Apropos Thematisieren von Stummheit: Habe die Tage The Shape of Water gesehen und fand den sehr gut! Wie erwartet, ein typischer Guillermo del Toro ^^'
Die Prämisse ist genial einfach, aber was sich auf dem Papier wie eine verrückte Idee anhört, gewinnt durch die Umsetzung eine ganz eigene Magie. Der Film ist sogar irgendwie ein bisschen romantisch und hat viele offensichtliche und weniger offensichtliche Einflüsse. Vordergründig ein 50er Jahre Creature Feature wirkt es im Nachhinein fast mehr wie ein modernes Märchen für Erwachsene. Sally Hawkins ist hinreißend und liebenswert in der Hauptrolle der stummen Elisa (deren vermeintliches Handicap ist nebenbei bemerkt enorm wichtig, falls das irgendwem nicht klar war). Michael Shannon wie meistens mal wieder der fiese Schurke der Geschichte und in diesem Fall das eigentliche Monster, ebenfalls klasse gespielt und vor allem deshalb so wirkungsvoll, weil es nicht bei Oberflächlichkeiten bleibt - wir lernen diesen Antagonisten wirklich kennen, wie er tickt, wie er sich selbst sieht usw.. So etwas würde ich mir für unendlich viele andere Streifen mit ihren lahmen, eindimensionalen Bösewichtern wünschen! Das 60er Jahre Setting im Amerika während des Kalten Krieges kommt stylish und trotzdem glaubwürdig herüber, mit der Gestaltung der Kulissen und der Farbgebung wurde großartige Arbeit geleistet. Insofern lebt das Geschehen auch von seiner dichten Atmosphäre, ich fühlte mich in diese Welt hineinversetzt.
Ist seltsam schwierig einzuordnen, das Werk. Erwartet nur keine waghalsigen Actionszenen, The Shape of Water ist viel mehr eine intensive Charakterstudie, die zum Träumen einlädt, über weite Strecken eher ruhig daherkommt und die behutsam stetig ihre Spannung aufbaut. In den drastischeren Momenten hat das eher etwas von einem Thriller. Ja, ein Drama-Fantasy-Abenteuer-Thriller-Märchen. Nur Horror, der war überraschenderweise gar nicht zugegen, wenn man mal von den menschlichen Abgründen absieht, von denen unter anderem erzählt wird.
Jetzt ist mir übrigens auch klar, wieso der Film für 13 Oscars nominiert ist, was, möchte ich behaupten, nicht ausschließlich mit der lobenswerten filmtechnischen und darstellerischen Qualität zu tun hat - dezent wurde da ganz nebenher die heilige Dreifaltigkeit der Oscar-Bait-Elemente eingebaut Afroamerikaner/Rassismus (logische Konsequenz aus dem Setting), Homosexualität und Kino-Selbstbeweihräucherung werden durchaus angesprochen. Im Gegensatz zu manch anderen Academy-Lieblingen vergangener Jahre sind das aber alles nur kleine Aspekte, welche die Geschichte bereichern und die zentralen und universellen Themen vertiefen helfen und eben nicht wie ein triefend moralisierender Zeigefinger wirken. Ein Fuchs, dieser del Toro -_^
Möchte ich euch ans Herz legen. Wird beizeiten definitiv in meine Blu-ray-Sammlung wandern. Erwähnte ich schon, dass ich Wasser mag?