Godfrey war mit stapfenden Schritten durch das Dorf gelaufen, hatte hie und da forschend in Gesichter geblickt, doch im Gegensatz zum roten Haar der Hexenweiber, war ein junger und neu verfluchter Werwolf noch so menschlich, dass es keinen Sinn hatte, nach Äußerlichkeiten zu gehen. Auch das aggressive Temperament würde erst nach vielen Monden und unzähligen Opfern zum festen Bestandteil des Lebens werden, es war also, als würde man versuchen, bei einem jüdischen Händler einen Rabatt erfeilschen zu wollen - schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit und dies minderte seine Laune noch weiter.

Der Hut schützte ihn vor der Hitze der tiefstehenden, fast schon abendlichen Sonne und er spürte, wie ihre Zeit wie Sand zwischen den Fingern zerrann. Die Nervösität und auch die Furcht stand vielen ins Gesicht geschrieben, Godfrey ging es kaum anders...
Er hatte viele Schlachten gefochten, viele Duelle bestritten und soviele Jagden geführt - doch so mysteriösen, zahlreichen und starken Gegnern war er noch nie gegenübergestanden.
Und während er sein Kreuz so inständig umfasste, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten, betete er, dass Ralf unschuldig sei, weil er auf einen Krieger seines Kablibers nicht verzichten konnte.
Und doch... damals hatte er sich schon einmal geirrt.

Er presste die Lippen aufeinander und sah den Schatten eines Baumes, der sich als wunderschöne Silhouette gegen den tiefroten und dunkelblauen Himmel abhob, darunter sah er die Bäckerin sitzen und er konnte es auch in ihrem Gesicht sehen, dass sie sich den Kopf zermarterte.
Unbewusst und gleichzeitig entschlossen stapfte er auf sie zu, bis sein massiger Schatten auf sie fiel und er taxierte sie mit seinem letzten Auge.
"Etwas quält dich, Deutsche. Ich sehe es an deinem Blick.", sagte er mit samtweicher Stimme, die ihm schon manches Mal aus Schwierigkeiten gerettet hatte und manches Mal auch einen reuigen Sünder zum Einlenken bewogen hatte. In erster Linie aber sprach er so, weil er in ihrem Beisein von alleine ein Stückweit sanftmütiger wurde.
Wie damals auch.