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Deus
Captain Pirate / Die schwarze Isabell (1952)
In Farbe. Ganz ansehnlicher Piratenfilm. Kein Highlight, aber da meine Erwartungen gegen Null gingen, war ich stellenweise doch seicht positiv überrascht. Der Film ist eigentlich eine Fortsetzung von Fortunes of Captain Blood / Liebe unter schwarzen Segeln von 1950, den ich aber doof fand (und der schwarz-weiß war übrigens). In beiden werden die beiden Hauptrollen von Louis Hayward und Patricia Medina gespielt. Interessanterweise gibt es einen Flashback, in dem sie Footage aus dem Vorgänger zeigen, aber man braucht den für diesen Film nicht gesehen haben. Storymäßig geht es um den Arzt Peter Blood, der sich schon aus dem Piratendasein zurückgezogen hatte, aber jetzt durch einen Piraten-Hochstapler, der in seinem Namen mordet und brandschatzt, wieder aus der Reserve gelockt wird. Cool fand ich, dass es sich stellenweise mehr wie eine karibische Detektivgeschichte angefühlt hat, da Blood verschiedenen Spuren nachgeht und sich dabei verkleidet, um den Schuldigen zu identifizieren und dann auch platt zu machen. Ein kleines Highlight kam dann noch gegen Ende, wo er das eigene Schiff in einer flachen/engen Bucht vor der Festung versenkt, damit die sonst überlegenen Angreifer, die bald herkommen, genau an der Stelle steckenbleiben, wo bereits alle Kanonen drauf zielen. Das war mal einigermaßen originell und hatte ich so noch nicht gesehen.
Blackbeard, the Pirate / Kampf um den Piratenschatz (1952)
In Farbe. Naja. Robert Newton als Edward Teach (Blackbeard) gibt eine so overacted & hammy Performance ab, dass es fast eher komödiantisch wirkt. Hatte was von einem lauteren und dreisteren Räuber Hotzenplotz, wenn ihr mich fragt. Für viele geht davon der eigentliche Reiz und Charme aus, und ein paar gute Szenen waren auch dabei, aber so richtig begeistert war ich nicht. Vom ganzen Film meine ich jetzt. Den Bösewicht als Hauptfigur zu haben ist ja okay, aber die anderen, "netten" Charaktere taugen nichts und verkommen zu Randerscheinungen, deren Story kaum interessiert. Sympathisch fand ich allerdings, dass am Anfang extra auf poetische Weise darauf hingewiesen wurde, dass das eine frei erfundene Geschichte ist, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat, denn genau genommen reden wir hier schließlich über historische Persönlichkeiten -_^ Außerdem wars cool, mal wieder ein old-schooliges Schätze-(inklusive-Leiche-)auf-Insel-Vergraben zu sehen, denn das taucht gar nicht so häufig auf, wie man allgemein annehmen würde. Hmm. Vielleicht hätte der Blackbeard aus Pirates of the Caribbean 4 trotz allem ein Hauch mehr von dieser Version gut getan.
Raiders of the Seven Seas / König der Piraten (1953)
...soll wohl auch mal unter den Titeln Storm over the Caribbean, Barbarossa sowie Swords Against the Mast bekannt gewesen sein.
In Farbe. Auch hier eher positiv überrascht, gerade im Hinblick auf die durchschnittliche bis niedrige IMDb-Wertung von 5,7 (Blackbeard steht bei 6,1). John Payne spielt Barbarossa, einen Piraten, der eine Gruppe spanischer Gefangener, die als Sklaven verkauft werden sollen, zu seiner Crew macht, in die Karibik segelt und dort eine spanische Gräfin namens Alida "an sich nimmt", in die er sich nach und nach verliebt (Sie sträubt sich heftiger als üblich in dieser Art von Filmen aus jener Zeit, haha). Dem spanischen General, der ihr Verlobter ist, gefällt das natürlich gar nicht, der will Barbarossa schnellstmöglich zur Strecke bringen, auch wenn dabei Havanna und die halbe Garnison dem Erdboden gleich gemacht wird.
