Ich bin jetzt in Kapitel 8 und es kommt bei mir langsam das Xillia-Syndrom auf: Das Gameplay ist zwar flott, aber wiederholt sich zu sehr. Ich empfinde die Kämpfe nicht als sonderlich belohnend, ebenso das Erkunden der Gebiete. Lediglich die Bosskämpfe sind das teilweise etwas interessanter. Die Quests sind größtenteils recht eintönig, die Welt kann mich einfach nicht packen und daher finde ich das, was die NPCs sagen, meist uninteressant.
Die Geschichte hat einige interessante Aspekte, aber die Splitterdimensionen sehe ich als zweischneidiges Schwert. Erstens kommt dadurch wieder einiges an Wiederholung ins Gameplay und die Story, und zweitens wird mir das Thema nicht reflektiert genug umgesetzt. Klar, es ist "notwendig", um die Hauptdimension zu wahren. Aber erst einmal ist die ganze Sache ähnlich wie das Zeitreise-Zeugs in Final Fantasy XIII-2 ein bisschen weit hergeholt und zweitens sind es immer noch verdammt nochmal Welten, die zerstört werden. Das wissen die Charaktere zwar auch, aber ihre Reaktionen darauf finde ich einfach zu schwach. Die andere Milla hat mich zwar auch überrascht, aber sie hat es erstaunlich gut weggesteckt, dass mal eben ihre ganze Welt und damit ihr bisheriges Leben zerstört wurde. Sie bleibt zwar arrogant und zynisch, ist aber sehr gefasst und unbewegt dafür, dass mal gerade alles verlorengegangen ist, was ihre Existenz vorher ausgemacht hat. Das ist einfach nicht glaubwürdig und natürlich, was sie für mich erneut zum schwächsten Glied in der Party macht und damit imo auch die Glaubwürdigkeit der Gesamtstory runterzieht. Die Lebendigkeit der Konversationen, besonders bei den Skits, erfreut mich immer wieder, aber wenn es ans Drama geht, ist das Spiel wie der Vorgänger teilweise erstaunlich schwach.
Momentan hält sich meine Motivation also in Grenzen. Das Spiel hat zwar auch viele gute Seiten, aber insgesamt reißt es mich einfach nicht mit. Ich bin deshalb momentan auch am zweifeln, ob die Tales-Serie jemals wieder so richtig gut für mich wird. Das Sakuraba-Gedudel, das ich in Xillia 2 wieder äußerst schwach finde, sorgt nachhaltig dafür, dass gewisse Szenen einfach kaum emotionale oder atmosphärische Kraft besitzen, die sie eigentlich haben könnten. Ich denke, dass Zestiria mir schon besser gefallen wird, und Graces (das ich noch nicht gespielt habe) auch, aber ob daraus ein wirkliches Erlebnis für mich wird, wage ich aktuell noch zu bezweifeln. Ich bin eher auf Hearts R gespannt, weil das Spiel vom Stil ja noch ziemlich anders ist.
Es ist zwar schön, dass die Tales-Serie auch heute noch sehr beliebt ist, aber wie auch Final Fantasy hat sie ihre besten Zeiten meiner Meinung nach hinter sich (die waren bei Tales zur PS2-Zeiten). Bei Final Fantasy hingegen habe ich aber immerhin das Gefühl, dass die Spiele trotz ihrer Schwächen durch Story, Setting und Darstellung eine gewisse Einzigartigkeit besitzen. Das hilft natürlich nicht, wenn das Gesamtwerk so wenig zu überzeugen weiß wie bei Final Fantasy XIII und den Sequels (wobei ich XIII-2 als Gesamtwerk doch recht gern mochte), aber die Tales-Spiele ähneln sich vom Aussehen und Inhalt halt schon recht stark, weshalb ich denke, dass frischer Wind der Serie unheimlich gut tun würde. Das heißt nicht, dass sie sich komplett aus den Augen verlieren muss, aber mal beim Setting einen ganz neuen Schritt wagen (die modernen Elemente in Xillia 2 gefallen mir zum Beispiel ziemlich gut, allen voran das Spirius-Gebäude) oder sich etwas von den Anime-Klischees lösen wäre doch mal was.
Es sind teilweise sicherlich Abnutzungserscheinungen, die sich bei mir abzeichnen, aber ich finde auch objektiv, dass das etwas ist, was der Serie fehlt: Frischer Wind. In jeder Hinsicht: Grafik, Musik, Story, Charaktere, Welt. Das Gameplay kann gerne in dem Stil bleiben, solange sie das beste der Serie vereinen (was Xillia leider nicht tut). Potential gibt es ja. Viele der Dialoge sind echt wunderbar geschrieben, die Charaktere sind präsent und ihre Interaktionen lebendig, die Geschichte ist Hauptaugenmerk und nicht nur Beiwerk. Damit kann man eine Menge machen.
Sehe ich ebenso. Ludger ist ja sogar ein Charakter mit einer minimalen Persönlichkeit. Die Choices hätte man auch wunderbar mit einem normalen Charakter kombinieren können. Aber so scheitert der Gedanke gleich doppelt: Einerseits wird Ludger nicht zu einer Identifikationsfigur oder zum Avatar des Spielers, weil er dafür einfach zu viel eigene Emotionen zeigt und auch durch die anderen Charaktere zu sehr charakterisiert wird, und andererseits hat er nicht genug Substanz, um zu einem wirklich eigenständigen Charakter zu werden. Dabei wäre Persönlichkeit + Choices doch gar kein Problem gewesen. Klappt doch andernorts auch.Zitat von TheDude