Bin jetzt mit meinem Harryhausen Marathon durch. Natürlich nicht alle Filme, viele haben mich nicht wirklich interessiert, eher nur die bekannteren und nicht ganz so alten. Von vielen davon hatte ich noch zum Teil längst vergessen geglaubte Bruchstücke und Szenen im Kopf.

The 7th Voyage of Sinbad (Sindbads siebente Reise), 1958
Sehr toll. Der erste gilt bei den meisten als bester Teil der "Trilogie" und ist zu recht ein absoluter Fantasy-Klassiker. Hat mir super gut gefallen. Gerade die Hauptfiguren (u. A. Kerwin Mathews als Sindbad und Kathryn Grant als Prinzessin Parisa) waren sehr sympathisch und überzeugend. An Stop-Motion-Spektakel wird ein Zyklop, ein zweiköpfiger Riesenvogel, ein Drache und ein Duell mit einem Skelett geboten. Die Stimmung des Films erscheint mir irgendwie märchenhaft und familienfreundlich. So gerne ich die Geschichte mag, mein Favorit ist eher der folgende:

The Golden Voyage of Sinbad (Sindbads gefährliche Abenteuer), 1973
Etwas düsterer als der Vorgänger, was mir hier sehr zusagt, und auch etwas weniger "grandios" was die Größenverhältnisse der Kreaturen und das Ausmaß der Geschichte an sich angeht, aber dafür kommt hier viel mehr das Abenteuerfeeling einer Schatzsuche rüber! Die Darsteller der Protagonisten erreichen vielleicht nicht ganz das verspielte Niveau des Vorgängers, und Caroline Munro scheint hauptsächlich da zu sein, um ihren voluminösen Vorbau in die Kamera zu halten, hehe. Was hier aber wirklich positiv hervorsticht, ist der Bösewicht. Magier Koura wird von Tom Baker gespielt, einem späteren Doctor Who. Speziell in der deutschen Synchronisation finde ich ihn unvergesslich ^^ Hat so eine durchtrieben-sympathische Art von Böse. Dreist und willensstark, aber nicht unverwundbar oder übermächtig. Außerdem mochte ich den mit auf die Reise gehenden Großwesir (oder König, oder whatever) mit dem verbrannten Gesicht, das er hinter einer stylishen goldenen Maske verbirgt. Während sich die erste Hälfte des Films ein wenig hinziehen kann und neben dem unbedeutenden kleinen Homunkulus-Spion (kaum mehr als eine bessere Fledermaus) afair lediglich eine lebendig gewordene, hölzerne Galeonsfigur des Schiffes an Dynamation-Magie bietet, rockt die zweite Hälfte ab der Ankunft auf der Insel gewaltig und hat alles, was das Fantasy-Herz begehrt. Das absolute Highlight ist hier der Kampf mit der sechsarmigen Kali-Statue im, ich nenn es mal "Tempel des Todes", der übrigens voll von grün angemalten, wilden Eingeborenen ist und direkt an ein Höhlensystem anschließt, in der sich eine magische Quelle befindet, die Schätze ausspuckt, welche einen jung UND unsichtbar machen können, wenn man die richtigen Talismane reinwirft. Nur müssen dafür erstmal ein Zentaure und ein Greif überwunden werden, ganz abgesehen von Koura selbst, der den Ort als erster erreicht hat. Hach, ich liebe diesen Film. Erstaunlich, wie gut er gealtert ist. Musik überzeugte ebenfalls.

