber seinen Stil mit einem mittelalterlichen Fantasy-Epos zu kombinieren ist eine ganz, ganz schlechte Idee meiner Meinung nach. Zumindest, wenn dieser Stil nicht stark angepasst wird, und das wurde hier leider bewusst nicht getan. Also wird der werdende König kurzerhand zum gerissenen Unterschichten-Straßenschläger-Underdog umfunktioniert, der viel zu lange gegen seine Bestimmung ankämpft. Der unfreiwillige Held, der die Dinge lieber auf seine Weise regelt - schon tausendfach anderswo besser gesehen und hier eindeutig zu dick aufgetragen. Die hyperaktive Kameraführung inklusive einer durchschnittlichen Einstellungslänge von gefühlt zwei Sekunden bis zum nächsten Schnitt provoziert in mir einen Brechreiz. Die ganze Erzählweise ist sowas von pseudo-cool. Die Handlung springt immer wieder wild hin und her. Nie lässt der Film der Geschichte mal Zeit zu atmen und die Charaktere auszuarbeiten.

    Darüber hinaus war das gemessen am Titel eine grausam schlechte Neuinterpretation der alten Legende. Wenn etwas "King Arthur" genannt wird, dann bringe ich nunmal ein paar Erwartungen mit. Dieser Film hatte bis auf ein paar Namen und oberflächliche Elemente wie das Schwert Excalibur nur noch unheimlich wenig mit dem Mythos der Vorlage zu tun und wollte stattdessen lieber Herr der Ringe auf LSD sein. Was hatten 30 Meter hohe Riesenelefanten oder magische, wie aus einem Videospiel entsprungen scheinende Skelettschädelritter oder Superhelden-Schwertkräfte hier zu suchen? Fand ich alles total lächerlich. Für sich genommen mag es Geschichten geben, wo diese und viele andere hier vorkommende Dinge wunderbar Sinn machen würden, aber in der Artus-Sage, gerade auch aufgrund der in diesem Film hoffnungslos übertriebenen und CGI-verseuchten Darstellung, gewiss nicht.

    Auch der Soundtrack hat mich tierisch genervt. War nur dazu da, dass man sich ständig gehetzt fühlt - wie schon gesagt, alles ganz so ausgerichtet, als handle es sich um einen Crime Actionfilm. Orchestermelodien oder irgendetwas, das die vermeintliche Größe unterstreichen könnte, sucht man vergebens. Und die Kostüme, oh Gott, die Kostüme! Jude Law als Schurke Mortigern kann ich einfach nicht ernst nehmen, wenn er ständig ein lässiges, modernes Hemd trägt. Arthur selbst hat schon auf dem Poster und Cover einen gefütterten Anorak an, oder im Laufe der Handlung zumeist ein helles und trotzdem blitzblank sauber bleibendes, leinenartiges Kleidungsstück.

    Das Ganze soll in einer fiktiven Version des frühen Mittelalters spielen, aber ist trotzdem bis zum Rand angefüllt mit krassen Anachronismen. Nicht falsch verstehen - ich erwarte hier keine historische Genauigkeit, und darum scheren sich die berühmtesten und älteren Versionen der Sage ebensowenig. Anders ausgedrückt: Auf ein paar hundert Jahre kommt es nicht an. Aber wenn hier im Film das Meiste so gehandhabt wird wie heutzutage, dann stört das die Immersion nur zusätzlich.

    Warum kann es nicht mal wieder eine ganz normale, klassische Neuerzählung dieser alten Geschichten geben? Bei Robin Hood ist es das Gleiche, mir grauts schon vor der kommenden Verfilmung dieses Jahr, und die Ridley Scott Version von 2010 war eine der schlechtesten überhaupt. Warum glauben Studios und/oder Filmemacher heute, dass so etwas nur noch geht, wenn man es radikal umarbeitet und irgendeinen "edgy" Kniff hinzufügt, oder gleich den ganzen Stil ändert oder die Hälfte der ursprünglichen Geschichte weglässt? Beim entmythisierten Ansatz von King Arthur 2004 war das auch schon so.

