1. Thema Entwicklungsstand/Fortschritt der Makercommunity: Denkt ihr, dass sich die Spiele immer noch weiterentwickeln (Grafik mal ausgenommen, eher in Hinblick auf Handlung und Gameplay) oder steht in der Community schon alles still? Müssen sich die Spiele überhaupt weiterentwickeln?
Die "Sternenkind-Saga" geht deutlich vom im Makerwerkzeug selbst eigentlich beabsichtigten Zuschnitt eines Konsolenklons ab und zeigt, wie sehr man sich mit der Variablen- und Bilderfunktion des Makers westlichen Spielen mit sinnvoll integrierten Talentalternativen annähern kann. Und so ein komplexer Spielspaßklotz zeigt mir auch, dass die Möglichkeiten von Gruppenprojekten weit über das hinausgehen können, was ich so als Eigenbrötler mit notdürftigen Halbtalenten in den wesentlichen Kategorien zustande bringen kann. Ähnliches habe ich auch bei der "Epic Fail Saga" gedacht. Mehr Kooperationen könnten noch andere, vielleicht noch ganz andere Spielentwicklungen befördern. Das Netz ist sicher kein Ersatz für direkten Kontakt, aber es ist doch eine nette Ergänzung und wir alle nutzen es. Ich bin zu egozentrisch, um meine Basteleien mit jemand anderem anzugehen. Solche verkapselten Existenzen wie ich müssen jedoch nicht die generelle Regel sein. Prinzipiell sehe ich noch Luft.

2. Seid ihr mit der Spielauswahl zufrieden oder fehlt euch etwas? Ganz allgemein gefragt, ihr könnt Genres nennen, Settings oder bestimmte Gameplay-Elemente.
Mir fehlen Endzeitspiele. Atomschlag, Seuche, Zombies, Invasion der Außerirdischen - das ist schöner Abenteuerstoff, der kaum genutzt wird. Wie im Mittelalterszenario gibt es auch hier keine staatliche Ordnungsstruktur, die per anonymen Verwaltungsakten die Probleme löste, in beiden Szenarien haben Helden Entfaltungsmöglichkeiten. Und ein Spiel, dass sich erzählerisch (mal eine andere Geschichte) und spielmechanisch (Technik anstelle von Magie heißt nicht nur, die Spezialangriffe umzubenennen) auf Endzeitliches einlässt, hätte die Abwechslung automatisch im Gepäck. Mad Max gegen Zombies vom Mars.

3. Was haltet ihr für die größte Schwäche der Makerspiele? (Dass sie Retro sind, sollten wir denke ich außer Acht lassen)
Sie stammen von Hobbybastlern. Es lohnt sich zu selten, sich auf Ankündigungen zu freuen. Und manchen Projekten merkt man zu deutlich die große Inspirationsquelle und die doch zu kleinen Möglichkeiten des Einzelbastlers an. Da ich dieses Jahr aber eh nur Zeit für eine Handvoll Spiele hatte, blieben genügend Projekte mit ausgeprägten Stärken übrig; Stärken, die drolligerweise ebenfalls aus der Hobbykultur solcher Spiele erwachsen.

4. Der Klassiker: Würden euch Abstriche bei der Interaktivität stören, wenn die Handlung dafür interessant ist? Oder würdest ihr lieber die Handlung auf das Wesentliche reduzieren, wenn dafür mehr Gameplay vorhanden ist? Sprich: Was von beidem ist euch wichtiger?
Ich halte es mit Lord Vader, reiße meine schwärzlichen Arme empor und brülle: Neeeeeeeeeeeeein! Klare Antworten auf Oder-Fragen machen es jedem Recht.

5. Aufbauend auf Frage 4: Wodurch zeichnet sich für euch gutes Gameplay aus? ("Es soll Spaß machen" ist als Antwort natürlich zu offensichtlich ;-)) Sollte die Community experimentierfreudiger sein oder ist es im Zweifelsfall besser, auf Altbewährtes zu setzen?
Abwechslung. Die Klickmechanik müsste schon ein Wunderwerk sein, um mit den immergleichen Abfolgen mein Interesse längere Zeit wachhalten zu können. Eine mir liebe Spielmechanik nutzte mehrere, unterschiedliche Bestandteile. Das muss nicht zwanghaft innovativ sein, das Klassikertrio Kämpfen-Knobeln-Reden reichte schon vollauf. Sofern ich während des Redens Entscheidungen treffen dürfte, erhielte auch dieser Bestandteil einen wirklichen spielerischen Charakter. Und gegen Laufwegeverkürzungen zwischen den wirklichen Spielstätten habe ich auch rein gar nichts.

6. Wie geht es mit der Makerszene im nächsten Jahr weiter? Bleibt alles beim Alten? Geht die Szene unter? Kommt etwas ganz Neues? (Bitte keine Scherze mit dem Maya-Kalender, das war schon vor 100 Jahren nicht mehr lustig. Ehrlich.)
Da werden Neid und Missgunst sein und die siebengehörnte Bestie wird ihr lästerliches Haupt erheben und wahrlich es wird ein großes Toben und Kreischen einsetzen, wenn ... und so weiter. Außerdem wird "Network" ein unterhaltsam sympathisches Vergnügen und wird den Glauben an ein erfolgreiches Bastelleben weitab von Großprojekten zurückgeben.

7. Was hat euch in der Community in diesem Jahr besonders enttäuscht?
DIe Diskussionen um die "Sternenkindsaga", den Deiji und zuletzt "To the Moon" fand ich störend und arm. In je eigener Gewichtung trafen dort Missgunst auf Pfauenspreizereien, wer nun die charakterlich verwerflichere Gesamtexistenz sei. Nicht einmal als Moral kaschierte taktische Intelligenz setzte sich durch, die einem anderen zumindest deswegen den Erfolg gönnte, weil dadurch für einen selbst ein unterhaltsames Spiel bereit stände. Ich weiß nicht, warum das in diesem Jahr so gehäuft auftrat. Wahrnehmungsfehler und Verdrängung meinerseits? Strömen die durch den Zusammenbruch anderer Gemeinschaften heimatlosen gewordenen Trolle ins Atelier? Sucht sich der in diesem Thread ziemlich deutlich ablesbare Unmut über die Art des Spieleaustoß der Makerszene seine wahllosen Ventile? Keine Ahnung. Was auch immer sich ausdrückt, ich mag die Form nicht, in der es sich artikuliert.

8. Arbeitet ihr gerade an einem Spiel und wie heißt es?
Ja, wieder verstärkt an "Wolfenhain" und "El Dorado 2".