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  1. #10

    Suikoden


    Suikoden ist ein RPG, das nie versucht hat, technisch mit dem sich damals am Horizont abzeichnenden Final Fantasy VII zu messen. Stattdessen hat sich der Serienschöpfer bewusst dazu entschieden, Suikoden durch einen anderen Aspekt besonders zu machen: Suikoden sollte eine Geschichte von sehr vielen Charakteren erzählen. Dies war damals und ist immer noch das charakteristischste Element der Serie.

    Das erste Suikoden ist auch durchaus ein solides Spiel. Eines mit ein paar Höhepunkten, ein paar ungünstigen Designentscheidungen, aber ein im Großen und Ganzen ein gelungenes und kurzweiliges Spiel.

    Die Geschichte ist im Grunde genommen sehr simpel: Der Kaiser steht unter der Kontrolle einer bösen und machtgierigen Frau, und der Protagonist Tir McDohl, Sohn eines Generals des Königreichs, muss zusammen mit seinem Diener und Freund fliehen, weil er mehr erfährt als gut für ihn ist.

    Bald gerät er in Kontakt mit einer Rebellenbande, die gegen das immer tyrannischer werdende Regime des einst geschätzten Kaisers aufbegehrt. Diese Rebellen werden verfolgt, und so geschieht es, dass gerade die Anführerin, Odessa, unerwartet ermordet wird. Mit ihren letzten Worten bittet sie den Protagonisten, der bis dahin schon einiges mit den Rebellen zu tun hatte, ihren Tod zu verschweigen und schließlich ihre Rolle einzunehmen und das der kleinen Rebellengruppe eine "Liberation Army" zu machen.


    Und so beginnt das richtige Spiel. Fortan geht es darum, Charaktere zu rekrutieren – bis zu 108, wobei viele optional sind – und Schlachten gegen die verschiedenen Generäle zu führen und in alle Teile des Landes zu reisen, um die Rebellenarmee möglichst stark werden zu lassen.

    Spielerisch ist Suikoden ein zweischneidiges Schwert. Einerseits fehlen gewisse Komfortfunktionen – so kann man sich ohne eine bestimmte angelegte Rune nur sehr langsam laufen – und die Kämpfe sind wenig aufregend. Andererseits ist gehen ebenjene Kämpfe schnell vonstatten, man braucht nicht grinden und wenn man flieht, ist ein Kampf nach zwei Sekunden vorbei. Quasi das Gegenteil dessen, was die 3D-Spiele der PS1 mit ihren zumeist langsamen Kämpfen tun.

    Das Spiel bietet zudem einiges an Erkundungsfreiheit. An jedem Ort warten rekrutierbare Charaktere auf. Manche schließen sich einfach so an, andere nur, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Die Rekrutierungen sind in der Regel wenig aufregend und gehen in wenigen Dialogboxen von der Hand. Sie wirken sogar oft nicht sonderlich glaubwürdig, haben aber dafür ihren eigenen Charm. Dies ist aber auch in den Nachfolgern noch so, wobei es zunehmend mehr kleine Sidestorys gibt, die teilweise wirklich gut umgesetzt sind.

    Suikoden bietet auch etwas Abwechslung durch ein paar Minispiele, nette Gimmicks wie das Ändern der Textfenster oder der Erkundung des eigenen Hauptquartiers, das sich immer mehr füllt. Im Verlauf des Spiels gibt es auch immer mehr Komfortfunktionen, deren Höhepunkt die allseits geliebte Viki darstellt, die einen jederzeit an einen (fast) beliebigen Ort teleportieren kann. Zurück kommt man ebenso leicht.


    Die Welt von Suikoden ist recht groß, voller Dörfer und Städte und gut durchdacht. Man merkt auch, dass man im Spiel weniger erfährt als eigentlich hinter dem Ganzen steckt. Einen genauen Überblick über die Bedeutung der einzelnen Territorien bekommt man zum Beispiel nur bruchstückhaft. Aber durch eine Vielzahl kleiner Bemerkungen merkt man, dass hinter der Welt durchaus etwas steckt.

    Besonders schön ist die Umsetzung der einzelnen Ethnizitäten und Völker, die in ihren Dörfern und Städten grafisch und auch musikalisch wunderbar dargestellt ist. Die Grafik des Spiels ist eher durchschnittlich. Umgebungen sehen nett aus, teilweise finden sich aber etwas unpassende Grafiken wieder. Die Pixelarbeit bei den vielen Spielercharakteren ist erstaunlich aufwändig umgesetzt, mit vielen Posen. Die Weltkarte hingegen sieht nicht sonderlich schön aus. Ein großes Lob verdient der ausgezeichnete Soundtrack von Miki Higashino. Der ist nicht nur gut, sondern auch durch den Stil sehr einzigartig. Besonders die ethnischen Klänge wirken hier authentischer als in den meisten anderen Spielen. Leider ist die Kampfmusik ziemlich langweilig und die Musikdirektionen etwas ungünstig – in gewissen wichtigen Szenen wird die Musik bei einem Bildschirmwechsel jedes Mal kurz unterbrochen, was die Atmosphäre doch stark stört.

    Die Geschichte kann durch einige wirklich tolle Momente punkten. Während manchmal eine Weile nichts Spannendes passiert, hat das Spiel auch einige emotionale Höhepunkte. Die Handlung ist im Grunde genommen ziemlich tragisch. Viel Leid bekommt der Spieler mit, und einige Charaktere sterben. Darunter Gremio, der Charakter, der dem Protagonisten am nächsten steht, sowie der Vater des Protagonisten, und am Ende sogar der Taktiker, dem der Sieg der Rebellenarmee am meisten bedeutete. Solche Szenen sind oft nur sehr kurz, aber sie sind gut geschrieben und aufrichtig traurig.

    Der schönste Moment im Spiel für mich war die Szene nach dem Ending, in der man kurz sieht, was mit allen Charakteren nach dem Ende der Handlung geschieht. Besonders, weil dazu das unheimlich bewegende Avertuneiro Antes Lance Mao läuft.

    Ich habe es diesmal auch geschafft, alle 108 Charaktere zu rekrutieren. Und somit ist diese Reise erfolgreich beendet und es kann alsbald mit dem zweiten Teil weitergehen, den ich auch schon freudig begonnen habe.

    Fazit: Suikoden ist ein gelungener Auftakt zu einer tollen Serie. Das Spiel leidet unter technischen Mängeln, entschädigt dadurch aber durch andere spielerische Aspekte. Die Rekrutierungen der Charaktere sind eher rudimentär umgesetzt, doch die Geschichte des Spiels kann mit einigen emotionalen Momenten aufwarten und im Endeffekt als gelungen bezeichnet werden. Besonders hervorzuheben ist die schön ausgearbeitete Welt. Ich mag Suikoden nach wie vor ziemlich gern.


    Story 7.5 Charaktere 7.5
    Gameplay 7.0 Kämpfe 6.0
    Optik 6.0 Musik 8.0
    Atmosphäre 7.5 Spielzeit 16:30h
    Gesamt 7.5
    Geändert von Narcissu (25.08.2014 um 22:37 Uhr)


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