Als ich den Inhalt der Folge mitbekommen hab war ich echt froh, dass ich irgendwann in Staffel 3 ausgestiegen bin und sonst nur beim Durchzappen am TV noch ein paar der späteren Episoden gesehen habe. Ich fand damals schon, dass das alles irgendwie zu nix führt, mir waren die Charaktere bis auf wenige Ausnahmen extrem unsympathisch, ein paar der Protagonisten habe ich regelrecht gehasst, wobei ihnen ständig so viel Screentime eingeräumt wurde, und mir fehlte eine klare Handlungsstruktur, irgendein Mysterium oder Ziel, irgendeine Richtung, in die es geht, sodass Anfang, Mitte und Ende abzusehen sind. Stattdessen nur töten oder getötet werden. Zombies bringen Menschen um oder Menschen bringen Menschen um, weil Menschen = inhärent schlecht >_> Die Produzenten sagten ja schon, dass sie vorhaben, das noch diverse Staffeln fortsetzen zu wollen, vielleicht ewig bis es keiner mehr guckt.

Ehrlich gesagt ist mir das zu wenig. Selbst im Zombie-Horror-Subgenre geht da imho mehr. Habe in einer anderen Diskussion das Beispiel gebracht, dass die Gruppe ja Brotkrumen folgen könnte, mit immer mehr Hinweisen auf ein tatsächliches Heilmittel, und dass sie auf dem Weg eine riesige Verschwörung aufdecken, in die manche der Charaktere auf irgendeine Art verwickelt sind. Will damit nicht sagen, dass sie notwendigerweise besagte Heilung auch bekommen sollten - ich brauche bei sowas kein super Happy End - aber stattdessen eben einige faszinierende Antworten zum Zustand und der Geschichte der Welt. Oder wie wäre es mit neuen, gefährlicheren Arten von Beißern, die aus Experimenten hervorgegangen sind?

Es ist absolut gerechtfertigt, dass das nackte Überleben der zentrale thematische Dreh- und Angelpunkt der Serie ist, aber das alleine hält mich höchstens ein oder zwei Staffeln bei Laune, dann möchte ich Entwicklungen sehen, die sich nicht bloß mit mäßigem (und zynischem) Charakter-Drama und Tod beschäftigen, sonst setzt Langeweile ein. Ich erwarte mir von einer gut geschriebenen Show überraschende Wendungen, neue Perspektiven, Konzepte und Ideen. The Walking Dead bot mir das nicht, und von dem, was ich von den späteren Staffeln gehört und auch selbst gesehen habe, wird das leider wohl auch langfristig so bleiben. Sorgt irgendwie dafür, dass ich glaube, Zombies funktionieren als Film besser als in einer Serie. Leute wie unter anderem George A. Romero haben jedenfalls tausendmal interessantere und spannendere Geschichten in konziser Form rund um das Konzept geschaffen, als es den Leuten von The Walking Dead jemals möglich war.

Erwähnte ich schon, dass ich übertriebene Gore-Effekte absolut nicht ausstehen kann? Sowas bei den Zombies zu machen ist okay, die sind im Prinzip schon tot, aber bei den Hauptfiguren finde ich das nicht nur mies und fies, sondern irgendwie auch manipulativ, da es durch Heftigkeit und Ekel über den minimalistischen Story-Inhalt hinwegtäuscht und die ganz billige Art ist, einen neuen Bösewicht aufzubauen. Habe kein Problem mit Blut und ab und zu ein paar schnell abgehackten Gliedmaßen. Aber das grafisch sichtbare Zertrümmern von menschlichen Schädeln mit herausquillenden Augen etc. geht mir dann doch irgendwann zu weit, vor allem wenn das noch gehörig ausgekostet wird und den Ton für eine ganze Folge vorgibt. Torture Porn ist nicht, was ich suche, und auch nicht das, was die Serie die meiste Zeit über war. Wenn das nun den Stil für den weiteren Verlauf vorgeben soll, finde ich das sehr bedauerlich. Oben schrieb ich, dass mir kaum jemand von der Gruppe in den ersten paar Staffeln gefallen hat. Well, eine dieser seltenen Figuren auf die das doch zutraf ist nun in der Premiere der siebten Staffel gestorben. Wenn es jemanden trifft, dann natürlich nie die, die ich von Anfang an nervig und störend fand. Hätte ich damals weitergeschaut, hätte ich spätestens jetzt mit der Serie aufgehört.

The Walking Dead hat eine nihilistische Ausrichtung, und ist quasi eine permanente Darstellung von Qual, Elend und Leid. Manche scheinen es genau deshalb zu mögen, und vielleicht bin ich nicht sadomasochistisch genug veranlagt, aber das empfinde ich nicht als gute Unterhaltung. Vernünftiges Drama braucht Höhen und Tiefen, und keine sich ständig verschlimmernde Abwärtsspirale der Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Schreibe das nicht, um jemandem die Serie madig zu reden. Wenn ihr es toll findet, klasse, erfreut euch dran. Frage mich allerdings, wie lange das so weitergehen kann, bevor zu viele Zuschauer weggerannt sind. Denke, wenn die bei Staffel 15 ankommen und es immer noch das alte Spiel ist, werden sich mehr als ein paar der verbliebenen Fans denken, dass sich das nicht wirklich gelohnt hat.