    Warum muss heute über alles mit einem ekelhaften Farbfilter drübergebügelt werden? Der vorliegende King Arthur: Legend of the Sword ist weitgehend grau und eintönig gehalten. Ich vermisse die bunten Technicolor-Kostüme, die Fahnen und das Knallige der alten Ritterfilme. Wo die Schönheit noch richtig zur Geltung kommen konnte und nicht in Schatten und digitalen Effekten ertränkt wurde. Wo sind die aufwändigen Kulissen oder handverlesenen Drehorte geblieben? Diese Arthur-Version fühlte sich an, als sei mindestens die Hälfte davon vorm Greenscreen entstanden, und das wirkt sich sehr negativ auf den Gesamteindruck aus. Weite Strecken der Handlung spielen an den selben Orten, aber trotzdem bekommt man nie ein Gefühl für deren Lage, Aufbau oder Geographie. Das ist etwas, das sogar schon Filme in den 1960ern und früher genial hingekriegt haben. Und wenn selbst das, was tatsächlich an Landschaften etc. gefilmt worden ist, in der Realität tausendmal besser aussieht als im fertigen Streifen, dann haben die Verantwortlichen meiner Ansicht nach irgendetwas gehörig falsch gemacht.

    Ich bin ganz ehrlich der Meinung, dass Neuverfilmungen von König Artus oder auch Robin Hood mit konventioneller Herangehensweise an die bzw. Respekt gegenüber der Geschichte, aber eben mit diversen talentierten Schauspielgrößen Hollywoods, einem namhaften Regisseur und einem klasse Komponisten sowie mit modernen filmtechnischen Mitteln (und dezent und größtenteils unsichtbar eingesetzten Computereffekten da, wo es wirklich nötig ist) heutzutage nach wie vor erfolgreich und beliebt sein könnte. Aber solche Projekte müssen den Kern dessen, was sie erzählen wollen, begreifen und beherzigen, nicht davor wegrennen und versuchen es so zu drehen, dass etwas völlig anderes dabei herauskommt! Die Filmschaffenden und Studios sollten versuchen, die definitive Fassung des jeweiligen Stoffes auf die Leinwand zu bringen, zumindest für die jeweils aktuelle Generation, und nicht eine Variante, der ein ganz ausgefallener und andersartiger Stempel aufgedrückt wird. Letzteres ist eine billige Methode, dem Publikum etwas "Altes" schmackhaft zu machen, und bis jetzt meistens folgerichtig gescheitert.

    Der Kern, von dem ich sprach, würde für Robin Hood bedeuten, ein Swashbuckler und Abenteuer zu sein. Unterhaltsam und kurzweilig, es sollte Spaß machen und die Hauptfiguren sollten optimalerweise sympathisch wirken. Das haben unter anderem die Versionen von 1922, 1938, 1973 und 1991 souverän gemeistert. Drama ist okay und berechtigt, irgendwo auch wichtig, aber sobald es jemand in ein "dark & gritty" Kriegsepos verwandeln will, dann hat dieser jemand keine Ahnung, worum es eigentlich geht, und drückt lediglich bekannte Namen und Versatzstücke seiner eigenen Idee auf. In einem vollwertigen Epos über König Arthur hingegen hätte ich gerne wenigstens die Basics hiervon verbraten. Es kommt nicht auf die Details an, aber sowas wie Merlin, Tafelrunde, Turniere, Lancelot & Co wäre schon schön. Ein Ritterfilm eben. Als solchen kann ich Guy Ritchies Machwerk beim besten Willen nicht bezeichnen.

    Nun gut, letzteres sollte wohl auch erstmal nur eine Ursprungsgeschichte sein. Die Rede war einmal von sechs Teilen insgesamt. Aber das zeugt nur mal wieder davon, dass man nicht schon fünf Schritte weiterdenken sollte, bevor man nicht wenigstens den ersten Film kommerziell und kritisch erfolgreich absolviert hat. Sich manche Storypunkte und wichtige Figuren (unter anderem Merlin) nicht bis zu den hypothetischen Sequels aufzusparen, die es jetzt niemals geben wird, hätte dabei helfen können. Legend of the Sword war ein Flop, und das voll zu recht.

