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Thema: Vampires Dawn 3 - The Crimson Realm Diskussionsthread

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  1. #1
    Da drüben im Game-Design aktuell die Diskussion um spaßige Kämpfe Richtung VD3 geschwenkt ist und z.b. RealTroll da einige interessante Dinge zu gesagt hat, würde ich mich da gerne auch äußern, weil ich momentan und schon länger viel mit dem Spiel und dem Franchise zu tun habe.
    Da ich den Thread drüben nicht derailen wollte, antworte ich hier und hoffe, dass es bei Interesse zum weiteren Austausch entdeckt wird.

    Zitat Zitat von Real Troll
    Ohne Marlex hätte es die deutschsprachige Makerszene in ihrer konkreten Ausprägung mutmaßlich nicht gegeben (und damit auch nicht diesen Anlaufpunkt für mich, als ich auf Hobbysuche war). Vielleicht ist es diese Bedeutung, die aus ihm für manche ein rotes Tuch macht.
    Ich sehe hier keinen Zusammenhang. Dass Marlex diese Wirkung innehatte und mit seinen Spielen ganz hervorragend den Zeitgeist getroffen hat, wird niemand bestreiten, und es fehlt Alexander Koch bestimmt nicht an den entsprechenden Lorbeeren - immerhin gilt und galt er immer als einer der Großen, mit Grandy vielleicht DER einflussreichste deutsche Makerer jener Zeit. Aber was hat das mit der Qualität seines kommerzielen Spieles zu tun, dem langerwarteten dritten Teil einer alteingesessenen Spielereihe, die genau das war, das Marlex in diese Position brachte? Ich denke, wenn Leute (Und da schließe ich mich natürlich ein) ziemlich emotional und ausführlich über das Spiel reden, es kritisieren und vielleicht sogar zerfetzen (Ich habe mir bisher keine Reviews/Videos/Rezensionen zum Spiel angesehen, da ich erst bei 60 % bin) liegt das sicherlich nicht nur an der desaströsen Qualität mancher Aspekte dieses Werkes, es liegt sicher auch an den behandelten und Spielern vermittelten Themen.

    Zitat Zitat
    und meine deshalb ja, Marlex sei in besonderer Weise eine Reizfigur, die niederzuschreiben überproportional zu reizen scheint.
    Diesen Eindruck habe ich nicht, und ich bewege mich seit Jahren in der VD-Community. Das Atelier war hier unter anderem in diesem Thread einfach etwas ehrlicher als die Fans, welche die ersten beiden Teile teilweise immer noch wie einen Heiligen Gral bewahren und den dritten Teil entsprechend erwartet haben. Und selbst die sind fast vollständig - das weiß ich unter anderem aus dem VD-Sub oder persönlichen Gesprächen mit Fundern und Spielern - ernüchtert bis entsetzt.

    Ich lets playe das Spiel und bin aktuell so bei 60 % der Story, um die 40 Stunden habe ich bisher investiert. Jede Minute dieser Zeit war bestenfalls ein Zugeständnis, meine Geduld meistens ein Kompromiss, die mir vorgelegte Präsentation allenfalls im höchsten Maße unsensibel und ungeschickt.
    Ich hatte unter anderem im VD-Sub bereits viele, leidenschaftliche Diskussionen über das Spiel und fühle mich deswegen angesprochen, weil ich da gern mal über die Stränge geschlagen bin, aber ich kann gar nicht betonen, wie sehr ich wirklich und über den Kontext der Geschichte von VD3 von der Präsentation, den Charakteren und den behandelten Themen in ihrer Art und Weise angeekelt und belastet bin.

