Ich habe einige Soundtracks in den letzten Tagen durchgehört und werde nun nach und nach meine Meinung dazu schreiben. Bevor ich in den nächsten Tagen zu der Meruru-Trilogie der Atelier-Spiele samt Visual Art Books komme, werde ich mich heute Shadow Hearts 2 (Covenant) beschäftigen. Auch wenn ich in letzter Zeit nicht viel gespielt habe (ein wenig dennoch), reicht das Material locker auch noch für einen Eintrag zu Sora no Kiseki SC und da ich nun auch Pandora's Tower und eine Wii hier habe, werde ich auch dazu wohl bald mal ein paar Zeilen dalassen.
Wertungen: 5 Sterne = sehr gut, 4 Sterne = gut, 3 Sterne = schwach bis mittelmäßig, 2 Sterne = schwach, 1 Stern = unnötig, das auf den OST zu packen)
(Mein eigentliches Raster besteht eigentlich nur aus vier Sternen, die 1-Sterne-Wertung bekommen wirklich nur Stücke, die es eigentlich gar nicht verdienen, so genannt zu werden und auf der CD zu landen.)
: 15 : 22 : 19 : 8 : 0
ø = 3,69
Da dies der einzige Teil der Serie ist, den ich gespielt habe, kann ich zum Vorgänger keine Vergleiche ziehen, was ich jedoch gerne nachholen werde, sobald ich den ersten Teil gespielt habe.
Hauptkomponist dieses Soundtracks (wie auch der der anderen beiden Shadow-Hearts-Titel) ist Yoshitaka Hirota. Mit von der Partie sind auch Yasunori Mitsuda (Chrono-Serie, Xenogears, ...) und Kenji-Ito (Mana-Serie). Tomoko Kobayashi und Ryo Fukada haben an der Musik mitgearbietet, erstere fast immer in Zusammenarbeit mit Yoshitaka Hirota und letzterer hat bei der Kampfmusik mitgeholfen (zumindest bei drei Stücken). Im Gegensatz zu Yasunori Mitsuda und Kenji Ito ist Yoshitaka Hirota ja ein ziemlich unbekannter Name. Tatsächlich hat er zwar als Sound Designer für viele bekannte Titel von Square gearbeitet, aber neben Shadow Hearts hauptsächlich für (mir) recht unbekannte Titel komponiert.
Was kann man also von so einem Trio erwarten? Was für einen Soundtrack kann man für ein Spiel wie Shadow Hearts 2 erwartet? Die erste Antwort ist recht naheliegend: Einen ziemlich dunklen Soundtrack. So wenig dies auch aussagt, es stimmt, die Musik ist zu großen Teilen recht dunkel. Den Stil würde ich als „atmosphärisch“ bezeichnen, es lassen sich bei vielen Stücken keine klaren Melodien erkennen und es Synth-Effekte sowie hintergründige Percussion stehen im Vordergrund. Ambient würde ich es aber nicht nennen. Diese Beschreibung trifft allerdings bei Weitem nicht auf alle Stücke zu.
Der Problem mit den vielen wie oben beschriebenen Liedern ist, dass sie zwar im Spiel gelungen die dunkle Atmosphäre untermalen, aber an sich nicht besonders schön klingen. Besonders die erste CD ist sehr davon gezeichnet, jedenfalls das, was von Yoshitaka Hirota stammt. Mit Old Smudged Map ~ Map of Europe zeigt Yasunori Mitsuda, was man auch im Folgenden stilistisch von ihm erwarten kann. Dieser Stil ist schwer zu beschrieben: Er ist unaufdringlich, recht dunkel und wirkt irgendwie ziemlich urban und lässt mich gleich an die Welt von Shadow Hearts 2 denken – unsere Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Was Yoshitaka Hirota kann, zeigt er aber schon gleich zu Beginn: ~ICARO AGAIN ~ Advertise II präsentiert im letzten Teil das wundervolle Hauptthema des Spiels. Eine so schöne Melodie hätte ich von ihm nicht erwartet, würde ich nur die übrigen Tracks der ersten CD kennen. Gewinner dieser CD ist in meinen Augen aber ganz klar Kenji Ito. Vier ganz verschiedene Stücke von ihm sind wirklich gut: Das friedliche, beruhigende Memories of Melodies ~ Peace, das sehr humoröse Pseudo-Superheldenthema The Name's Grand Papillon!! ~ Pro-Wrestler, die Kampfmusik Glint of Light (Orchestral Arrangement) ~ War of The Hungry Wolf (deren Mittelteil wirklich gut ist) und das schwermütige, von Streichern gezeichnete Never Ending Sadness ~ A Lament, das mich an eine ganz besondere Cutscene im Spiel denken lässt. Yasunori Mitsuda präsentiert wieder etwas mehr von seinem Stil mit Town of Twilight ~ European Town, das irgendwie friedlich wirkt, aber nicht außer Acht lässt, dass auch Krieg herrscht. Ein Freund von mir fand diese Musik wirklich wunderbar passend, aber zugleich deprimierte ihn die Musik auch so sehr, dass er nicht mehr weiterspielen wollte. Obgleich ich ganz und gar nicht so fühle, denke ich doch, dass solche Emotionen dieses Stück sehr gut beschreiben.