    Ich erwähnte die Gegenüberstellung mit Robin Hood auch deshalb, weil Joby Harold sowohl Robin Hood (2018) und Ritchies Legend of the Sword geschrieben und beide als Origin-Story angelegt hat. Wenn ich jetzt auch noch lese, dass der kommende Flashpoint-Film aus dem DC-Universum aus seiner Feder stammt, erfüllt mich das nicht gerade mit Zuversicht. Warner Bros. lernt anscheinend nie aus den eigenen Fehlern. Warum sie jemanden engagieren, der in dem Bereich offenbar kaum Talent oder Erfahrung hat (davor hat er nur einen einzigen anderen Film geschrieben) und der beim letzten Mal maßgeblich dazu beitrug, dass das eigene Studio mutmaßlich über 100 Millionen USD verliert, bleibt mir ein Rätsel.

    King Arthur: Legend of the Sword jedenfalls war alles in allem sehr schwach und inkohärent. Ein missratener Mix, in dem Ritchie schon durch seinen von Anfang bis Ende durchgezogenen, unnötig hastigen und abwechslungsarmen Stil praktisch alles auslöscht, was diese Erzählung ursprünglich zu so einem immer wieder adaptierten Klassiker gemacht hat. Über die zugrundeliegende Geschichte schert sich dieser Film reichlich (schmerzlich) wenig. Als ultra-seichte Popcorn-Unterhaltung kann man sich jenes filmgewordene ADHS schon noch angucken, wenn einem denn wirklich langweilig ist, man seine Erwartungen minimiert und kein Problem mit Turbo-Schnitt und düsterem Videospiele-Look hat. But King Arthur it ain't.

  17. #17
    Black Panther fand ich ganz gut aber nicht überragend. Würd ich irgendwo so im unteren Mittelfeld des MCU einordnen, denke ich. Die folgenden Zeilen enthalten, sofern nicht markiert, keine dicken Spoiler, aber einige allgemein gehaltene Handlungspunkte. Wer vor dem Schauen gar nichts über den Film wissen möchte, der sollte das hier besser auch nicht lesen.


    Was mir gefallen hat:

    Die ganze erste Hälfte. Der Ausflug nach Südkorea und die Szenen in dem dortigen Etablissement waren klasse und erinnerten mich teilweise eher an James Bond. Der Vergleich ist vielleicht gar nicht so weit hergeholt, denn die kleine Schwester unseres Protagonisten, Shuri (Letitia Wright), übernimmt im Prinzip die Rolle des Q und stattet den Helden mit allerlei futuristischen Gadgets aus. Dazu betreibt der Film sehr souveränes World Building - anders als in anderen Geschichten dieser Art, wo das Setting wirklich nur die Hintergrundkulisse ist, wurde Wakanda tatsächlich entwickelt und man bekommt etwas von dieser Gesellschaft mit. Wie sie aufgebaut ist, was für Technologien sie haben, was die Staatsführung beschäftigt, welche althergebrachten Traditionen vorhanden sind usw. Und die Kostüme waren schick, auch sonst viele tolle Designarbeiten vorhanden, zum Beispiel was Architektur angeht. Am Ende hat man das Gefühl, an diesen fiktiven Ort gereist zu sein und glaubt beinahe, er würde existieren. Davon können sich andere Filme eine Scheibe abschneiden.

    Die schauspielerischen Leistungen waren soweit ich das beurteilen kann alle sehr zufriedenstellend. Bei der Musik hatte ich im Vorfeld Angst, dass uns Hip-Hop in Dauerbeschallung vorgesetzt werden würde, das blieb glücklicherweise aus. Stattdessen wurden in der Tat musikalisch diverse afrikanische Motive aufgegriffen, die der Geschichte zwischendurch immer wieder in kurzen Schüben einen besonderen Rhythmus geben. Gelungen. Martin Freeman ist wieder dabei und funktioniert als Semi-Comic-Relief-Charakter überraschend effektiv, ohne zu nerven.