    Das Spiel setzt mir als Protagonisten einen widerwärtigen, frauenschlagenden und versklavenden, chauvinistischen, machtgeilen und eindimensionalen, degenerierten Mistkerl vor, der sich im Gegensatz zu Teil 2 - In dem er noch das badass-Maskottchen des Franchises war - in keinster Weise unterhaltsam oder stimmig gestaltet. Asgar ist ein vampirales Stück Exkrement, dem ich jedes Mal wenn er den Mund aufmacht und 'seinen' Frauen selbigen verbietet den Kopf wegsprengen möchte. Das kann man machen. Solche Charaktere kann man inszenieren, wenn man es bewusst tut und dieses Verhalten in irgendeiner Weise kommentiert wird und Konsequenzen hat. Das ist in VD3 nicht der Fall. Genau so mit den anderen, rettungslos-eindimensionalen Charakteren. Genau so wenig mit den Stilmitteln, die Marlex einsetzt - Nackte, massakrierte Frauen, die zu Dutzenden an Galgen erhangen sind. Zerhackte, getötete Säuglinge, die in Fässern aus Blut herumschwimmen. Richtig dark und cool. Geschlechter-diskriminierende Ansichten und Dialoge, die so erbarmungslos-veraltet und gerade in der heutigen Zeit im fatalen Maße völlig deplatziert sind, dass man sich immer wieder fragt, ob neben Marlex überhaupt auch nur eine einzige Person vor dem Release das Spiel getestet hat um ihn vielleicht mal darauf hinzuweisen, was er da gerade auf die Welt loslässt.

    Und da sprechen wir noch nicht von der schreiberischen Qualität der Dialoge. Da sprechen wir noch nicht von den bis zum Stirnader-Zerriss unverschämt und spielerfeindlich-designten Minispielen, Quests und Rätseln. Da sprechen wir nicht von dem Worldbuilding und der Handlung, die vorne und hinten keinen Sinn ergibt, meistens so tut als hätte es VD2 gar nicht gegeben und nur so trieft vor Logikfehlern. Da sprechen wir nicht über die Anime-Artworks, die beinahe jeden weiblichen Charakter mit betonten Brüsten so groß wie Kinderköpfe darstellen. Da sprechen wir nicht über das repetitive Kampfsystem, das einen abermals - im Jahre 2022 - mit vielen Stunden des Grinding-Zwangs belegt. Da sprechen wir nicht über die sichtbaren Gegner in Dungeons welche die Chance zum Ausweichen suggerieren sollen, in engstirnig-engen Gängen aber DERMASSEN schnell auf einen zusprinten, dass man JEDEN EINZELNEN mitnehmen muss. Da sprechen wir nicht über Charaktere aus Teil 2, die plötzlich nicht mehr 30 und 40 sind, sondern 20 und sexy, weil das einfach 'cooler' ist. Da sprechen wir nicht über die Tatsache, dass manche Fans 50 - 100 € oder sogar mehr für das Spiel gespendet haben und dann einfach von Marlex VERGESSEN(!!!) wurden, sowohl in der Spenderliste als auch mit der versprochenen Gastrolle im Spiel. Da sprechen wir nicht darüber, dass dem Spiel jegliche Komfortfunktion fehlt und selbst die Karte so nutzlos ist, dass man jedes Mal wenn man einen Questort sucht erstmal wieder 30 Minuten die Wegbeschreibung entschlüsseln darf.

    Abgesehen davon wimmelt es im Spiel vor Rechtschreibfehlern, Bugs und unfertig-wirkenden Unsauberkeiten. Und das von einem Projekt, das als großer, dritter Teil über viele Jahre bearbeitet, von hunderten bis tausenden Fans finanziert wurde und MINDESTENS zehntausende, wenn nicht sogar hunderttausend Euro an Profit für einen Entwickler abgeworfen hat, der sich seit Monaten kaum bis gar nicht zu Wort meldet so dass es mal wieder Leute wie Plasquar in die Hand nehmen müssen, eine Special Edition von VD3 anzufertigen in der er die Dialoge größtenteils umschreibt damit diese überhaupt erstmal erträglich werden. Und mit dem Mann soll ich Mitleid haben, weil sein Werk in der Luft zerrissen wird? Das hätte ich vielleicht, wenn er all das oben genannte - vor allem die überbordernde Frauenfeindlichkeit in beinahe jedem Dialog - bewusst und reflektiv inszeniert hätte, weil es in die Welt passt. Aber Pustekuchen. Marlex hat das alles genau so da reingebracht, weil er es für cool, edgy und badass hält. Er glaubt ernsthaft, dass die Leute in Asgar einen Antihelden sehen, einen fiesen Badass, der sich nichts gefallen lässt und sich holt, was ihm zusteht, mit allen Mitteln - und wenn das heißt, die eigene Exfreundin mit einem Hirnschmelz-Halsband zu versklaven, zu verprügeln und zum Zopfbinden zu zwingen dann ist das eben so. Ist doch unser Asgar!

