Narcissus Gamelog (Neu: Aktuelle Most Wanted)

[Narcissu]

Dreimal und insgesamt zwölf Stunden habe ich seit dem letzten Eintrag weitergespielt – und habe das Spiel eben gerade durchgespielt. Ich werde jetzt nicht auf alle Einzelheiten der Handlung bis zum Schluss eingehen, sondern höchstens auf das Ende selbst.

Der Eindruck, den ich schon am Anfang hatte, was das Weltendesign betraf, hat sich letztendlich bestätigt: Die Entwickler haben versucht, möglichst viel Abwechslung in die Arten der Umgebungen zu bringen, ob es nun passt oder nicht. So kamen zum Beispiel noch ein Zug, ein verlassenes Wüstendorf (Baskar, das Anfangsdorf aus Wild ARMs 3 – sehr interessant ), ein Luftschiff, eine Mine, ein Flüchtlingsdorf, ein dunkles Schauertal, ein Strand, ein Flughafen und eine große Gefängnisfestung (der letzte Dungeon) dazu. Viele der Ort haben eigentlich nichts zu Handlung beigetragen und lagen entweder auf dem Reiseweg und waren Ziele von Fetchquests. Gestört hat mich das nicht, denn ich mag Abwechslung eigentlich. Nur wäre das ohnehin schon kurze Spiel ohne die ganzen Orte, die für die Handlung unwichtig waren, noch viel kürzer gewesen.

Die Geschichte hat noch einige Wendungen und Höhepunkte parat gehabt, die meist aber nicht allzu gut präsentiert waren. Irgendwann war es halt etwas unglaubwürdig, dass Jude einen Gegner nach dem Anderen überzeugen konnte, dass das, was sie tun, keine Lösung sei und so weiter. Na ja. Der Tod von Judes Mutter wurde auch nicht allzu überzeugend präsentiert, auch wenn Jude danach eine Weile lang ziemlich down war (dann aber doch sehr plötzlich zu seinem alten Selbst zurückgekehrt ist). Ebenso haben die paar Gespräche zwischen Arnaud und Raquel mir nicht gereicht, um ihre Zuneigung zueinander wirklich darzustellen. Das hätte ein bisschen langsamer und ausführlicher vonstatten gehen sollen.
Von Anfang an gefallen hat mir Gawn, der auch am Ende noch einen vergleichsweise coolen Auftritt hatte. Der Kampf gegen ihn hat mir auch gefallen – statt einen Gegner zu besiegen muss man zur Abwechsung mal etwas anderes tun. In diesem Fall: Zwölf Kugeln von Gawn überleben.

Das Minispiel „Extra Challenge“ hat mich dann auch etwas enttäuscht. Nachdem ich das halbe Spiel darauf gewartet habe, endlich zurück nach Guara Bobelo zu können, habe ich irgendwie ein spannenderes Minispiel erwartet. Es war nicht schlecht, aber es gibt definitiv Minispiele, die mich mehr gefesselt haben. Dragon Buster in Tales of the Abyss war zum Beispiel ähnlich aufgebaut, hat mir aber viel mehr Spaß gemacht. Viele der optionalen Sachen habe ich dann auch nicht mehr gemacht. Ein paar Arenakämpfe (für die schwierigen muss man ja wirklich schon recht stark sein) und das war's dann.

Nun zum Ende:

Die Antagonisten in Wild ARMs 4 hatten wirklich Potential. Lambda zumindest, besonders in Kombination mit Gawn. Die Motive von Lambda waren tatsächlich gar nicht so uninteressant: Sein Ausgangspunkt war es, dass die Menschen in ihrer derzeitigen Form immer wieder Kriege beginnen würden und die Menschheit deshalb durch eine beschleunigte Evolution stärker gemacht werden sollte. Durch die Wild ARMs, die die ganze Welt ins Chaos stürzen sollten, sollten die schwachen Lebewesen ausgelöscht werden, damit eine unnatürlich erzeugte natürlich Selektion erzwungen werden und bei den Überlebenden eine Evolution stattfinden würde. Schade nur, dass all das nicht so viel Sinn macht, die Idee ist nämlich interessant. Wie aber Lambda darauf gekommen ist, dass eine stärkere Form der Menschheit keine Kriege mehr beginnen würde, erschließt sich mir nicht. Dennoch besser als ein Antagonist, der auf Grund von Rache oder purer Bösartigkeit mal wieder die Welt zerstören will.

