2010 war ein gutes Musikjahr und ich habe an keinem von mir erstandenen Album etwas auszusetzen, auch wenn ich noch nicht alle so "richtig" durchgehört habe.
Vollkommen meine nicht gerade niedrig angelegten Erwartungen übertroffen hat das großartige X Tape vom X-Men Klan & Roey Marquis . Auch die Mitglieder der Untergrund-Kombo, die mich bisher nicht sonderlich interessiert haben, liefern hier eine super Leistung ab und formen die Platte mit einer Mischung aus melancholischer Nachdenklichkeit bis hin zu hartem Battlerap zum vielseitigsten Release dieses Jahres.
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JAW entwickelt mit seinem Soloalbum Täter-Opfer-Ausgleich konsequent das weiter, was 2006 mit dem manisch-depressiven und stellenweise recht konfusen "Schock fürs Leben" begann. Statt jedoch erneut nur sarkastisch-pessimistisch seine ausweglose, psychische Situation zu beschreiben, wird JAW dieses Mal selbst zum vergeltenden Täter, was unter anderem in den unfassbar dichten, Gänsehaut hervorrufenden "TOA"-Tracks gipfelt.
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Was erwartet man von einem neuen Kollegah -Release? Sicherlich haufenweise geniale bis absurde Punchlines, die man oft erst beim mehrmaligen Hinhören zu begreifen in der Lage ist, Geschichten über Waffen-, Drogen- und Frauenhandel und national konkurrenzlos stimmige Doubletime-Passagen. Wenn dann allerdings mit dem ursprünglich lediglich als Fan-Dreingabe veröffentlichten Hoodtape Vol. 1 (X-Mas Edition) ein Mixtape erscheint, welches aus vielen kurzen Tracks, meist ohne Hook, besteht, die dank diverser (von Toni selbst) gesprochener Überleitungen durch einen mehr oder minder nachvollziehbaren roten Faden miteinander verknüpft sind, ist neben dem Zuhälterrap eine neue Richtung geboren: der Hörspielrap.
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Zuerst war ich mir auf Grund des gewöhnungsbedürftigen Vasee nicht ganz sicher, ob ich mit dem Kollabo-Album mit Tua namens Evigila wirklich warm werden würde, aber nach einigen Durchgängen kristallisieren sich diverse Lieblingstracks heraus, die ein für Deutschrap ungewöhnlich hohes Hit-Potential besitzen. Obgleich manch einem Track etwas weniger künstlerisch-experimenteller Anspruch gut getan hätte, überwiegt der positive Gesamteindruck und auch die Gesangspassagen fügen sich größtenteils stimmig in das Bild ein.
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Relativ unspektakulär, dafür aber umso bodenständiger kommt das von mir lang erwartete Segen und Fluch der Inflabluntahz daher. Reicht es zwar qualitativ nicht an seinen genialen Vorgänger "Director's Cut" heran, so bleibt doch eine Ansammlung von grundsoliden, oft nachdenklichen und vor allem ehrlichen Tracks, denen man ihre Leidenschaft anhört. Die zweite CD mit einer Sammlung bereits bekannter Freetracks in erstmals vernünftiger Qualität rundet das liebevolle Paket ab.
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Außer Konkurrenz aber nicht minder erwähnenswert sind einige kostenlose Download-Alben bzw. -EPs, für die ich ohne weiteres auch Geld ausgegeben hätte bzw. es noch immer tun würde, um eine CD im Regal zu besitzen.
Für mich ist Animus eine der Neuentdeckungen des Jahres. Und das ist nicht so zu verstehen, dass ich ihn vorher noch nicht kannte, nein, ich habe diesen mir vorher eher als typischen, vielleicht raptechnisch leicht überdurchschnittlichen Straßenrapper bekannten Muskelberg tatsächlich dieses Jahr "neu" entdeckt. Manchmal lässt man sich eben von der Optik vorschnell zu einem Urteil verleiten und gerade bei einem Koloss wie Animus ist der Weg zu "Kollegah-Imitator mit Gangster-Texten" nicht sonderlich weit. Stattdessen hat der Heidelberger bereits im Vorfeld seiner Veröffentlichung durch diverse Videosingles mein Interesse geweckt und das Resultat in Form eines komplett kostenlosen Mixtapes hat mich vollends von seinen Fähigkeiten überzeugt, die insbesondere lyrisch in eine völlig andere, nachdenkliche und sozialkritische Richtung gehen als Kollegah. Meine persönliche Überraschung des Jahres und eine uneingeschränkte
Download -Empfehlung!
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Schon seltsam: Da hört man jahrelang überhaupt nichts von dem ehemaligen RBA-Rapper, außer der beiläufigen Aussage des Rattos Locos-Chefs, dass BOZ Mitglied des Hamburger Labels sei. Und urplötzlich kommt eine Videosingle raus, deren Beat mich vollkommen umhaut, nur um ein paar Tage später die wirklich gute "Farben EP" mit einem ungewohnt melancholischen und erwachsenen Straßensound folgen zu lassen. Ein
Download ist auch hier bei Gefallen des Videos, trotz Newsletteranmeldung, Pflicht!
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Und noch ein ehemaliger RBA-Künstler kommt mit einer zugegeben etwas merkwürdig klingenden Freetrack-Sammlung daher. Migo überzeugt insbesondere durch seine charakteristische Stimme, die ein wenig an Samy Deluxe in weniger nervig erinnert, und die tiefsinnigen Tracks. Zwischendurch aufgelockert wird die depressive Stimmung durch den ein oder anderen gelungenen Party-Track, der erneut die Zwiespältigkeit des jungen Herrn verdeutlicht. Sehr gutes Werk und den
Platz auf der Festplatte allemal wert!
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Schande auf mich, dass ich diesem Album bisher nicht die verdiente Aufmerksamkeit habe zukommen lassen! Denn was Prezident hier mal wieder, wie bereits all seine vorherigen Veröffentlichungen kostenlos, abliefert, sucht textlich im Deutschrap seinesgleichen. Man kann wirklich nur hoffen, dass dieser Künstler der Szene noch lange Jahre erhalten bleibt, denn die Gefahr, dass steigender Erfolg seine Werke qualitativ mindert, besteht wohl eher nicht.
Runterladen!
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Wenn das Untergrund-Label "58 Muzik" ein neues Mitglied bekannt gibt, macht man sich im ersten Moment Sorgen, ob sich dieses passend in den X-Men-Kader einfügen kann. Von Cr7z habe ich (und da stehe ich nicht alleine da) vorher noch überhaupt nichts gehört und dann haut mich der erste Track, den ich auf Youtube zu sehen bekomme, direkt um und zerstreut sämtliche Zweifel. Bereits nach dem
kostenlosen Kennenlern-Paket freue ich mich auf künftige Veröffentlichungen und vor allem Kollaborationen mit Absztrakkt.
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