    Das lässt schon leider sehr tief blicken und nimmt mir auch noch den allerletzten Rest an Empathie für Marlex, der in meinen Augen hier einfach alles falsch gemacht hat was man falsch machen kann und vielleicht das schlechteste Makerspiel abgeliefert hat, das ich jemals spielen musste. Und das nicht, weil es schlecht ist, sondern weil es menschen und insbesondere frauenverachtend ist. Und dann gibt es Spiele wie Crosscode. Stellt das mal nebeneinander.

    Aber du hast natürlich im Kern Recht, Reviews sollten im Kern bei den Fakten bleiben und nicht nur aus emotionalem Gebrülle wie dieser Post z.b. bestehen, ich weiß auch nicht wie es da auf YT aussieht, verstehe aber, dass dieses Spiel einen wütend macht. Jedes Mal, wenn ichs anwerfe, möchte ich mich übergeben. Das ist keine Polemik, das meine ich so. Sonst guck aber vielleicht mal bei The Blake Box vorbei, das ist ein toller LPer, der auch zu VD1+2 richtig lange, eloquente Videos angefertigt hat, bestimmt hat er auch ein VD3-Review hinterlassen.

  2. #2
    Du übertreibst mal wieder ein wenig, wobei ich das bei Asgar sogar verstehen kann, weil ich die Figur wohl genauso toll gefunden hätte. Den LPs nach, die ich kenne, stimmt deine Charakterisierung von Asgar jedenfalls. Ich frage mich immer noch, warum Marlex ihn so dargestellt hat. Ihm muss doch eigentlich klar gewesen sein, wie die Figur auf die Spieler wirkt.

    Zitat Zitat
    Dass Marlex diese Wirkung innehatte und mit seinen Spielen ganz hervorragend den Zeitgeist getroffen hat, wird niemand bestreiten, und es fehlt Alexander Koch bestimmt nicht an den entsprechenden Lorbeeren - immerhin gilt und galt er immer als einer der Großen, mit Grandy vielleicht DER einflussreichste deutsche Makerer jener Zeit.
    Ist Vampires Dawn denn wirklich einflussreich? Es ist vielleicht etwas zu sehr vereinfacht, Einfluss daran festzumachen, wie sehr ein Werk kopiert wird, aber andererseits ist das zumindest ein vergleichweise messbarer Maßstab. Bei Filmen sieht man das ja immer wieder. Etwas ist erfolgreich und kurze Zeit später kommen thematisch ähnliche Filme - meistens eine Ecke schlechter. Oder Regisseure werden vom Stil ihrer Vorgänger inspiriert, von besonderen Szenen, die ständig referenziert werden usw. Was haben die anderen Entwickler von Vampirs Dawn übernommen? Es ist immer noch praktisch das einzige semi-offene deutschsprachige Makerrollenspiel, das ich kenne. Vampirspiele gibt es auch nicht so viele, entgegen der Ansicht, VD hätte einen Haufen davon nach sich gezogen. Niemand kann sagen, ob ein anderes Spiel nicht genauso erfolgreich hätte sein können. Und das wäre dann auch auf der Screenfun gelandet.

  3. #3
    Ich denke, VDs Einfluss ist eher allgemein zu sehen. Es war eine Vollversion auf der Screenfun und ich kenne einige Leute in meiner Altersgruppe, die zwar sonst keine Makergames kannten, aber eben Vampires Dawn...
    Und darüber haben sich dann auch viele in der Szene motiviert gefühlt, selbst Spiele zu erstellen (bei mir war es tatsächlich eher Eternal Legends und Mondschein, die ich als erstes durch einen Kumpel kennen lernte).

    Wenn ich so darüber nachdenke, hätte diese Rolle aber auch jedes andere Spiel in dem Umfang und mit dieser Vollständigkeit erreichen können. VD war einfach nur zur rechten Zeit am rechten Ort, um eine Nische zu füllen.

