In welcher Zeit ist UiD eigentlich angesiedelt ?
Ein völlig zweckfreier Beitrag, denn natürlich braucht ein Spiel wie UiD, ausgestattet mit zahlreichen Fantasy- und Magie-Elementen, sich nicht in eine konkrete historische Zeit einzufügen. Dennoch fühlt sich der Spieler ja in irgendeine vergangene Epoche zurückversetzt, die er vielleicht auch näher bestimmen möchte.
Mein eigener Eindruck ist vage eine Zeit nach dem Mittelalter, aber deutlich vor der Industrialisierung. Grandy selbst meint, UiD stehe dem 18. Jahrhundert näher, als dem 10, und eigentlich kurz vor der Industrialisierung http://www.multimediaxis.de/threads/...=1#post3157752
Ich hatte vor Jahren mal aus Spaß ein paar Indizien zusammengetragen, und stelle die hier in loser Form ein. Und nein, ich bin kein Historiker, sondern habe mir die Details samt und sonders aus dem Internet zusammengeklaubt.
Malthur
Wenn wir ihn pauschal mit Graf Dracula assoziieren, der Mitte des 15. Jh gelebt haben soll, und 700 Jahre addieren, landen wir in der Zukunft. Das bringt uns nicht weiter.
Verkehr
Fortbewegungsmittel sind selbst in der Stadt Königsberg Pferd und Schiff. Es gibt keine Erwähnung dampfgetriebener Wagen, die ab 1800 aufkamen. Das schränkt uns auf die Zeit vor 1800 ein.
Elektrizität
Dankwart experimentiert mit der Elektritität von Blitzen. Das erinnert an Experimente mit Elektrisiermaschinen um 1700, oder Benjamin Franklins Blitzableiter, die Leydner Flasche u.ä., alles um 1750.
Waffen
Armbrust und Schwert gab es schon vor Christi Geburt; das Schießpulver wurde 1324 erfunden, und funktionierende Feuerwaffen dürfte es schon vor 1500 gegeben haben. Im 16. Jahrhundert existierten jedenfalls bereits gut funktionierende Büchsen. Das legt uns eigentlich auf vor 1500 fest, denn die Schurken haben nur Schwerter. Wir müssen es wohl ignorieren, einfach weil Gewehre nun mal nicht in eine Vampirwelt passen.
Inquisition
Reyven Krähenschwinge erwähnt die Inquisition, die im 13. Jahrhundert begann und weitgehend Ende des 18. Jahrhunderts verschwand, auch wenn einzelne Schauprozesse, die bis fast in die Gegenwart reichten, mit der Inquisition verglichen wurden. Jedenfalls verweist auch das auf eine Zeit deutlich vor 1800.
Scheibenwelt
Dankwart hält den Globus für eine Ketzerei von Anhängern des Dunklen Gottes :-) Klar ist das ein Witz, dennoch: Die Kugelgestalt der Erde war schon 200 v.Chr. bekannt, die ersten Erdgloben gab es im Mittelalter, dennoch glaubten im Mittelalter manche Christen an eine scheibenförmige Erde, da in der Bibel von den „vier Enden der Welt“ die Rede ist. Anhänger der Scheibenwelttheorie gab es bis ins 20. Jh, und vielleicht auch heute noch. Der Witz gibt also nicht viel her.
Heizung
Wir sehen in den einfachen Häusern zur Heizung meist offene Kamine mit Rauchabzug, die das Volk sich wohl kaum leisten konnte, da sehr ineffizient. Auf den Schlössern und Burgen der Herren wurden in riesigen Kaminen ganze Wälder verheizt, ohne die zugigen Bauten nennenswert warm zu kriegen... die hatten ab 30 alle Gicht und Rheuma.
Bis zum Spätmittelalter diente in Bauernhäusern oft die Küche als Heizung; oft baute man auch den Stall um den Wohnbereich herum, um die Wärme der Tiere zu nutzen. Mit Beginn des Spätmittelalters ging die Funktion der Küchen als Heizung zurück, die Feuerstelle in der Küche wurde durch Kachelöfen ersetzt, welche zwar noch immer von der Küche aus befeuert wurden, aber im Wohnraum standen. Erstmals wohl im 13. Jh, Blütezeit im 17. / 18. Jahrhundert. Besonders in den Häusern der Oberklasse kochten die Bediensteten, und man entfernte die Küche daher mehr und mehr von den Essräumen. Gusseiserne Heizöfen gehen bis ins 14. Jahrhundert zurück, meist wurde aber Backstein verwendet.
Also: Ab dem Spätmittelalter würden wir geschlossene Öfen zur Heizung der Häuser erwarten. Dieses Detail fällt in UiD der Romantik zum Opfer, und das ist auch vernünftig, denn eine offene Feuerstelle mit flackerndem Feuer macht einfach mehr her.
Küchen
Die Küche im 15. Jh war eine offene Feuerstelle mit Loch im Dach, gennant Schwarzküche, dunkel und verraucht, daher manchmal in einem separaten Anbau untergebracht. Sie blieb über lange Zeit als Bauernküche oder in den Häusern der Armen erhalten, in einigen ländlichen Gebieten noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Da gab es oft nur einen mit Holz und Lehm verkleideten, einfachen Kamin, der den Rauch direkt in den Dachstuhl leitete (oder in den Räucherschrank im Dachboden - kenne ich selbst noch aus meiner Kindheit). Geschlossene Kochherde mit Rauchfang kamen Ende des 18. Jahrhunderts auf, auch wenn sie schon zu Goethes Zeiten bekannt waren.
Kochherde in UiD sind in der Regel aber ohne Feuer, und die Arbeitsplatten bzw. Spülen wirken mitunter wie acrylgebundene Formgußteile :-). Die Form der Herdplatten sowie das Fehlen von Rauchrohren lassen auf Gasherde schließen, die aber erst Mitte des 19. Jahrhunderts aufkamen. Zudem wurden die Gasnetze erst später und nur in den großen Städen ausgebaut. Ein alleinstehendes Gasthaus in den Ostmarken hätte sicher keinen solchen Anschluß; da wäre ein Holzofen mit gusseiserner Herdplatte und verrußtem Ofenrohr wohl wahrscheinlicher, zumal die Rohre oft noch als Heizung dienten, indem sie noch möglichst lange unter der Decke durchs Zimmer geführt wurden. Die Küchen würden uns also auf eine relativ moderne Epoche verweisen, und passen nicht so ganz ins Bild.
Mein Fazit - wenn man ein paar Unstimmigkeiten in Kauf nimmt, paßt die Epoche 1700-1800 am besten.