Nicht dass es noch wen interessieren würde, aber... SENF:
Soo, habe ihn nun auch mal in voller Länge gesehen und er war genau wie erwartet. Nicht gut, aber alles wenigstens marginal besser als im Vorgänger, was natürlich vor allem daran liegt, dass es hier keinen Zeitreisen-Clusterfuck-Plot gibt, der sich quasi aus gähnenden (Logik-)Löchern konstituiert. Lensflares waren nervig aber nicht mehr im Overkill-Modus (es besteht also noch Hoffnung für Star Wars, wenn die Produzenten den Regisseur in seine Schranken weisen können). NewKirk hat sich ein kleinwenig gesteigert, aber das ändert nichts daran, dass ich eine massive Aversion gegen ihn und NewSpock habe, die einfach viel zu arrogant und überheblich sind, um auch nur entfernt charakterlich an ihre einstigen Vorbilder zu erinnern. Der echte Kirk hatte zwar auch ein paar Untertöne in diese Richtung, aber nie Full-Retard sondern immerzu mit Augenzwinkern und schelmischem Grinsen im Gesicht, oder aber gedankenverloren durch die Gegend starrend. Das war mir um einiges sympathischer und dem ist die Neuauflage kaum näher gekommen.
Die ganze Handlung mit Khan fand ich sehr lahm, einfallslos und vorhersehbar (ich habe das schon kommen sehen, als der Film noch Jahre entfernt war). Sowas ist einfach nicht kreativ oder originell. Einerseits hat es mich gefreut, dass man sich doch etwas weniger an Star Trek II orientiert hat als erwartet, ich hatte zeitweise schon etwas befürchtet, das mehr in Richtung Remake geht, wo doch schon ganze Szenen kopiert worden sind. Andererseits aber haben sie genau das alles weggelassen, was Wrath of Khan so gut und abenteuerlich und unterhaltsam gemacht hat (mal ganz abgesehen davon, dass Roberto Orci diese Figur offenbar nicht wirklich verstanden hat).
Ich mochte es, wie diverse Szenen auf der Erde in London und San Francisco im und am Hauptquartier gespielt haben, denn von der Erde hat man bisher in keinem Star Trek Film so viel gesehen wie hier. Das war mal was Neues. Dagegen fehlte es mir nach dem halbwegs interessanten Anfang auf dem Planeten mit dem Vulkan aber sehr an visueller Abwechslung, es gab nur noch eine glossy Effektschlacht nach der anderen mit sehr künstlich wirkenden, sterilen Umgebungen und Lichtern im Inneren von Raumschiffen. Weiß nicht wie ich es anders beschreiben soll, am Ende hatte ich das Gefühl, in dem Film sähe alles mehr oder weniger gleich aus. Da haben sie mal das Monster-Budget, dann will ich aber auch endlich ferne fremdartige Welten sehen! Hätte wirklich gut getan, wenigstens die kurze Szene auf Kronos auszubauen und mehr davon und von den Klingonen überhaupt zu zeigen.
Die verdrehten Rollen bei der Reaktor-"Opferung" waren auch gar nicht so übel, und ich freute mich ehrlich gesagt schon wie ein kleines Kind darauf, und dann wird es nur wenige Minuten später durch eine unglaublich dämliche und billige Plot-Device aufgelöst und zunichte gemacht als wäre nichts gewesen. Hey, DAS wäre doch mal eine interessante und spannende neue Richtung für diese Zeitlinie gewesen, die das Franchise in ganz andere Richtungen lenkt:
Aber nööö. Für solche Dinge haben die Autoren nicht die Eier in der Hose. Fürs Kanon-Zerstören und Serien-Löschen reichts, aber mal eine der zentralen Figuren sterben lassen? For real? Never.
Irgendwie seh ich da ein Muster. Es wird ein Schritt in eine neue, andere, potentiell gute, interessante Richtung gemacht, aber eben nicht konsequent zu Ende gedacht, sodass man praktisch im gleichen Atemzug erwähnen muss, dass damit in einer anderen Hinsicht ein Schritt in genau die entgegengesetzte, ausgelutschte, dramaturgisch lahme Richtung gemacht wird >_> So führt das alles jedenfalls zu nix. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich Paramount das so vorgestellt hat, als sie die Franchise in Filmform mit diesem bekloppten Konzept fortsetzten, das sich anfangs so neuartig und frisch angehört haben mag. So können sie das jedenfalls storymäßig nicht weitermachen, da wäre nach spätestens zwei weiteren Filmen Schluss weil die Gewinne und Zuschauerzahlen einbrechen (mal wieder). Ich glaub irgendwer hat aber mal anklingen lassen, dass es beim nächsten Mal mehr so in die Richtung übernatürliche Wesen oder sowas geht wie in diversen klassischen Fernseh-Episoden, was ich ausnahmsweise durchaus begrüßen würde, weil man sich davon vielleicht etwas mehr Hirn und etwas weniger non-stop Action-Geballer und Gekloppe erhoffen kann. Das tue ich jedenfalls. Gerne auch mit Klingonenkrieg in der Nebenhandlung und als Bösewichter, aber bitte nicht als zentrales Thema.