    MfG Der Schilderich
    Team FervorCraft

  4. #4
    Zitat Zitat von Yoraiko. Beitrag anzeigen
    Jedes Mal, wenn ichs anwerfe, möchte ich mich übergeben. Das ist keine Polemik, das meine ich so.
    Warum spielst du eigentlich was, was dich aus vollstem Herzen Magen ankotzt, im Wissen, dass du die Figuren absolut verachtest und sie nicht die Tendenz haben, sich zu bessern?

  5. #5
    Das würde ich auch nicht machen. Warum sich durch etwas Schlechtes quälen, wenn man stattdessen etwas Gutes spielen kann?

    Zitat Zitat von sorata08
    Ich denke, VDs Einfluss ist eher allgemein zu sehen. Es war eine Vollversion auf der Screenfun und ich kenne einige Leute in meiner Altersgruppe, die zwar sonst keine Makergames kannten, aber eben Vampires Dawn...
    Und darüber haben sich dann auch viele in der Szene motiviert gefühlt, selbst Spiele zu erstellen (bei mir war es tatsächlich eher Eternal Legends und Mondschein, die ich als erstes durch einen Kumpel kennen lernte).
    Vampires Dawn war auch bei mir das erste Makerspiel, von dem ich gehört hab, aber ich hab es erst als der zweite Teil rauskam mal angespielt, glaube ich. Dreamland war das erste Spiel, das ich gespielt hab.

    Aber gut, die Reihe ist über die Anfangszeit hinaus populär geblieben und niemand weiß so recht warum eigentlich. Liegt es an der Vampirthematik? An der offenen Welt? Daran, dass die Spiele dark & edgy sind?

  6. #6
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Das würde ich auch nicht machen. Warum sich durch etwas Schlechtes quälen, wenn man stattdessen etwas Gutes spielen kann?
    Das geht schon, wenn ich etwas so schlecht finde, dass ich es wiederum gut finde (durch Unterhaltung). Das ist hier aber nicht der Fall, wenn ich das richtig herauslese und speziell dann nicht, wenn ich weiß, dass da keine Besserung eintritt.

    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Aber gut, die Reihe ist über die Anfangszeit hinaus populär geblieben und niemand weiß so recht warum eigentlich. Liegt es an der Vampirthematik? An der offenen Welt? Daran, dass die Spiele dark & edgy sind?
    Ich denk, es liegt an einer Kombination aus vielen Faktoren - VD halte ich immer noch für ein großes Aushängeschild der Szene. Dann gab's Fans, die das immer wieder udn wieder und wieder aufgewärmt haben und auch hier im Atelier hat VD, wenn ich mich recht erinnere, einige Preise gewonnen, die auch noch mal für ordentlich Popularität gesorgt haben. Das erste Makergame von dem ich hörte, war im Übrigen auch VD1, mein erstes gespieltes war Mondschein.

  7. #7
    Ein Forum ist halt glaube ich nicht so der beste Ort für Rants, zumindest nicht wenn es um Inhalte geht, die Leute hier erschaffen und welche damit im Fokus eines großen Teils des Forums sind, sprich dem Atelier.

    Insgesamt stimme ich mit fast allem überein, würde noch um einige Punkte ergänzen. Insgesamt muss ich aber auch sagen, so gerne ich es auch selbst mache, dass es absolut niemandem hilft wenn man halt Absatz um Absatz wiederholt wie schrecklich man etwas findet und sich halt einfach nur auskotzt. Insgesamt sind Rants echt gut, aber sowas gehört dann vielleicht eher in einen anderen space, wie eben in einem Discord oder einem eigenen webspace, welchen man selbst moderiert oder welcher für Rants eben da sind.

    Kritik und Feedback sind immer cool und da hilft es auch wenn man einfach mal sagt "Thema XY ist einfach kacke." Aber bei einmal sagen ist das dann halt auch getan.

  8. #8
    Vampires Dawn 3 ist schon eines der schlechtesten Spiele, die ich je durchgespielt habe. Gute Geschichten erkennt man daran, dass sie neben ihrem eigentlichen Plot noch eine ganze Menge mehr zu erzählen haben. Vampires Dawn 3 hingegen hat nur Plot und nichts zu erzählen. Die Charaktere sind eindimensional, blass und uninteressant. Das Writing ist simpel, pubertär und lächerlich. Die Aufmachung ist hässlich und unstimmig. Das Spiel ist durch lange Kämpfe und notwendige Grinds viel zu langgestreckt. Ich hatte kaum Erwartungen an das Spiel und wurde gnadenlos enttäuscht.