Sinbad and the Eye of the Tiger (Sindbad und das Auge des Tigers), 1977
Leider ein etwas enttäuschender Abschluss, wenn man bedenkt, was davor kam. Soll nicht heißen, dass der Film schlecht wäre, er ist auf seine Art immer noch unterhaltsam. Aber er gilt eindeutig als der schwächste der drei, und das kann ich nur bestätigen. Patrick Wayne gibt einen sehr passiven und uninteressanten Sindbad ab, und die fiese Hexe (Zenobia?) wurde für meinen Geschmack zu cartoony over-the-top gespielt. Ein verschroben-quirliger Weiser und seine (Enkel-?)Tochter bringen zwar etwas Abwechslung rein, doch die Grundidee der Geschichte dreht sich lediglich darum, einen Prinzen, der in einen Schach-spielenden Affen verwandelt wurde, rechtzeitig wieder zum Menschen zu machen. Ein nicht unwesentlicher Teil der Stop-Motion-Effekte geht für die Animation dieses Affens drauf. Hätte es besser gefunden, wenn sie dafür einfach ein ganz normales Tier genommen, seine Rolle etwas verkleinert und dafür anderswo für mehr Zauber gesorgt hätten. Denn das fehlt ein wenig: Ein goldener Roboter-Minotaurus klingt cool, aber treibt eigentlich nur das Boot der Antagonisten an und lässt dann gegen Ende einen Stein auf sich selbst stürzen, ohne je richtig in Action gewesen zu sein. Eine Riesenbiene bringt nur ein kurzes Intermezzo unterwegs und der Säbelzahntiger zum Finale in der Pyramide der Elemente sieht auch eher aus wie ein haariger Teddy. Einzig der Troglodyte war fesch. Gab wohl einige Probleme bei der Produktion des Films, bis hin zum unerfahrenen Regisseur (Sam Wanamaker) und abgehacktem Schnitt. Schade, dass wohl auch der Erfolg ausblieb, denn Harryhausen und Produzent Schneer planten vier Jahre später das Projekt "Sinbad and the 7 Wonders of the World", welches aber vom Studio abgelehnt wurde. Ich hätte einiges drum gegeben, das zu sehen und es wäre schön gewesen, die Reihe on a high note enden zu lassen. Naja.

Mysterious Island (Die geheimnisvolle Insel), 1961
Frei nach Jules Verne. Hmm, komisch. Hatte ich viel besser und aufregender in Erinnerung, irgendwie. Da den Machern die Literaturvorlage nicht spannend genug war, fügten sie Rays Riesentiere hinzu, die für die nötige Würze sorgen. Noch heute gilt der Film als Referenzversion des Stoffes und spätere Fassungen machten es ähnlich. Kapitän Nemo und die Nautilus sind interessant, aber der Tagebuch-artig nacherzählten Geschichte fehlt etwas, was wohl daran liegt, dass die Gruppe von Hauptcharakteren ungeheuerlich blass bleibt. Sie haben kaum Persönlichkeit, und auseinanderhalten konnte ich die Leute, die es per Ballon aus dem amerikanischen Bürgerkrieg auf die Insel verschlagen hat, auch nicht immer. Die Plotpunkte werden auch recht hastig nacheinander abgehakt, ohne richtig aufeinander aufzubauen. Immerhin waren die Unterwasser-Szenen ganz einfallsreich und die Monsterkrabbe ist eine von Harryhausens überzeugendsten Kreationen, weil er für das Modell Panzer und Scheren bzw. die Hülle einer echten Krabbe verwendet hat (die er und Schneer später verspeisten *g*).

