Ich habe das Spiel probiert, weil ich schon eine Reihe guter und sehr guter Erfahrungen damit machte, einfach der Herde hinterher zu trotten. Viele Klicks, viele Wähler, viele Beiträge - Hybris wurde mir entsprechend auffällig. Ich habe das Spiel in der Stadt ruhen lassen, als der Blonde davon lief. Das ist etwa einen Monat her und bei Makerspielen bedeutet das: faktisch abgebrochen.
Es lag weder an der Spielmechanik, die war angenehm flott, auch nicht an der Geschichte. Mir stieß vielmehr die Grafik in einem entscheidenden Punkt auf. Eins vorweg, ich finde es staunenswert, wie umfänglich du ein ganzes Spiel mit deiner eigenen Zeichenarbeit ausstatten konntest. Und ohne großer Mangaspezialist, geschweige denn -freund zu sein, sieht es für mich so aus, als ob du den angestrebten Stil sehr gut getroffen hast. Aber das ist auch der Knackpunkt.
Für mich verströmen die Figuren zu sehr das Aroma einer Kinderserie. Ich kann Animehelden einfach nicht das Kernige abnehmen, erst recht nicht, wenn ihr Aussehen in so einer Diskrepanz zum Behaupteten steht. Die Helden in Hybris sind auf hart gebürstet, haben aber den zuckrigen Ponyblick. In vielen Spielen funktioniert dieser Japanostil dennoch auch bei mir ollem Mangafremdler, aber eben dann, wenn Darstellung und gewollte Aussage zusammenfallen. Die Helden sollen entsprechend süßlich, kindlich sein, damit die reine Unschuld des Guten im Kampf gegen das Böse symbolisch überhöht illustriert werden kann. Das ist aber (nach dem Bisschen, das ich spielte) gerade nicht deine erzählerische Intention.
Einem hässlichen Level, einer blöden Spielsituation kann ich durch Spielfortschritt entrinnen; der zentralen Grafik (eben der Heldenfigur) indes nicht. Um ein wenig von Hybris wegzukommen, forme ich das mal in die allgemeine Aussage um: Ich würde die optischen Gestaltungsmittel immer an der spielerischen und/oder erzählerischen Absicht ausrichten. Und: Sorge dich bloß nicht, denn hier im Forum vertrete ich sicherlich eine für dich als Entwickler unerhebliche Meinung, denn mein einziger Berührungspunkt mit Anime ist nur verschrecktes Zappen durchs Wochenendvormittagsprogramm, um mich aus dem Bett zu treiben. Gerade weil der Maker in erster Linie japanische Rollenspiele simulieren soll, richtet er sich ja vorrangig an Leute, die diesem Grafikstil weit weniger zimperlich als ich gegenüberstehen.

Den Thread finde ich gut, denn in deiner Spielvorstellung hätte ich das sicher gar nicht geschrieben. "Zeichne mal alles neu", ist keine konstruktive Kritik.