    Und warum spielt man das Spiel dann durch? Ganz einfach: Es ist interessant. Vampires Dawn 3 hat einige nicht zu unterschätzende Kuriositäten. Man möchte wissen, welche dummen Plotpunkte als nächstes angesteuert werden oder wie das Spiel enden wird. Genauso ist es interessant zu sehen, an welchen Stellen das Spiel nicht vollkommen versagt. Produkte müssen nicht immer geil geil geil sein, um sich mit ihnen auseinandersetzen zu wollen.

  9. #9
    Ich seh es ja auch so, dass es zwei Kategorien von schlechter Unterhaltung auf der Welt gibt: die eine ist langweilig und die andere amüsiert. Aber ein Spiel schaue ich nicht nur, ich muss es aktiv ertragen, und wenn mir das Gameplay keinen Spaß macht, dann kann die Handlung noch so unfreiwillig komisch sein, ich würde es mir nicht antun.

    Hat Marlex denn schon mal etwas über seine Intention geschrieben?

  10. #10
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Ich seh es ja auch so, dass es zwei Kategorien von schlechter Unterhaltung auf der Welt gibt: die eine ist langweilig und die andere amüsiert. Aber ein Spiel schaue ich nicht nur, ich muss es aktiv ertragen, und wenn mir das Gameplay keinen Spaß macht, dann kann die Handlung noch so unfreiwillig komisch sein, ich würde es mir nicht antun.
    Bei Videospielen gehört das Gameplay aber auch zum Gesamtpaket und es ist bei Vampires Dawn 3 ebenfalls sehr interessant zu sehen, was funktioniert und was nicht. Ein wichtiger Faktor ist dabei aber, ob das Spiel schlussendlich noch spielbar ist oder nicht und Vampires Dawn 3 ist tatsächlich noch spielbar. Aber wir haben da einfach verschiedene Herangehensweisen. Meine Schmerzgrenze ist bei Unterhaltungsmedien eh ziemlich hoch angesetzt und ich kann mich durch wirklich viel "durchquälen".

  11. #11
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Hat Marlex denn schon mal etwas über seine Intention geschrieben?
    Hab ich persönlich nichts von mitbekommen. Aber rein inhaltlich betrachtet scheint das Spiel sich im Kontrast zu den beiden Vorgängern (viel zu sehr) ernst nehmen zu wollen und eine "super düstere" Geschichte erzählen zu wollen. Alberne Witze und sarkastische Bemerkungen von Asgar, die es in den Vorgängern zu Hauf gab und für mich den Charakter von Asgar ausgemacht haben, sind praktisch gar nicht vorhanden. Er ist das ganze Spiel lang schlecht gelaunt und sauer mit dem einzigen Ziel "ICH WILL DAS BUCH UND DIE BRUCHSTÜCKE!!!11elf!" vor Augen, was er auch in jeder Dialogsequenz immer wieder aufs neue klar macht und dass alles andere ihn überhaupt nicht interessiert. Die Wutausbrüche erscheinen dabei eher unfreiwillig komisch, weil er sich wie ein Kleinkind verhält welches das Spielzeug was er haben möchte nicht bekommt.

    Der vermeintlich düsteren und ernsten Grundatmosphäre stehen dann die albern wirkenden Charakterpotraits im "Deviantart Anime-Fanart"-Stil gegenüber, welche alle Erwachsenen (selbst die Männer mit Vollbärten) wie Teenager (mit aufgeklebten Bärten) erscheinen lassen und jeden weibliche Charakter ausnahmslos mit sehr großen Brüsten darstellt. Keine Ahnung, ob das explizit Marlex Wunsch war oder einfach nur die Vorliebe des Künstlers, den er für die Potraits angeheuert hat. Die Kritik bezühlich der großen Oberweiten kam meines Wissens bereits beim Crowdfunding auf und es wurde darauf reagiert in dem Alaines Brüste verkleinert wurden und auch gesagt, dass es in der Vollversion mehr Abwechslung bei den weiblichen NPCs geben wird, so richtig umgesetzt wurde das aber letzendlich nicht.