    Auch gefreut hat mich, dass das hier endlich wieder ein richtiger Stand-alone-MCU-Film war. Klar, es gibt zwischendurch mal eben ein paar Sekunden Rückblende zu Civil War, zwei Nebencharaktere die wir zuvor schonmal getroffen haben tauchen hier wieder auf, und die Post-Credits-Szene mit obligatorischem Cameo darf natürlich auch nicht fehlen. Aber sonst gab es echt so gut wie keine Verbindungen zu den Vorgängern und das war erfrischend und auch nötig, um einen neuen Superhelden einzuführen.


    Was mir nicht so gut gefallen hat:

    Die ganze zweite Hälfte, in der die Handlung auf diverse ausgelutschte Klischee-Standards zurückgreift, und insbesondere das Finale, das mich ziemlich enttäuscht hat, da es gefühlt zu 90% aus dem Computer kam... und sich leider auch so anfühlte. CGI hat seine Berechtigung, und über weite Strecken des Films hatte ich damit kein Problem, auch wenn es oft hervorstach. Aber der Endkampf? Boah. Da sah irgendwie gar nichts mehr überzeugend aus meiner Meinung nach. Und dann wird nochmal die Extraportion Lächerlichkeit obendrauf gegeben, indem animierte, berittene, gepanzerte Kriegs-Nashörner herbeigerufen werden o_O WTF? Das war ein bisschen zu dick aufgetragen und sah bescheuert aus.

    Michael B. Jordans Killmonger Bösewicht wurde in Reviews häufig hochgelobt. Dem kann ich mich leider nicht anschließen. Ja, seine Motivation ist besser als andere, aber sein Hass ganz spezifisch auf T'Challa war überaus irrational. Außerdem hält sich seine Screentime stark in Grenzen, und er hat nicht gerade einen ausgeklügelten Plan zur Hand oder so etwas. Im Prinzip einfach nur ein Kind auf Rachefeldzug, das jetzt auch mal mit den Spielsachen spielen möchte und sich deshalb an die Spitze setzt. Und den Trope, dass der Gegner ein verdrehtes Spiegelbild des Helden mit ähnlichen Fähigkeiten und ähnlicher Aufmachung ist, hatten wir im MCU auch schon viel zu oft. Zählt für mich nicht zu den besseren Schurken der Franchise, da er keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Da war der wieder von Andy Serkis gespielte Ulysses Klaue wesentlich interessanter und ausgefallener, spielt aber leider nur eine vergleichsweise kleine Rolle. Eine Schande, dass er so früh abgemurkst wird.

    Die Kämpfe und Actionszenen waren hin und wieder blöd schnell geschnitten oder zu wackelig, sodass ich mehrfach Schwierigkeiten hatte zu erkennen was passiert. Gut, dass ich in 2D geschaut habe und nicht in 3D, sonst wäre das wahrscheinlich noch übler geworden. Vom Black Panther in Action ist eigentlich auch überraschend wenig zu sehen, und wenn, dann blieb er hinter meinen Erwartungen zurück. In Civil War waren seine Szenen noch so direkt und körperlich, choreographiert, eine wendige Raubkatze mit scharfen Krallen eben. Vielleicht dank CGI-Overkill ist davon in diesem Film nur noch wenig geblieben. Sieht nicht schlecht aber sehr standardmäßig aus. Sein altes Kostüm hat mir auch besser gefallen.


    Unter'm Strich:

    Alles in allem solide, aber mit mehr Mut zu praktischen Kulissen und Effekten und etwas mehr Zurückhaltung und Konzentration auf das Wesentliche in der Endschlacht hätte das echt großartig werden können. Finde irgendwie die "abstrakten" Elemente, die der Film einführt, wie etwa bestimmte neue Charaktere oder Wakanda oder die Vibranium-Technologien, um einiges bestechender als die Geschichte und Handlung des Films an sich, die ich in Nullkommanichts wieder vergessen haben werde, weil da echt nicht viel hintersteckte. Große Überraschungen oder Wendungen hat der relativ vorhersehbare Black Panther keine zu bieten. Dafür aber eine schöne, neue, fremdartige Filmwelt für das MCU, von der wir in Zukunft bestimmt noch mehr sehen werden.