Zuerst kommt der Protagonist rüber wie ein überheblicher, selbstverliebter Sack, aber mit der Zeit gewöhnt man sich dran *g* Positiv hervorzuheben wären die unterschiedlichen Locations. Der Film beginnt im exotisch-bunten Harem vom Obermotz von Marokko. Auch wenn die Szene kaum mehr als zwei Minuten oder so dauert, sorgen solche Sachen imho echt für Abwechslung, die viel zu oft fehlt. Auch findet viel der späteren Handlung nicht nur auf den Schiffen statt, sondern auch eine Menge an Land. Inklusive Plot-Devices wie dem klassischen "Wir sind aus dem Dorf/Versteck gegangen, bei unserer Rückkehr wars niedergebrannt" und dem nicht-ganz-so-nervigen-aber-doch-überflüssigen Informanten-Kind. Ein paar Dinge waren aber ziemlich cheesy oder übertrieben - ich glaube irgendwie nicht, dass die Spanier wirklich alle Babies und Frauen (teilweise ihrer Landsleute) einfach abschlachten würden, worauf gleich mehrfach genüsslich hingewiesen wird, um Alida zu zeigen, wie sehr sie sich geirrt hat, und ich kann mir noch immer nicht erklären, wie Barbarossa an eine ganze fucking FLOTTE gekommen ist. Auch insofern unlogisch, als man damit kaum praktikabel schnell überfallen und wieder weg oder sich irgendwo verstecken kann. Die meisten echten Piraten bevorzugten ein kleines, wendiges Schiff, in ein paar berühmten Ausnahmefällen gab es auch richtig dicke Dinger (wie Blackbeards erbeutetes, das er in Queen Ann's Revenge umbenannte), aber ein ganzer Verband? No way!
Nicht so recht gefallen hat mir außerdem das ultra-knappe Ende, aber das ist etwas, das einem bei Filmen aus diesen Dekaden irgendwie immer wieder begegnet. Die Schlacht ist kaum richtig vorbei, der Rauch der Kanonen noch nicht weggezogen - zwei Dialogzeilen, ein Kuss, The End. Hä? Da ist man heute einfach was anderes gewohnt. Ich brauche auch keine zehn Minuten Theatralik und Exposition zum Abschluss, aber ein paar abrundende Worte, zum Beispiel zu den künftigen Plänen, oder auch einen versöhnlichen Sonnenauf-/untergang, schlicht eine eigenständige Schlussszene, die nicht technisch gesehen noch eher zum Finale zu zählen ist, das wäre durchaus willkommen. Dass ein für damalige Verhältnisse "langes" Ende nicht ausgeschlossen ist, zeigt zum Beispiel schon oben stehender Film "Die Schwarze Isabell" mit der Kutschfahrt und Verabschiedung der Kameraden. Das hat mir wesentlich besser gefallen.
Swashbuckler / Der scharlachrote Pirat (1976)
Really not that good. Ich war erfreut zu sehen, dass auch Mitte der 70er noch ein richtiger Piratenfilm gedreht wurde. Doch während der filmtechnisch-visuell entsprechend moderner und angenehmer zu schauen ist als das Zeug aus den 40ern und 50ern, kann er inhaltlich nichtmal mit den oben genannten Werken mithalten. Da hilft auch der eher augenzwinkernde Unterton oder die kurzzeitig leichtbekleidete Geneviève Bujold nix. Die Story hat zu wenig Substanz. Die Filme geben ja thematisch alle sehr hollywoodisierte, romantisch-verklärte Eindrücke von Piraterie wieder, und so weit hab ich mit der Schwarz-Weißmalerei und eher simplem Gut und Böse kein Problem, so lange es sich in Grenzen hält und nicht das eigene Setting untergräbt. Macht Star Wars auch heute noch kaum anders. Nur schwingt bei den meisten dieser Genrevertreter immer so etwas mit, das wenigstens noch entfernt an die Realität erinnert: Die Piraten sind Gauner und Diebe, rebellisch und verschlagen, mit mörderischen Methoden, aber oft mit gutem Kern, gegen das Establishment. Hier setzt Swashbuckler an und legt noch eine Schüppe zu viel drauf. Der scharlachrote Pirat, der den Namen nicht umsonst trägt, weil er ständig ein geradezu lächerlich knallig rotes Hemd und eine farblich dazu passende Hose anhat (so viel zum Thema unauffällig bleiben), verbündet sich mit einer entrechteten Adeligen, um Jamaika von einem übelst tyrannischen und sadistischen Gouverneur zu befreien, der die Leute ausbeutet und manchmal zu Unterhaltungszwecken umbringt. Der Pirat ist der strahlende Held, und der fiese Bösewicht in seiner (storymäßigen, nicht schauspielerischen) Darstellung so übertrieben und unglaubwürdig, dass er irgendwie zur Karikatur wird.
Dazu kommen dann Szenen, die entweder nicht sonderlich handlungsrelevant sind (diese "Verfolgungsjagd" in der Kutsche war so unspannend und lang, dass man sie gut und gerne um die Hälfte hätte kürzen können usw.) oder aber denen man das vermutlich eher niedrige Budget ansieht. Das kleine Schiffchen der Hauptfigur ist echt unspektakulär und extrem anachronistisch - zwar eine originalgetreue Nachbildung von Sir Francis Drakes Galeone "Golden Hinde", aber die stammte ja auch aus 140 Jahre vor der Zeit, in der die Handlung des Films spielen soll >_> Bin normalerweise kein solcher Historical-Correctness-Streber, aber wenn die Kriegsschiffe 1718 nunmal standardmäßig doppelt so groß und von erheblich weiterentwickelter Art waren, dann sollte man das vielleicht auch nutzen und zeigen, anstatt sich mit der Miete eines Nachbaus zu brüsten (wurde natürlich nicht extra für den Film angefertigt), der so überhaupt gar nicht mehr in die entsprechende Epoche passt.