    Persönlich bin ich etwas Zwiegespalten was VD3 als Gesamtwerk angeht. Die meisten hier genannten Kritikpunkte sind ganz objektiv vorhanden und lassen sich nicht leugnen. Was mir persönlich trotz allem Spaß gemacht hat war der Open-World Teil, in dem man die Welt frei erkunden und Nebenquests absolvieren konnte. Manche der Nebenquests sind ganz unterhaltsam gemacht und selbst die langweiligeren gehen über ein "Töte Monster X in Höhle Y" oder "Sammle 10 Kräuter" ein hinaus. Ich glaube jede einzelne Nebenquest konnte man auf zwei Unterschiedliche Weisen lösen (gut und böse), manche waren auch noch verzweigter und zumindest der böse Weg den ich in den meisten Fällen gewählt habe war recht unterhaltsam. Die Mainstory war aber definitiv eine Enttäuschung und über die Dialoge, die gerne über das noch erträgliche hinaus mit sinnlosen Wiederholungen von bereits Gesagtem und (repetitiven) Streitgesprächen gestreckt sind, wurde glaub ich auch schon genug gemeckert.

    Schlussendlich scheint es aber zumindest die alten VD-Fans zu großen Teilen abgeholt zu haben. >80% positive Reviews auf Steam und das obwohl man ja eher bei schlechter Bewertung geneigt ist überhaupt eine Bewertung abzugeben. Mich hätte es sehr interessiert wie das Spiel bei der internationalen Spielerschaft, welche die Vorgänger nicht kennt angekommen wäre. Aber leider ist die offiziell angekündigte englische Übersetzung sowie die angekündigten Features die nachgereicht werden sollten nie erschienen und auch ansonsten die Kommunikation von heute auf morgen komplett eingestellt worden.

  12. #12
    Ich denke, dass ein großer Teil des damaligen Erfolges von Vampires Dawn darauf zurückzuführen ist, dass der Vampir-Mythos, den Marlex geschaffen hat, insich so stimmig und irgendwo auch kreativ ist, für die Zeit. Das Model des Vampirs wie Marlex es geschaffen hat, mit den Generationen, der Blutgeistebene und so ist einfach eine verdammt gute Idee und bis heute mein persönlicher Headcanon was Vampire angeht. Ich meine, was waren die damaligen Konkurrenten in der Hinsicht? Eternal Legends, was ein Final Fantasy-Klon war? Unterwegs in Düsterburg, was ein klassisches Mittelalter-RPG war? Drölfzig dutzend weitere Mittelalter-Low Fantasy-RPGs? Auch die Welt von VD insgesamt, die dann mit dem 2. Teil um den Clan, den Elras und Pharao Ustra skizziert wurde, hatte verdammt viel Potential und Fleisch im Hintergrund, das grundsätzlich einfach glaubhaft wirkte und einem das Gefühl vermittelte, man wäre Teil einer epischen Story - etwas, das in VD1 fehlte, aber da hat es komplett der vorher so nicht dagewesene Vampirmythos und die Regeln der Welt die nach und nach etabliert wurden getragen.

    Das Problem war nur, dass all dieses Potential nie so wirklich genutzt wurde. Das verdammt interessante Konzept der Generationen und des Vampirismus wurde überhaupt erst im zweiten Teil und auch da nur ansatzweise beleuchtet, der ganze Konflikt um die Parteien Clan vs. Elras vs. Ustra bot so viele Optionen die alle ignoriert wurden so dass das Ganze einfach oberflächlich bleibt, in Everlasting Blood z.b. habe ich da einfach aus der fraglos vielversprechenden Prämisse die Marlex geschaffen hat noch verdammt viel rausgeholt wenn ich das mal so sagen darf.
    Marlex hatte - obwohl er ja nach eigener Aussage fast alles in VD1 und VD2 on the run entschieden und entwickelt hat - im Kern wirklich gute Ideen und eine Leinwand, auf der man ein ernstzunehmendes Dark Fantasy-Vampirepos hätte aufbauen können, aber wie die Jahre vergingen, wurde immer klarer, dass er nicht wusste, wie. Und dann kam VD3 und die Nostalgiebrille fiel.

