Ich kann der Aussage mit dem "wahre Züge des Charakters bestmöglich verstecken" nicht zustimmen.
Um ehrlich zu sein find ichs eigentlich völlig bescheuert wenn irgendwer plötzlich "haha, ich bin ja ganz anders!" macht. Ich finde diese Form der Plottwists irgendwie ermüdend langweilig, hey toll der ist nun das Gegenteil und man hätte es niiieeee erwartet weils keine Hinweise dazu gab. Genau so ist "grundlegend Böser, der eigentlich grundlegend gut ist" doch in der Abgedroschenheit nicht weit entfernt von jemandem der einfach nur eindimensional etwas ist statt erst das eine und dann ~ tada~ ohne Vorwarnung das andere. Pseudotiefe, genau wie "irgendwie irgendwas mach"-Charaktere wo die pure nichtverstehbarkeit bedeutungsschwanger sowas wie eine unfassbar tiefgründige Persönlichkeit darstellen soll.
Damit die Wandlung aus Konsumentensicht funktioniert darf es imo nicht "random" rüberkommen und nicht "unfair" indem es unsehbar war. Das heisst nicht, dass man es klar ankündigen muss, aber ich finds z.B. super wenn sich irgendwer offenbart und man denkt sich "verdammt, jetzt ist das und dies und jenes in 'nem ganz anderen Licht". Das was auf mich so wirkt kann anderen bereits ein Hinweis gewesen sein, so dass sie den Charakter in Verdacht haben eventuell nicht nur zu sein, was er vorgibt. Das Spiel mit der Gesinnung ist aber imo nur dann sinnvoll wenn es gespielt wird, ein plötzliches "ha, der Charakter ist nun um 180° gedreht und du konntest es nicht wissen!" ist wie jemandem sagen "hey, wir haben gespielt, ich hab gewonnen", das bringts doch nicht.
Klar gibts auch Geschichten, die stark auf dem Prinzip des stückweisen offenlegens der Hintergründe und wirklichen Tatsachen basieren und funktionieren, ich finde nur, dass es den Spieler mehr mitnimmt, wenn er aktiv beteiligt ist in der Offenlegung.