First Men in the Moon (Die erste Fahrt zum Mond), 1964
Basierend auf der Geschichte von H. G. Wells. Ist auch als Zeitdokument nicht ganz uninteressant, wurde der Film doch nur ein paar Jährchen vor der tatsächlichen Mondlandung gedreht. Die Story beginnt mit etwas, das dem schon recht nahe kommt, und in der damaligen Gegenwart spielt. Doch auf dem Mond finden die Astronauten die Flagge von Großbritannien und einen seltsamen Brief. Journalisten und NASA-Leute (oder so) auf der Erde gehen der Sache nach und finden in einem Altersheim einen der drei echten ersten Menschen auf dem Mond. Der Rest des Films (bis auf ca. zwei Minuten am Ende) wird dann aus seiner Sicht in einer Rückblende erzählt. Heh, die Briten waren inoffiziell schon 1899 dort oben. Den kautzig-zerstreuten Professor mochte ich am Anfang noch sehr, aber mit der Zeit nervte er nur noch. Das Problem des Films besteht imho wie so oft in einer zu langen Warmlaufzeit, in der im Grunde nichts Wesentliches passiert. Die langweiligen Szenen auf der Erde nehmen gut die Hälfte der gesamten Länge ein (die ohnehin nur 100 Minuten beträgt). Spannend und auch visuell interessant wird es erst, wenn das Trio auf dem Erdtrabanten endlich gelandet ist. Hier gibts dann eine fremdartige, unterirdische Welt zu erforschen, die von nicht immer ganz freundlich gesinnten aber wissensdurstigen Insektenwesen bevölkert wird. Die Spezialeffekte kommen hauptsächlich für die riesigen Raupenviecher im Untergrund und ein paar der wichtigeren Aliens zum Einsatz. Alles sehr schick und überzeugend (gleiches gilt für die Sets), doch lange sieht man das nicht und es gibt nur wenig bis gar keine unmittelbare Interaktion (wie etwa in den Sindbad-Kämpfen). Die meisten der Außerirdischen sind nur kleine Leute in offensichtlichen Strampelanzügen. Die Auflösung, nicht ganz untypisch für Wells, war dann nicht besonders zufriedenstellend. Im Grunde kann man den Film auf den Mond-Part zusammenkürzen, sodass kaum mehr als ein kurzer Trip bleibt. Daraus hätte man viel mehr machen können. Immerhin ist hier etwas mehr Humor als sonst vorhanden.

Jason and the Argonauts (Jason und die Argonauten), 1963
Gilt ja bei vielen als DER Klassiker schlechthin. Ich fand ihn gut, aber nicht überragend. Höhepunkte sind natürlich am Ende die Hydra und die Skelettkrieger. Hätte gerne mehr von den Argonauten gesehen und mehr über sie erfahren, Jasons Truppe hat nur wenig Profil. Gleiches trifft auf die weibliche Hauptrolle zu, die erst sehr spät hinzu stößt und ein wandelndes Klischee ist. Ansonsten ist der Film originell und macht Spaß. Ein wenig habe ich ein richtiges Ende vermisst. Ist zwar nicht ungewöhnlich für ältere Hollywood-Geschichten, abrupt aufzuhören, sobald der unmittelbare Konflikt gelöst ist, aber gerade hier hätten sie gut noch fünf Minuten dranhängen können, um Jasons Rückkehr und Abrechnung zu zeigen.