  13. #13
    Ich dagegen hab den Eindruck, dass Marlex von Anne Rices Vampiren inspiriert wurde (vielleicht auch von Vampire: The Masquerade, das ich nicht gespielt hab). Und Anne Rice hat, man verzeihe mir die Polemik, dem Vampir-Genre schrecklichen Schaden zugefügt. ;-) Das, was Vampires Dawn von anderen Makerspielen unterscheidet, ist zunächst mal, dass es sich an europäischen/amerikanischen Rollenspielen orientiert. Das tun aber auch Unterwegs in Düsterburg und die Sternenkind-Saga, die dadurch genauso herausstechen. Die meisten anderen Maker-Rollenspiele, die ich kenne, sind ein Mischmasch aus Westen und Osten. Es gibt überraschenderweise nur sehr wenige deutschsprachige Makerspiele, die durch und durch nach Art eines japanischen Rollenspiels sind. Doch das nur am Rande. Was Vampires Dawn dann von allen anderen Spielen, die ich aus der deutschsprachigen Szene kenne, abhebt, auch von den anderen "westlichen", ist die halboffene Welt. Wobei ich der Ansicht bin, dass Marlex das, was "Open World" ausmacht, in Vampires Dawn 2 nicht wirklich gut getroffen hat. Ich weiß nicht, wie das in den anderen Teilen ist.

    Zitat Zitat
    in Everlasting Blood z.b. habe ich da einfach aus der fraglos vielversprechenden Prämisse die Marlex geschaffen hat noch verdammt viel rausgeholt wenn ich das mal so sagen darf.
    Da müsstest du aber schon eine Menge ausgetauscht haben, alle Figuren und die Geschichte zum Beispiel.

  14. #14
    Die Prämisse von Vampires Dawn ist definitiv nicht schlecht. Dass man "die Bösen" anstelle des klassischen schwertschwingenden Helden als Protagonisten steuern
    darf, man blutsaugen, verwandeln und ähnliches kann. Ich kenne den von Kelven genannten Vampirmythos von Anne Rice nicht, finde es aber auch ganz schnieke,
    wie gefühlt jede Vampirgeschichte diesen Mythos erweitert oder ändert, um in der eigens erstellten Welt Sinn zu ergeben. Und Vampires Dawn ist da nicht anders.
    Die Idee der Generationen und Blutgeister ist auf jeden Fall unverbraucht und mal etwas anderes zum klassischen durch Dracula geprägten Bildes, das ja
    Unterwegs in Düsterburg als Hauptvorbild genommen hat. Schade nur, dass Vampires Dawn einen Großteil dieser Lore schlicht von dem "Erzähler" in Form des
    Großvaters wortwörtlich erzählen lässt.

    Ich stimme aber auch zu, dass man daraus mehr hätte machen können. Dabei hat sich Marlex vielleicht auch selbst ein Bein gestellt, dass nicht mehr
    viel Platz für Worldbuilding war, dadurch dass er dem Spieler erlaubt hat die gesamte VD-Welt zu besuchen und zu erkunden, die dann aber meist nur aus
    relativ generischen Dörfern und Burgen bestand. Und dadurch gab es nie den Gedanken "vielleicht gibt es ja da draußen noch mehr".
    Jedenfalls bei mir beim spielen nicht. Dieses Entmystifizieren der Welt durch generische Dörfer hat ja sogar dazu geführt, dass er im zweiten Teil
    den Plot mit dem verändern der Welt einbauen musste, damit er neue Orte erstellen kann, die man besuchen darf. (... und die wieder relativ gleich waren.)

    Vielleicht hätte Vampires Dawn in einem kleineren Rahmen wie in der Welt von Unterwegs in Düsterburg besser funktioniert, welches ja nur in einem
    Landstrich einer viel größeren Welt existiert. Aber hätte hätte, Fahrradkette. Meiner Meinung nach haben die Spiele noch ganz andere Probleme,
    von Dialogen über die Figuren, das Problem mit der "halboffenen" Welt, das Kelven schon genannt hat und so weiter.

    Aber hier geht es ja eigentlich um den dritten Teil, von daher höre ich an dieser Stelle mal auf.

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