Wäre in Ordnung, wenn da wenigstens mal was gehn würde, aber, und das sehe ich als ein weiteres großes Problem des Films, die Geschichte ist total landgebunden. Nope, hier gibts keinen Hochsee-Part, auch wenn das indirekt angeteasert wird und sich perfekt für ein knalliges Finale angeboten hätte. Denn der böse Gouverneur wollte sich mit den gesammelten Reichtümern nach London absetzen, und bei der Überfahrt hätte es zum Gefecht kommen können, aber so weit kams nicht mehr, stattdessen lahmer und zu langer Villa-Degenkampf. Ach ja, der Titelheld wird von Robert Shaw verkörpert, der leider zwei Jahre später schon verstarb, bekannt aus "Der weiße Hai". Außerdem machen James Earl Jones und Beau Bridges in frühen Rollen mit, die Namen sagen vielleicht noch mehr Leuten etwas ^^ Der Film stand ursprünglich auf meiner (BD-)Wunschliste, aber da ist er nach Sichtung nun rausgeflogen. Schade, wäre mehr drin gewesen.
Hab kürzlich noch ein paar mehr Piratenfilme gesehen, aber das waren vor allem italienische Produktionen, die größtenteils so ultrabillig und mies waren, dass ich sie schon wieder vergessen oder sogar von vornherein nur durchgezappt habe mit dem Finger auf der Vorspultaste. Von den oben beschriebenen würd ichs in Betracht ziehn, mir die ersten drei zuzulegen, wenn es sie denn mal auf BD oder überhaupt gäbe. Und dann war da noch...
Battle Beyond the Stars / Sador - Herrscher im Weltraum (1980)
Hehe, gar nicht mal so furchtbar wie ich gedacht hätte. Klar, ein B-Movie und nicht wirklich gut, aber hey, das Konzept mit "Die Sieben Samurai / Die Glorreichen Sieben ...in Space!" ist keine üble Idee und der Soundtrack von James Horner (Star Trek II, Avatar) reißt schon alleine einiges raus. Richard Thomas aka "Gute Nacht, John Boy" aus Die Waltons spielt die Hauptfigur Shad, der eine Reihe von Söldnern versammeln muss, um seinen Hippie-Heimatplaneten Akir (Anspielung, Anspielung! Die Bewohner heißen Akira -_^) vor dem bösen Herrscher Sador zu retten, der mit seinem Mega-Raumschiff Planeten plätten kann (quasi ein Todesstern für Arme). Darlanne Fluegel als Nanelia fand ich irgendwie süß. Es lohnt sich aber alleine schon für die vielen skurrilen Ideen, den Film als Sci-Fi-Fan wenigstens mal gesehen zu haben. Ich mein - er dürfte das einzige Raumschiff der Filmgeschichte beinhalten, das - major WTF incoming - Brüste hat
Hätte echt zu gerne gesehen, wie die dazugehörige Diskussion im Design-Department abgelaufen ist ^^ Aber auch sonst viele unterschiedliche Figuren mit anderen Hintergründen und Fähigkeiten. Ein Cowboy-Trucker von der Erde, telepathische Klone, eine für den Schlachtenruhm lebende Weltraum-Walküre, der auf Rache sinnende letzte verbliebene Echsen-Alien seiner Art oder ein verbitterter Gauner, der alles Geld der Welt aber keinen Ort hat, wo er noch sicher wäre... Schade war nur irgendwie, dass später zu viel Zeit für die lackluster Kampfszenen draufgeht, die stellenweise echt zu wirr und hastig sind, um sie wirklich mitverfolgen zu können, und die durch die Dunkelheit des Alls auch nicht gerade sehr abwechslungsreich aussehn. Dagegen hätte der Film von etwas längeren ruhigen Abschnitten auf den anderen Planeten oder in den Raumschiffen echt profitiert. Kein Exposition-Overkill, aber ein paar mehr Infos zum Innenleben der Figuren und zum dargestellten Universum wären nett gewesen. Denn manche Dialoge sind gar nicht mal so unklug und deutlich reifer, als zum Beispiel in diversen Szenen der Star Wars Prequels. Auch erstaunlich, was die an Look aus dem geringen Budget alles rausholen konnten. Trotzdem ist das so ein Film, dem ich eine high profile Produktion mit deutlich mehr Geld gewünscht hätte, denn dann wäre da bestimmt ein echter Klassiker bei rausgekommen. So bleibt es ein ungeschliffener Rohdiamant im B-Movie-Gewandt mit einigen Unausgeglichenheiten, imho leider sehr schwachem Pacing und haufenweise Cheesiness, wovon ein Großteil aber dank jeder Menge Charme aufgefangen werden kann. Remake, please?
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