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Halbgott
Lieber Diomedes.
Ich muss gestehen, dass mich euer Thema sehr hart getroffen hat. Ich habe seit dem QFRAT über ein Thema gegrübelt, welches sich ausführlich mit einer Prise Humor und nicht ganz so trocken, wie ein stundenlanger Vortrag über die Biolumiszens von Tiefseefischen niederschreiben ließe. Und dann muss ich feststellen, dass ihr es euch so einfach macht indem ihr über Themenfindung schreibt. Ja, das war ein harter Schlag ins Gesicht eurerseits. Allerdings sagt mir euer Text wahrlich zu. Die Art der Vergleiche mit einer Sportart, deren Bedeutung in unsrem Lande mehr Beachtung geschenkt wird als dem Abbau von Staatsschulden oder der Förderung von Schulwissen, hat schon was an sich, dem ich mich nicht entziehen konnte. Dennoch möchte ich mich nicht allzu sehr mit eurem schreiberischen Können beschäftigen da ich selbst gerne etwas anbringen möchte, was mir seit heute morgen, während meines morgendlichen Tees durch meinen Kopf schwirrt.
Ich trinke sehr gerne Tee, vor allem in dieser kalten Zeit, welche seit einigen Tagen unsere heimischen Gefilde in ihren Klauen hält. Dementsprechend probiere ich auch sehr gerne mal neue Sorten oder Hersteller von Tee aus, da alle mir wohl bekannten Firmen meiner Meinung nach nicht sonderlich viel Geschick darin aufweisen unterschiedliche Teesorten auch geschmacklich gut zu Produzieren. Durch Zufall geriet ich an den so genannten Jogi-Tee.Ich weiß nicht woher er stammt oder wie er hergestellt wird. Ich habe jedoch festgestellt dass mir das Aroma dieser Sorten sehr gut gefällt, weswegen ich mich dafür entscheiden habe diesen Tee des Öfteren zu konsumieren. Ich möchte euch jedoch nicht mit zu vielen Einzelheiten aufhalten.
Mir geht es im Speziellen um den am Teebeutel befestigten Teefaden an dessen Ende sich eine kleine Lasche befindet. Denn das kleine Besondere am Jogi-Tee, besser gesagt an dessen Teebeutel, ist der aufgedruckte Spruch auf besagter kleiner Lasche.Jeden Tag wenn ich meinen Tee aufsetze und auf das Kochen des Wassers warte kann ich einen kleinen Glückskeksähnlichen Spruch lesen. Das sehe ich als nette Dreingabe zum sonst so tristen Teebeutelaufguss.
Mein heutiger Spruch lautete: „ Auf fernen Reisen findet man sich selbst.“
Ich habe etwas schmunzeln müssen, da sich diesem Spruch eine gewisse Wahrheit keineswegs absprechen lässt.Wenn ich daran denke wie oft ich im Zug saß, den Blick aus dem Fenster gerichtet und in die ferne schweifend. Wie die Welt, optisch täuschend, aus mehreren Ebenen bestehend an einem vorbeizieht. Zumindest kommt es mir immer so vor, dass alles was sich näher am Zug befindet, schneller daran vorbeizieht. Je weiter weg umso langsamer wird es. Ein sehr interessantes Phänomen. Ich bin mir bewusst, dass dem eine Naturgesetzliche Erklärung innewohnt. Allerdings vermag ich sie jetzt weder zu erklären noch mich damit zu beschäftigen. Also zurück zu meinem eigentlichen Beweggrund. In solchen Momenten kann man ganz gut über vielerlei Dinge Nachdenken, wenn man sich darauf einzulassen vermag. Man denkt über den Grund der eigentlichen Reise nach. Man beobachtet die Mitreisenden, ihr Verhalten, ihre Gesten und Mimiken. Schnell schweift man ab und findet sich in einem wirren Gedankenstrudel aus verschiedenen Ideen und Aha-Momenten wieder. Unerledigte Fragen, welche Jahre zurückliegen, werden plötzlich beantwortet. Nur durch die zusammenhanglose Verkettung von Bildern im Kopf ergeben sich Wege, öffnen sich neue Türen während sich alte schließen. Und das völlig ohne zu tun von Geiserweiternden Substanzen, welche dem Geruch zufolge auf vielen Reisen gewiss konsumiert werden oder worden sind. Ganz schnell verliert man sich in diesen zeitlosen Erinnerungen und denkt, ohne es zu wollen oder vielleicht absichtlich deswegen, über sich selbst nach. Man stellt sich all die Fragen, welche das eigene Ich, das persönliche Mitwirken in der Gesellschaft oder das Umfeld in dem man arbeitet, lebt und mit Freunden verbringt, betreffen. Doch warum erwägen solche Gedanken und Fragen immer genau in Momenten wie diesen sich den Weg durch unsere Gehirnwindungen zu bahnen. Ist es die ruhige gelassene Art des Zuges wie er sich auf den Schienen bewegt. Veranlasst dieses wohlige Schaukeln des Wagons, sich an die Zeit als Kleinkind zu erinnern und den damit verbundenen freudigen Gesichtsausdruck deiner Eltern wenn sie ihre lächelnden Gesichter in den Kinderwagen stecken in dem man liegt.
