So, man mag es kaum glauben, aber es ist vollbracht: schlappe 366 Tage später habe ich das Meisterwerk beendet. Ingame waren es zwar "nur" 48 Stunden, aber wenn man bedenkt, dass es sich dabei um ein Freeware Spiel handelt, erstellt zum Großteil von einer Person (und natürlich ein paar liebenswürdigen, kleinen Wichteln), dann will ich gar nicht wissen, wie viel Lebenszeit bereits in das Projekt geflossen ist. Es wäre sogar möglich gewesen, noch mehr Zeit im Spiel zu verbringen, Kräutergarten sei Dank. Oder, wäre da nicht die Wiki gewesen, hätte ich an dem einen oder anderen Rätsel sicher länger als nur ein paar Minuten gesessen![]()
Ich bedanke mich auf jeden Fall herzlich für dieses Spiel, dass irgendwie Retro war, aber dann auch wieder überhaupt nicht. Brun, Waldrada und Gisulf sind mir ans Herz gewachsen, fast schon, als wären es echte Freunde. Die Dialoge gehören zu den besten und stimmigsten, die je in einem RPG geschrieben wurden und so ernst viele Worte auch gewesen sein mögen, so herzhaft konnte man an vielen anderen Stellen lachen. Wolfenhain zeigt auf jeden Fall ganz gut, warum es sinnvoll ist, sich auf eine kleine Gruppe von Figuren zu konzentrieren und wie viel man aus jeder einzelnen Figur herausholen kann.
Wie bereits erwähnt gibt es in Wolfenhain immer etwas zu tun, und das finde ich klasse! Allgemein hat man das Gefühl, als würde die Spielwelt leben, die graduellen Veränderungen in Schildfurten fand ich echt gut. Allerdings... sind es manchmal doch zu viele Quests, die sich vom Ablauf her zu stark ähneln. Besonders diese Quests, bei denen man die Konversation zweier NPCs in Gang bringen muss und dabei viel von A nach B läuft (oder auch, um Gegenstände hin und her zu bringen), die nerven nach einer gewissen Zeit dann doch eher. Auch finde ich es sehr schade, dass man desöfteren Quests bekommt, diese aber nicht umgehend ausführen kann, da erst gewisse andere Events getriggert werden müssen. Aus handwerklicher Sicht ist es natürlich schön zu sehen, wie mehrere Quests ineinander verwoben sind, aber manchmal führt es dann auch zu Frust, wenn man sich zig Spielstunden gedulden muss, nur um die 1000 EP abzugreifen. Auch neue Quests, die sich in Schildfurten im Laufe der Zeit ergeben haben, könnten für den Spieler etwas besser sichtbar sein, da nur wenige die Motivation aufbringen werden, mit diversen NPCs x-fach zu reden. Insgesamt waren es mir um ehrlich zu sein einfach zu viele Quests, von denen nur wenige wirklich herausgestochen haben. Stellenweise fehlt mir auch einfach die Inszenierung. Es gibt aber natürlich auch genug Quests, die mir lange in goldener Erinnerung bleiben werden, wie z. B. die Gnomenpfeife, das Herz der Amazone, der Dämlichkeitsbeweis, der Raubritter und der Rat, Brüderzwist, Dorn im Keller und mein Favorit, Alte Bekannte.
Manchmal kommt es mir jedoch so vor, als wäre das Spiel als eine Art "Open World Questbox" konstruiert wurden und als würde der eigentliche Plot nur dazu dienen, das Ganze zusammenzuhalten. Für mich leider der größte Kritikpunkt am Spiel: Alles hat spannend und interessant angefangen, Bruns Erbe war eine echt coole Wendung, aber irgendwie war dann für mich auf halber Strecke die Luft raus. Irgendwie war man mehr darin gefangen, Quests zu erledigen, Tränke zu brauen und sich allgemein am Detailreichtum des Spiels und den Zufallsereignissen auf der Weltkarte zu erfreuen, so sehr, dass die eigentliche Handlung irgendwann nur noch nebenbei ablief und irgendwie auch jegliche Spannung verlor. Ich kann nur für mich selbst reden, und eine Spielzeit von ca. einem Jahr mit vielen Pausen zwischen den Sitzungen ist sicher eher ungewöhnlich, aber irgendwann habe ich einfach vergessen, worum es überhaupt geht und die Spannung kam nie mehr zurück. Man erledigt einfach Quests, das Spiel geht schon weiter, und ab dem Eisigen Horn war irgendwie alles recht klar und geradlinig. Ich denke auch, dass der Aufenthalt in Schildfurten zu lang ist und man nach diesem eher offenen Spielprinzip auch etwas verwirrt ist, wenn es dann plötzlich in den Süden geht und damit zurück zur Linearität. Erscheint mir ein wenig wie ein eher ungewollter Bruch. Schade, denn Patras hatte genug Potenzial (vllt für ein späteres Spiel?).
Ansonsten kann ich gar nicht so viel meckern - ach halt, das Kampfsystem war typisch 2k3 (aber dafür kannst du ja nichts) und irgendwie gab es insgesamt auch zu wenig Musikstücke im Spiel. Die Musik war soweit stimmig, nur für Schildfurten wäre ein etwas eingängigeres Thema schön gewesen - ich persönlich empfand es nach einiger Zeit dann doch eher als anstrengendes Gedudel. Aber hey, meckern auf hohem Niveau, denn das Spiel bietet ansonsten natürlich sehr, sehr viel gutes, allen voran natürlich das immer wieder abwechslungsreiche Gameplay. Minispiele, wohin das Auge blickt (auch wenn ich mir zukünftig etwas weniger Enter-Orgien wünschen würde), sowie Features wie Schlösser knacken und Fallen entschärfen... Moment, dabei bemerke ich, dass es zuletzt gar keine Fallen mehr gab und insgesamt im ganzen Spiel so gefühlt... 10? Auf jeden Fall viel zu wenig, was ich sehr schade finde, weil es irgendwie etwas wirkt, als wären Gisulfs Schurkenskills im Verlauf des Spiels etwas aus den Augen geraten; selbst für Augenmerk gibt es meines Erachtens nach für den fleißigen Spieler dann doch zu wenig (sinnvolles) zu entdecken. Aber gut, am Ende reicht es um die Mischung aus Rätseln, Kämpfen und Erkunden noch weiter zu bereichern. Besonders positiv möchte ich an der Stelle nochmal den 3D-Dungeon hervorheben. Grafisch wirkte alles wie aus einem Guss, hier und da waren zwar mal ein paar Edits zu erkennen, aber insgesamt steht die selbsterbrachte Leistung im Vordergrund, und was hier aus M&B rausgeholt wird ist einfach traumhaft. Bereits damals bei UiD mochte der Grafikstil zu überzeugen und was sich da im Laufe der Jahre getan hat, ist einfach phänomenal.
Tl;dr: Spiel ist insgesamt sehr überzeugend, manchmal jedoch etwas zu abschweifend, und irgendwie werde ich auch das Gefühl nicht los, als hätte mich die Allreise als große Inszenierung insgesamt besser unterhalten (oder befriedigender) als ein Wolfenhain, was schon irgendwie schade ist. Ansonsten gilt aber nach wie vor: real Troll -> andere Makerentwickler die nicht Kai oder Ankluas heißen. Ich freue mich schon auf weitere Projekte von dir.