Big Hero 6 / Baymax
War okay. Ganz gut sogar. Aber definitiv kein "bester Animationsfilm 2014" Fand den vor allem durchweg erschreckend vorhersehbar. Ich wusste vorher im Grunde nur aus dem Trailer, dass später ein böser Mann mit einer Kabuki-Maske auftaucht. Schon bei einer der Anfangsszenen konnte ich dann seltsamerweise den ganzen Film inklusive Hintergrundgeschichte des Bösewichts vorhersagen o_O

Der Protagonist und ein paar der Nebencharaktere gingen in Ordnung. Ein paar andere der Leute aus dem Team waren dagegen unheimlich nervig. Etwas enttäuschend fand ich auch Baymax selbst. Anders als Figuren wie Wall-E bleibt es in der Darstellung ziemlich deutlich, dass er nur ein Gegenstand ist und bleibt, wie viel Hiro auch immer emotional auf ihn draufprojezieren möchte. Er ist kein vollwertiger Charakter, deshalb kümmerte mich das Schicksal der (im Deutschen sogar Titel-)Figur kaum. Würde sie kaputt gehen, könnte sie ersetzt werden. Irgendwie ist es mir sauer aufgestoßen, dass Hiro seinen Körper am Ende komplett und genau gleich nachbaut, als wäre nichts gewesen. Lässt Baymax ehrlich gesagt total austauschbar wirken. Der Bösewicht und die Enthüllung, die gar keine ist, meh. Wenn sie schon einen düsteren Kerl mit Kabukimaske rumlaufen lassen, dann hätte es mich doch sehr gefreut, wenigstens ansatzweise irgendwie überrascht zu werden.
Das ganze Setting gefiel mir ausgesprochen gut. San Fransokyo ist echt eine bunte Mischung aus genau den Bestandteilen, die der Name der Stadt schon vermuten lässt. Gerade als halbwegs Japan-Kundiger war es süß, die vielen kulturellen Winks und Anspielungen zu bemerken, die bestimmt zahlreichen westlichen Zuschauern entgangen sind oder die nicht verstanden wurden. Zum Beispiel Hiros fette Katze namens Mochi, oder wie die Golden Gate Bridge jetzt wirklich der Funktion von Toren gerecht wird
Auch wenn es eine leichte Steigerung auf dem Gebiet der nicht-musikalischen Disneyfilme war, habe ich - übrigens genau wie bei Wreck-it Ralph - nicht den Eindruck einer wirklich rund erzählten und genauso stimmig visuell dargestellten Geschichte. Vieles wirkte mir zu schrill oder zu bunt und übertrieben. Nicht, weil es in der Story notwendig gewesen wäre, sondern einfach zum Selbstzweck. Ich glaub dass Weniger manchmal Mehr ist, ist eine Lektion, die die Disney Animation Studios, oder wenigstens das hierfür verantwortliche Team, erst noch lernen muss. Ähnliches gilt fürs Drama, das hier und da einen Tick zu dick aufgetragen und damit weniger glaubwürdig wurde. Bei Drachenzähmen 1 und 2 kauf ich allen Figuren ihre Emotionen sofort ab, weil sie einfach zu realen Erfahrungen passen, und dadurch wird das Drama, wenn es dann doch mal kommt, umso intensiver. Aber bei Big Hero 6 gab es ein paar Momente, die mich stutzen ließen. Zum Beispiel, wie Hiro erst aus Heiterem Himmel mit Baymax Uni-Kabuki-Typ töten (!) will, was ich gemessen an seiner vorangegangenen Charakterisierung borderline out-of-character fand, selbst wenn die Gründe dahinter klar waren, und anschließend reichen ein paar warme weise Worte von seinen Freunden, dass er sofort keine zwei Minuten später seinen Fehler einsieht. Etwas zu schnell.