Ich stelle fest, dass meine Erläuterungen viele weitere Fragen aufwerfen anstatt sie zu beantworten. Sehen wir den Spruch doch auch mal aus einer anderen Sichtweise.
Die Kernaussage des Spruches: „ Auf fernen Reisen findet man sich selbst.“ Lässt sich gewiss auch anders deuten.
Eine Reise mit dem Zug bedeutet nicht zwangsläufig, dass man auch fern der Heimat reist. Als „Fern der Heimat“ bezeichne ich für mich meist alles was weiter als 200km weg ist. Was ist aber wenn man sich wirklich weit weit weit weg von Zuhause befindet. Vielen von euch ist das sicher ein Begriff. Sie wohnen in der Schweiz oder Österreich oder Gott bewahre sind womöglich in Bayern unterwegs. Da ist die Heimat nicht gerade um die Ecke. In Bezug auf die vielen Möglichkeiten der heutigen Welt, schnell mal ans andere Ende des Planeten zu reisen, ist es keine Seltenheit, dass der ein oder andere sein Glück in der Ferne versuchen will. Keine Sorge meine Damen, auch wenn ich keine weibliche Anrede gebrauche, seid ihr ebenso damit gemeint. Sofern ihr euch denn angesprochen fühlt.Sei es als Student, Schüleraustausch, Ausbildung oder offensichtlich, die Entscheidung für sich selbst, im Ausland leben zu wollen. Mit all den Erfahrungen und Sorgen, welche es gilt zu meistern. Vermutlich könnte man dies in erster Linie eher als „ferne Reise“ bezeichnen im Gegensatz zu der Bahnfahrt, welche wahrscheinlich nur der Heimfahrt von eurer Arbeit nach Hause entspricht. Auf solchen Reisen innerhalb von fremdartigen Ländern ist das Gefühl der Heimatlosigkeit, unter Berücksichtigung verschiedenster Faktoren, sicherlich noch größer. Es ist womöglich egal ob man nun die Sprache einfach nur spricht oder wirklich beherrscht. Am Anfang ist es für niemanden einfach sich zu Recht zu finden. Und in dieser Situation fühlt sich der oder diejenige, trotz geschultem oder gelerntem Wissen, wie ein neugeborenes Kücken auf der Welt. Vielleicht nicht offensichtlich und auch nicht lange, doch für einen kleinen Augenblick ist man verloren. Diesen Moment zu bestehen, ob er nun Sekunden dauert oder Minuten, ist der erste Schritt an sich selbst zu wachsen oder, um es anders auszudrücken, sich selbst zu finden.Man wächst an den Aufgaben die einem das Leben stellt. Sammelt diverse brauchbare und unbrauchbare Erfahrungen und meistert allerlei Probleme auf dem Weg seiner (Lebens-)Reise, damit man sich eines Tages behaglich auf eine Parkbank setzen kann und mit seinem Schaffensweg zufrieden ist.
Ich bin mir dessen bewusst, dass mein Beitrag sehr viel kürzer ist als eurer Diomedes, doch ist es für mich der Anfang meines Weges mich selbst zu finden. Ich bin nicht fern der Heimat oder auf Reisen, aber ich wachse an der Aufgabe euch auf Schelmige Art und Weise ins Gesicht zu lachen. HA HAAaaaa Deshalb soll es bei diesem kurzen ersten Thema aus meiner bescheidenen Feder bleiben.
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