Als Einstieg in die SNES-Generation (der ich, zugegebenermaßen, ja durchaus auch vorher schon oft in Form von Ports und Remakes begegnet bin, aber das einzige SNES-RPG, das ich wirklich durchgespielt habe, ist Ys V) habe ich vor ein paar Tagen mit Soul Blazer angefangen. Als Emulator habe ich den snes9x verwendet, weil die anderen SNES-Emulatoren teilweise veraltet sind.

Soul Blazer (jap. Soul Blader) ist ein schönes Spiel für zwei oder drei Tage. Etwa zehn Stunden lang, kurzweilig, simpel. Und für mich war es ein sehr guter Einstieg in die SNES-RPGs. Von Anfang an hat mir das Spiel Spaß gemacht und das blieb bis zum Ende so. Nur an ein oder zwei Stellen musste ich einen Walkthrough zu Rate ziehen, und selbst die wären auf kurz oder lang ohne gut lösbar gewesen.

Die Prämisse von Soul Blazer ist interessant: Man kämpft (natürlich) gegen einen bösen Overlord, muss aber – und das ist das Besondere – die Welt nach und nach wiederherstellen, indem man die Seelen von Personen, Tieren, Pflanzen und Gegenständen befreut. Das ist eine sehr schöne Idee, die toll umgesetzt wurde und zu sehen, wie sich die leeren Schauplätze immer mehr mit Leben füllen ist eine schöne Belohnung für den Aufwand. Abgesehen davon hat das Spiel wenig erwähnenswerte Story. Viel wichtiger ist aber der Charme und Witz, der sich in der Darstellungen, den NPCs und dem, was sie zu sagen haben, findet. Wie etwa den Wesen, die ein Wettrennen auf Schnecken veranstalten. Oder der Maus, die zu ängstlich ist, sich zu bewegen, solange Katzen in der Nähe sind. Eine solche Liebe zu diesen Kleinigkeiten ist das, wovon das Spiel lebt. Aus diesem Grund wirkt die Welt auch lebendig und die meisten NPCs nicht austauschbar. Da kann ich auch gut darüber hinwegschauen, dass man als identitätsloser, stummer Protagonist durch die Welt rennt und die eigentliche Geschichte sich auf eine Handvoll Dialoge beschränkt.


Spielerisch ist Soul Blazer entgegen meiner Erwartungen trotz sehr simple Technik erstaunlich gut gealtert. Das liegt vor Allem daran, dass das Spiel erstaunlich fair ist. Ein einziger Boss im Spiel ist wirklich nervig, abgesehen davon sind die Gegner wirklich fair. Normale Gegner empfand ich auch in Massen meistens als ziemlich einfach, und die Bosse schwankten zwischen billig und herausfordernd. Kleinere Schwächen gibt es natürlich und das ganze System ist so einfach, dass es nicht viel strategische Variation ermöglicht und zugleich nicht schnell genug, um einen wirklichen Geschicklichkeitsaspekt wie bei den Ys-Spielen zu haben. Aber das ist nicht schlimm, denn am Ende ist Soul Blazer trotzdem spaßig und belohnend und man hat immer das Gefühl, gut voranzukommen. Man läuft nicht ziellos durch die Gegend, man verirrt sich (fast nicht), man ist immer gut beschäftigt. Und bisweilen muss man immer ins "Dorf" zurückkehren, um mit den befreiten Wesen zu reden und zu interagieren, die einem häufig ein Weiterkommen ermöglichen oder andere Belohnungen springen lassen. Und ein paar optionale Sachen gibt es dann auch noch zu erledigen. Ich habe sogar fast alles davon erledigt, das meiste beim normalen Spielen. :>

Auch optisch kann sich Soul Blazer sehen lassen. Das Spiel verwendet große Sprites (zwei Tiles groß) für die menschlichen Charaktere, etwas, das zur frühen SNES-Zeit noch nicht ganz so verbreitet war. Die Hintergründe sehen nett aus, es gibt eine große Vielfalt an relativ detailliert gestalteten Tiles. Die Gegnerdesigns sind toll. Es wird teilweise mit mehreren sich bewegenden Hintergrundgrafiken gearbeitet. Sicherlich ist Soul Blazer im Vergleich zu den späten SNES-Spielen in visueller Hinsicht nicht herausragend, aber es ist auch heute noch schön anzuschauen.

Die Musik war im Großen und Ganzen okay. Einige Stücke waren sehr schön und memorabel, andere ein bisschen dudelig und langweilig. Mein Gesamtbild von der Musik ist aber eher positiv.



Fazit: Soul Blazer ist charmant, spaßig und motivierend. Es ist ein schöner Auftakt der Action-RPGs von Quintet und spielt sich trotz seines Alters und seiner einfachen Technik auch heute noch ausgesprochen gut. Wirklich kritisieren kann ich nur die Geschichte, die trotz der interessanten Prämisse nicht über ein "besiege den dunklen Herrscher" hinauskommt, aber dafür entschädigen die lebendigen und lustig umgesetzten NPCs.


Story 4.0 Charaktere 6.0
Gameplay 8.0 Kämpfe 7.5
Optik 7.5 Musik 6.0
Atmosphäre 7.0 Spielzeit 9:40h
Gesamt 7.0