  18. #18
    Black Panther hat mir im Gesamtbild gut gefallen. Ich hätte zwar die Prioritäten etwas anders gesetzt (zu viele Duelle ^^), und der Film leidet definitiv unter diesem Batman-Phänomen, dass alle Figuren deeeutlich interessanter als der Hauptheld sind, aber die Liebe, die da drinsteckt, und die Sympathie, die das alles ausstrahlt, macht vieles wieder gut. Die Wakanda-Frauen, Michael B und Andy Serkis sind Wahnsinn. Ich teile zwar Enkidus Genervt-sein über das CGI-Finale, aber wie sie den Konflikt danach aufgelöst haben, hat das für mich wieder entschädigt. Kein perfekter Film, aber insgesamt einfach guter Stoff.

    Wer Bock auf ein bisschen Perspektivwechsel hat oder den "schwarzen Hype" besser verstehen will, dem empfehle ich übrigens diesen Roundtable hier, mit Marc Bernardin (von Fat Man on Batman) und vier anderen Schwarzen aus der Industrie (Hollywood und Comics, auch Frauen). Bernardin selbst hat auch ein bisschen gute Kritik und Analyse, wie immer, aber generell überwiegt halt das "Feiern", und das ist auch einfach mal total interessant zu hören.




    The Shape of Water war wahnsinnig süß und sympathisch. Sehr runder Film, sehr del Toro, und die Hauptdarstellerin ist ja wohl mal sowas von perfekt. Eigentlich hatte sie schon nach der Badewannenszene gewonnen, gefühlte zehn Sekunden nach ihrer Einführung. xD Zod ist richtig übel, richtig schön comichaft. Und ja, was soll man sonst noch sagen? Funktioniert auf allen Ebenen! ^-^

    Allerdings habe ich ein paar Mal überlegt, ob sich der Film langfristig halten wird. So gut die Romantik und die Erotik funktionieren, manchmal haben sie für mich einen leicht problematischen Beigeschmack gehabt, da der Fischmensch doch schon sehr ... kindhaft, unbedarft rüberkommt – ich denke, wenn die Geschlechterrollen vertauscht wären, hätte der Film auch jetzt schon eine Menge Kritik eingestrichen. Und klar, (medien-historischer) Kontext zählt, aber für mich hätten sie ihn mit der Zeit einen Tacken menschlicher, erwachsener oder wenigstens verliebter darstellen können, vorzugsweise bevor sie ihn gefickt hat.

  19. #19
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    aber wie sie den Konflikt danach aufgelöst haben, hat das für mich wieder entschädigt.

  20. #20
    Mein Lieblingsmoment im Film war übrigens wahrscheinlich, als Klaue an den Stuhl gefesselt anfängt, "What is Love" von Haddaway zu singen Da hab ich mich nicht mehr eingekriegt.


    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Wakanda-Frauen
    Das hatte ich noch vergessen zu erwähnen. Jetzt mal ganz unabhängig von Empowerment und yay, starke Frauen - War trotz awesome Ass-kicking nicht so begeistert von Okoye wie offenbar viele andere, weil sie mir ziemlich unsympathisch war, speziell mit einigen ihrer engstirnigen (gegenüber Ross teilweise sogar borderline rassistischen) Aussagen. War vermutlich so beabsichtigt, aber hat mir nicht zugesagt. Lupita Nyong'o als Nakia hingegen... wow! War super und hat jede Szene gestohlen, in der sie zu sehen war. Eine Augenweide ist sie sowieso. Shuri mochte ich wie gesagt auch unheimlich gern Angela Bassett hat in ihren paar Szenen als Königin eine gute Figur gemacht, aber viel von ihr ist bei mir nicht hängen geblieben.

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