Clash of the Titans (Kampf der Titanen), 1981
Tja, wer kennt ihn nicht. Ist doch spätestens seit diesem miserablen CGI-lastigen Remake wieder in die Aufmerksamkeit der Filmfreaks gerückt. Der Kampf gegen die Medusa ist wahnsinnig gut und spannend gemacht, tausendmal besser als die neue Version. Andromeda (Judi Bowker) ist wirklich hübsch anzusehen, jedoch hätte ich mir einen passenderen Perseus vorstellen können. Maggie Smith, die Lehrerin aus Harry Potter, macht auch mit, hier als eine der Göttinnen im Olymp ^^
Zwei Dinge schmälern ein wenig meine Freude an Ray Harryhausens letztem großen Film. Erstens wurde mir storymäßig zu viel Fokus auf das Spiel und die Intrigen der Götter gelegt. Das ist zwar schön und clever gemacht, quasi wie eine parallele Welt oder Schaltzentrale, aber es lässt dem Zuschauer zu wenig Raum für eigene Auslegungen. Nicht falsch verstehen, der Olymp und die Götter sollen ruhig vorkommen, nur hätte ich es besser gefunden, wenn sie deren Screentime reduziert hätten auf vielleicht drei oder vier besonders wichtige Szenen, die einem eine Ahnung geben, was dort abgeht (etwa einmal am Anfang, einmal am Ende und einmal in der Mitte). Stattdessen hat man das Gefühl, dass sie alles permanent überwachen und ständig eingreifen, anstatt der Geschichte mal eine Weile ihren Lauf zu lassen. Zeus zum Beispiel: Sobald Perseus Probleme bekommt, wird ihm unter die Arme gegriffen (uh, er hat seinen Unsichtbarkeitshelm verloren - dann verdient er natürlich sofort ein neues Spielzeug! Schicken wir ihm eine mechanische Eule, die Töne von sich gibt wie R2-D2 aus Star Wars!). Das schmälert gewissermaßen den Verdienst des Helden selbst, übrigens im krassen Gegensatz zu Jason aus dem zuvor genannten Film, in dem die Götter auch vorkommen, aber Jason sich trotz Angebot lieber selbst drum kümmern will, eine Crew und ein Schiff zu finden. In Clash of the Titans sind die zentralen Figuren mehr Spielball höherer Mächte als sonstwas.
Der andere Punkt ist, dass ich bei keinem anderen der hier behandelten Filme so sehr das Gefühl hatte, dass er sich hinzieht. Sicher, die Produzenten bekamen endlich das große Budget, das ihnen zustand, und wenn man zur Abwechslung mal namhafte Hollywood-Größen als Schauspieler hat, dann möchte man die auch zeigen. Aber zwei Stunden sind für diese Story zu lang! Anderthalb hätten gereicht. Manche Szenen bringen nicht viel für die Story, aber dauern ewig. Nichtsdestotrotz ein sehenswertes antikes Abenteuer. Release the Kraken! Hier nebenbei bemerkt ähnlich wie bei Sindbad schade, dass das geplante Sequel "Force of the Trojans" 1984 nicht mehr umgesetzt wurde.


Und zum Schluss als Bonus noch ein thematisch passender Klassiker, der aber nichts mit Ray Harryhausen zu tun hat:
Journey to the Center of the Earth (Die Reise zum Mittelpunkt der Erde), 1959
Noch so einer, den ich vor zig Jahren mal im TV gesehen haben muss, wenigstens teilweise. Insgesamt ein guter Film, aber mit viel verschwendetem Potential. Das Buch von Jules Verne habe ich noch nicht gelesen, soll hier aber eher lose mit einigen, oft verständlichen Änderungen adaptiert worden sein (im Gegensatz zu diversen moderneren Fassungen, die das Original völlig auf den Kopf stellen). Die Hauptfiguren waren mir allesamt sehr sympathisch und der Humor oder generell erheiternde Szenen kamen auch nicht zu kurz. Bei James Mason als Lindenbrook musste ich irgendwie ständig an einen jungen Sam Neill denken ^^' Beeinträchtigt wird das Werk ganz ähnlich wie bei "First Men in the Moon" durch für einen Abenteuerfilm komisch verteilte Prioritäten bzw. seltsames Pacing. Das Ganze dauert 132 Minuten, aber erneut geht die Hälfte davon nur für die Vorbereitung drauf. Das saftige Fleisch der Unternehmung, nämlich die faszinierenden Entdeckungen im Inneren der Erde, die durchaus einige phantasievoll gestalteten Sets bekommen, sowie der Titel beziehen sich im Grunde nur auf den halben Film. Wenn im Vorfeld 30 bis 40 Minuten drumherum gelabert wird, um alles wichtige zu etablieren, gerne. Aber man sollte keine volle Stunde darauf warten müssen, dass die eigentliche Geschichte beginnt. Während die Höhlenumgebungen schön waren, wirken die Effekte leider veraltet. 1959 hätte man locker mit Stop-Motion arbeiten (und Harryhausen engagieren) können, aber dafür reichte vielleicht das Budget nicht. Stattdessen wurden für die riesiegen Urzeit-Saurier echte, angemalte Eidechsen mit angeklebten Hörnern oder so verwendet, was wirklich nicht sehr glaubwürdig aussieht.