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Engel
Wie üblich verließ Andreas die Kirche gugelaunt. Er liebte die Messe. Nicht, weil er besonders fromm gewesen wäre, sein Glaube war eigentlich eher schwach ausgeprägt. Aber sie wurde in Latein abgehalten. Welch eine wunderbare Sprache. Diese klare Grammatik, und wie ein einzelner Buchstabe die gesamte Bedeutung eines Satzes verändern konnte... Die alten Römer mussten sich beim Sprechen eigentlich in einem Zustand ständiger Glückseligkeit befunden haben.
Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich etwas, als ihm wieder einfiel, wie wenige seiner Mitmenschen diese alte Sprache überhaupt verstanden. Auch wenn sie mehr oder weniger fromm in den Gottesdienst kamen, so verstanden sie doch meist kein Wort von dem, was der Pfarrer ihnen erzählte. Von daher zeigt auch keiner von ihnen Interesse an lateinischer Lyrik, so dass er es inzwischen aufgegeben hatte, den Düsterwaldern Gedichte in lateinischer Sprache vortragen zu wollen. Somit blieben seine Versuche, die Menschen dieses Dorfes in die wunderbare Welt der Dichtung einzuführen, leider auf die deutsche Sprache beschränkt.
Als er sich gerade auf den Weg zurück nach Hause machen wollte, fiel ihm auf, dass ungewöhnlich viele Menschen in Richtung des Schulhauses strömten. Fand heute irgendein besonderes Ereignis statt? Er konnte sich nicht daran erinnern, allerdings widmete er den Geschehnissen in seiner Zwangsheimat auch nicht allzuviel Aufmerksamkeit. Neugierig folgte er der Menge.
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