Manche Züge des Soundtracks sind sehr... alternativ bis hin zu wirklich durchgedreht. Die Namen einiger Kampfthemen, zum Beispiel Crack Your Body oder Hardcore to the Brain passen da sehr gut. Crack Your Body ~ Mid-Boss Running Wild in Europe klingt zwischendurch zum Beispiel wunderbar abgehackt. Auf CD2 geht es weiter: Strain ~ Assault setzt massiv auf Percussion mit gelegentlichen Stöhnen einer Frauen(?)stimme, Crack Your Mind ~ The Fallen Angel Runs Wild beginnt mit einer arg verzerrten Männer(?)stimme bei einer sehr merkwürdigen Melodie und komischen Hintergrundeffekten und The 3 Karma ~ Decisive Battle verwendet ähnliche Vocals. Definitiv gewöhnungsbedrüftig, aber sehr stilprägend.
Wirklich los geht es auch erst auf der zweiten CD. In dem sehr ruhigen, ungewöhnlichen Kampfthema Astaroth ~ Battle with The Fallen Angel verbindet Mitsuda gekonnt seinen Stil mit eine ruhigen Männerstimme, die kulturell gar nicht so nach dem klingen, was wir gewohnt sind. Die reguläre Kampfmusik der zweiten CD, Deep in Coma ~ Battle in Japan, ist auch wirklich gut und verarbeitet ein weiteres Mal auf ungewöhnliche Weise Stimmen, die irgendetwas singen, das man aber nicht versteht.
UND DANN ZEIGT YOSHITAKA HIROTA, WAS ER WIRKLICH DRAUF HAT! Am Ende folgen ein großartiges Stück auf das andere. Zwei tolle Klavierstücke mit wundervollen Melodien folgen, zum einen ALICE (Piano Arrangement) und das Hauptthema ICARO (Piano Arrangement) ~ Main Theme. Doch dazwischen kommen noch weitere Stücke: Kallen ist eines meiner Lieblingsstücke. Zuerst mit Klavier, später auch mit Streichern wird hier eine sehr emotionale und schöne Melodie gewebt, die traurig, romantisch und sehr atmosphärisch ist. Auf diese Melodie stützt sich auch auch Ending Thema Love Moon Flower ~ Ending (aka GETSURENKA), das nicht zuletzt durch Mio Isayama tolle Stimme und die dramatisch-romantischen Streicher (die ein wenig an Suteki Da Ne aus Final Fantasy X erinnern) vielleicht zu meinem Lieblings-Ending-Theme überhaupt wird, was etwas heißt, denn ich mag Ending Themes generell unglaublich gerne.
Besondere Aufmerksamkeit verdient wohl The Fate ~ Cluster Amaryllis, die Musik, die wohl während einer der besten Cutscenes des Games gespielt wird. Es geht ruhig mit Zupfinstrumenten los, dann setzt langsam eine Frauenstimme ein, die ab der Hälfte untermalt von Percussion richtig dramatisch wird, um etwas später wieder sehr ruhig zu werden. Dieses Stück ist wirklich, wirklich gut und einzigartig. Yoshitaka Hirota kann wirklich großartige Stücke schaffen, wenn er es will. In The 3 Karma ~ Decisive Battle haben alle drei Komponisten das erste und einzige Mal zusammengearbeitet. Heraus kommt ein irgendwie sehr böses, teils melodiöses, teils einfach nur weirdes Kampfthema, das gewiss nicht für jedermann ist, mich aber sehr zu überzeugen weiß.
Ich würde den Soundtrack keinesfalls großartig nennen, wären da nicht die letzten paar Stücke, von denen eine ganze Menge wirklich, wirklich gut sind. So gut, dass man auf vielen Soundtracks vielleicht nur ein bis zwei Stücke findet, die so gut sind. Wenn ich mein Lieblingsstück nennen müsste, dann könnte ich mich nicht entscheiden. ICARO? Kallen? Getsurenka? The Fate ~ Cluster Amaryllis? Ich weiß es nicht, die sind alle so toll. Nur schade ist es, dass es die Streicher-Version von ICARO, die nach dem finalen Kampf gespielt wird (und eigentlich nur eine kleinere Variation der Piano-Version ist), nicht auf den Soundtrack geschafft hat.
Hörenswerte Stücke:
fett = besonders hörenswert
Disc 1
02 - ~ICARO AGAIN ~ Advertise II] 11 - Town of Twilight ~ European Town
12 - Memories of Melodies ~ Peace
14 - The Name's Grand Papillon!! ~ Pro-Wrestler
16 - Glint of Light (Orchestral Arrangement) ~ War of The Hungry Wolf
30 - Never Ending Sadness ~ A Lament
Disc 2
03 - Astaroth ~ Battle with The Fallen Angel
07 - Deep in Coma ~ Battle in Japan 20 - Faith or Fate ~ Kato 22 - ALICE (Piano Arrangement) 23 - Kallen 24 - The Fate ~ Cluster Amaryllis
25 - The 3 Karma ~ Decisive Battle 28 - ICARO (Piano Arrangement) ~ Main Theme 29 - Love Moon Flower ~ Ending
Fazit: In mehr als einerlei Hinsicht ist der Soundtrack von Shadow Hearts 2 einzigartig. Yoshitaka Hirota, Yasunori Mitsuda und Kenji Ito schaffen viel Atmosphäre – doch sie schaffen mehr als das, denn gerade das Ende strotzt nur so von großartigen Stücken. Angesichts dieser wundervollen Themen fällt es auch leichter, darüber hinwegzusehen, dass der ganze Soundtrack sich keineswegs zum schönen Hören nebenbei eignet. Insgesamt ein Soundtrack, den ich nicht mehr missen will, nicht wegen des Gesamtwerkes, sondern wegen einiger einzelner wirklich schöner Stücke.