Die Kämpfe gegen Ende waren alle unglaublich leicht. Raquel war einfach viel zu stark – drei Angriffe von ihr, und alle Bosse waren weg. Mit Hyper geboostet und Quicken beschleunigt ging es sogar noch schneller. Das Ende war dann so ein typisches Ende, das mir dann ganz gut gefallen hat. Gefallen hat mir auch, dass es einen kurzen Ausblick in die Zukunft gab und man erfahren hat, was die Charaktere in zehn Jahren machen. Dass Arnaud und Raquel kein Heilmittel gegen Raquels Krankheit gefunden haben, war aber sehr schade, aber wie ich gelesen habe, kann man in Wild ARMs 5 in Form eine Sidequest selbst für das Schicksal von Raquel Sorge tragen. Ich werde meiner Lieblingsprotagonistin aus dem Spiel sicher nicht so leicht ihrem Schicksal überlassen.

Ich habe mich ja schon zu Beginn ein wenig davor gefürchtet, einen 13-jährigen Hauptcharakter zu haben. Einfach nur wegen des ganzen „We can do it“-Geredes, dem „We are a team“, der ganzen aufgedrückten Naivität und so weiter. Das war einfach viel zu aufdringlich, und authentisch hat es auch nicht gewirkt. Kein 13-jähriger würde so reden wie Jude. Aus den anderen Charakteren wurde dann auch nicht mehr so viel gemacht, obwohl mir Raquel das ganze Spiel über sehr sympathisch war.

Trotz allem fand ich das Spiel irgendwie ziemlich motivierend und bisweilen auch recht atmosphärisch. Die Rätsel waren in der Regel ziemlich klug inszeniert, aber nicht unfair; die Kämpfe waren schnell und haben im Großen und Ganzen Spaß gemacht, auch wenn sie keine Herausforderung boten (außer die optionalen Sachen), und es gab ein paar Nebenaufgaben zu erledigen.

Insgesamt hat mir das Spiel schon gefallen, aber es hat in keinem Aspekt wirklich geglänzt und eine Menge Potential durch die zum Teil schlechte Präsentation verschenkt. Was die Musik betrifft, so habe ich leider nicht mehr viel Neues während des Spielens entdeckt, was ich mir außerhalb anhören würde, obwohl ich das, was ich vorher gehört habe, zum Teil großartig fand. Wild ARMs und Wild ARMs 3 hatten beide bessere Soundtracks. Die Kampf- und die Weltkartenmusik sowie das Hauptthema haben mir aber in Wild ARMs 4 sehr gut gefallen. Ich bin auch nach wie vor der Meinung, dass der Soundtrack ziemlich bis sehr gut ist, nur hatte ich durch den ausgezeichneten Voreindruck noch mehr erwartet.

Es gab für mich einige Überraschungen – das Spiel hat Aspekte der Vorgänger vollkommen neu aufgegriffen. Die Geschichte scheitert letztendlich an der Klischeeisierung (Neologismus, yay!) von Ideen und Charakteren, die durchaus Potential hatten, und die Atmosphäre wirkt nicht so dicht und kohärent wie im Vorgängertitel.

Fazit: Für mich war das Spiel durchaus spielenswert und fast durchgehend kurzweilig, weshalb ich auch meistens 3-5 Stunden am Stück gespielt habe. Wirklich befriedigend war es für mich nicht, wie sich die Geschichte weiterentwickelt hat, aber letztlich war es doch ein atmosphärisch angenehmes Spielerlebnis, das mich insbesondere auf den fünften Teil neugierig macht.

Enddaten: Level 46-48 / ca. 26h Spielzeit / 5 Ex-Files