Tales of Legendia ist ein Spiel, das ein wenig aus der Reihe der Tales-Spiele fällt. Das liegt daran, dass es nicht vom eigentlichen Namco Tales Studio entwickelt wurde – das war nämlich zu dieser Zeit mit Tales of the Abyss beschäftigt, dass im Dezember 2005, also nur etwa vier Monate nach Legendia erscheinen sollte. Wegen dieser Gründe empfanden viele Fans der Serie Legendia nicht als ein würdiges Tales of, während gerade diejenigen, die mit der Serie sonst weniger anfangen konnten, Legendia eine Menge abgewinnen konnten. Der Soundtrack des Spiels ist der einzige der Serie, der nicht von Motoi Sakuraba (oder Shinji Tamura) komponiert wurde, sondern von Go Shiina – interessanterweise wird er von vielen als der beste der Serie angesehen. Auch für die Charaktere wurde das Spiel sehr gelobt.

Ich bin gespannt, ob ich diese Auffassungen letztendlich auch teilen werde. Die ersten acht Stunden und zwei Kapitel des Spiels habe ich hinter mir. Bisher ist auch noch nicht sonderlich viel passiert – hauptsächlich ging es darum, dass der Hauptcharakter Senel seine Schwester Shirley retten will, und das mehr als einmal. Seine Schwester ist nämlich eine sogenannte Merines.

Legendia spielt auf einem riesigen Schiff namens Legacy. Anscheinend geht es auch um den Krieg zwischen zwei Nationen, so wie einen Konflikt zwischen den Menschen des Wasser (Ferines) und denen des Landes (Orerines). Die Ferines wurden von den Orerines auf grausame Weise stark dezimiert. Der Schwester von Senel kommt dabei eine besondere Rolle zu: Sie ist, anders als Senel, eine Ferines. Doch nicht nur das: Sie ist die Merines, auf die die Ferines seit 4000 Jahren warten. Was genau das bedeutet, hat das Spiel bisher noch nicht enthüllt, aber die Ferines sehen Shirley als große Hoffnung für ihr Volk.

Natürlich gibt es auch noch andere Charaktere. Da wäre Will Reynard, ein sehr großer, muskulöser Mann mit einem Hammer, der ironischerweise ein Magier ist. Dann wäre da noch Chloe Valens, eine auf Gerechtigkeit bedachte Kämpferin aus einem benachbarten Land, das sich mit der Nation im Krieg befindet, die hinter Shirley her ist. Mit Norma Beatty kommt auch das obligatorische quirlige Mädchen dazu. Sie ist eine Schatzjägerin und hat es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht, allen Leuten, denen sie begegnet, merkwürdige Spitznamen zu geben. (Senel → Senny, Will → Teach, Chloe → C und so weiter.) Am Ende vom zweiten Kapitel ist noch der Bandit Moses Sandor dazugestoßen, der zu Beginn des Spiels Shirley entführt hat, aber anscheinend aus anderen Gründen. Senel ist ihm gegenüber noch immer sehr misstrauisch.

Erwähnenswerte wäre noch ein kleines Völkchen namens Oresoren, die ihre Dörfer hier und dort (meist in Höhlen) haben und Senel schon ein paar mal weitergeholfen haben. Irgendwie erinnern die mich stark an die Bieber aus Suikoden V. Und die Oresoren haben auch komische Namen. Zwar nicht Fuwalafuwalu wie in Suikoden V, aber Namen wie Quippo und Pippo sprechen auch schon für sich.

Das Kampfsystem ist noch komplett Sideview, den Sprung in die dritte Dimension schafft erst Tales of the Abyss. Die Arts heißen hier Eres. Einige klassischen Tales-Elemente gibt es hier auch wieder: Man kann kochen, die Charaktere können diverse Titel enthalten und ein „Wonder Baker“ hat es wieder ins Spiel geschafft.


Mein bisheriger Eindruck: Das Spiel bracht etwas, um an Fahrt zu gewinnen, denn zwei Kapitel lang einem Charakter hinterherzurennen war noch in keinem Spiel besonders spannend, besonders wenn es zwischendurch dann auch wieder die obligatorischen Filler-Gebiete gibt. Da dies allerdings hier schon direkt am Anfang der Fall, wird diese Zeit wenigstens genutzt, um die Charaktere vorzustellen und die Grundinformationen für die Geschichte hier und da einzuwerfen. Die Charaktere scheinen mir bisher noch relativ normal zu sein. Der Hauptcharakter Senel weist interessante Tendenzen auf und lässt sich irgendwie nicht ganz in ein Klischee zwängen, während auch Will Reynard mir interessant erscheint. Vor allem die Beziehung zu seiner neunjährigen Tochter, die er selbst kaum kennt, hat schon mal einen interessanten Konflikt aufgeworfen. Die Musik erscheint mir auch vielversprechend: Zwar wirken gerade das Kampfthema und die Weltkartenmusik nicht besonders inspiriert, aber eine Menge anderer Stücke haben mich schon von Shiinas recht individuellen Stil überzeugt, den ich bisher noch nicht ganz in Worte fassen kann. In mancherlei Hinsicht erscheinen mir seine Werke fast ein wenig ungewöhnlich für RPG-Musik, denn sie wirken zum Teil unerwartet mächtig, auch bei Musikstücken, bei denen man es nicht erwarten würde.

Ich bin gespannt, wie das am Ende mit den Charakter Quests läuft, die ja Post-Game-Content zu sein scheinen. Jedenfalls so weit ich weiß. So un-Tales-mäßig wirkt das Spiel auf mich bisher gar nicht, aber mal sehen wie es sich weiterentwickelt.