Übrigens - NewCarol Marcus hat mich überraschend wenig angekotzt. Sie ist auf jeden Fall mehr Eye-Candy als ihre Vorgängerin, so viel steht fest, und als Frau sowieso eine sinnvolle Ergänzung für die Crew. Dafür hat mich der krampfhaft auf lustiglustig gedrillte Comic-Relief-Scotty umso mehr genervt, wahrscheinlich noch mehr als im ersten Abrams Trek, weil ihm diesmal ja mehr und sogar ganz eigene unglaubwürdige Handlungsstränge spendiert wurden. Benedict Cumberbatch mag ich eigentlich (wobei er eine sehr seltsame Gesichtsform hat, die mir manchmal Angst macht o__o) und der Typ kann auch wirklich schauspielern, ich würde ihm sicher auch zugestehen, dass da irgendwo ein Khan drinsteckt. Aber dieses Drehbuch gibt ihm schlichtweg kaum eine Chance, etwas davon zu zeigen. Er macht ja über die meiste Zeit nichtmal den Mund auf.
Musik war ebenfalls Mist. Für sich genommen okay, aber wenn man sich den Soundtrack komplett und im Detail anhört fällt auf, dass es nichts Neues gibt und Giacchino wirklich nur sein einzelnes Thema eins zu eins aus dem Vorgängerfilm kopiert und eingefügt hat, um es an jeder halbwegs relevanten Stelle rauf und runter zu spielen. Damals fand ich die Musik noch gar nicht so übel, einer der ganz wenigen brauchbaren Aspekte von jenem Machwerk. Aber das nun aufzuwärmen (inklusive des ganz, ganz alten Star Trek TV-Themas, das wir ebenfalls schon in der 2009-Fassung hatten), als hätten ikonische Charaktere wie Khan nicht ihre eigenen musikalischen Motive verdient... Wie soll das jetzt weitergehen? Wird der Soundtrack von jedem kommenden Star Trek Film der selbe sein? Wechselt jemand bitte mal Giacchino aus (es gibt so viel bessere) oder sagt ihm wenigstens, dass er sich was neues ausdenken soll?
Ein wenig unterhalten hat mich Into Darkness ja schon, wobei es vor allem meine Erwartungen waren, die nach dem vorsichtig vielversprechenden Anfang immer mehr "into Darkness" abdrifteten. Aber ich muss auch eingestehen, dass ich hier einfach extrem subjektiv bleibe, egal wie sehr ich auch versuche, es aus nem anderen Blickwinkel zu betrachten: Die ganze Welt in der das spielt, ist für mich eine "falsche", zum Schlechten manipulierte Zeitlinie, die niemals hätte existieren sollen, und welche bevölkert wird von Charakteren, die ich nahezu allesamt höchst unsympathisch finde und die in vielen Fällen nur noch wenig mit ihren Vorbildern gemein haben. Ich hatte mir gedacht, dass ich das irgendwann vergessen könnte, wenn die Reihe sich mäßigt und wandelt hin zu etwas, das mir eher zusagt, das wenigstens vage an frühere Star Trek Abenteuer erinnert und das Charaktere hat, deren Schicksal mich kümmert und mir nicht völlig egal ist (wie gesagt, NewKirk und Spock können von mir aus zur Hölle fahren). Aber dazu müssten sie was ändern, und zwar ziemlich stark und dauerhaft (nicht so wie hier, wo am Ende von Into Darkness im Prinzip wieder alles so ist wie vorher), und das sehe ich im Moment nicht. Nach diesem zweiten Versuch wohl noch weniger als beim ersten. Gerade dieser Abenteuer-Aspekt, auch in Bezug auf Erkundung und Erforschung, das kam in nahezu allen alten Star Trek Filmen und den meisten Serienfolgen vor und war immer von zentraler Bedeutung. In dem für mich besten Outings spielten die Seefahrt-Allegorien immer intensiv mit rein. Gewissermaßen "nautische" Storylines. Nicholas Meyer und Harve Bennett, die hatten Ahnung wie man sowas angeht. Into Darkness wirkt dagegen wie ein Handtuch, aus dem man allen Spaß und allen Entdeckergeist ausgewrungen hat. Es ist ein Run-of-the-Mill Action-Film mit ganz dick aufgetragenem Sci-Fi-Glitzer-Makeup.