Oder die Freunde selbst. Auch hier muss sich der Film den Vergleich mit einem Drachenzähmen gefallen lassen - letzterer nimmt sich die Zeit, auch die Nebenfiguren individuell einzuführen und mit dem Protagonisten interagieren zu lassen. Hiros Team dagegen? Ich habe nicht einen Moment das Gefühl gehabt, dass das wirklich Freunde im engeren Sinne sind, und warum auch? Eher ältere Kollegen von seinem verstorbenen Bruder, die ein bisschen auf ihn aufpassen und sich um ihn kümmern wollen. Ich erinnere mich an keine Szene, in der einer davon alleine mit Hiro zusammen irgendetwas wichtiges diskutiert hätte. Die treten nur als Knubbel zusammen auf, aber sind für sich genommen kaum ausgearbeitet. Sicher, das lag auch an der Comic-Vorlage. Doch wenn sie sich sowieso schon nur extrem lose daran halten, warum nicht einfach das Team verkleinern auf zwei anstatt vier zusätzliche Personen, und diesen dafür dann mehr Aufmerksamkeit schenken?
Der Soundtrack war auch so eine Sache. Nachdem mich Henry Jackman ein paar Mal (besonders bei X-Men: First Class) begeistern konnte, hat er hier etwas nachgelassen. Es gibt so etwas ähnliches wie ein Titelthema, aber das klingt nur sehr selten und sehr undeutlich an und wird kaum jemand bemerken. Vom Album hab ich mir zum Beispiel nur den Track "Upgrades" gekauft, der in der Mitte des Films vorkommt. Man sollte meinen, dass zum Finale nochmal alles an Klasse aufgefahren wird, aber Fehlanzeige.
Also ich weiß auch nicht. Das sind alles so Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind. Nichts davon würde den Film wirklich kaputt machen, aber zusammengenommen schmälert das schon den Genuss imho. "Good, not great" trifft es eigentlich sehr genau.


The SpongeBob Movie: Sponge Out of Water / SpongeBob Schwammkopf 3D
Insgesamt eine Enttäuschung, und das nach einem ziemlich vielversprechenden Anfang. Das postapokalyptische Bikini Bottom war schon irgendwie ein Highlight für mich. Gab auch ein paar kleine Anspielungen, die die Kids nicht verstanden haben werden (zum Beispiel die creepy Shining Twins, wenn ich das noch richtig im Kopf hab). An einer Stelle wird sogar Ennio Morricones "The Ecstasy of Gold" gespielt, was dann doch ziemlich cool war Aber bald darauf derailed die ganze Handlung. Hart. Man fragt sich zwangsläufig, was die Leute geraucht haben, als die das zu Papier brachten. Bei Spongebob gilt natürlich anything goes, aber doch nicht anything at the same time! Es ist, als hätten die bei der ersten Sitzung zum Film ein Ideen-Brainstorming gemacht und sich dann einfach zum Ziel gesetzt, alle diese Ideen, und seien sie noch so bescheuert, in den fertigen Film einzubauen. Der erste und deutlich bessere Teil hat noch eine runde und durchgängige Geschichte (sogar mit so etwas wie einer sinnvollen Message) geboten, dagegen war das hier hinterher nur noch ein wildes und wirres Durcheinander. Als der zeitreisende Delphin mit Zauberkräften aus der Zukunft auftauchte, hab ich den Film gefühlsmäßig schon abgehakt.
Die Szenen an Land in CGI-Optik für die Hauptfiguren machen einen so geringen Teil des Films aus, dass ich mir gedacht habe, das hätten sie sich auch gleich sparen und für die komplette Laufzeit bei normal animierten Charakteren bleiben können Wäre interessanter gewesen. Antonio Banderas als Pirat Burgerbart war ein komischer Einfall, aber auch nicht wirklich lustig.
Ein Aspekt hat mich sehr gestört, und das war die deutsche Synchro. An Patricks neue Stimme konnte man sich durch die Serie ja schon einigermaßen gewöhnen, auch wenn ich noch immer lieber die alte gehabt hätte. Aber was mal gar nicht ging war, dass sie nun auch die von Thaddäus ausgewechselt haben mit einer, die nichtmal entfernt nach der unverkennbaren alten klingt Wie ich so etwas hasse. Vielleicht wollte der Sprecher - zu Recht - mehr Geld für den Film, oder sie boten zu wenig, weil es wirklich nicht besonders viel Text war. Aber sowas bleibt einem einfach unheimlich unangenehm im Ohr hängen, vor allem wenn es einen unvorbereitet kalt erwischt. Jedes Mal, wenn Thaddäus auftaucht, riss einen das deshalb aus dieser Welt heraus. Bin mal gespannt, ob sich die Änderung auch auf die Serie übertragen wird.